“Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ – Ernst Bloch
“Der Sinn von Politik ist Freiheit.” – Hannah Arendt – Was ist Politik?
“Diese neue Situation, in der die »Menschheit« faktisch die Rolle übernommen hat, die früher der Natur oder der Geschichte zugeschrieben wurde, würde in diesem Zusammenhang besagen, dass das Recht Rechte zu haben oder das Recht jeden Menschen, zur Menschheit zu gehören, von der Menschheit (auch den Abgeordneten) selbst garantiert werden müsste.” – Hannah Arendt – Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft
“Was uns bevorsteht, ist die Aussicht auf eine Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht. Was könnte verhängnisvoller sein?” Hannah Arendt -Vita activa oder vom tätigen Leben, S. 12
“Eine Welt, die Platz für die Öffentlichkeit haben soll, kann nicht nur für eine Generation errichtet oder nur für die Lebenden geplant sein; sie muss die Lebensspanne sterblicher Menschen übersteigen.” – Vita Activa oder vom tätigen Leben”
Hoffnung ist differenzierbar in „ich hoffe“ als Prinzip des Lebens/des Daseins (im Gegensatz zu „Planen“ ) mit der Gefahr, in Fatalismus abzugleiten, dass alles von einem „Anderen“ vorbestimmt und geleitet wird im Sinne „was erwartet mich“ mit dem Ergebnis, es stoisch zu ertragen. – Sowie „ich hoffe, dass“ im Sinne von „was erwarte ich“ und dazu brauche ich Erinnerung, geschichtliches Wissen, objektivierbare Erkenntnis und Analyse dessen, was geschehen ist.
Zitat 1:
„Wer im weiten Sinne hofft, der bangt um einen glücklichen Ausgang, und bei Aufhebung der Ungewissheit wäre dieses hoffende Bangen in Enttäuschung oder freudige Sicherheit übergegangen. Erfüllte H. im engeren Sinne unterscheidet sich davon insofern, als solches ›hoffen‹ dem Erhofften selbst ein Moment von Unbestimmtheit lässt und nicht lediglich der Frage seines Eintretens (analog zur Hegelschen Unterscheidung von Zweifelslehre und Skepsis). Der Sache nach scheint die Polarität des ersten Brennpunkts mit dem Unterschied zwischen der H. als Leidenschaft resp. Affekt (die durch die Vernunft geleitet werden muss; die Stoiker und Spinoza bilden die Hauptreferenzpunkte) und H. als Tugend resp. »Richtungsakt kognitiver Art« (Bloch) übereinzukommen: im ersten Falle ist der Gegenbegriff zu H. Furcht, im zweiten Fall Planung.“ Zitat aus: Hoffnung / Enzyklopädie Philosophie (2010)
Zitat 2:
„Grundlage der Kantischen Bestimmung von H. ist seine Drei- resp. Vierteilung des Feldes der Philosophie in Metaphysik, Moral, Religion und Anthropologie gemäß den drei resp. vier Fragen, in denen sich alles Interesse der Vernunft vereinigt:
- Was kann ich wissen?
- Was soll ich tun?
- Was darf ich hoffen? und
- Was ist der Mensch?
Entscheidend dabei ist, dass die dritte Frage »praktisch und theoretisch zugleich« ist; die Zusammenstimmung von theoretischer und praktischer Vernunft vollzieht sich weder in einem Wissen noch in einem Wollen, sondern in einem Hoffen.“ Zitat aus: Hoffnung / Enzyklopädie Philosophie (2010)
Zunächst sind die Möglichkeitsbedingungen zu analysieren und ggf. zu schaffen, um die Frage: „Wie wollen wir leben?“, beantworten zu können. Hilfreich dazu dürfte sein, das Konzept der Befähigung (Capability Approach) zur Mitgestaltung der Bedingungen voranzutreiben, wie sie von Amartya Sen und Martha Nussbaum entwickelt wurden, um globale Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen. Bezogen auf Deutschland sind folgende Arbeiten lesenswert: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit und Soziale Arbeit sowie Der capability approach als integrativer Theorierahmen
Obwohl die rheinische Form der Hoffnung gerne und oft zitiert wird: „Et es noch emmer jot jejange“, ist dieses Postulat das Gegenteil zum Befähigungskonzept und von gestaltender Vita activa. (Hannah Arendt)
Offen bleibt für die Debatte über Hoffnung als ein Konzept zur Lösung der aktuellen Probleme, ob wir Ernst Blochs Feststellung: das, was »allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat«, dereinst erreicht haben werden!
Philosophiegeschichtlich haben sich nachfolgende Philosophen mit dem Begriff Hoffnung auseinandergesetzt. In Kernsätzen soll dazu kurz eingegangen werden (Quelle: Philosophie Magazin 04/2021):
Aristoteles:
„Die Gegenwart ist Gegenstand der Wahrnehmung, die Zukunft Sache der Hoffnung, die Vergangenheit Gegenstand der Erinnerung.“
Apostel Paulus als Urchrist:
„Hoffnung meint das Vertrauen auf Gott, der die Toten lebendig macht.“
Baruch de Spinoza:
„Hoffnung (als irrationaler Affekt!) ist die unbeständige Freude, die aus der Idee eines zukünftigen oder vergangenen Dinges entspringt, über dessen Ausgang wir in gewisser Hinsicht zweifelhaft sind.“
Hannah Arendt:
„Es besteht Hoffnung, weil mit jedem neuen Menschen und mit jeder Handlung ein Neuanfang gemacht werden kann, der das Alte durchbricht.“
Albert Camus
„Das Leben hat keinen metaphysischen Sinn, wenn wir auch stets danach suchen. Aus dieser Absurdität gibt es zwei Fluchtwege: Suizid oder Hoffnung. Stattdessen sollten wir das Dasein wie Sisyphos heroisch ertragen.“
Ergänzung:
Ein verheerendes Verständnis von „Befähigungsansatz“ nach FDP-Provenienz gibt nachstehender Link zu einem Gespräch zwischen einem Intensiv-Pfleger und Wolfgang Kubicki wider, in dem nachvollziehbar wird, wie weit Politiker und Abgeordnete vom realen Leben der Menschen weg sind, aber durch die – von jenen gutsituierten Einkommensempfänger gemachten – Gesetze extrem beeinflusst wird. Es wird sichtbar, dass das System der parlamentarischen Demokratie kaum noch Interessensvertretung der Menschen, die von Lohneinkommen leben müssen, vornimmt und gewährleistet. Eine weitere direkte Einflussnahme parallel zum Parlament als Korrektiv und als Kontrolle der Umsetzung des Grundgesetzgeistes ist dringend notwendig,