Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Alltagsschnipsel – von Mythen der Freiheit, kulturellen Unterschieden und globalen Einflüssen zur Einebnung

„Freiheit ist sowohl Befreiung von etwas, sowie eine Freiheit zu etwas, wenn dabei das Recht auf Freiheit der Mitmenschen mitgedacht wird!“ – JWB

Von der Freiheit und den Lebensumständen in der Ruhrgebiets-Idylle

Enkel: Oma, ich will Schriftsteller werden! Oma: Ich erzähle dir mal was. Pass auf, vergiss nie, dir die Zähne zu putzen! Weiß du, wie man Kartoffeln und Möhren schält?! Schriftsteller: Klar weiß ich, wie die zu schälen sind. Ich weiß allerdings bis heute nicht, was sie mir damit sagen wollte!

Ermahnung  von Oma: Zähne putzen, nur nach der Kai-Methode! Erst die Kauflächen, dann die Außenflächen,  zuletzt die Innenflächen.  Enkel: Oma, was passiert denn, wenn ich das nicht mache? Oma: Hör zu, wenn du von Gelsenkirchen nach Dortmund fährst, was ist da? Enkel: Wat is` denn da? Oma: Essen, da findest  und siehst du Essen!

Pause: Tu mir mal ´nen Kaffee!

Überall in Deutschland!

Das Auto und die Bedeutung für die Nachkriegsgeneration von 1945-1959 und die Boomer: Es stand für das unterschiedliche Verständnis von Freiheit: für wenige Erwachsene mit Vorkriegssozialisation stand das Auto als Prestigegewinn, für mutigere Jugendliche der Nachkriegsgeneration als: weg aus der Dorf-Idylle und die würdelosen „Kämpfe“ zwischen Unter- und Oberdorf, um diese nicht mehr erleben zu müssen! Vorurteile – ausgetragen aufgrund des zufälligen Standortes der Wohnung – zwischen Armut aufgrund der Zugehörigkeit zum Proletariat einerseits und andererseits der Selbsttäuschung der katholischen Armen, was Besseres sein zu wollen. Realisierte Ergebnisse der elterlichen Mahnungen: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!“

Vor der Altersgrenze zur Führerscheinprüfung kam das Freiheitsgefühl zur Geltung mit dem Besitz eines Kreidler  K 50-Mopeds, natürlich aufgemotzt. Und wenn dafür kein Geld in der Familie zur Verfügung stand, weil das bisschen Geld – was der Teenager beim Rüben-Einzeln auf den Feldern der Bauern im Dorf  oder beim Austragen der Kirchen-Zeitung verdiente – den Weg ins Haushaltsgeldkästchen der Mutter fand, der war dennoch König, weil die Bus- und Straßenbahn-Jahreskarte für Vaters Mitarbeiter-Stellung bei den Kreisverkehrsbetrieben auch für die Familienmitglieder ausgestellt wurde. Mit Passbild, versteht sich und gültig auf allen Linien im Kreisgebiet und darüber hinaus!

Das Auto aber war die Krönung für die Freiheit als Student, sich aus der dörflichen und kleinstädtischen Not- und Zwangsgemeinschaft zu verabschieden. Die Gene fanden ebenso eine größere Ausbreitungsfläche, weit über die Dorf-, Stadt- und Kreisgrenzen hinaus! Und den Blick über den Tellerrand hinaus hat dieser ermöglichte Freiheitsdrang auch gefördert!

Zur gänzlichen Freiheit gelangte ein solches – wie alt auch immer – Gefährt, wenn es oft zum Wohn-, Schlaf- und Erlebnisraum mutierte. Egal, ob als „Käfer“ aus der Volkswagen-Familie oder als „Ente“ aus dem neu verbündeten Frankreich stammend.

Noch bezeichnender, was das deutsche Mittel zum Zweck der Freiheit – mit der Bezeichnung „des Deutschen liebstes Kind“ – betrifft, ist allerdings die Wertung aus der Sicht der indischen Kultur: Es sei typisch für Deutsche, wenn sie in die Rentnerjahre gekommen seien, dass beim Blick auf und beim Gespräch über den Mythos „Auto gleich Freiheit“ noch immer versonnen gesprochen werde und oft an erster Stelle stehe, formulierte ein bekannter Wissenschaftsmoderator mit indischem Migrationshintergrund in einer Talkrunde. In Indien würden dagegen die Gespräche der Rentnergeneration über Probleme mit „dem Magen und Darm“ der Hauptgesprächsgegenstand sein! Kulturelle Unterschiede, weil das Sein das Bewusstsein bestimmt.

Dennoch scheint die globale Gleichmacherei und Einebnung der kulturellen Unterschiede voranzuschreiten. Vor allem im Zeitalter der Pedelecs, die bei fortscheitendem Alter zum neuesten „Lieblingskind“ der Deutschen geworden zu sein scheinen. So finden denn auch die Themen „Magen-Darm, Prostata, Zahnersatz, Übergewicht und Verstopfung“  vermehrten Eingang in die Gesprächsrunden bei den Deutschen.  Üblicher Alltag eben! Solange dieser in Frieden erfolgt, muss sich niemand darüber ereifern! Denn die Zeiten des „auf sie mit Idyll“ sind längst vorbei!  

Allerdings lassen sich Missverständnisse nur selten vermeiden, weil die Suche nach dem „Sinn des Lebens“ den Interpretationen ausgeliefert ist. Die Bandbreite der Umsetzung reicht von Egomanentum, Despotismus und Unterdrückung bis zur Demokratie und  der Erkenntnis, dass „Freiheit – ohne die Freiheit der anderen mitzudenken  – nicht möglich ist!

Ergänzung

„Das Menschengeschlecht kann ohne Freiheit nicht glücklich sein, die politische Freiheit aber ist auf die Freiheit des Urteils begründet.“ – Dante Alighieri  

Version vom 23.08.2025 / 12:25 Uhr

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