Johannes von Heinsberg – Bilder und Texte

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Relative Realitäten – Direkte und indirekte Gefährdungen der menschlichen Existenz

 

Schönheit einer Kulturlandschaft, die Heimat sein könnte!

„Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat. ( Ernst Bloch – Prinzip Hoffnung)

Menschen brauchen Arbeit, bezahlte Arbeit. Die meisten der Menschen sichern damit ihre Existenz. Arbeit ist jedoch mehr. Und dieses Mehr umfasst mit der Arbeit den Sinn des menschlichen Lebens. Die Hoffnung der meisten Menschen liegt darin, dass die berufliche Arbeit auch die ist, mit der die Identifizierung und der Sinn des eigenen Lebens möglich ist. Denn wie Bloch formulierte, fände der schaffende Mensch darin eine Form seiner Lebensplanung und erwünschten Welt, in der die meisten Menschen noch niemals waren: eine Heimat.  

Jedoch wird den Menschen diese Lebensplanung von vielen Seiten fast unmöglich gemacht. Auch wenn ihm bewusst ist, dass die Mitgestaltung der Welt eine Existenz ohne Entfremdung und Ausbeutung nur in einer echten Demokratie stattfinden kann, wird gerade dies durch den Missbrauch von Macht (ob als politische oder ökonomische Macht) mehr als erschwert.

Wenn es keine der vielen Kriege (direkte Existenzgefährdung) durch Despoten und Diktatoren sind, dann sind es ökonomische Konzepte (Neoliberalismus, Finanzkapitalismus, Unternehmenspolitik als indirekte Gefährdung der Existenz) und Einflüsse, die den Menschen eine andere als die notwendige Realität überstülpen. Wer seine Erfüllung in der Erforschung chemischer Verbindungen sucht, findet sich oft genug in Chemie-Unternehmen wieder, deren Unternehmensziele durch die US-Amerikanische-Regelung, alles solange tun zu dürfen, bis Geschädigte den Nachweis erbringen, dass die Produkte und Herstellungsverfahren Menschen oder der Umwelt Schaden zufügen.

Das gegenläufige Konzept, einmal ein Grundbaustein europäischen Unternehmensverständnisses, nur das zu tun, wenn nachweislich (und dies durch das nachweispflichtige Unternehmen selber belegt)  keine Gefährdung von Mensch und Umwelt besteht.

Die ARD-Panorama-Sendung vom 29. September 2022 belegt jedoch eine andere Realität.  Unter dem Titel „Das Jahrhundertgift“ beschäftigt sich die Sendung mit der Herstellung von PFAS! Diese chemischen Produkte stehen für Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen und bezeichnen eine Gruppe chemischer Stoffe, die in hunderten Alltagsprodukten stecken. Die Eigenschaft dieser chemischen Verbindung besteht darin, dass durch den Abperleffekt Materialien  nicht mehr aneinanderkleben oder haften. Ideal für tausende Anwendungen bei Kleidung, Kochtöpfen und Pfannen, Verpackungskartons bis hin zur Zahnseide.

Als „Jahrhundertgift“ wird PFAS deshalb bezeichnet, weil es als krebserregend (Verdacht auf Hodenkrebs, Leberkrebs etc.) gilt und weil es so gut wie nicht in der Natur abgebaut werden kann. Und hier kommen dann die „Abwehrstrategien“ der Hersteller zum Tragen, in der Verbandsarbeit (konkret: FEC, der Verband der Kochgeschirr-Hersteller) werden durch Wissenschaftler „Gegengutachten“ erstellt, die sich auf Untersuchungen von Chemikern berufen, die Mitarbeiter der Herstellungsfirmen sind.

Und damit stehen die Menschen, die mit ihrer Arbeit ihre Existenz sichern, in einem Dilemma: Arbeit behalten und Lohn beziehen und die Loyalität (oder Vertragsverpflichtungen) über die Gefährdung der Umwelt und der Menschen stellen.  Dieses Dilemma gilt für viele Berufe und Arbeitsplätze. Bei Heckler und Koch als Maschinenbau-Ingenieur oder Vertriebler arbeiten, wissend, dass die Produkte zu Verbrechen an und zum Töten von Menschen genutzt werden. Oder als Umwelttechniker bei einem städtischen Wasserbetrieb arbeiten, wissend, dass die Betriebsleitung durch den politischen Willen der Stadt ignoriert, dass durch Gülle-Tourismus und illegalem Eintrag das Grundwasser kontaminiert wird, jedoch der Sparzwang verhindert, dass Technologie eingesetzt werden müsste, welche nicht zur Verfügung stehen und belastetes Wasser an die Verbraucher geliefert wird, dass nur durch hohe Chlorgaben eine Verwendung ermöglicht.

Dazu hat Adorno mit seinem Werk „Minima Moralia“ eine Alternative ermöglicht. Ergänzt durch Paul Sailer-Wlasits` Streitschrift „Minimale Moral“, um das „beredte Schweigen in der Gesellschaft“ zu überwinden. Für eine reale Demokratie und eine Arbeit, die ohne Entäußerung und Entfremdung (Bloch) möglich ist, dafür muss jeder sich engagieren und jeder Einzelne hat dafür auch die Verantwortung. 

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