Die nach 1945 Geborenen sind mit den Traumata der Menschen – die durch die Hitler-Diktatur und die Kriegserlebnisse und der Frage nach dem Mitwirken in diesem Unrechtsystem geprägt wurden – der beiden vorhergehenden Generationen zwar meist unbewusst konfrontiert, jedoch in vieler Hinsicht beeinflusst worden. Vor allem herrschte in den Familien bei der Eltern- und Großeltern-Generation oft das große Schweigen zum Zeitraum von 1933 bis 1945/46.
Offen wurde allem Anschein nach nur selten in den Familien über die Erlebnisse und Erfahrungen und eventuellen Verstrickungen der Großeltern und Elterngeneration mit dem Hitler-Terrorsystem und den Kriegsbeeinträchtigungen gesprochen.
Wer als Kind oder Enkel zur 68er Generation oder einer nachfolgenden gehört und Nachforschungen betrieb, musste sich irgendwann die eigenen Fragen stellen: Was hätte ich getan, wenn ich an der Stelle meiner Eltern und Großeltern gewesen wäre? Gab es andere Möglichkeiten der Entscheidungen, als die des Mitläufers und des Mittäters? Und wenn es in den Familien durch die Kinder und Enkelgeneration zu Nachfragen kam, wie änderten sich die Beziehungen zwischen den Generationen?
Diesen Fragen geht der Autor des Filmbeitrages „Nestwärme – Mein Opa, der Nationalsozialismus und ich“ in seiner Dokumentation nach. Zum Vorschein kommt eine Bandbreite an positiven wie negativen Emotionen und ambivalenten Verhaltensweisen bei den Protagonisten. Ein Film über eine Familie, die stellvertretend für Millionen Deutsche steht. Unweigerlich kommt jeder Fragende und Nachforschende an den Punkt, wie auch der Autor des Films, als er in der Reflexion äußert: „Woher nehme ich mir das Recht, die eigene Familie auf den >heißen Stuhl< zu setzen?“
Nachvollziehbar wird, wie die Gefahr der Grenzübertretung beim Fragenden und Nachforschenden vorhanden ist, und die Reaktionen der Abwehr bei denen wachsen, die den Blick auf die eigene Verantwortung richten sollen. Dabei nicht selten eine Ablehnungshaltung einnehmen, sich selber zu hinterfragen oder in der Zurückweisung einer persönlichen Schuld münden. Die Forderung, nach „Jetzt muss mal Schluss sein“, welche auch die AfD befeuert, hat mit der Schuldabwehr zu tun und scheint allem Anschein nach weit verbreitet zu sein!
Der Familienfrieden ist bei der Aufarbeitung einer schrecklichen Zeit stets gefährdet. (Das gilt für die Zeit des Nationalsozialismus unter Hitler, wie auch für die Zeit des DDR-Unrechtssystems und dem dortigen Unterdrückungssystem). Doch die Verweigerung des Nachdenkens und die Ablehnung, den Blick auf das eigene Leben im gesellschaftlichen Umfeld einer Kultur der Menschenfeindlichkeit und Gewalt zu richten, ist wenig hilfreich für die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft, führt jedoch zu Verhärtungen, zur Abwehrhaltung und zum Festhalten an Gewohnheiten. Genau diese Reaktionen ermöglichen dann den nachfolgenden Unrechts-Systemen des Rechtsextremismus (AfD) sich wieder auszubreiten und verschaffen der gewaltaffinen Unterdrückung wieder Auftrieb! Beispiel: Alice Weidel (AfD) und ihr Nazi-Opa, der promovierte Jurist Hans Weidel (SS-Militärrichter)
Das Leugnen der Mitschuld und die Lügen bei der „Entnazifizierung“ als „normales Verhalten, weil alle das getan haben“ zu bezeichnen, bereitet den Boden für neue perfide Unterdrückungssysteme, die antidemokratisch ausgerichtet sind.
Historiker verweisen zudem auf Fakten hin, dass die Mittäterschaft als Parteimitglied nicht selten zu Wohlstand und Eigentum geführt haben, die als Grundlage ihres heutigen Wohlstandes gelten können, der durch das Lügen bei der Entnazifizierung geschützt werden sollte.
Institutionen zur Aufklärung über den Zeitraum der NSDAP und ihren Partei-Organisationen und der Mitgliedschaften von Personen:
- Bundesarchiv Berlin-Lichtenfelde
- Staatsarchive des jeweiligen Bundeslandes
- Stadtarchive der jeweiligen Städte oder Kommunen der Geburtsorte und Wohnorte
- Dokumentationszentrum der NS-Zwangsarbeit
- Zentrale Stelle der jeweiligen Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen