Optimismus ist Pflicht – das dürfte wohl angesichts der sich aufbauenden Zeitenwende für die erodierenden Demokratien hin zu autokratischen bis rechtsextremistischen Systemen mit unerträglichen Figuren an der Macht eine normierte Verhaltensweise werden, welche dabei hilft, skeptisch auf die Weiterentwicklung der Gesellschaften und sachlich auf den Verlust von demokratischen Freiheiten, von Autonomie und individueller Selbstbestimmung zu reagieren.
Es gilt – in schwierigeren Zeiten der sich ausbreitenden Kriege, der Wohlstandseinschränkungen, der Völkerwanderungen auf den Kontinenten und der Verluste staatlicher Ordnungskraft mit der Folge von Missachtung der Gewaltenteilung – eine Zuversicht zu behalten, und die Fähigkeit zu entwickeln, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und die angemessene Wahl des Handelns treffen zu können. Das reicht in der Bandbreite von aus dem Weg gehen zu können bis zum gemeinsamen Widerstand und notwendiger Zivilcourage.
Zuversicht und positives Potenzial zu nutzen, das muss jeder trainieren wie einen Muskel. Ansonsten wird sich die Frage für jeden stellen, wann kippt die Stimmung und die Bereitschaft der Mitmenschen, die Freiheit zu verteidigen, um die Feinde der offenen Gesellschaft abzuwehren? Woran ist das erkennbar? Ist die Bereitschaft nicht schon jetzt nicht mehr vorhanden, weil die meisten sich schon für den Weg der privaten und individuellen Lösungen entschieden haben?
In jeder Epoche gab es Notwendigkeiten, Zuversicht zu entwickeln, auch und gerade weil die Realität zu düster wurde. In den Kriegen und in Zeiten von Hungersnöten oder Pandemien, dem Überleben in zerstörten Umwelten nutzen weder Apps noch Ratgeber etwas, um Zuversicht zu empfinden – da hatte und hat „Gottvertrauen“ wieder Konjunktur, sozusagen als Reserve und Ersatz der Zuversicht und des Optimismus.
Willenskraft ist ebenfalls Pflicht – denn Zuversicht und Optimismus sind vielleicht doch etwas anderes als „et is noch emmer jot jejange“. Es ist auch nicht das Gefühl, was die Menschen erlebt haben in den westlichen Industrienationen und der jahrzehntelangen Gewöhnung an Frieden, Wohlstand und individueller Freiheit. Es verlangt eine Haltung, die bei den zu erwartenden Schwierigkeiten Willenskraft bedeutet.
Aus Optimismus und Willenskraft könnte die notwendige Anpassungsfähigkeit sich entwickeln, um mit den vielen und schnellen Veränderungen umgehen zu können. Wer sich am besten kennt, kann in Bewegung bleiben, ohne unterzugehen. Wer hadert und unbeweglich bleibt, wird nicht überleben. Das Ja- und Nein-Sagen bedarf rechtzeitiger Entscheidungen auf der Grundlage von Moral, Ethik, Menschenfreundlichkeit und Solidarität. Die Kraft, diese Entscheidungen treffen zu können, und woher sie kommen kann, bleibt offen, solange erlangte Macht, gestützt durch Gewalt, mit allen Mitteln abgewehrt werden kann.
Denken und Gesinnung formen Metaphern, die wie ein verklebtes Netzwerk in Sprache eingewoben bleibt. Sie prägen ein Verständnis von Realität, welches verharrt, auch wenn Belege für destruktive und menschenfeindliche Weltbilder vorliegen. Die so entstandenen Deutungsmuster härten wie Beton aus und verhindern Veränderungen, auch wenn Erkenntnisse gute Argumente für die Notwendigkeit der Veränderungen liefern.
„Die Macht, die etablierte Metaphern für das Denken und die Weltsicht haben, wird gerne in der Politik für Betrug und Manipulation missbraucht, um die Ziele politischer und wirtschaftlicher Agenden durchzusetzen.“
Im gleichen Umfeld (als Beispiel sei Frankreich genannt, dessen Regierung neoliberal-kapitalistisch ausgerichtet aber aktuell von der rechtsextrem-faschistischen Partei Le Pens zusammen mit den linksgerichteten Oppositionsparteien aus Grünen, der Sozialisten, der Linken und Kommunisten per Misstrauensvotum zum Rücktritt gezwungen wurde), haben oft alle daran Beteiligten unterschiedliche Metaphern für ihre Ziele im Kopf und handeln dennoch gemeinsam. Der Sturz der französischen Regierung ist ein Zwischenschritt, gefolgt von weiteren Schritten, die jeder der Parteien zu anderen und völlig gegensätzlichen Lösungen treiben wird, um die eigene Agenda durchzusetzen!
Beispiele für Metaphern:
- A: Je nachdem, welche Metapher das Bild bestimmt, entweder „Debatten und argumentative Diskurse sind KRIEG“ oder „Argumentieren ist ein TANZ“, sind die Vorgehensweisen völlig anders strukturiert: „KRIEG“ ist auf gewinnen aus, egal mit welchen Mitteln! TANZ ist notwendiger Weise auf die Gemeinsamkeit und Abstimmung der Beteiligten aus, da ansonsten kein TANZ entstehen kann.
- B: Zum Verständnis der Corona-Pandemie und wie damit umgegangen werden sollte, waren wiederum die Metaphern, die das Denken und Handeln bestimmten, wie folgt:
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- Man befinde sich im „KRIEG gegen einen unbekannten Feind“ und „Ärzte und Pfleger:innen befänden sich an vorderster „FRONT“. Daraus folgt oft nur zu gerne seitens der Verantwortlichen, auch das „KRIEGSRECHT“ auszurufen mit der Einschränkung der Grundrechte!
- Die Pandemie als „FLÄCHENBRAND“ zu verstehen, ist eine andere Metapher, die auch andere Handlungen als Lösungsansätze mitdenken ließ. Die Betonung liegt auf die damit ausgedrückte Dringlichkeit des Handelns und für die Eindämmung der Gefährdung der Bevölkerung appellierte an die Vernunft der Menschen, ohne die Grundrechte auszusetzen.
- Dass der wahrnehmbare Egoismus vieler nicht durch Vernunft und Selbstkontrolle zurückgestellt werden konnte, verlangte eine Entscheidung, die aus dem Erkenntnisstand zur Eindämmung des „FLÄCHENBRANDES“ dann eine Verordnung notwendig machte, die zum Schutz der Menschen gedacht war, nicht um sie zu gängeln!
- Die Metapher, dass „Freiheitsrechte“ und „freies Meinungsrecht“ gefährdet seien und die „Willkürherrschaft“ der Regierung zeige, war das Instrument der rechtsextremistischen AfD für ihre eigene Agenda des Machtzuwachses durch die Destabilisierung der Demokratie. Gleiche Strategie wendete Donald Trump bei seinen Präsidentschaftswahlkämpfen an mit der Metapher „MAGA – Make America great again“.
Metaphern können töten, sind destruktiv und letztlich ausschlaggebend für die Entscheidungen, welche Lösungswege zur Bewältigung von Krisen eingeschlagen werden.