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Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Gefahr des Extremismus für eine tolerante und friedliche Gesellschaft – Strukturen und Bausteine

„Denn von den Extremen ist das eine mehr, das andere weniger fehlerhaft.“ – Aristoteles, Nikomachische Ethik 

Ahmad Mansour, ein deutscher Psychologe, der als arabischer Jude aus dem gewalttätigen Konflikt zwischen Palästina und Israel kommend und in Deutschland zu Ende studierte, engagiert sich gegen Extremismus und Gewalt. In seinem Vortrag bei der Tele-Akademie vom 22. Mai 2022 thematisierte er die Notwendigkeit, wie es gelingen kann, Solidarität und Empathiefähigkeit in der Gesellschaft wieder stärker zu verankern – auch als Gegenkraft zur Ausbreitung des Extremismus in den meisten Gesellschaften auf der Welt.

Zur Beschreibung der Strukturen des Extremismus, der sich rechts wie links an der Rändern der Gesellschaft deckungsgleich verhält, gehören Bausteine, die religiös oder ideologisch verpackt, Wirkungen bei vielen Menschen zeigen, weil deren sozio-ökonomisches Umfeld ein gelingendes Leben erschwert.

Zur Entwicklung des Extremismus gehört (und baut darauf auf), dass Vorurteile gebildet und verfestigt werden. Extremismus nutzt Unmündigkeit und verhindert Empathiefähigkeit.  Empathieunfähigkeit verhindert Solidarität mit den Bedürftigen, zeigt sich als gefühlskalt gegenüber den Benachteiligten. Extremismus lebt von der Vereinfachung und Einteilung in richtig – falsch, gut – schlecht, lebenswert – lebensunwert.

In der Soziologie wurde bereits Ende der 1950er Jahre der nicht unumstrittene Begriff eines Extremismus der Mitte eingeführt. Demzufolge neigen nicht nur die rechten und linken „Ränder“ eines Parteiensystems zur Diktatur, sondern auch die Parteien der Mitte. Seit Anfang der 1990er Jahre wird der Begriff verstärkt dazu benutzt, um auf intolerante Tendenzen innerhalb der politischen Mitte aufmerksam zu machen, die einen „Resonanzboden“ für die Ausbreitung extremistischer Weltanschauungen bilden könnten.

„Was ist der Unterschied zwischen „rechts“, „rechtspopulistisch“, „rechtsradikal“, „rechtsextrem“, „neurechts“ und all den anderen Begriffen? (Studie 2019: Mitte-Studien des FES)

Die Konzepte sind im ständigen Wandel und deren Grenzen fließend. Es gibt sehr unterschiedliche wissenschaftliche Definitionen und darüber hinaus noch die vom Verfassungsschutz und die umgangssprachlichen. In den Mitte-Studien sprechen wir von „Rechtsaußen“ als Sammelbegriff, differenzieren darunter dann „rechtspopulistisch“ (antipluralistisch und rechtsradikal), „rechtsextrem“ (gewaltförmig, verfassungsfeindlich und antidemokratisch) und „neurechts“ (sich vom Nationalsozialismus/ Faschismus abgrenzend) als Beschreibungen von Einstellungsmustern und einzelnen Ausprägungen. In Abgrenzung dazu ist die „rechtsradikal“ zwar tendenziell nationalistisch, gewaltaffin und autoritär, aber nicht notwendigerweise antidemokratisch im Sinne des Ziels, die Demokratie abschaffen zu wollen. Wie sehr all diese Konzepte miteinander verschwimmen, kann man an den Korrelationen in der Studie sehen.

Ergänzung
Die realen Bedingungen der Lebenswelt der meisten Menschen verschlimmern sich durch Kriege, Leid, Zerstörung und Vernichtung von Lebensumfelder. Die Verteilung der finanziellen Mittel für Gesundheit, Wohnen, Bildung und den Abbau von Armut wird schon durch die Ungerechtigkeit der Vermögensvermehrung und Vermögensübertragung (Erbschaften) im Neoliberalismus erschwert und durch die geopolitischen Kriege vertieft.

Umso mehr ist eine Politik notwendig, die in diesen Bereichen eine deutliche Korrektur vornehmen muss. Anstatt die politische Arbeit darauf zu konzentrieren, dass endlich Erbschaftssteuern und Vermögen und ihre leistungslosen Zuwächse besteuert werden (Vermögenssteuern, Erbschaftssteuern, Transaktionssteuern auf Börsengeschäfte), um die Kosten zu stemmen, wird dieser Diskurs an keiner Stelle geführt, weder in der Gesellschaft, noch im Parlament. Dieser Zustand der Tabuisierung dieser Thematik ist Ursache dafür, dass sowohl die Gruppe der Nichtwähler immer größer wird, sowie der Zulauf zu rechtskonservativen und rechtsnationalistischen Parteien sich erhöht.

Rechts-Extremismus ist die Folge der Unsolidarität der Reichen und ihrer politischen Helferlein in den neoliberalen Parteien von der FDP, über die Merz’sche CDU/CSU bis zur AfD.

„Wer über die Korrektur der Ökonomie und des Neoliberalismus nicht reden will, der sollte auch nicht über den Extremismus lamentieren! Ein Tabu der Erbschafts- und Vermögenssteuer zementiert die Spaltung der Gesellschaft und vertieft die soziale Ungerechtigkeit!“

obenstehender Text von 23. Mai 2022

Aktueller Text vom 06. April 2024

Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema „Gegen Rechtsextremismus“

Ergänzungen der Mittestudien 

Aktuelle von 2023 (Die distanzierte Mitte!) 

Mittestudie von 2021 (Die geforderte Mitte!)

Mittestudie von 2018 (Die verlorene Mitte!)

 

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