Friede der Kreatur
- Spinnen waren mir sehr zuwider
- All‘ meine jungen Jahre,
- Ließen sich von der Decke nieder
- In meine Scheitelhaare,
- Saßen verdächtig in den Ecken
- Oder rannten, mich zu schrecken,
- Über Tisch und Wände,
- Das Töten nahm kein Ende.
- Erst als schon die Haare grauten,
- Begann ich sie zu schonen,
- Mit den ruhiger Angeschauten
- Brüderlich zu wohnen;
- Jetzt mit ihren kleinen Sorgen
- Halten sie sich still geborgen,
- Lässt sich eine sehen,
- Lassen wir uns gehen.
- Hätt‘ ich nun ein Kind, ein kleines,
- In väterlichen Ehren,
- Recht ein liebliches und feines,
- Würd‘ ich’s mutig lehren
- Spinnen mit dem Händchen fassen
- Und sie freundlich zu entlassen,
- Früher lernt‘ es Friede halten,
- Als es mir gelang, dem Alten!
Gottfried Keller
- Fürchterlich ist diese Kunst!
- Ich spinn aus dem Leib mir den Faden,
- Und dieser Faden zugleich
- ist auch mein Weg durch die Luft.
Hugo von Hofmannsthal
- Und der Arbeiter, der zwölf Stunden
- webt, spinnt, bohrt, dreht, baut, schaufelt, Steine klopft, trägt
- gilt ihm dies zwölfstündige
- Weben, Spinnen, Bohren, Drehen, Bauen, Schaufeln, Steinklopfen
- als Äußerung seines Lebens,
- als Leben?
Karl Marx

