Krieg und Frieden – ein aktuelles Thema, welches gesellschaftlich zurzeit starke Ausschläge auf der „Demokratie- und System-Skala“ verursacht – und auch der Titel einer Weltliteratur ist, die Leo Tolstoi als Roman verarbeitet hat. Tolstois Roman wird – russisch „Vojna i mir“ – in der BBC-Liste der besten 100 Bücher der Welt aufgeführt.
Tolstoi analysiert – beeinflusst von seinem zeitgeistigen Menschen- und Weltbild und seiner Sozialisation – Napoleons Kriege im Zeitraum 1805-1815 und die Zeit der Restauration sowie die dadurch bedingten Veränderungen der russischen Gesellschaft.
Tolstoi verknüpft in seinem Roman die politisch-historische Gesellschaftsanalyse mit der Schilderung persönlicher Schicksale. Dabei kristallisieren sich systemische Elemente heraus, die bis heute die Menschen im aktuellen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine betreffen: die Suche nach dem Sinn des Lebens, welches von den Entscheidungen weniger Macht-Inhaber für viele Millionen Menschen bedingt und beeinflusst wurde, sowie die Fragen und Möglichkeiten, wie die damit verbundenen traumatischen Erlebnisse so verarbeitet werden können, dass in dieser neuen – Freiheit und Leben gefährdenden Umwelt – Lebensentwürfe für ein gelingendes Leben möglich sein können.
Und wie in Tolstois Roman die Protagonisten als gegensätzliche Typen dargestellt werden, stehen sich auch im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine die Betroffenen wie die Beobachter in großer distanzierender und unversöhnlicher Art gegenüber. Die Bandbreite reicht von: emotional getriebenen Menschen einerseits bis zu von intellektueller Vernunft und wissenschaftlicher Orientierung geleiteten Menschen andererseits.
Letztlich bedingen die feststellbaren realen Distanzen eine Spaltung der Gesellschaft, weil wiederum Weltbilder des von Fesseln anlegenden konservativen Traditionalisten, die ihre Macht mit allen Mitteln verteidigen, den modernen, oftmals auch aufgeklärten und veränderungsbereiten Menschen gegenüber stehen.
Die Unversöhnlichkeit zeigt sich in den problembehafteten Schwierigkeiten, eine Lösung für die Wiederherstellung oder Bewahrung des Friedens zu finden.
In der Sendung „Mitternachtsspitzen“ des WDR vom 04. März 2023 ist der satirische Beitrag des Mitwirkenden Philip Simon eine
Zuspitzung, die exemplarisch die Blockademöglichkeit von Narrativen aufzeigt. ( ab min 08:18!)