Die Märchen der Gebrüder Grimm sind längst abgelöst worden durch Fantasy-Bücher, Hollywood-Filme und die Angebote der Game-Industrie. Der Umsatzanteil dieses Genres lag in der Warengruppe Buch in den Jahren 2009 – 2022 zwischen 8,1 und 5,7 Prozent. Dass die Anteile gesunken sind, wird der wachsender Game-Industrie und den immer realistischeren Darstellungen der dortigen Animationstechnik zu verdanken sein. Spiele mit interaktiven Elementen entsprechen mehr dem zeitgeistigen Vergnügen, als ein Buch zu lesen.
Der Reiz der Fantasy-Geschichten bleibt für bestimmte gesellschaftliche Gruppen weiterhin hoch. Was mit dem Buch „Die unendliche Geschichte“ begann, fand seine Fortsetzung mit der Verfilmung durch die Hollywood-Industrie. Egal ob Harry Potter, Alice im Wunderland, Herr der Ringe, die Nibelungensage oder King Arthurs Mythos, die Buchvorlage endete meistens als Verfilmung. Veränderungen am Muster des Verlaufs waren allenfalls dem Zeitgeist geschuldet. Sowohl bei den „Tributen von Panem“ als auch bei „Games of Thrones“ oder „Der dunkle Kristall“.
Im Mittelpunkt stand immer der Archetypus des jeweiligen zeitgeistigen Helden. Und meisten auch das Muster des Dualismus von „Gut“ gegen „Böse“. Ein weiteres Muster betrifft die Konfliktlösung durch körperlich Gewalt, wobei der „Gute“ diese ebenso einsetzen darf, wie technische oder magische Fertigkeiten und Fähigkeiten. Denn das Böse muss vernichtet werden.
Warum übt dieses Genre so viel Einfluss ein? Zu den möglichen Antworten dürften folgende zu nennen sein:
- Den Alltag mit seinen Mühen vergessen;
- Die Flucht aus der Realität,
- Abenteuer und Horror als „Bereicherung“ des Lebens zu empfinden,
Innerhalb der Identitätssuche werden die Helden als Vorbild und Ersatz für die Realitätsbewältigung des eigenen Lebens genutzt. Der „Held“, der für „uns“ kämpft, das Leid übernimmt, und der Nutznießer dieser Möglichkeit und der als „Führer“ die Entscheidungen für den Einzelnen trifft und somit „führt“ – lässt die Helden für sich agieren – und wenn es bis ins Verderben führt.
Zuvor aber wird für das Nacheifern des „Heldenverhaltens“ eine Belohnung versprochen. Je nach Geschlechterrolle erlöst der Prinz die Frau, die sich dann als Prinzessin fühlen darf, der sie beide dann ins eigene Heim führt. So wie in vielen Märchen. Die Bandbreite der emotionalen Verhalten sind in den Sagen der Nibelungen oder von König Arthur weitaus größer. Das Happyend fehlt nicht selten und die Emotionen reichen von Rache, Vernichtung bis Selbstaufopferung. Sich zu opfern zum Wohle des Partners oder der Nation zeigt das Gebrauchsmuster für die politischen Nutznießer.
Der tapfere, mutige und sein Leben einsetzende Kriegerheld dient zu Blaupause für die Ausbildung der Soldaten US-Amerikanischer Provenienz. Die Feindbekämpfung und die Fähigkeit, Folter und Leid zu ertragen, sind Bestandteil der Ausbildung der Spezialkräfte in vielen Nationen. Dabei gibt es dann genug Gelegenheiten für die politischen Verantwortlichen und den Nutznießern der politischen und finanzökonomischen Macht, Helden zu generieren. Orden und ordentliche Begräbnisse sind oft genug der einzige Lohn und Dank. In der Realität sind nicht selten dann die Betroffenen und zu Helden gemachten Menschen schnell wieder vergessen und alleine gelassen. Traumata, die nicht behandelt werden; finanzielle Hilfen und Renten bleiben dann oft verwehrt. Der „Mohr“ hat seine Schuldigkeit getan.
Hollywood transformiert die Figur des Helden als Retter der Nation in die Realität und die Politik. Den Menschen in den USA wird oft genug der Präsident als „Held“ verkauft. Nicht selten erweisen sich diese dann als „Pseudo-Helden“ wie bei Nixon. Der schon zu lange dauernde Vietnam-Krieg bescherte den USA riesige Staatsschulden. Die Gewinne in Form von Ausdehnung des Einflussbereiches der USA weltweit als Kriegsgewinner des 2ten Weltkrieges und die geopolitische Ausdehnung des ökonomischen Machteinflusses der USA bis zum Watergate-Skandal Nixons verursachte für den bis dahin agierenden Kapitalismus Risse und Brüche.
Eine neue Strategie musste her. Das Modell dafür lieferten die „Chicago Boys“ mit dem Neoliberalismus. Neben Margret Thatcher in GB, die in GB das System durch die Privatisierung der sozialen Daseins- und Fürsorgesysteme installierte, nahm das zerstörende Moment des Neoliberalismus s- dem Code für die Machtübernahme der realen Industrie-Unternehmen als Basis des Systems durch die Finanzökonomie, die mit Investitionen in Anlagevermögen die Finanzierung der Produktions-Unternehmen ersetzten, seinen Verlauf. In den USA wurde mit Ronald Reagan als ehemaliger Hollywood- Schauspieler nicht nur nach dem Muster der Mythen das Modell des „Helden“ transformiert in die Politik, dem neuen „Führer“ wird als starker Mann auch die „Heldenkrone“ aufgesetzt. Trump gerierte sich 2016 als „Held“, der gegen das Establishment kämpft für seine Fans. Versprechungen á la „Make Amerika great again – MAGA“ blieben allerdings nur Marketing-Gewäsch. Hohle Nüsse hätten mehr Inhalte aufzuweisen gehabt, als Trumps Versprechungen.
Hollywood transformiert die Figur des „Helden“ Ronald Reagan in die reale Politik und Regierungswirklichkeit. Trump generierte sich 2016 bei seiner Wahl zum Präsidenten mit Hilfe der neuen Medien ebenfalls zum „Führer“ und Retter der Nation. Dass er dies bis damals wie heute mit Lug, Trug und Täuschung vollzieht, stört seine Anhänger allem Anschein nach nicht im Geringsten. Seine Fans bevorzugen dabei eine primitive Form des „Helden“, dem des körperlichen oder durch Waffengewalt überlegenen „Helden“ á la Conan – der Barbar. Der „tritt“ dem etablierten Establishment auch in den „Hintern“. Das gefällt vor allem den Rassisten, den Rechtsradikalen und den Fans der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit besonders.
Auch anderswo auf der Welt adaptieren die Rechtsradikalen und rechtsextremistischen Identitäten diese Conan-Muster für ihre Narrative.
Abhilfe gegen diese Entwicklung des Grauens wird nur erfolgen können, wenn das „Heldengedenken“ ersetzt wird durch das Denken und Hinterfragen der „Helden“ in Sachen Täuschung und Lüge der selbsternannten „Führer“ in den anti-demokratischen Parteien á la AfD. Hilfreich dürfte sein, die Berichte der Aussteiger ehemaliger AfD-Mitglieder zur Kenntnis zu nehmen. (*)
Die Realitäts-Flucht in die Fantasie-Welt der Heldenverehrung nutzt nur den Höckes, den Trumps und den Influencer in den sozialen Medien. Der Erhaltung der Demokratie als Garant für die Freiheit in keinem Fall.
(*) „Wir waren in der AfD“ – Aussteiger berichten!
„Wir waren in der AfD“ – Dokumentation zur AfD durch ausgetretene Funktionäre