„Der Ethiker muß immer von neuem zur Welt kommen. Der Künstler ein für allemal.“ – Karl Kraus
Zum Tod von Jeff Beck am 10. Januar 2023 erschien dieser Beitrag vom 12.01.2023, der neu eingestellt wird.
Yardbirds, die erste Band, in der Eric Clapton als Leadgitarrist spielte wie auch der jetzt verstorbene Jeff Beck, der Eric Clapton bei den Yardbirds folgte nach dessen Wechsel zu John Mayall. Zwei Gitarristen aus GB der 1960er Jahre, einem Jahrzehnt der vielen Facetten und experimentellen Weiterentwicklungen von Blues-, RnR-, Rock-, Pop-, Country und Folk-, Funk-Musik und der Integration von Jazz und Blues-Elementen. Ein Jahrzehnt, in dem der Anfang vieler Karrieren – von den Beatles, Rolling Stones, Led Zeppelin, Cream, Grateful Dead, Crosby-Stills and Nash und den besten Gitarristen wie Jimmy Hendrix, Eric Clapton, Jimmy Page, Keith Richards, B.B. King, Chuck Berry und eben auch Jeff Beck – zeitlich zu verorten sind.
Im Arte-Beitrag „Eric Clapton – Leben mit dem Blues“ (nicht mehr verfügbar!) werden die 1960er Jahre als eine Zeit gezeigt, in der die benannten Bands und Musiker sich und die von ihnen geprägte Musik erst finden mussten. Die Bilddokumente zeigen die Versuche der Profilfindung, bei der Jeff Beck unauslöslich – auch für die Mythenbildung dieser Zeit – mit dem Zerstören seiner Gitarren am Ende der Auftritte verbunden sein wird. Dass exzessiver Drogengebrauch (von Alkohol, über Kokain bis zu Heroin und LSD) dazu gehörte, lässt viele der Musiker abstürzen und nicht selten an einer Überdosis jung sterben. Jimmy Hendrix ist wohl das berühmteste Beispiel. Zur Mythenbildung des Jahrzehnts gehören auch die Musikfestivals von 1967 Monterey Pop Festival, 1969 beim Woodstock-Festival (*) und 1970 auf der Isle of Wight. Fußnote: (*) Teil I , Teil II
Karl Kraus – Herausgeber der Zeitschrift „Die Fackel“ und Autor des satirischen Dramas „Die letzten Tage der Menschheit“ – lebte in einer anderen Zeit mit einem anderen Blick auf die Gesellschaft (Kaiserreich Deutschland und Österreich, gescheiterte Demokratien Weimar und Wien, und die Entwicklung des Faschismus und Nationalsozialismus). Und dennoch sind seine Aphorismen zwar zeitlos, aber ebenso zutreffend auf die gesellschaftlichen Zustände der 1960er Jahre in vielen Teilen Deutschlands:
„Der Bürger duldet nichts Unverständliches im Haus.“ (Karl Kraus)
Und wer die Drogen-Exzesse als Musiker überlebte und bis ins erste Fünftel des neuen Jahrhunderts noch kreativ bleiben konnte (Eric Clapton, Keith Richards – auch der jetzt verstorbene Jeff Beck), auf den passt Karl Kraus Aussage: „Manche Talente bewahren ihre Frühreife bis ins späte Alter.“
Auch wenn die Festlegung zutrifft, dass ein kritisches Hinterfragen für alle gesellschaftlichen Bereiche bis heute eine angemessene Methode ist, hat Karl Kraus Festlegung weiterhin Bestand:
„Es besteht der Verdacht, daß die ganze moderne Kunst von Nebenwirkungen lebt. Die Schauspielerei von Mängeln, die Musik von Nebengeräuschen.“
