Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Lyrik – oder vom Sprechen und Schreiben im Rhythmus III – Spinne am Morgen, ganz nah dran!

Friede der Kreatur

  • Spinnen waren mir sehr zuwider
  • All‘ meine jungen Jahre,
  • Ließen sich von der Decke nieder
  • In meine Scheitelhaare,
  • Saßen verdächtig in den Ecken
  • Oder rannten, mich zu schrecken,
  • Über Tisch und Wände,
  • Das Töten nahm kein Ende.

 

  • Erst als schon die Haare grauten,
  • Begann ich sie zu schonen,
  • Mit den ruhiger Angeschauten
  • Brüderlich zu wohnen;
  • Jetzt mit ihren kleinen Sorgen
  • Halten sie sich still geborgen,
  • Lässt sich eine sehen,
  • Lassen wir uns gehen.

 

  • Hätt‘ ich nun ein Kind, ein kleines,
  • In väterlichen Ehren,
  • Recht ein liebliches und feines,
  • Würd‘ ich’s mutig lehren
  • Spinnen mit dem Händchen fassen
  • Und sie freundlich zu entlassen,
  • Früher lernt‘ es Friede halten,
  • Als es mir gelang, dem Alten!

Gottfried Keller

 

  • Fürchterlich ist diese Kunst!
  • Ich spinn aus dem Leib mir den Faden,
  • Und dieser Faden zugleich
  • ist auch mein Weg durch die Luft.

Hugo von Hofmannsthal

 

  • Und der Arbeiter, der zwölf Stunden
  • webt, spinnt, bohrt, dreht, baut, schaufelt, Steine klopft, trägt
  • gilt ihm dies zwölfstündige
  • Weben, Spinnen, Bohren, Drehen, Bauen, Schaufeln, Steinklopfen
  • als Äußerung seines Lebens,
  • als Leben?

Karl Marx

 

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