Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Kant – ein (Ge)-Denktag in diesem Jahr: den 22. April nicht vergessen! Oder der Diskurs: Was ist Aufklärung?

In der deutschen Gesellschaft gibt es Menschen in geringer Anzahl, die an Geburtstage im April von Personen der Geschichte erinnern, die bis heute exemplarisch für das absolut Böse steht, was in den letzten 100 Jahren Unmenschen anderen Menschen angetan haben.  

Wenn es sich um den 20. April handelt, dann ziehen die Unbelehrbaren in tumber Eintracht und Flaggen mit verbotenen Symbolen vor sich hertragend, mit verzerrten Gesichtern, oft gedunsen vom Alkohol und immun gegen aufgeklärte Vernunft und bar jeden Verstandes polternd und gewaltbereit durch die Straßen. Als nützliche Elemente einer Partei, deren Führungspersonal wie auch die Jugendorganisation (Junge Alternative) –  juristisch bestätigt –  „rechtsextremistisch, anti-demokratisch und verfassungsfeindlich“ bewertet und vom Verfassungsschutz überwacht werden.

  • „Wenn denn nun gefragt wird: Leben wir jetzt in einem aufgeklärten Zeitalter? so ist die Antwort: Nein, aber wohl in einem Zeitalter der Aufklärung.“ – Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (Kant)

Die Zustimmung zu einer Partei wie die AfD, die weder demokratisch, noch menschenfreundlich agiert oder lösungsorientierte Problembewältigung praktiziert, erfolgt aufgrund eines Verhaltens, welches Immanuel Kant beschrieb als „es ist so bequem, unmündig zu sein und andere für sich denken zu lassen!“

In Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ betonte er, dass die Programmatik einer Partei auch im Falle der Übernahme der politischen und staatlichen Macht, zunächst sich eine pseudo-Gesetzlichkeit gebe, in dem die:

  • Juristen des Despotismus eine neue Verfassung nach folgenden Grundsätzen erarbeiten würden: 1. Eigenmächtige Besitznehmungen des Herrschenden, 2. Leugnung von Verantwortung für Schlechtes, 3. Teile und herrsche (vgl. Divide et impera). (Kant – Zum ewigen Frieden)

Als Beispiel kann dem gegenwärtigen Menschen sowohl die Entwicklung Deutschlands unter den Nazis dienen, wie in der näheren Vergangenheit die Entwicklungen der  Machtübernahme Putins in Russland, Erdogans in der Türkei und Orbans in Ungarn exemplarische Beispiele für die schon durch Kant aufgeführten Schritte sind. Es dürfte naheliegend sein, dass auch die AfD in diese Praxis verfallen würden.

Kant betonte dagegen in der Schrift: „Zum ewigen Frieden“, dass:

„Gesetze nicht dazu erlassen würden [dürften], Wohlstand oder Glückseligkeit zu schaffen, sondern um das Recht auf Freiheit und Gleichheit eines jeden zu wahren. Politik könne sich ohne Moral also gar nicht entwickeln.“

Dass dennoch Menschen einem AfD-Programm blind folgen, welches von egomanischen Brandstiftern mit Machtfantasien und Profiteuren der Politik mittels Hirnwäsche affinen Wiederholungen wirksam werden soll, funktioniert deswegen, weil dieser Teil der Gesellschaft in Unmündigkeit existiert und sich eingerichtet hat. 

  •  „Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt der für mich die Diät beurtheilt, u. s. w. so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nöthig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen.“ – Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (Kant)

Ein anderer Geburtstag im April, den 300.  Geburtstag von Immanuel Kants am 22. April, wird dagegen in diesem Jahr eine Aufmerksamkeit erlangen, welche mehr als berechtigt sein wird.

Was ist Aufklärung? (von Kant bis Adorno und Foucault)

Kant gebührt zu Recht die Einschätzung, die erste Antwort auf die Frage gegeben zu haben: „Was ist Aufklärung?“ 

  •  „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ …  (Kant) 

Kants Einfluss auf die nachfolgenden Philosophen

Immanuel Kant war in der einen oder anderen Hinsicht Einflussgeber auf nachfolgend bedeutende Philosophen. Von Personen des historisch-philosophischen Zeitgeistes des Idealismus (von Fichte über Schelling bis Hegel) wurde Kants Philosophie heftig widersprochen. Wo Kant die „Dinge an sich“ so verortete, dass die Menschen keinen Zugriff darauf hätten, wie sie unabhängig von der menschlichen Wahrnehmung seien, sondern nur als in dem Rahmen den Menschen erscheinen, wie die Erkenntnisfähigkeit fortgeschritten sei, betonten die Idealisten, dass es ihnen um die Verbindung des Subjekts mit dem zu erkennenden Objekt gehe und somit um die Erkenntnis des Ganzen.

Für Hegel hatte Kant mit seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ die Erkenntnistheorie und damit die theoretische Philosophie zu eng gefasst. Nach Hegel habe Kant mit der Trennung von „Dinge an sich“ und was der Mensch nur erkennen könne,  übersehen, dass die gesamte Welt vernünftig aufgebaut sei.

  • „Ich habe aus der Kritik der reinen Vernunft gelernt, daß Philosophie nicht etwa eine Wissenschaft der Vorstellungen, Begriffe und Ideen, oder eine Wissenschaft aller Wissenschaft, oder sonst etwas Ähnliches sei; sondern eine Wissenschaft des Menschen, seines Vorstellens, Denkens und Handelns; sie soll den Menschen nach allen seinen Bestandteilen darstellen, wie er ist und sein soll, d. h. sowohl nach seinen Naturbestimmungen, als auch nach seinem Moralitäts- und Freiheitsverhältnis.“ (Kant)

Adornos Version des Kategorischen Imperativs unterscheidet sich von der kantischen vor allem dadurch, dass in ihr (der Adorno’schen) ein „Moment des Hinzutretenden am Sittlichen“ (GS 6: 358) sich fühlen lässt: Für Adorno ist es der unmittelbare, leiblich erfahrbare Abscheu angesichts der nationalsozialistischen Gräueltaten, der die „in sich problematische“ Vernunft komplementiert. Erst durch die impulsiv sich einstellenden Abscheu, also durch ihr Gegenteil, hindurch, werde die vernünftige moralische Reflexion demnach „praktisch“. (Quelle) 

Auf die Definition verweisend, dass „Philosophie in Gedanken gefasste Zeit sei“,  wird ersichtlich, warum der Diskurs über „Was ist Aufklärung?“ noch nicht zu Ende geführt wurde.

Und weil zurzeit Karneval gerade vorbei ist, darf vorläufig der Satz gelten, der Groucho Marx zugeordnet wird:

  • „(Die im Text angeführten Zitate) … sind meine Prinzipien; falls sie Ihnen nicht gefallen, ich habe auch andere!

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