„Die Zukunft riecht nach Juchten, nach Blut, nach Gottlosigkeit und nach sehr vielen Prügeln. Ich rate unsern Enkeln, mit einer sehr dicken Rückenhaut zur Welt zu kommen!“ – Heinrich Heine
schrieb Heinrich Heine Mitte des 19. Jhdt. im Zeitraum des Widerstandes gegen die Unterdrückungsvorgänge der alten Machthaber nach der Restauration durch den Wiener Kongress. Erst wenige Jahrzehnte zuvor waren die ersten Demokratien in den USA und in Frankreich gestartet. Für Frankreich endete sie durch die Machtübernahme Napoleons und seine Expansionsversuche schon wieder 1814! Machtwechsel haben in den letzten beiden Jahrhunderten schon des Öfteren Demokratien verhindert oder zerstört. Aktuell kann dies in den USA beobachtet werden.
In Zeiten der Bedrohung der Freiheit von außen durch Kriege (Russland -Ukraine) oder von innenheraus durch egomanische Autokraten und Despoten á la Trump ist die Unsicherheit der Menschen groß. Geopolitische Ereignisse verändern auf vielen Ebenen bisherige Sicherheiten – sei es durch konjunkturelle und globalwirtschaftliche Veränderungen ausgelösten Arbeitslosigkeit und Handelskriege, oder durch innenpolitische Gefährdungen und Konzepte seitens reaktionärer, rechtskonservativer bis rechtsextremistischer Parteien und die neoliberalen Netzwerke mit ihrer Ablehnung sozialstaatlicher Verpflichtungen.
Demokratiefeinde erobern ihr eigenes Land und andere Länder durch Missachtung der Verfassung und Handelskrieg gegen andere Nationen (Trump), agieren wie Berserker nach innen und außen und führen Vernichtungskriege (Putin). Krieg und Waffen ermöglichen die destruktiven Massaker (Hamas-Terror) und bedingen Reaktionen, welche die Ausweitung der Zerstörung, des Leids und der Vernichtung von Kultur und Tod nach sich ziehen.
Angst frisst die Seele und das Mitgefühl auf, lässt Vernunft verdorren und gebiert ausufernde Unmenschlichkeit, lässt Sprache verkümmern und den Hass ausufern. Auge um Auge macht alle blind! Aber als anachronistische Norm des Sanktionierens breitet sie sich dennoch immer weiter aus und wird hemmungslos praktiziert.
Karl Kraus beschrieb ähnliche Entwicklungen in der Weimarer Republik in einer seiner Lyrik-Werke:
Mein Widerspruch
Wo Leben sie der Lüge unterjochten,
war ich Revolutionär.
Wo gegen Natur sie auf Normen pochten,
war ich Revolutionär.
Mit lebendig Leidendem hab ich gelitten.
Wo Freiheit sie für die Phrase nutzten,
war ich Reaktionär.
Wo Kunst sie mit ihrem Können beschmutzten,
war ich Reaktionär.
Und bin bis zum Ursprung zurück geschritten. – KK
In aktuell ähnlichen Zeiten ist Kunst und Musik wahrzunehmen und zu genießen eine wichtige Quelle der Resilienz.
Der Kabarettist Jürgen Becker bietet mit seinem Programm „Wie Musik Politik machte – Jürgen Becker solo: Deine Disco – Geschichte in Scheiben“ eine gute Gelegenheit.
Alternative Angebote wie die jährliche Kunstroute Aachen sind da willkommen.
Stationen der Kunstroute Aachen zwischen Planung und Treibenlassen
In dem Jahr, das zwischen beiden Kunsttour-Angeboten am 01. Oktober 2024 und dem 28.09.2025 vergangen ist, haben die Ereignisse durch Wahlen (USA 2024) / (Deutschland Februar 2025) und den Ausdehnungen der Kriege (Russland/Ukraine sowie Israel/Hamas) die Welt unsicherer gemacht.
In Deutschland brachte der Machtwechsel zur Merz-Regierung die Wiederkehr des Sozialstaatabbaus durch eine neue Agenda, die aus Hirn und Mund der neoliberalen Verfechter purzelten, die Freude an der Verbreitung sozialer Eiszeiten haben. Denn sie lieben das Sanktionieren – der anderen!
Was so alles innerhalb eines Jahres passierte und die Menschen bis ins Mark trifft, wenn Machterwerb sich verselbständigt, so dass Ästhetik nicht mehr wahrgenommen, Kunst nicht mehr gewürdigt wird, Vernunft und Logik verdrängt werden und Denken und Handeln Ängste schüren, die zum Feind der Kultur (Kunst und Musik) werden, weil die Realität von egomanischen Despoten bestimmt wird, welche die menschliche Existenz von allen Seiten bedroht.
Das Gegeneinander (Arbeitende gegen Bürgergeldempfänger), das Miteinander (gruppenbezogene Ausgrenzung und Spaltung der Gesellschaft), das Übereinander (Sündenbockprinzip statt Empathie) und das erzwungene Andere (Jobcenter als Ausführende für Sanktionen), alle auf dem Feld der Gegensätze und dabei nicht über den eigenen Tellerrand schauen können, aufgrund der Irrtums-Argumentation, dass Meinungen als Tatsachen behandelt werden und dass subjektive Beispiele (jeder „kennt“ einen, der den Sozialstaat missbraucht!) als private, nicht-evidente Basis für die Beurteilung genutzt wird.
Alle diese verhaltensgesteuerten Gesinnungsgrundlagen dienen zur Ablenkung von den eigentlichen Problemen: den Schutz der klientelbezogenen Interessen der Profiteure des neoliberalen Systems nicht aufzuheben und stattdessen den Abbau des Sozialstaates voranzutreiben.
Der Armut Bericht 2025 und das Aufdecken der Fehler der sogenannten „Bürgergeldreform“ lässt den paritätischen Wohlfahrtsverband deutliche Kritik äußern.
Die Mitternachtsspitzen und das Team stellen mit ihrem Programm in der ARD-WDR-Kabarett-Sendung vom 11.10.2025 ab Minute 27:00 ein Beispiel für Information und Entspannung zur Verfügung. Jens Spahn (CDU-Bundestagsfraktionsvorsitzender) und sein neoliberales Netzwerk machen deutlich, welches Versagen vorzufinden ist, ein Rücktritt nicht erfolgt, weil die Verantwortung für das Versagen in Sachen Masken-Affäre und Schädigung der Bundesrepublik in Mrd. Höhe übernommen wird.