Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Alltagsschnipsel III – Berufsrisiko

Berufsrisiko

Die Lösung (Kurt Tucholsky) 

  • Wenn was nicht klappt, wenn was nicht klappt,
  • dann wird vor allem mal nicht berappt.
  • Wir setzen frisch und munter
  • die Löhne, die Löhne herunter
  • – immer runter!
  •  
  • Wir haben bis über die Ohren
  • bei unsern Geschäften verloren …
  • Unser Geld ist in allen Welten:
  • Kapital und Zinsen und Zubehör.
  • So lassen wir denn unser großes Malheur
  • nur einen, nur einen entgelten:
  •  
  • Den, der sich nicht mehr wehren kann,
  • Den Angestellten, den Arbeitsmann;
  • den Hund, den Moskau verhetzte,
  • dem nehmen wir nun das Letzte.
  • Arbeiterblut muß man keltern.
  • Wir sparen an den Gehältern
  • – immer runter!
  •  
  • Unsre Inserate sind nur noch ein Hohn.
  • Was braucht denn auch die deutsche Nation
  • sich Hemden und Stiefel zu kaufen?
  • Soll sie doch barfuß laufen!
  • Wir haben im Schädel nur ein Wort:
  • Export! Export!
  •  
  • Was braucht ihr eignen Hausstand?
  • Unsre Kunden wohnen im Ausland!
  • Für euch gibt´s keine Waren.
  • Für euch heißt´s: sparen! sparen!
  •  
  • Nicht wahr, ein richtiger Kapitalist
  • hat verdient, als es gut gegangen ist.
  • Er hat einen guten Magen,
  • Wir mußten das Risiko tragen …
  •  
  • Wir geben das Risiko traurig und schlapp
  • inzwischen in der Garderobe ab.
  • Was macht man mit Arbeitermassen?
  • Entlassen! Entlassen! Entlassen!
  •  
  • Wir haben die Lösung gefunden:
  • Krieg den eignen Kunden!
  • Dieweil der deutsche Kapitalist
  • Gemüt hat und Exportkaufmann ist.
  •  Wußten Sie das nicht schon früher –?

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