Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Schluss mit der negativen Weltsicht – Wege zu neuem Bewusstsein und Mitgestaltung der Gesellschaft

Freiheit und Selbstbestimmung

“Denn es gibt keine Freiheit, wenn sie nicht vom Staat geschützt wird; und umgekehrt: nur ein Staat, der von freien Bürgern überwacht wird, kann diesen überhaupt ein vernünftiges Ausmaß an Sicherheit gewähren.” – Karl Raimund Popper 

Der heutige Journalismus ist überwiegend von negativer Berichterstattung geprägt. Das, was uns täglich an Fehlverhalten, Misslungenem, Verbrecherischem und Menschenfeindlichkeit per Medien (TV, Presse, Internet) als Informationsflut überrollt und mitreißt, ist  überwiegend zutiefst negativ gefärbt und vermittelt uns, dass der Mensch und die Leute von Grund auf schlecht seien!
Und wer genau hinschaut, sieht weltweit zuhauf das Versagen der Politiker, zu oft den Egoismus des Einzelnen (im Privaten wie im Beruf) und erkennt tagtäglich die Auswirkungen des Neoliberalismus und seine Folgen für die meisten Menschen. So lässt sich nicht verleugnen, dass die Gier Einzelner nach Geld und Macht ursächlich für die Ausbeutung und Abhängigkeit der Menschen ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinander geht und das Mitgefühl und die Solidarität gegen null tendieren.

Konzerne wie Nestlé reißen sich die Wasserrechte in Afrika unter den Nagel (allem Anschein nach durch Bestechung korrupter Politiker) und verkaufen das Gemeingut und ein Grundrecht teuer an die eigentlichen Besitzer und natürlichen Anspruchsberechtigten. Vermögensverwalter wie BlackRock Inc. nutzen die Börse, um mit dem eingesammelten Geld und verwalteten Vermögen (rund zehn Billionen Dollar) sich zum mitbestimmenden Faktor bei den größten börsennotierten Aktiengesellschaften weltweit zu etablieren. So wird über den CEO (zurzeit Larry Fink) das Geschäftsgebaren auch der DAX-Konzerne regelmäßig von den Interessen BlackRocks geleitet.

So resultiert die feststellbare Erkenntnis darin: „Das Sein (des Finanzkapitals) bestimmt das Bewusstsein“. Heute ebenso zutreffend, wie es zu Marx´ Zeiten schon eine Wahrheit war. Die banale Erkenntnis spiegelt sich auch in den bekannten Sprichwörter und Aphorismen wider und geht dennoch darüber hinaus. („Nach jemandes Pfeife tanzen…“/ „Sich mit fremden Federn schmücken…“/  „Vor Neid platzen“ etc.)

Die Sozialisation des Menschen bestimmt zudem das Selbstbewusstsein und das Verhalten des einzelnen Menschen und in der Summe auch das der Gesellschaft. Die Weltsicht und die Eigenart, das Augenmerk auf das Negative in der Welt zu richten, ist durchaus genetisch verankert. In der Frühzeit der Menschen war diese selektive Sicht ein Schutz für den Menschen. Denn rechtzeitig Gefahren zu erkennen, die Sinne zu schärfen für alles, was negativ für das Leben der Menschen sein konnte, zu erkennen und sich damit auseinander zu setzen, bestimmte das Überleben. „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“. In diesem Umfeld war das Handeln der Vorfahren auf kurzfristige Entscheidung optimiert: Flüchten oder Kämpfen!

Wenn diese Entscheidungen heute auch mit anderen Mitteln und Methoden umgesetzt werden, bleibt die grundsätzliche Verhaltensweise auch heute noch zutreffend. Einen essenziellen Unterschied muss der Mensch heute zusätzlich bewältigen: die Menge der auf ihn einstürzenden negativen Reize ist um ein Vielfaches höher als in der Zeit der Jäger und Sammler. Mit dieser Reizüberflutung kommt die krankmachende Überforderung!

Die psychisch-mentalen und die physisch-körperlichen Reaktionen von Burnout, Depression und neurotischpsychotischen Zuständen sind die Folgen. Ob die verhaltensbasierten Strategien und Therapien in Form „Das Bewusstsein bestimmt das Sein“ wirksam sein können, ist zumindest zu bezweifeln. Die Absicht dahinter ist, den Einzelnen zu verändern anstatt die Welt des Neoliberalismus und deren Benachteiligungen zu beseitigen! Denn so und aus diesem Weltbild gedacht,   läge die Ursache für ein Scheitern und Versagen beim Einzelnen, anstatt  das Versagen des neoliberalen Systems als Ursache für die Spaltung  der Gesellschaft mit wachsender Armut einerseits und Konzentration von Superreichtum auf wenige Bürger, die Ausbeutung  der Ökonomie  und die Ausbreitung von Kriegen zu benennen.

Es ist der alte Diskurs darüber, ob die Veränderung des Verhaltens auch ein verändertes Bewusstsein bewirkt und darüber das Sein (wachsende Ausdehnung der Armut – Konzentration immer größeren Reichtums auf immer weniger Privilegierte ) zwar nicht verändert wird, sondern lediglich die Sicht auf Welt. So kann weiterhin staatliche Macht privatisiert werden und den Interessen von Leuten wie „Elon Musk“, „Donald Trump“ und Konsorten unterworfen werden.  Und das Narrativ vom „Der einzelne ist seines Glückes Schmied“ bedient werden.  Adepten des neoliberalen Weltbildes á la „Christian Lindner“ in den Positionen eines Finanzministers weiterhin mit seinen FDP-Ministern in den drei weiteren Ressorts „Justiz“, „Verkehr“ und „Bildung und Forschung“ die Blockade der sozialen Demokratie betreiben. Anstatt die Einnahmeseite zu stärken, soll der Sozialstaat gestutzt werden – Mütterrente gestrichen werden, Bürgergeld gekürzt werden, Bestrafung durch Willkür zur Zwangsarbeit  und Privatisierung der Arbeitsvermittlung durch Zeitarbeitsfirmen, statt Umsetzung des Grundgesetz-Auftrages, dass „Eigentum verpflichtet!“

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass mit der Überreizung der Wahrnehmung durch die Informationsflut und der dadurch bedingten Begrenzung der mentalen Verarbeitung  immer mehr Menschen sich hilflos und überfordert fühlen.  

Wer als Mensch kaum noch das Gefühl entwickeln kann, dass er Presseberichten und Aussagen von Regierungsverantwortlichen trauen kann, auch weil die Fähigkeiten fehlen, die Aussagen auf Objektivität und Wahrhaftigkeit zu prüfen, der gerät in eine Hilflosigkeit und Handlungsunfähigkeit. Diese führt dazu, sich den notwendigen Entscheidungen zu entziehen. Er hört auf, sich den Aufgaben zu stellen. Er flüchtet ins Nichtstun und überlässt gesellschaftliche Entscheidungen anderen. (Nicht zur Wahl zu gehen; sich der Meinung eines „Vordenkers“ anzuschließen und in einer Filterblase zu landen und damit manipulierbar zu werden).

Das Verhalten der Menschen im Biedermeier ist dafür typisch. Der Rückzug ins Private ist die Konsequenz. Das wird heutzutage sichtbar im Konsum von Formaten des Privatfernsehens mit der Folge, nicht mehr über die Politik und ihre Auswirkungen nachzudenken. Wer das Angebot der privaten TV-Unterhaltungsmedien und „Werbepresse“ sich anschaut, sieht, dass die Gartengestaltungsvorschläge in Hochglanzauflagen und die Kochrezept-Vorschläge schon inflationär bis in die Apothekenschau reichen.

Der Spruch: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ hat in dieser apodiktischen Form kaum noch Gültigkeit, wenn die Eigenverantwortung ins Spiel kommt.  Neurologische Forschungen belegen jedoch, dass bis ins hohe Alter hinein das Hirn veränderbar bleibt und neue synaptische Verknüpfungen entstehen.

Ein Motto wie „Das Reden über Probleme schafft Probleme – ein Reden über Lösungen schafft Lösungen“ ist notwendigerweise zu hinterfragen. Wer bestimmt die Lösung und mit welcher Absicht soll diesem Motto gefolgt werden? Dass es wirkt, scheint die Hirnforschung zu belegen, insbesondere, dass neue Erfahrungen machen und ein lebenslanges Lernen Hand in Hand gehen. Denn alles, was der Mensch tut, was er aktiv macht oder nicht macht, verändert ihn und ist in seinen Hirnveränderungen nachvollziehbar.

Um in der heutigen Zeit der Reiz- und Informationsüberflutung bestehen zu können, bedeutet, die Aufmerksamkeit zu erhalten, die der Mensch zu bekommen wünscht. Aufmerksamkeit ist eine der wichtigsten Ressourcen in der heutigen Zeit. Das wissen sowohl die Werbe- und Marketing-Söldner, wie auch der karrieregeile Politiker, ebenso wie der machtgierige Kollege und Vorgesetzte.

Beim Versagen oder bei Fehlentscheidungen wird alles getan, die Schuld zu vertuschen! (Andreas Scheuer; Jens Spahn u.a. in Untersuchungsausschüssen) Neben der „Schuldzuweisung“ wird auch das „Sündenbockprinzip“ genutzt. (Die Ausländer! Der
Kanake! Der Jude! Die Grün-Links-Versifften! Wie zu oft in derlei Aussagen die rassistischen Vorurteile und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in den sozialen Medien zu lesen sind, kennt fast jeder Mensch!
)

Komplexere Fragen und Probleme verlangen bessere Recherchen und das Bewusstsein, dass es keine Schwarz-Weiß-Wirklichkeit gibt, noch in der Regel die Entweder/Oder-Lösungen der richtige Weg sind.

In einer offenen Gesellschaft wie der Demokratie ist nicht nur nach dem Wer, Wo, Was und Warum zu fragen, sondern auch nach dem Wie geht es jetzt weiter nach der Pandemie, nach Rezession, nach Kriegsgefahr und dem Abbau sozialer Aufgaben des Staates und der Vernachlässigung der Gemeinwohlaufgaben des Staates? 

Gemeinsam Aufgaben bewältigen

Die wichtigste Eigenschaft ist deshalb, sich nachdenkend einzubringen. Das gelingt am besten, wenn der Mensch:

  • auch über den Tellerrand des eigenen Weltbildes hinausschauen kann,
  • nachsichtig mit sich und den anderen Menschen ist und zulässt,
  • dass Menschen Fehler machen können und daraus lernen,
  • eine andere Diskurskultur praktiziert und konstruktive Lösungen konzertiert und am Gemeinwohl ausgerichtet werden,
  • Demokratiesicherung aktiv betrieben und Feinde der Gesellschaft nicht gewählt werden,
  • neue Lern- und Arbeits-Umgebungen geschaffen werden müssen in der Gesellschaft,
  • in dem Raum zur Neugier, Forschung und Weiterentwicklung ermöglicht werden (neue Schulwirklichkeit durch Personal- und Sachressourcen-Sicherung, andere Arbeitswirklichkeit, Abschaffung der Hartz-IV/Bürgergeld-Gängelung und Verbot der Zeit- und Leiharbeit realisiert werden)

Und diese Forderungen auch an die Politik und Regierungsverantwortlichen gestellt werden, wenn sie wieder gewählt werden wollen! Jedoch nicht aus Protest Parteien wie die AfD wählen, die keinerlei konstruktive Programme einbringen werden, stattdessen nur die Demokratie vernichten wollen!

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