Aktuell schlagen sich Menschen zuerst auf eine Seite einer Ideologie, einer Religion oder einer Gesinnung, danach schlagen sie hasserfüllt und blind vor Wut oder strategisch skrupellos geplant und manipuliert aufeinander ein!
Das Prinzip der emotional befeuerten Unversöhnlichkeit zeigt sich ebenso in Diskursen, in Demonstrationen wie in Terroranschlägen und Kriegen. Politische, religiöse und wirtschaftliche Machtinhaber nutzen diesen Zustand der ferngesteuerten Massenhysterie zur Machtsicherung und zu egoistischen Zielen.
Auf der Strecke bleiben immer mehr Vernunft und Mitmenschlichkeit. Mit wachsendem Elend, Leid und Gewalt überwiegen Verzweiflung und Vertrauensverlust auf allen Ebenen. Neben der Zerstörung der psychischen Stabilität durch erlebte Traumata erfolgt gleichzeitig die Destabilisierung der Gesellschaft und der Demokratie.
Statt „Helden geht denken“ breitet sich verbohrtes und eindimensionales „Heldengedenken“ wieder aus. Statt Descartes „Cogito, ergo sum“ (Ich denke, also bin ich) ersetzen „Identitäts-Idole“ der Extremisten (immer terroristisch unterwegs) das eigene verantwortliche Handeln und den Respekt vor das jeweilige „Ich“!
Zudem werden bei den „gleichgeschalteten“ Gruppierungen das Hinterfragen und berechtigter Zweifel und Skepsis ausgetrieben. Propaganda und Manipulation würden sonst nicht funktionieren. Im Gleichschritt in der Masse wird die Unfähigkeit gesteigert, zu akzeptieren, dass das Leben eine ständige Veränderung ausmacht und es keine absolute Gewissheit geben kann.
Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit sind immer neuen Gefährdungen ausgesetzt. Es gilt den Feinden der freien Gesellschaft in den Anfängen sich zu erwehren. Descartes meinte also das skeptische und zweifelnde Denken und der korrigierte Ausdruck sollte heißen: „Dubito, ergo sum!“
In dem Buch „Platon und Schnabeltier – gehen in eine Bar“, wird Erkenntnistheorie als Teil der skeptischen Philosophie so vermittelt:
„Ein Mann fällt in einen Brunnen. Beim Fallen gelingt es ihm, sich an eine Wurzel, die aus der Wand ragt, festzuhalten. Er droht aber weiter abzustürzen, weil langsam seine Kräfte schwinden sich festzuhalten. Verzweifelt ruft er >>Ist da oben jemand?<< Er hört eine Stimme die durchdringend erdröhnt >>Ich, dein Herr, bin hier. Lass die Wurzel los, ich werde dich retten.<< Der in der Luft hängende und absturzgefährdete Mann überlegt kurz und ruft dann: >>Ist noch jemand anderes da oben?<<
Hamza Raya (Schweizer und Comedian) (ab 29:00 min) praktiziert diese Form der Erkenntnisgewinnung durch dialektische Witze und Tabu-Brüche und nimmt dabei Anti-Semitismus, Rassismus und Vorurteile aufs Korn. Obwohl sie oberflächlich als antisemitisch, rassistisch und vorurteilshaft erscheinen, lösen sie gerade bei jenen, die dadurch gefährdet sind, ein Lachen aus. Denn Selbsterkenntnis durch das Lachen nimmt die Angst und befreit.
Kulturzeit – TV-Format auf 3Sat zeigt einen anderen Weg auf, mit Konflikten umzugehen und über den Rand des Drama-Dreiecks aus „Täter-Opfer-Helfer“-Rollen zu schauen und Lösungen zu gewinnen.
Witze wie (die Hamza Raya als Frage an einen jungen Mann >People of Colour < stellt):
„Was ist der Unterschied zwischen einer Pizza und einem schwarzen Vater? – Die Pizza kann die Familie ernähren!“
Was zunächst – weil formal zutreffend – als menschenfeindlich erscheint, weil einem von Rassismus Betroffenem ein Witz mit rassistischem Inhalt erzählt wird, das löst beim Zuschauer Irritation aus. Aber genau dieser Witz bewirkt beim Gegenüber ein herzhaftes Lachen. Mit dem Mittel der Zuspitzung wird Irritation erzeugt, die aber ein Nachdenken auslöst – weil der rassistische Kontext in einem kommunikativen Umfeld geschieht, der nicht bedrohlich wirkt. Und das gemeinsame Lachen über die versteckte Bedrohlichkeit kehrt die Möglichkeit der rassistischen Wirkung um. Es wird Erkenntnis vermittelt, die eine konstruktive und positive Emotion anspricht und eben nicht die spaltende und verletzende Gewalt!
Echte gewaltbereite und menschenfeindliche Rassisten, Anti-Semitisten und Faschisten können nicht über sich selber lachen!
Gruppenbezogene und menschenfeindliche Machtinhaber können dies ebenso wenig! Humor und Lachen über sich selber sind Terroristen und Kriegsverbrechern fremd.
Darüber hinaus ist Erkenntnis von Selbst- und Fremdtäuschung und daraus abgeleiteten Interpretationen gefährdet.
„Zwei und Zwei sind fünf“, behauptet ein Verschwörungsanhänger. Sein Gegenüber ist ein freundlicher Mensch und baut ihm eine Brücke durch seine Gegenfrage, wie er zu diesem Ergebnis komme? – „Durch zählen“, erfolgt die Antwort des Verschwörungsanhängers. „Zuerst knote ich zwei Knoten in eine Schnur. Das mache ich auch bei einer zweiten Schnur. Beide knote ich zusammen und habe dann fünf Knoten!“ (Quelle: Platon und Schnabeltier)
Das gleiche fehlinterpretierte Beispiel findet sich als Prinzip der falschen Methodenanwendung im Folgenden wieder:
Der zutiefst von Glauben überzeugte Regelleugner stellt die Behauptung auf, dass fünf und fünf = elf seien! Ein gefaktes empirisches Experiment soll den Beweis erbringen: an der linken Hand zählt er vom Daumen beginnend bis zum kleinen Finger ab: „Zehn, neun, acht, sieben, sechs“, wechselt zu rechten Hand und sagt: „und 5 sind elf!“
„Pragmatische Wissenschaft“ wie auch Pragmatismus in der Politik führen zu Verhalten á la Erdogan, der so agiert: „Was tun? Immer das, was opportun!“ Oder kurz gesagt: ein Fähnchen im Wind des maximierten Nutzen für sich selber!
Erkennbar wird: Wahrheit und Vertrauen lassen sich nicht alleine anhand von zufälligen und willkürlichen Kriterien bestimmen, weil zu viele der egomanischen Despoten und Machtinhabern (von Trump, Erdogan, Orban über Putin und Ismail Haniyya u.a. (Hamas) bis zu den provinziellen Figuren von Höcke – AfD ) ihre Kriterien abhängig von den egoistisch angestrebten Zielen und darauf erstellten Werten formulieren. Als wahr wird verkauft, was den Menschen- und Demokratiefeinden zum Erreichen ihrer irrsinnigen Ziele dient!
Dem ist mit allem Engagement entgegen zu treten!