So sind die Gebräuche – versagende Minister:innen brauchen schnell ein Bauernopfer. Die moralische Qualität ist der Bläser/der Rock, das Abschieben der Verantwortung für Fehlverhalten auf die Stellvertretung ist die Bluse/das Hemd, welche das Ministeramt erhalten lässt. Denn letzteres Kleidungsstück ist der Trägerin näher!
FDP-Bildungs-/Forschungsministerin Stark-Watzinger schasste ihre Staatssekretärin Sabine Döring, Professorin für Philosophie und Staatssekretärin a. D. unter Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, weil die Ministerin weder moralisch, noch ethisch stark war, noch ein leuchtendes Beispiel für Verantwortungsübernahme abgab.
Der Entlassung war folgendes vorausgegangen:
In der Berliner Freien Universität hatten im April Pro-Palästina Anhänger das Uni-Gelände für ihre Proteste genutzt. Das Camp wurde von der Polizei geräumt. Gegen die Räumung und gegen die so eingeschätzte Einschränkung der Meinungsäußerung gab es einen offenen Brief an das Bildungs-/Forschungsministerium von Stark-Watzinger (FDP) durch Hochschuldozenten.
Seitens des Ministerium gab es den Auftrag einer rechtlichen Prüfung, ob den Brief unterzeichnenden Dozenten die Fördergelder gestrichen werden könnten. Diese Aktion versprühte den „Geruch der gängelnden und bestrafenden Meinungsbeeinflussung durch Nötigung.“ Folglich war der Skandal perfekt. Es ist naheliegend, dass die Leitung des Ministeriums eine solche Maßnahme in Auftrag gab. Die Verantwortung für den Skandal läge damit selbstredend bei der Ministerin Stark-Watzinger.
Die signalisierte mit dem Rausschmiss ihrer Staatssekretärin Döring, dass diese als Verantwortliche, weil aus Eigeninitiative, gehandelt habe. Ja, so sind die politischen Chefs und Chefinnen. Sie können für nichts, wenn was schiefgegangen ist. Da ist das Bauernopfer der Ausweg, um nicht zum Rücktritt gezwungen zu sein. Und zugleich drängt sich bei dieser „Verteidigungsstrategie“ der FDP-Ministerin und gleichzeitigen stellvertretenden Parteivorsitzenden der Bundes-FDP die Frage auf: Warum wusste sie von diesem Vorgehen als Chefin nichts? Kein besonders überzeugendes Verhalten für die Leitungsposition eines Ministeriums!
Die als Bauernopfer geschasste Staatssekretärin Döring, die an die eigene Reputation und berufliche Zukunft als Professorin denken muss, wollte den Vorgang aus ihrer Sicht allem Anschein nach different darstellen. Da kam schneller als man blinzeln kam der Maulkorb in Form des Verbots einer Aussage zur Sache! (Ist zwar rechtlich möglich, weil dafür nach Paragraf 67 und 68 des Bundesbeamtengesetzes eine Genehmigung erteilt werden muss, die aber verweigert werden kann, wie es im vorliegenden Fall geschah!) Der Umgang mit der Ex-Staatssekretärin hat aber ein besonders unangenehmes „Geschmäckle“!
Der Beobachter kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Ministerin Stark-Watzinger dem Parteikürzel eine andere Bedeutung verleiht: FDP = Für Die Privatbevorzugung.
Da kommt doch gleich der Spruch des Prof. Bömmel aus dem Roman „Die Feuerzangenbowle“ in den Sinn: “ Watt für ne fiese Charakter!“