Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Suchtpotenzial und gesellschaftlicher Schaden durch die sozialen Medien wie TikTok und Co. – Regulierungsnotwendigkeit

Wer kennt die Gewohnheiten nicht, die heute durch Smartphones, Internet und soziale Medien entstanden sind. Wer kennt die beobachtbaren Situationen nicht, dass zu viele Menschen beim Autofahren das Mobilphone am Ohr haben. Oder Liebes-Pärchen, Familie mit Kindern beim Besuch im Restaurant oder Café, wie plötzlich zum Smartphone gegriffen wird und die Köpfe sich senken. Und selbst beim Gang zur Schule, zum Kiosk oder zu einem Geschäft die Köpfe aufs Smartphone gesenkt sind, um Chatverläufe und Push-Nachrichten zu lesen oder irgendwelchen Influencern auf ihren Seiten im belanglosen Liveauftritt zu folgen.

Die  sozialen Medien sind  Zeiträuber und haben wieder zugeschlagen. Die Sucht affinen Ablenkungen triggern wieder Gewohnheiten,  durch die Accounts bei Twitter/X, TikTok, Instagram, WhatsApp und Konsorten zu segeln, um bloß nichts zu versäumen, was die Peergroups so von sich geben. Diese Verhaltensweisen ermöglichen die Flucht, die unangenehmen Gefühle wie Langeweile, Unsicherheit, miese Laune, Müdigkeit, Angst und Einsamkeit zu vertreiben.

Die Technologien der Apps spiegeln vor, dass sie mit ihren vielen Angeboten die Lösung für das Problem der unangenehmen Gefühle seien! Sie sind allerdings nur ein super effizientes Geschäftsmodell der Inhaber dieser Plattformen, welches ihnen Milliarden Gewinne verschafft.

Das funktioniert so:  im Grundkonzept der Apps stecken Erkenntnisse der Verhaltenspsychologie, die mittels der programmierten Algorithmen die Konditionierungen der Nutzer vornehmen, in dem mit „Verstärkung“ und „Bestrafung“ gearbeitet wird. Ausgangslage für die Verhaltensveränderung sind die Forschungsergebnisse von Pawlow und Skinner, letzterer der Gründer des „Behaviorismus“. Durch „Reiz-Reaktion und Konsequenz“ als Parameter soll eine Konditionierung im Verhalten der Menschen erreicht werden. Gewünschte Konsequenzen werden entweder durch „Belohnung“ verstärkt oder durch „Bestrafung“ vermindert. In seinem Buch „Jenseits von Freiheit und Würde“ formuliert Skinner die These,  durch den „Behaviorismus“ werde Wohlstand erreicht werden, wenn auch Freiheit und Würde verloren gehen würden. Denn Menschen hätten keinen eigenen Willen. 

An diese Schlussfolgerung knüpft Trump mit seinem Motto „MAGA“ = „ Make America great again“ an.  Das Belohnungssystem wendet er an für seine Eleven und Helfer in Partei und Gesellschaft, die ihm widerstandslos folgen. Sein Bestrafungssystem hat zum Ziel (Entlassung und Jobverlust für Mitarbeiter und Vertraute, Verfolgung zwecks Einschüchterung, Machtmissbrauch zur Umsetzung), Rache an und die Vernichtung der Kritiker zu erreichen. Trump wird dies durch die Machtfülle und Machtmöglichkeiten als Präsident rücksichtslos einsetzen.

Die Plattformen der sozialen Medien sammeln Daten über jeden Nutzer. Daraus werden Nutzerprofile erstellt, die zu gläsernen Menschenmassen führen. Diesen werden Ablenkungen angeboten, die sie auf den Seiten der Plattformen wie WhatsApp, Instagram, Facebook, Twitter/X und TikTok fesseln sollen. Je nach Ziel wird „maßgeschneiderte Werbung“ angeboten, die zu Käufen verleiten sollen.  Oder zu Meinungs- und Handlungsmanipulationen eingesetzt, die politisch verwertbar für Typen wie Musk und Trump werden.

Emotionale Zustände wie Wut, Hass und Angst werden analysiert und propagandistisch daraus  Meinungen als Tatsachen verkauft, die wiederum massenhafte Handlungsmuster bewirken, die durch Lügen verstärkt, und durch Gewalt gegen Andersdenkende sich realisieren. Seitens der AfD wird dieses Momentum auch für ihre verfälschte und vergiftete Weltdarstellung genutzt.

TikTok und andere soziale Medien nutzen dabei eine Angebots-Endlosschleife, die insgesamt die Aufmerksamkeit für andere Themen außerhalb der sozialen Medien ständig stört und von anderen Tätigkeiten ablenkt. Der Effekt ist, dass das Verstehen der Inhalte, die versteckten Verhaltensmanipulationen nicht erkannt werden, sowie das Nachdenken darüber und eigene Erkenntnisse verhindert werden. Um ohne Faktennutzung Meinungsmuster  zu erwirken,  arbeiten die Plattformen mit folgenden Mitteln:

  • Endlos-Scrollen führt zu zu immer weiteren und nie endenden jedoch immer stärker selektierten Informations- und Angebotsfülle;
  • Es fehlen Haltelinien, welche eine Möglichkeit geben würde, die gesehenen Inhalte zu verarbeiten und zu durchdenken;
  • Diese technologische Gestaltung TikToks führt zu Fomo = „Fear of Missing Out“ (Angst, wer nicht weiter scrollt und das nächste und nächste Video nicht auch noch konsumiert, etwas zu verpassen; dieses negative Gefühl will der Nutzer nicht haben);
  • Likes als Bestätigung zu erhalten oder zu geben, stellt die Belohnung dar; insbesondere für Influencer sind diese in Form von „Follower“ eine geldwerte Bestätigung und Belohnung, die zur Sucht führen, weil das Aufhören ohne fremde Hilfe nur selten möglich ist.

Zudem wird bei den Nutzern von TikTok, insbesondere bei den Jugendlichen und Jungwählern, der „Dreck des Faschismus“ durch die AfD untergejubelt.

Die Suchtdefinition (Christian Montag, Prof. an der Uni Ulm im Fachbereich Molekulare Psychologie -Hirnforschung) lautet wie folgt:

  1. Unbezwingbares Verlangen zur Beschaffung und Nutzung des suchterzeugenden Mittels (ständige Smartphone-Nutzung und Konsumierung der sozialen Medien);
  2. Tendenz zur Steigerung des Gebrauchs;
  3. Psychische und physische Abhängigkeit, bewirkt durch die Mittel (Smartphone; Drogen, Alkohol)
  4. Schädlichkeit für den einzelnen Nutzer wie auch für die Gesellschaft;
  5. Kontrollverlust über das eigene Verhalten

Diese Folgen zu ignorieren und für die eigene Agenda (Wahlerfolg und Machtzuwachs) zu nutzen, das macht die Schäbigkeit der Parteien wie die AfD in Deutschland oder die Republikaner Trumps aus.

Eltern sollten/müssen den Konsum der sozialen Medien bei ihren Kindern kontrollieren und regulieren. Erziehungs- und Bildungseinrichtungen sollten/müssen bei den Jugendlichen Aufklärung und Gesprächsangebote anbieten und durchführen. Erstwähler sollten/müssen befähigt werden, die Auswirkungen der Meinungs- und Verhaltensmanipulation sowie das Suchtpotenzial der sozialen Medien á la TikTok erkennen, beurteilen und abwehren zu können, um die Freiheit von der Fremdsteuerung gewinnen zu können!

Im Zuge der Verantwortungsethik wäre verantwortliches Handeln der Parteien dann zu erkennen, wenn sie aus aller sozialen Medien-Nutzung aussteigen würden. Da diese Selbstregulierungs-Bereitschaft bei bestimmten Parteien wie der AfD nicht zu erkennen sein wird, wäre eine gesetzliche Initiative notwendig, die bei Verstoß gegen diese Regelung das Anrecht auf staatliche Parteifinanzierung verlieren würde, ja sogar empfindliche Strafgelder in die Staatskasse zu zahlen hätten.     

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