Mondsichel in der „Blauen Stunde“ – zunehmender Mond nach dem Neumond.
„Wie erhebend in Zeiten wie der unseren der Gedanke, dass die menschliche Torheit, die so namenloses Elend über die Menschheit bringt, nichts dagegen vermag, dass die Sonne immer wieder aufgeht, das Land immer wieder grünt, blüht und Frucht bringt, der Mond und die Sterne immer wieder ihren Glanz behalten.“ – Albert Schweitzer
Aus egoistischen Gründen und Profiterwartungen schauen sie regungslos Trumps der Zerstörung der Gewaltenteilung und damit dem Abbau der Grundpfeilern der Demokratie in den USA zu!
Der Angriff der Anti-Demokraten auf die Menschen- und Bürgerrechte! (Quelle: Grundrechte – bpb)
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – ein soziologischer Begriff, der das Denken und Verhalten von Menschen beschreibt, die vorurteilshaft und vorschnell Mitmenschen in Schubladen stecken und oft genug Bereitschaft zur Gewalt – körperlicher und/oder sprachlicher Gewalt – zeigen, um Mitmenschen auszuschließen, einzuschüchtern, zu vertreiben und vernichten zu wollen.
Fundamentalistisch-extremistische Weltsicht (egal ob ideologisch, politisch oder religiös begründet) ist besonders unflexibel und ersetzt nicht zum Weltbild passende Realität durch Lügen und faktenlose Behauptungen! Wirklichkeit wird passend gemacht. Propaganda und rigide eingebläute Sicht auf die Welt bestimmen das Denken und Handeln. Die Ziele Ausschluss, Vertreibung und Vernichtung sind die gleichen, wie sie vielfach in geschichtlichen Zeitabschnitten immer wieder aufgetreten sind. Vor rund 90 Jahren führten sie im Hitler-Terrorsystem zum Holocaust gegen die jüdischen Mitbürger, gegen jede Oppositionshaltung und gegen vernunftbezogenes Denken, indem Unmenschlichkeit besonders organisiert und skrupellos umgesetzt wurde!
(Die Mittel sind bekannt: De-Legitimieren, Re-Signifizieren, Bullshitten, Framen; jedoch fehlt die Fähigkeit, sie erkennen und einordnen zu können.)
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist Bestandteil vieler Varianten und Formen von Machtausübung. Durch alle Modelle und politischen Verortungen von „Links bis Rechts“ zieht sich ein roter Faden vergleichbaren Verhaltens: es fehlen im jeweiligen Machtsystem die Merkmale von Toleranz, Empathie und demokratisch verantwortlichem Freiheitsverständnis. (Freiheit ist ohne die Freiheit des anderen mitzudenken, nicht realisierbar!)
Widerstand gegen diese Entwicklung scheint selten zur richtigen Zeit – vor allem bevor die extremistischen Modelle sich installieren konnten – erfolgt zu sein, auch weil Zivilcourage gefordert ist. Beim einzelnen Menschen, bei öffentlichen Positionsinhabern und auch in den Institutionen der Kommunen und Parlamenten ist Gleichschaltung und fehlender Mut zur Zivilcourage (Widerspruch, Kritik, vernunftbezogene Aufklärung) feststellbar. Denn vor allem in Krisenzeiten zeigt sich in dem Vorhandensein von Zivilcourage, welche zur Abwehr der Menschfeindlichkeit unbedingt notwendig ist, ob der Aspekt des sozialen Gedankens noch vorhanden ist, oder die Waage sich zum egomanisch-egoistischen Denken und Handeln schon geneigt hat.
In dieser Phase der „Zeitenwende“ herrschen Unsicherheit, Ängste und Unentschlossenheit. Zudem wartet die Mehrheit der Bevölkerung ab nach dem Motto: Was tun, immer das, was opportun! Was überwiegt bei der Mehrheit? Vernunft, Verantwortung, Anstand, Mitmenschlichkeit und die Verteidigung der Demokratie, in der Freiheit, Gleichheit und Solidarität möglich ist. Oder wird der Zeitgeist ein weiteres Mal in der Geschichte die Menschen dazu bringen, sich stärker sich in Richtung Skrupellosigkeit, Egoismus, Menschenfeindlichkeit, Gewalt und Hass zu bewegen.
Die Gefahr, dass die Menschenfeindlichkeit an Akzeptanz gewinnt, kann weltweit nachvollzogen werden an machtgierigen Egomanen á la Trump, Putin, Erdogan und Konsorten. Dass dies nicht nur auf der Ebene der Regierungsmacht in den Nationen stattfindet, sondern auch auf der kommunalen Ebene in Stadtteilen, davon berichtet der TAZ-Beitrag.
Die Etablierung der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit ist exemplarisch in folgendem Bericht nachvollziehbar und hier downloadbar!
Da wo es friedlich ist und Futter gibt, da lass´ dich nieder! – Ente gut, alles gut! – Wilhelm Busch
Soziale Medien-Nutzer sind oft Menschen, die soweit verunsichert sind, dass sie Fakten bezweifeln, aber Fake-News glauben. – JWB
Die „Press-Ente“ oder die „Präs-Ente“?
Eine alte dicke Ente
Eine alte, dicke Ente
Geht nicht gerne schnell.
Ja, sie möchte – wenn sie könnte!
Doch sie ist zu korpulente.
Die alte, dicke Ente
kommt nicht schnell von der Stell.
Friedrich Hofmann
Wenn mir ein Gedanke nur undeutlich entsteht und als ein schwaches Bild vorschwebt; so ergreift mich unsägliche Begierde, ihn zu fassen; ich lasse alles stehen und liegen und verfolge ihn, wie der Jäger das Wild durch alle Krümmungen, stelle ihm von allen Seiten nach und verrenne ihm den Weg, bis ich ihn fasse, deutlich mache und als erlegt zu Papiere bringe. Bisweilen entrinnt er mir doch: dann muss ich warten, bis ein andrer Zufall ihn einmal wieder aufjagt: grade die, welche ich erst nach mehreren vergeblichen Jagden fing, sind gewöhnlich die besten.
Aber wenn ich bei so einer Verfolgung unterbrochen werde, besonders durch ein Tiergeschrei, das zwischen meine Gedanken hereinfährt wie das Henkerschwert zwischen Kopf und Rumpf — da empfinde ich eines der Leiden, die wir verwirkt haben, als wir mit Hunden, Eseln, Enten in eine Welt hinabstiegen. (Arthur Schopenhauer – Philosoph)
Politik ist ein Alim-Enten System!
27. April 2025
von JvHS Kommentare deaktiviert für Wie Antidemokraten vorgehen und die Demokratie schwächen – von Trump, über Putin und Erdogan bis zur AfD!
Um die Verortung der Teilnehmer im öffentlichen Diskurs und ihre Strategie erkennen zu können, bedarf es einer Kategorisierung. Ansonsten bleibt der Leser oder Teilnehmer im Chaos der Titter/X, Facebook und Messenger-Fluten ratlos stecken! Die Gefahr, als „Rettungsanker“ den manipulativen Narrativen der fundamentalistischen Antidemokraten und Egomanen á la Trump zu verfallen oder wie die Lemminge sich der Frust- und Hasswelle anzuschließen und in einer solchen „Blase“ stecken zu bleiben, wird real immer größer! Ansonsten ist die wachsende Zustimmung zur rechtsextremistisch-antidemokratischen AfD nicht vernunftorientiert zu erklären!
In der aktuellen Ausgabe des „Philosophie Magazin“ widmen sich Autoren in einem Dossier dem Thema: Wahrheit und Lüge. Ein Schwerpunkt in diesem Dossier kategorisiert Diskursstrategien und beschreibt Mittel, die in den sozialen Medien wie in öffentlichen Diskussionen genutzt werden, indem Politik und Meinungsmacher ihre Sicht auf die Geschehnisse in der Welt durchzusetzen versuchen, und um sie bei den Menschen zu platzieren.
De-Legitimieren
Der politische Wettbewerber im Wahlkampf, die Regierungschefs der Nationen, die als Kriegsgegner sich gegenüber stehen oder Wissenschaftler, die in einer Krise wie der Corona-Pandemie um die Handlungs- und Definitionshoheit ringen, greifen zu einer radikalen Strategie wie der De-Legitimierung des Gegenübers.
Als Mittel dienen Shitstorms, Ausladungen, Zensur, Gerichtsverfahren und Verhaftungen, damit die Teilnahme des Gegenübers ausgeschlossen werden kann.
Der Shitstorm wird als Mittel auf jeder Stufe – von Schul- und Sportfreunden bis zu Wahlgegnern oder Arbeitskollegen und zwischen Kriegsparteien – genutzt. Politiker greifen zu Anklagen und Gerichtsverfahren, um den Kritiker oder Verleugner bestimmte Vorgehensweisen zu untersagen. In Autokratien und Diktaturen werden zu härteren Mitteln gegriffen: die reichen von Zensur der Meinungsfreiheit bis zu Verhaftungen (Erdogan hat Imamoglu als Wahlkonkurrent ins Gefängnis werfen lassen; Putin arbeitet mit Verhaftungen und Lageraufenthalt, um die politischen Gegner auszuschalten; Trump mit Dekreten, die den Behörden-Mitarbeitern Begriffe wie „Golf von Mexiko“ oder „Klimakrise“ zu nutzen untersagt)! Literatur der Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe vertieft das Wissen, was unter De-Legitimieren zu verstehen ist.
Re-Signifizieren
Mit der „Technik der Um-Definition“ werden Geschichte verzerrt und Bedeutungen umgeschrieben. Alice Weidel (AfD) behauptet, dass Hitler ein „Kommunist“ gewesen sei. Putin benutzt in Umkehrung des Begriffs „Nazis“, dass die Ukrainer „Nazis“ seien, gegen den sich Russland verteidigen müsse. Beide Beispiele nutzen die Umdeutung der Begriffe, um die eigenen Wurzeln zum Rechts-extremismus (AfD) zu verschleiern. Re-Signifizieren ist zur strategischen Spezialität der Rechtsextremisten und diktatorischer Systeme wie in Russland geworden. Volker Weiß beschreibt in seinem Buch „Das deutsche demokratische Reich“ die Wirkweise der Bedeutungsumschreibung.
Bullshitten
Der Philosoph Harry Frankfurt hat das Bullshit-Verhalten in seinem gleichnamigen Buch definiert als das Verbreiten von Aussagen, die wie Tatsachenbehauptungen auftreten. Dabei ist dem Anwender dieser Strategie völlig egal, wie die Dinge sich tatsächlich darstellen. Im Unterschied zum Lügen verbreiten, die dem Lügner Arbeit macht, weil er gezielt falsche Darstellungen nur darstellen kann, wenn er die Tatsachen kennt. Wer behauptet, dass ein teures Equipment – welches er verkaufen will – vom Vater stammen würde, obwohl es tatsächlich aus dem Bestand eines Unternehmens stammt, welches die Presse-Abteilung geschlossen hatte, kann schnell entlarvt werden, wenn er ein schlechtes Gedächtnis hat. (*) Dann kann viele Jahre später bei einer zufälligen Begegnung vom Lügner mit dem Käufer passieren, dass der Lügner sich an die Lüge nicht mehr erinnert, weil er beim Gespräch über seinen illegalen Verkauf sich dann nur noch an die eigentliche Herkunft erinnert und diese dann preisgibt!
Bullshit zu verbreiten wird als Kavaliersdelikt gesehen und ist auch deshalb salonfähig, weil der Fantasie beim „Bullshitten“ freien Lauf gelassen wird und als „intellektuelle Leistung“ honoriert und verziehen wird. Deswegen ist das „Bullshitten“ auch in Werbung, Politik und den (a-sozialen) Medien weit verbreitet. KI-Chatprodukte kreieren zudem immer perfideren „Bullshit“, unabhängig vom Wahrheitsgehalt, jedoch in Form von logischen und wahrheitsähnlichen Texte, die schwierig zu hinterfragen sind, um die darin steckenden Irrtümer und Lügen erkennen zu können. Der Meinungsmache gelingt so die Manipulation der Öffentlichkeit, auch weil das Selberdenken als Fähigkeit immer mehr verloren geht.
Framen
Hinter diesem Begriff (englisch für Rahmensetzung) steckt der Ansatz, dass Wortwahl, Ausdruck-Stil und die thematische Verbindung die enthaltene Botschaft als positive oder negative Auswirkung beeinflussen kann! Das bekannteste Beispiel ist die Frage zur Einschätzung, ob ein Glas „halb voll oder halb leer“ ist.
Die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling argumentiert, dass die Einschätzung der Sprachbotschaft durch den Sprachgebrauch des Elternhauses beeinflusst wird, insbesondere wie die die Bedeutung durch die Lebensumstände gesetzt werden. (Die Bedeutungszuordnung der Metapher „Die Polizei, dein Freund und Helfer“ trifft kaum auf Zustimmung, wenn Kinder miterleben, dass Familienmitglieder aufgrund bestimmter Verhaltensweisen – wie Gewaltanwendung in der Familie – von der Polizei abgeführt werden!)
Wehling sehe zentral für die Bedeutung des politisch-gesellschaftlichen Geschehens, dass die Sprachbilder und inhaltliche Zuordnung der Begriffe aus dem Sprachfeld der Familie stammen. Fazit daraus: Das „Sein der Familiensprache“ bestimmt „das politisch-gesellschaftliche Bewusstsein“!
Während die konservative Herrenzimmer-Weltsicht über die Sprache das patriarchalische und autoritäre Wertebild verbreitet, sind sozialliberale Wertebilder eher offen für die Schwerpunktlegung in der Familienfürsorge und an der Gemeinwohl- und Fürsorgeverpflichtung des Staates orientiert.
Das Ansehen und die Überzeugungskraft von Politiker und Führungskräfte wird zudem dadurch beeinflusst, wie rhetorisch geschickt sie die Metaphern ihres Weltbildes einzusetzen vermögen. Vertrauen aber gewinnen sie erst bei den Menschen, wenn sie nachprüfbare Fakten zur Darstellung ihrer Ziele einbeziehen. Denn der Unterschied, einen Sachverhalt plausibel und nachvollziehbar zu erzählen, grenzt sich von übertriebenem „Überschminken“ als inhaltlich einzige Substanz ab, wie den Unterschied zu erkennen zwischen Beweis und Propaganda!
Das exemplarische Beispiel für das „Überschminken“ seiner Ziele (seltene Erde vereinnahmen in der Ukraine und den Friedensnobelpreis zu fordern) und tatsächlicher substanzloser Propaganda sind Trumps Aussagen zur Friedensstiftung, „den Krieg zwischen Russland (als völkerrechtsbrechender Angriff) und der Ukraine in 24 Stunden zu beenden“!
Version vom 29.04.2025 – (*) Satzstellung korrigiert.
27. April 2025
von JvHS Kommentare deaktiviert für Der Schwarm – oder Ende eines Kurzurlaubs?
Den großen Schwarm – bedenke das – reizt nie das »Wie«, stets nur das »Was«. – Johann Philipp Schönfeld
Für den Romanschreiber ist der Begriff „Schwarm“ ein Buchtitel, für den Fotografen ein Motiv, für die Schwärmer ein Erlebnis und für den Betrachter ein Rätsel. – JWB