:Die Geschichte spielt in meiner Stadt,
die der Krieg zerschnitten hat
und aus tausende Häuserwunden
Blut noch heute alle Stunden
Unterm Pflaster seufzt und stöhnt
Totes das sich nicht gewöhnt
an den Tod Und drüber fährt
feiges Volk das nicht kehrt
weiter taub und blind und stumm
Staat macht Angst und Angst macht dumm:
Thomas Brasch
Häusliche Gewalt gegen Kinder, gegen Ehe- und Lebenspartner in den Familien; Mobbing (körperliche und psychische Gewalt schon unter Kinder und Jugendliche/ in der Schule, am Arbeitsplatz/ in der Vereinsmannschaft/ Wohngemeinschaft); gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit („pervertierte Fankultur“, pervertierter Nationalismus); durch Rassismus (Colour versus White) und religiöser oder ideologischer Verfolgung; Antisemitismus, Judenhass, Pogrome, Genozid (Völkermord) und der Holocaust als Singularität – alle sind Realitäten, in denen Menschen anderen Menschen unsägliches antun – im Alltag, bei Terroranschlägen und nicht zuletzt durch Kriege.
Menschenfeindlichkeit, die Ignoranz und Missachtung der Würde des Mitmenschen, das Absprechen der Menschenrechte und die Überzeugung, andere Menschen ihr Menschsein nicht zuzugestehen, führen seit Beginn der Menschengeschichte zur Versklavung, Unterdrückung und Vernichtung von Menschen durch Menschen.
Gibt es berechtigter Weise unterschiedliche Bewertungen und Einstufungen des „Bösen“?
Gibt es Unterschiede in den vielen Formen des Unrechts, die Menschen anderen Menschen zufügen, indem „der Mensch dem anderen ein Wolf ist“? Beschreibt diese Definition überhaupt zu Recht ein Verhalten durch den Vergleich mit einem nichtmenschlichen Lebewesen (Wolf), das lediglich seinen Instinkten folgt und unfähig zu einer moralischen Entscheidung ist? Sind überhaupt Besonderheiten definierbar bei Ereignissen, die eine andere (Be-)Wertung rechtfertigt? Ist nicht jeder geplante und herbeigeführte Tod eines oder vieler Menschen durch die Verursacher gleichermaßen zu verurteilen?
Ist der Völkermord der deutschen Kolonialmacht an dem Volk der Hereros in Südwestafrika 1904, oder der Völkermord des Türkischen Teils der Osmanen an den Armenier in den Jahren 1915/16, sowie der Genozid der Terrororganisation IS an den Jesiden im Nordirak in den Jahren 2014-2017 anders zu bewerten als der Holocaust der Juden durch die Nazis von 1933-1945? Dem Hococaust genannten Genozid wird eine Singularität (Einzigartigkeit) zugesprochen, ein Begriff, der eine Nichtvergleichbarkeit mit anderen Völkermorden impliziert.
Jürgen Habermas formulierte im Jahr 2021 als Argument für die Singularität des Holocaust wie folgt:
„Das spezifische Merkmal, das den Holocaust von kolonialen Genoziden unterscheidet, ist die Wendung gegen den „inneren Feind“, der getötet werden muss – und der nicht wie die fremde, koloniale unterworfene Bevölkerung (der Hereros) zusammen mit deren Naturschätzen (Bodenschätzen) primär ausgebeutet werden soll.“
Im Zuge des Historikerstreits in den Jahren 1985-1987 (und den nachfolgenden Jahrzehnten bis zum heutigen Tage) zeigte sich eine Spaltung der Wissenschaft zwischen den rechtskonservativen Relativierer des Holocausts und Jürgen Habermas und seinen Unterstützern als Vertreter des Holocaust als Singularität, die nach der Gründung der AfD zu einer Spaltung der deutschen Gesellschaft führte, in dem „altes Denken und Handeln aufgrund einer Affinität zum Rechtsextremismus in der AfD“ wieder salonfähig gemacht wurde und wird.
Die autoritären Muster von Staatsmacht mit Überwachung, Ausgrenzung, Ausweitung der exekutiven Maßnahmenrechte und Einschränkungen der Grundrechte (bis hin zu geplantem Einsatz dubioser Mittel: Palantir-Software) und Sanktionen haben insbesondere bei den rechtskonservativen Kräften in den Parteien wieder Konjunktur. Intransparenz des politischen Handelns soll als „Schutzwall“ gegen kritische Opposition wieder Alltag werden. (Philipp Amthor: will das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) wieder entfernen! Sowie den NGOs wie FragDenStaat die Fördergelder entziehen, um parallel zur Abwicklung des IFG die organisierte Nachfrage zu schwächen!)
Blaupause und negatives Vorbild finden sich in Trumps-Agieren und dem unterwürfigen Handeln seiner Republikaner-Partei wieder – indem gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in den USA legitimiert und praktiziert wird bis zur Verfolgung mit allen Mitteln, um den „inneren Feind“ (allen Menschen, die eine andere Meinung als Trump haben) zu vernichten!
Zum Historiker-Streit der 80er Jahre und dessen Auswirkungen äußerten sich Geschichtswissenschaftler und Politikwissenschaftler wie:
Hans-Ulrich Wehler: „Die selbstkritische Haltung, mit der die mühsam etablierte politische Kultur der Bundesrepublik verteidigt worden war“, habe sich durch den Historikerstreit verbreitert. „Insgesamt wurde dadurch die Bereitschaft gefestigt, das soziopolitische System der Bundesrepublik gegen künftige Anfechtungen zu verteidigen.“
Klaus Große Kracht: „Es handle sich um einen Konflikt innerhalb einer bestimmten Historikergeneration, die ihre verschiedenen Deutungsansätze nicht mehr fachintern hätten vereinbaren können – „vielleicht auch deshalb, weil sich in ihren eigenen Biografien Erfahrungsschichten aus der Zeit des Nationalsozialismus mit bundesrepublikanischen Karrieremustern überlagerten“
Der Politikwissenschaftler Martin Greiffenhagen bezweifelte 1993, dass „solche intellektuellen Geistesschlachten für die Bildung eines Geschichtsbewusstseins überhaupt etwas austragen, das doch umfänglich verwurzelt sein muß“. Wenn der Historikerstreit überhaupt eine öffentliche Wirkung gehabt habe, so habe er rechtsextreme Positionen gestärkt“.
Dass die Abgrenzung zu der als rechtsextremistisch eingestuften AfD auf Seiten der Unionsparteien im Aufweichen begriffen ist, das zeigen aktuell exemplarisch Beispiele wie Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, ehemaliger zurückgetretener Verteidigungsminister 2011 u.a.):
Zitat: „Der frühere CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der frühere Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und der einstige Vorsitzende der CDU-Grundwertekommission Andreas Rödder hatten sich im „Stern“ für eine Abkehr von der Brandmauer gegen die AfD starkgemacht.“ Zitatende / Quelle: Tagesspiegel
Der Widerstand gegen das Vergessen ebbt mit dem Sterben der ehemaligen Zeitzeugen wie Esther Bejarano – Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau immer mehr ab. Die Unkenntnis über die Holocaust-Beteiligung bei den Nachkriegsgenerationen nimmt zu und wird zugleich ersetzt durch verzerrte Narrative der rechtsextremistischen Propaganda von einflussreichen Teilen der AfD (Höcke und ihrer Spindoktoren wie Götz Kubitschek!)
Die zwölf Jahre der Nazi-Herrschaft werden wieder verherrlicht und der Holocaust wird – gerade im Zuge der aktuellen Israel-Regierung unter Netanjahu – wieder relativiert bis zum Verleugnen, in dem die Argumente der Verfechter und Gegner des „Holocaust als Singularität“ unter den Beteiligten des „Historikerstreits“ Mitte der 1980er Jahre wieder aufgewärmt werden.
Jürgen Habermas nahm erneut 2021 Stellung in einem Aufsatz und kritisierte den Angriff auf das besondere und einmalige des Holocaust in Abgrenzung zu anderen Völkermorden.
Esther Bejarano hat bis zu ihrem Tod gegen das Vergessen gearbeitet, indem sie ihre Geschichte und das Leid in den Konzentrationslagern erzählte:
„Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.“ – Esther Bejarano
Friedmans Werk ist die Analyse der Demokratie als sorgsamer Blick aus vielen Blickwinkeln, um die Existenz (Da-Sein) und die Essenz (So-Sein), also die Kernbestandteile des Begriffes „Demokratie“ zu benennen. Friedman wählt als Titel das Wort „Mensch“ und als Untertitel „Liebeserklärung eines verzweifelten Demokraten“. Im Mittelpunkt des Themas „Demokratie“ steht der Mensch als Mensch (dessen Würde unantastbar ist), und nicht als Wolf und Raubtier.
In einer Demokratie steht niemand über dem Gesetz – und dieses Gesetz mit seinen Ausführungen (Artikeln) wird Verfassung – oder wie in Deutschland – Grundgesetz genannt. Zur Demokratie steht der Rechtsstaat als Gerüst und Essenz und das Grundgesetz/die Verfassung als ihre Existenz.
Friedman widmet sich den Formen der Respektlosigkeiten durch Anti-Demokraten in der Demokratie, die genau daran erkennbar werden. (siehe auch Blogbeitrag: Hamas-Terror am 07. Oktober 2023 löst mit ihrem Gewaltexzess unsägliches Leid aus!)
Hamas-Terror am 07. Oktober 2023 löst mit ihrem Gewaltexzess unsägliches Leid aus!