Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Spaltung durch weltweiten Extremismus – gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – Auge um Auge macht alle blind

Der Wolf im Menschen speit wieder seine Verachtung denjenigen, die nicht seiner Gesinnung folgen, den Hass und seine Flammen der Vernichtungsdrohungen entgegen.

Nachfolgend wird auf einen Betrag vom März 2004 verwiesen und in Auszügen wieder hochgeholt, weil die dort zitierten Erkenntnisse den Weg der Menschheit in die „Welt der totalitären Bosheiten gegen die Menschlichkeit“ skizzierten. Bezug genommen wurde auf Hannah Arendt und ihre Werke.

Die „Banalität des Bösen“ scheint auch heute noch weiter zu existieren

Hannah Arendts Werke stellen Forschungs-Erkenntnisse ihrer Werk-Schwerpunkte dar. Sie benennt destruktive Auswirkungen eines menschenfeindlichen Denkens und Handelns,  welche bis heute immer wieder praktiziert werden und ihre Aktualität behalten haben: vom Rechtsruck und der Ausbreitung damit verbundener Gesinnung in den noch bestehenden Demokratien in der EU bis zu den Autokratien  von Trump (USA), über Erdogan (Türkei), und bis zu den Diktaturen Putins (Russland) und Xi Jinpings (China). Alle  sind exemplarische Beispiele für Nationen mit hohem Machteinfluss.

Ihr Interesse und Arbeiten im Bereich „Politische Theorie“ galt der Totalitarismus Forschung. „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ wird als ihr politisches Hauptwerk eingestuft.

Mit einem weiteren Buch „Was heißt persönliche Verantwortung in einer Diktatur?“ äußerte sich Hannah Arendt zu einem Thema, das bis heute für bestimmte Gesellschaften (Türkei, Ungarn, Polen, Russland und nicht zuletzt die USA unter Trump) relevant geworden oder geblieben ist, wenn auch in graduellen Abstufungen, jedoch im Kern vergleichbar. Vor allem vergleichbar ist, das bei allen Versuchen erkennbare Ziel, die Gesellschaft zu spalten. Propagandistische Lügen (Trump und seine unbewiesene Behauptung des Wahlbetrugs) zielen auf eine „Gleichschaltung der Anhängerschaft“. Auch in der Nazi-Terrorherrschaft Hitlers ging die Spaltung durch Familie, Freundes- und Kollegenkreise,  wie es ebenso Trump fast total in seiner zweiten Amtszeit  innerhalb von wenigen Monaten geschafft hat. Hannah Arendt spricht in diesem Zusammenhang nicht nur vom Scheitern der persönlichen Verantwortung, sondern vor allem vom Zusammenbruch des persönlichen Urteilsvermögens und der Zerstörung der moralisch-ethischen Grundsätze und Regeln in einer Demokratie. 

Arendt fragt: „Was geschieht mit der menschlichen Urteilskraft, wenn sie auf Ereignisse trifft, die den Zusammenbruch aller gewohnten Werte vorexerzieren, auf Ereignisse also, die gewissermaßen in den allgemeinen Regeln nicht vorgesehen sind – nicht einmal als Ausnahme von diesen Regeln?“ Daraus resultiert die Frage nach dem eigenen Verhalten innerhalb einer „Blase“ wie die des rechten Flügels in der AfD oder der Trump-Fanatiker innerhalb der US-Republikaner: „Wie kann ich Recht von Unrecht unterscheiden, wenn die Mehrheit oder meine gesamte Umgebung die Frage schon vorentschieden hat?“

Mit  „Eichmann in Jerusalem“ und ihr Bericht zum Eichmann-Prozess verortet sie Hitlers Nazi-Herrschaft und das unmenschliche Mittun großer Teile der Gesellschaft besonders den einzelnen Tätern die persönliche Verantwortung für den Holocaust zu.

Es mag den Lesern vielleicht nicht legitim erscheinen, wenn ein Vergleich von Adolf Eichmann mit heute agierenden Menschen in Machtpositionen vorgenommen wird. Und dennoch sind gerade die Analyse und der Essay von Hannah Arendt „Eichmann in Jerusalem – Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ dafür Zeugnis genug!

 Während Arendt eine Kollektivschuld ablehnte, betonte sie die Schuldfähigkeit jeden Einzelnen. Sie lehnte die Berufung auf das Argument ab, „nur ein kleines Rädchen im Getriebe“ gewesen zu sein. Auch der Versuch, sich auf „Gehorsamkeit“ und „Befehlsunterwerfung“ zu berufen, erteilte sie eine Absage. Gehorsamkeit (muss heute als Gesinnung interpretiert werden) sei, so Arendt, in Wahrheit immer Zustimmung. „Der Grund also, warum wir diese Verbrecher, die erwachsene Menschen waren, dennoch für das, was sie taten, verantwortlich machen, liegt darin, dass es in politischen und moralischen Angelegenheiten so etwas wie Gehorsam nicht gibt!“

Dies ist der Maßstab, der auch heute auf die Menschen angewendet werden kann, wie z.B. jenen Menschen, die das Kapitol in den USA erstürmten oder die aufgrund der Anstachelung der Redner aus dem rechten Umfeld der AfD und der Rechtsnationalisten die  Brandsätze auf Synagogen oder Flüchtlingsheime warfen und randalierend durch die Straßen zogen.

Arendt versuchte also vor allen Dingen die furchtbare Tatsache in einen beschreibbaren Zusammenhang einordnen zu können, dass diejenigen, die als „große und kleine Rädchen“ in der nationalsozialistischen Mordmaschinerie des Holocaust tätig waren, oftmals jegliches Gewissen und letztlich jede Menschlichkeit verloren hatten und bis zuletzt keinerlei Einsicht in das Verbrecherische ihrer Taten zeigten.

Genau diese persönliche und individuelle Verantwortlichkeit ist auch jedem einzelnen Anhänger rassistischer, antisemitischer, faschistischer  und menschenfeindlicher Gesinnung zuzuweisen! Dazu gehören in Deutschland die Anhänger und Mitglieder der gerichtlich bestätigten,  rechtsextremistischen AfD ebenso, wie die trumpsche-republikanische MAGA-Bewegung mit ihrem verurteilten Straftäter als Präsidenten und seinen verfassungsbrechenden und despotischen Willkür-Handlungen.

Elemente von Rachehandlungen sind beobachtbar, wie sie in fundamentalistisch-religiösen  oder patriarchalischen Ideologien nach dem Prinzip „Auge um Auge“ praktiziert werden. Die Folgen sind: Spaltung der Gesellschaft, in dem Verantwortlichkeit der egoistisch-vorurteiligen Gesinnung gegenüber stehen. Befeuert von den Privilegierten und ihren Lügen, angeheizt von Manipulationen, mit denen Meinungen als Tatsachen verkauft werden und Gewalt gegen Mitmenschen die Folgen sind. Attentate auf der einen Seite, Missbrauch der Ordnungskräfte wie die Nationalgarde und das Militär in den USA zur Einschüchterung der Opposition und Durchsetzung illegaler Agenden.     

Nicht zuletzt ist Hannah Arendts philosophisches Hauptwerk: „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ zu benennen.

In letzterem Werk stellt sie „Arbeiten, Herstellen und Handeln“ als Basistätigkeiten des Menschen heraus, die zu den grundlegenden Existenzbedingungen des menschlichen Lebens gehören. Handeln hat – über die wirtschaftliche Tätigkeit hinaus – nach Arendt die Bedeutung, dass mit der Geburt eines Menschen in ihm das Potenzial angelegt ist, – das zu fördern, Aufgabe der Eltern und der Gesellschaft sei – um jeden einzelnen Menschen zu einem selbständig denkenden und verantwortlich handelndem Wesen sich entwickeln zu lassen. Der Mensch als Wesen, das – sofern die Bedingungen bestehen (Bildung, Gesundheit, staatlich-gesellschaftliche Daseinsfürsorge zur Existenz sichernden Teilnahme) und die Entwicklung vom Kleinkind, über Jugend bis zum Erwachsendasein gesichert begleitet wird – aktiv und verändernd tätig werden kann, um ein gelingendes und kooperierendes Leben in Freiheit und Frieden zu gestalten!

Wenn jedoch KI und Robotik die Menschen in vielen beruflichen Bereichen arbeitslos machen, oder geopolitische Umwälzungen und despotischen Entscheidungen (Trumps Zollpolitik) Arbeitsplätze vernichtet, dann sind Konzepte wie Bürgergeld-Zwangsmaßnahmen und Bestrafungen als Erpressung und Ausschaltung des Grundrechts auf freie Berufswahl nicht sinnvoll, auch weil keine  Arbeitsplätze mehr zur Verfügung stehen. Dieser von der CDU/CSU gewählte Weg führt zwangsläufig zum Vertrauensverlust in die Politiker und  beschleunigt die Spaltung der Gesellschaft. Da ist nicht das Verteidigen der Interessen der Privilegierten auf Kosten der existenzbedrohten Teile der Gesellschaft der richtige Weg! Und sozialer  Frieden wird so auch nicht ermöglicht. Sozialer Frieden gelingt nur, wenn neues Denken zu Lösungen führen und Solidarität zwischen den gesellschaftlichen Schichten praktiziert wird. Zum Beispiel, in dem die durch KI und Robotik gesteigerte Produktivität und Gewinnmaximierung einer neuen Besteuerung zugeführt werden! Die Aufgabe, den Sozialstaat zu erhalten, ist eine der wichtigsten Ziele, um die Demokratie zu verteidigen. 

Hannah Arendt – bpb-Schrift von 2006 zum 100. Geburtstag Hannah Arendts (Download-Link)

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