Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Zweifel an der Friedensfähigkeit der Menschen – zwischen Gleichgültigkeit und Verzweiflung

Klaus Paier – Photo: Rehgina a.k.a. Regina Weinkauf – gemeinfrei 

Jede irgendwie berechtigte Kritik an unmoralischem Handel und Denken, die in bildkünstlerischer, literarischer oder satirischer Form erfolgt, wird von denjenigen – die Auslöser und Ziel dieser Kritik sind – mit perfider Umkehrung der Kritik „umgewertet“! Nicht die Unmoral, sondern die Kritik an der Unmoral wird bekämpft und bestraft. Nicht das unmoralische Denken und Handeln kommt vor den Richter, sondern derjenige, der darauf verweist. (Als Beispiel der jüngeren Vergangenheit darf wohl hier auf Julian Assange verwiesen werden.)

Der Überbringer der Botschaft wird vernichtet und die Transparenzmachung und Aufklärung als unmoralische Handlung verurteilt. Nicht das Foto/der Film, das die Ungeheuerlichkeiten und das Unmenschliche festgehalten hat, ist unmoralisch, sondern das, was durch die Bild-Dokumentation gezeigt wird: die Täter, die Tat und die Folgen ihrer Handlungen.

Der Streit über die Grenzen des Zeigbaren ist bekannt. Zeige der ÖRR (Öffentlich-rechtliche Rundfunk) die grausame Realität, gefährde man die Gesundheit der Menschen oder stumpfe sie ab, so dass die Realität weniger schrecklich darzustellen oder sie ganz wegzulassen ist! Die andere Seite dieser Entscheidungen beruht auf der Einflussnahme durch das Militär/den Kriegsteilnehmern, die jegliche Bild-Berichterstattung durch die Zensur laufen lässt, damit sich nicht wiederholt, was im Vietnamkrieg passierte: die Macht der Bilder bei der Mehrheit der US-Bürger zum machtvollen Protest gegen den (sinnlosen) Krieg führte.

Unzählige Beispiele für dieses Vorgehen der Umkehrung gibt es in der Menschheitsgeschichte: Das Vorgehen der Inquisition, Menschen durch Folterung zu jedwedem Geständnis zu bringen,  oder sogenannte Gottesurteile bei der Hexenverfolgung zu erzwingen, in dem Frauen mit gefesselten Händen und Füßen in einen Teich geworfen wurden. Ertranken sie, hatte Gott sein Urteil gefällt. Überlebten sie zufällig, waren sie vom Teufel besessen und wurde dennoch verbrannt.

Käthe Kollwitz

Die Macht der Bilder als Mittel der Aufklärung, der Bewusstmachung und als Grundlage für Empörung, Protest und Druck auf die Täter wird immer kurzatmiger. Die genannten Wirkungen verpuffen immer schneller. Hatte Käthe Kollwitz mit ihrem Plakat „Nie wieder Krieg“ noch eine nachhaltige Wirkung, sowie die Kriegsberichterstatter im Vietnamkrieg noch durch die Fotos Erfolge hatten – wie das des Napalm geschädigten Kindes, das vor brennender Hintergrundkulisse schreiend davon lief – einzelne Fotos zu Ikonen gegen jeden Krieg wurden und damit Wirkung auf die Menschen hatten, dass sie gegen Krieg protestierten, so verlieren die Bilder heute ihrer „Macht“ durch die Bilderflut in den „a-sozialen“ Medien (von TikTok, Twitter/X bis zu youtube).

Zur Wirklichkeit gehört das „Money makes the world go round“, so dass die Themen  Krieg und seine Grausamkeiten zur Ware und zum Kommerz genutzt werden. („Steiner – Das Eiserne Kreuz“;)  oder zur Nachdenklichkeit wie durch „Die Brücke“ von Bernhard Wicki als Antikriegsfilm; sowie die ZDF-Doku- „Landung der Alliierten in der Normandie“  

Menschen haben seit jeher Bilder eingesetzt, um Informationen und Gefühle zu transportieren. Schreckliche Schlachten, zerfetzte und gemetzelte Körper oder das Leid der Überlebenden zu zeigen, werden heute als ästhetische Werke der Kunstgeschichte präsentiert. Von Michelangelos „Pieta“,

über Goyas „Desastres de la Guerra“ bis zum Foto Robert Capas „Falling Soldier“ (wahrscheinlich aber Gerda Taros – Foto (Capas Partnerin)

Guernica reproduction on tiled wall, Guernica, Spain (PPL3-Altered)

oder codierter in Picassos „Guernica“ reicht die Bandbreite. Bilder, die zwar im Gedächtnis der Menschheit verankert sind, jedoch bisher noch keinen Krieg oder Hass und Gewaltbereitschaft verhindert haben. 

Politische Nutznießer á la rechtsextremistischer AfD und faschistische Parteien in der EU

Diese Erkenntnis missbrauchen politische Parteien (á la AfD), um Mehrheiten einzusammeln, die ihnen folgen und ihr eigene Verblendung verdrängen. Die Ungleichzeitigkeit der Erkenntnisse und die Vergesslichkeit der Historie – trotz Zeitzeugen wie Esther Bejarano und ihre Mahnungen – lassen manchmal Zweifel an der Menschheit und ihre Fähigkeit zum Frieden aufkommen. Zurück bleiben Phasen der Verzweiflung einerseits, und Gleichgültigkeit andererseits.  Es macht das Leben für jede Generation nicht einfacher.

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