Gendern ist die zeitgeistige Verengung des Geschlechtlichen auf ideologische Identitäts-Experimente. Diese sind bedingt durch sozialisierte Daseinsformen und Abhängigkeiten mit ihren Einflüssen und Prägungen auf das Individuum. Gendern beinhaltet die Gefahr, die notwendige Akzeptanz und
Wertschätzung des Gegenübers auf die Ebene des sprachlich Formalen zu verschieben. Judith Butlers Erkenntnis, dass „weder Sexualität noch Geschlechtsidentität ein Besitz seien, vielmehr seien beide als Modi der Enteignungen zu verstehen, als Formen des Daseins für den Anderen.“ Emanzipative Entwicklungen gehen allerdings gesellschaftlich und historisch über die reine Konzentration auf Frauenrechte hinaus.
Das Sein bestimmt das Bewusstsein, die Sozialisation bestimmt die Vorstellung des Einzelnen von sich selber. Auch weil nicht die biologische Determinierung oder ein Fehler im „System der menschlichen Biologie respektive die Idee eines psychologischen Geschlechts (im richtigen oder falschen Körper sich zu befinden)“ von Geburt an bestimmend ist. So definiert Elizabeth Duval in ihrem Werk „Nach Trans. Sex, Gender und die Linke“, dass der Mensch „nicht als trans geboren werde, sondern dazu gemacht werde.“
Das gesellschaftliche Sein (das Denken und Handeln) beeinflusst die Mehrheit in der Gesellschaft im Umgang mit LGBTQ-Menschen wie mit vielen anderen Daseinsformen (Ausländer sein, Farbiger sein, Antifaschist oder Anti-Neoliberalist, Armer und Nichtprivilegierter zu sein etc.) auch. Der Umgang miteinander wird zurzeit von Vorurteilen und von Hass begleitet und ist durch Diskriminierung und Gewalt gekennzeichnet.
Hannah Arendts „Denken ohne Geländer“ – oder auch über den Tellerrand des eigenen Narrativ und der Ideologien hinweg – steht für ein Denken, das geprägt ist vom „Verstehen wollen des Anderen und der anderen Vorstellungen“. Immer dann, wenn dieser Aspekt fehlt oder durch religiöse, politisch gesinnungsträchtige, machtgeile oder menschenfeindliche Weltsichten geleitet sind, breitet sich Gewalt in jeder Form aus und zerstören die Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens.
Die Fähigkeit zum „Nein-Sagen“ bei gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, bei Machtmissbrauch (egal in welchem Umfeld ob zuhause, in Schule, in Unternehmen und im Arbeitsleben, in Vereinen, in Religionen, im Staat) oder bei struktureller Gewalt durch Systeme wie im Faschismus, wie beim Selbstverständnis á la Trumps „Make Amerika great again“ oder in Diktaturen wie Russland oder China: immer dann ist ein „Nein“ und die Abkehr von solchen Versuchen der einzige Weg, der zu mehr Menschlichkeit und Verantwortlichkeit für Freiheit führt.