“Der Mensch ist ein geldgieriges Tier, und diese Eigenschaft kommt allzu oft seiner Güte in die Quere.” – Herman Melville, Moby Dick
“Gierig ist, wer nicht genießen kann.” – Andreas Tenzer
Die Forderungen aus Wissenschaft und Teilen der Politik nach Aufarbeitung der Corona-Pandemie-Entscheidungen sind aus den verschiedensten Motivationen immer deutlicher vernehmbar. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates – Alena Buyx (Ärztin und Medizinethikerin) – hat sich im Deutschlandfunk zum Thema Aufarbeitung geäußert und die von der damaligen letzten Merkel-Regierung (CDU/CSU + SPD) erlassenen Regelungen (Gesundheitsminister Jens Spahn- CDU) unter Teilnahme von Markus Söder (CSU-Ministerpräsident) bewertet.
Die Aufarbeitung sollte aber nicht Parteien wie der AfD und ihrer Propaganda überlassen sein, die nicht im Sinne eines Lernvorgangs zur Vermeidung der Wiederholung der gemachten Fehlentscheidungen eine „Aufarbeitung“ verlangen, sondern im Gegenteil gesinnungsmäßige Stimmung auf der Grundlage der Verschwörungsankurbelung mit dem Ziel der Schwächung der Demokratie betreiben will.
Dass gerade in der CDU/CSU Fraktion Stimmen laut werden, die eine Enquete-Kommission des Bundestages fordern (Laschet, der als CDU-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender die Fehlentscheidungen des Jens Spahn mitgetragen hat), ist die typische Verhaltensweise der Politiker, die den Blick auf die heutige Regierungskoalition (ab-)lenken, um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Jens Spahn und Andreas Scheuer sind exemplarische Beispiel für das Versagen. Und das niemand bisher für den angerichteten Schaden haftbar gemacht wurde.
„Schuld ist immer zweifellos!“ – Franz Kafka
„Von Wachstum, Todsünden und dem Versagen der politischen Führungen“ lautete der Titel eines Beitrages hier auf dem vorhergehenden Blog vom 17. März 2021, der die systemische Schwäche der Parteiendemokratie über die Fehlentscheidungen zur Pandemiebewältigung in den Blick nahm. (siehe: *) Die Grundhaltung der politischen Parteien, nur die eigene Klientel zu bedienen und dem Egomanentum zu frönen, anstatt in der repräsentativen Demokratie die Interessen der Bevölkerung zu vertreten und gemeinsam über die Parteigrenzen hinweg an den Problemlösungen zu arbeiten, diese Grundhaltung hat sich bis heute nicht geändert! (So wie es unverständlich ist, dass gerade in den neuen Bundesländern, die sich 1989/1990 von einem Unrechtsstaat in friedlicher, unblutiger Weise befreiten, nun aber einer völkischen und in Teilen rechtsextremistischen AfD – die antidemokratische Ziele mittels eines neuen Unrechtssystems verfolgen – die Gunst erweisen und Macht übertragen wollen, so unverständlich sind auch die hohen Zustimmungszahlen zu einer national-konservativ und neoliberalen CDU/CSU unter dem „Möchte-gern-Kanzler“ Friedrich Merz, die in den insgesamt 32 Jahren Kanzlerschaft (Kohl: 1982-1998) und (Merkel: 2005-2021) die Verantwortung für die bis heute aufgehäuften Probleme hat!)
(*) Nicht nur dass die CDU/CSU in vielen politischen Verantwortungsbereichen versagt und die verantwortlichen Minister (Seehofer, Spahn, Laschet, Scheuer) bis hin zur Kanzlerin Merkel sich als Lobbyisten für Vermögende, Finanzkapital und Wirtschaftskonzerne herausstellen, das systemische Versagen der CDU/CSU geht bis tief in die Fraktion und Partei hinein. Kein Wunder, dass bei dieser Einseitigkeit der Interessensvertretung für ihre Klientel, jeder Versuch zur Transparenz (wirksames Lobbyregister, anstatt nur Pseudoaufklärung) abgeblockt wird, weil sonst die Tradition der „Politischen Landschaftspflege“ ins Stocken geraten würde.
Ein kabarettistisch betontes Aufklärungsstück in der gestrigen (16.03.2021) Ausgabe „Die Anstalt (ZDF)“ lässt tief blicken, warum das Netzwerk der CDU/CSU mit den Pharmakonzernen (und Banken wie Finanzunternehmen) mitverursachend für das politische Versagen in Sachen Corona-Impfstoffe oder Freihandelsverträge ist. Die Ausrichtung ihrer Ideologie zum „Wohle der Wirtschaft“ mit den Folgen der weltbedrohenden Agenda „Wachstum über alles zu ermöglichen“ (Gutachten auch als PDF-File!) ist ein Beleg für das Bütteltum der CDU/CSU und anderer Parteien (wie FDP), die eine ähnliche Agenda vertreten.
Das Augenmerk auf „Immer mehr“ als Ziel und als Rahmenbedingung für Handel und Wirtschaft zu legen, das ist historisch nicht erst seit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert zu erkennen. In der Geschichte der Menschheit ist seit jeher dieses Verhalten Teil der Negativentwicklung der Menschheit. Für Aristoteles im antiken Griechenland waren Laster das Ergebnis negativer Gewohnheiten. Thomas von Aquin bezeichnete im Mittelalter üble Gewohnheiten (Verbrechen) als Verstoß gegen Gottes Willen. Gerade die Parteien mit dem „C“ in ihrem Namen ignorier(t)en das Gebot, nicht sündigen zu sollen. Das in der Institution Kirche besonders verwerfliche Verhalten und charakterliche Versagen wurde als „Todsünde“ bezeichnet! Dass die Kirchen selbst bis in die Reihen ihrer höchsten Amtsträger im Vatikan tagtäglich dieses charakterliche Versagen demonstrierten, ist von besonderer Perfidie! Fehlender Aufklärungswille ist da nur eine der erwartbaren Folgen für das kirchliche Versagen in Sachen sexueller Vergehen, das bis heute betroffene Opfer belastet.
Die sieben Todsünden und Ursprung des Bösen sind:
1.Hochmut – Superbia (Stolz, Eitelkeit, Übermut)
2. Gier – Avaritia (Habgier, Habsucht, Geiz)
3. Wollust – Luxuria (Ausschweifung, Genusssucht, Begehren,
Unkeuschheit)
4. Zorn – Ira (Jähzorn, Wut, Rachsucht)
5. Völlerei – Gula (Gefräßigkeit, Maßlosigkeit,
Unmäßigkeit, Selbstsucht)
6. Neid – Invidia (Eifersucht, Missgunst)
7. Trägheit – Acedia (Feigheit, Ignoranz, Überdruss /Faulheit)
Seit der Renaissance hat sich bildende Kunst bis heute mit dem Thema „Die sieben Todsünden“ beschäftigt. Von Hieronymus Bosch über Pieter Bruegel dem Älteren bis Marc Chagall und Otto Dix im 20. Jahrhundert sind dazu überragende Kunstwerke entstanden.
Auf der Seite des Philosophie-Magazins „Hohe Luft“ setzt eine Autorin die Todsünden in Bezug zu „Wachstum“ als Kern des globalen, wirtschaftlichen Handelns unter dem Motto „Mehr, noch mehr, alles!“ – bis zum Untergang!
Durchaus ein Denkansatz, der so manches Leid (durch Kriege) oder ideologische Verführung der Gutgläubigen durch Fundamentalisten (religiöser wie rechtsradikaler) als Ursache für die Spaltung der Gesellschaft erklärbar macht. Das Potenzial der Zerstörung von Gesellschaften und/oder Systeme wie der Demokratie und letztlich der einen Erde, die wir nur geliehen haben von den zukünftigen Generationen, zeigt sich in den Folgen, die Figuren wie Trump, Erdogan, Orban (in kleinerem Format auch bei Typen wie Scheuer und Konsorten) und vielen anderen Tyrannen und Oligarchen (CEOs der Vermögensverwalter) zu verantworten haben.