
Wahrnehmung ist begrenzt und Menschen neigen zur Selbsttäuschung oder dazu, sich täuschen zu lassen.
Bisher sind den führenden Köpfen der Ampelkoalition noch keine Sternstunden gelungen, wenn die Bürger die Entscheidungen und Nichtentscheidungen im Krisenkonglomerat von Pandemie, kriegsbedingter Gasumlage und Inflation betrachten. Im Gegenteil. Besonders Herrn Lindner scheint es Schwierigkeiten zu bereiten über den Tellerrand seiner neoliberalen Wirklichkeitsbegrenzung zu schauen und einschätzen zu können, was das Leben der Menschen ausmacht, die von ihrem oft genug nur prekären Lohneinkommen ihre Existenz bestreiten müssen.
Ob es den Weihnachtsmann gibt – der für eine kurze Zeit am Jahresende in Himmelspforten zu leben scheint, wenn die Mengen der Kinderpost mit ihren Wünschen betrachtet werden, die am Jahresende dort auf dem Postamt eintreffen – das bleibt zumindest offen, auch wenn der Philosoph Markus Gabriel bejaht, dass es den Weihnachtsmann gibt. Zumindest als Gegenstand der menschlichen Vorstellung und ästhetischer Erfahrung.
Es scheint jedoch sicher zu sein, dass Lindner keine Vorstellung davon hat, welche Auswirkungen seine Blockade einer sozial gerechteren Besteuerung der Vermögenden hat. Das Festhalten an der Schuldengrenze wie auch an der Weigerung, Steuereinnahmen gerechter zu generieren, das ist wie das Festhalten am neoliberalen Weihnachtsmann, dessen Existenz maximal eine Wunschvorstellung der FDP sein kann. Die 16 Millionen Menschen in Deutschland, die an der Grenze der Belastbarkeit leben, die gibt es wirklich! Herr Lindner, diese ständig noch wachsende gesellschaftliche Gruppe gibt es in echt! Sie, Christian Lindner, ignorieren in Ihrer neoliberalen Welt diese verzweifelten Menschen und tun so, als seien diese ein nicht handlungsleitendes Faktum für ihre Entscheidungen.
Auch ein Finanzminister ist zur moralischen Erkenntnis fähig. So darf vorausgesetzt werden, dass die Minister der Ampelkoalition wissen, dass es verwerflich ist, wenn die Profitgier (Uniper!) der Vermögenden über die Verpflichtung zur echten Hilfestellung gestellt wird.
Kants kategorischer Imperativ modifizierte Hans Jonas so:
„Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden‘ ‚Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung nicht zerstörerisch sind für die künftige Möglichkeit solchen Lebens“.
Das Handeln der Politiker mit dem Weltbild des Neoliberalismus entspricht mit ihren Wirkungen der Zerstörung und Existenzbedrohung der künftigen Lebensmöglichkeiten von vielen Millionen Menschen in diesem Land.
Lindner und die neoliberalen Seilschaften in Politik und Wirtschaft praktizieren einen verwerflichen ökonomischen Relativismus, in dem sie den Schutz der Vermögenden über die Daseinsfürsorge-Verpflichtung des Staates stellen. Das aber ist menschenfeindliches Verhalten im Amt.
(*) Beantwortung der Frage, welche Gerade länger ist: beide sind gleich lang! Unsere Wahrnehmung täuscht uns.