Was macht das Leben der Menschen – in einer Welt und in Zeiten der Machtkonzentration (Trump, Erdogan, Putin, Xi Jinping, Orban u.a.) auf einzelne Personen, Institutionen oder Parteien – so schwierig und in Teilen lebensgefährlich? So oder so ähnlich lauten die Fragen von immer mehr Menschen, die irritiert sind und nach Orientierung suchen.
Wahrnehmbar ist, dass das Vertrauen in Regierungen, Institutionen, Politik und Wirtschaft immer mehr verloren geht und das Misstrauen auf allen Ebenen wächst. Zugleich werden grundlegende Pfeiler des Zusammenlebens der Menschen geschwächt oder zerstört. Neben Vertrauen sind Gleichberechtigung, Würde, Freiheit, Ehrlichkeit, Anstand, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Solidarität notwendige Voraussetzungen und Grundbedingungen für Frieden und gelingendes Leben.
Die dafür geeignete Form der Gesellschaft ist die Demokratie in der Ausgestaltung des Grundgesetzes als Gesellschaftsvertrag wie als Staatsform. Echte demokratische Verfassungen in den Nationen achten auf die Gewaltenteilung als Bausteine der Demokratie und praktizieren und schützen ohne Einschränkungen die Bürger-, Grund- und Menschenrechte.
Dabei sind diese Bedingungen auf allen Ebenen des menschlichen Lebens notwendigerweise und hinreichend zu praktizieren – egal ob im staatlichen, wirtschaftlich-unternehmerischen, zivilgesellschaftlichen oder individuellen Denken und Handeln.
Wenn diese Grundlagen nicht respektiert werden, wenn stattdessen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit praktiziert wird, wenn Machtkonzentration und Personenkult sich breitmachen mit der Folge, dass Personen und Gruppen sich über die Verfassung hinwegsetzen, dann ist dies der Weg in Willkürlichkeit, Terror, Unterdrückung und Unfreiheit.
Trump hebt mit seinen Dekreten die Gewaltenteilung faktisch auf, weil eine radikal-konservative Gruppe in der Gesellschaft (vor allem in der Partei der Republikaner) das Präsidentenamt als absolute Exekutiv-Macht interpretiert, welche über den staatlichen Institutionen stehen soll. Den Supreme Court als höchstes Gericht hatte Trump in seiner ersten Amtszeit mit ihm gesinnungsgleichen Personen besetzt und eine Mehrheit geschaffen in seinem Sinne. Das höchste Gericht dient als „Feigenblatt“ der Gewaltenteilung, weil es höchstrichterliche Urteile, die Trump mit Urteilen ausbremsen wollen, wieder überstimmen kann.
An dieser gezielten „Entmachtung der Gewaltenteilung“ und Gleichschaltung der öffentlichen/staatlichen Institutionen beteiligen sich aus vermutlich fehlender Courage Medien, Tech-Unternehmen von Apple, Google, Meta (Facebook, WhatsApp) bis Amazon, Universitätspräsidien und ihre Institute bis zu Anwaltskanzleien und Unternehmerverbände. Da auch die Exekutivkräfte von FBI, CIA, Nationalgarde bis zum Militär sich unterwerfen Trump – einem verurteilten Straftäter – gelingt die Zerstörung der Demokratie in den USA in unglaublicher Schnelligkeit.
Die Auswirkungen dieses realen Szenarios für die Weltwirtschaft ist verheerend – Stichwort: Trumps Willkür-Zölle einerseits und andererseits die Unkalkulierbarkeit Trumpscher „Deals“ zur Beendigung der Angriffskriege mit Menschenrechtsverletzungen gegen souveräne Staaten wie die Ukraine durch Putins Russland.
Anstatt klare rote Linien durch die USA als führende Nation der NATO-Verteidigung zu vermitteln, produziert die Trumpsche „Dealer-Polittruppe der bigotten Republikaner“ Unzuverlässigkeit durch Vorteile.
Jede Kritik an dieser Strategie und Vorgehensweise wird – sowohl nach innen wie nach außen – mit „Bestrafung und Erpressung“ bekämpft und sanktioniert. So zu agieren, produziert eine Freund-Feind-Dynamik. Auf dieser destruktiven Grundlage wird Trumpsche Politik praktiziert nach dem Motto: das Eigeninteresse zu verwirklichen. Wer gerade und zufällig im politischen Raum eine ähnliche Strategie als Regierung einer Nation verfolgt, erhält von der bigotten Trump-Gruppe ein Abstimmungsangebot zur gemeinsamen Verwirklichung.
Besonders die antidemokratischen Parteien in der EU – von Höcke und Weidels-AfD, über Erdogans Unterdrückungs-Regime bis zu Orbans korruptionsaffine Gruppe – nutzen Trumps-Methodik als Blaupause. Die Umdeutung der Begriffe, die Einschränkung der offenen Gesellschaftsmodelle und die Schwächung und der Wegfall demokratischer Strukturen verdrängen die Diskurse und das Ringen um die Verwirklichung von Gleichheit, Freiheit und Menschlichkeit. Die Vielfalt der Perspektiven, Leben und Welt zu gestalten, Kultur und Kreativität zu fördern, wird ersetzt durch restriktive und autoritäre Strukturen, in dem Eindimensionalität und Einseitigkeit mit Gewalt durchgesetzt werden. So werden in den eigenen Nationen jeder, der dem Machtinhaber nicht folgt, als Außenseiter markiert, in die anscheinende Rechtlosigkeit versetzt und als „Verräter “ bezeichnet, dem „Gewalt zugefügt werden kann!“ (siehe USA und die Vorgehensweisen von „Sonderbeauftragte á la Elon Musk“ und der“ Migranten-Säuberungs-Schwadronen“ der ICE -United States Immigration and Customs Enforcement).
Das Ergebnis wird unweigerlich sein: Die Menschen verlieren ihren Bezug und das Vertrauen in die Menschheit geht verloren. Sie hören auf, das Leben mit den anderen zu teilen. Der scheinbare Erfolg des verfassungswidrigen Verhaltens durch die Machtinhaber, verleitet zum unsäglichen Mitläufertum. Die Anerkennung der Menschenwürde beim Gegenüber wird verweigert. Die moralische Verarmung schreitet voran. Zuerst breiten sich in tyrannischen Systemen die Unterdrückung der Freiheit der Rede, der Meinungen, und die Selbstbestimmung aus. Selbst Genozide und Wiederholungen Holocaust ähnlicher Vernichtung sind zu erwarten.
Angesichts solcher Perspektiven stellt sich die Frage, ob Demokratien mit den demokratischen Mitteln noch verteidigt werden können? Ein Dilemma, dass sich insbesondere dann ergibt, wenn antidemokratische Mittel gewaltsam von den Feinden der offenen und demokratischen Gesellschaft zur Schwächung und Abschaffung der Demokratie genutzt werden.
Das „Cancel Culture“ der Antidemokraten ebenfalls anzuwenden, ist ein paradoxes Verhalten. Und dennoch muss jeder aufrechte Demokrat jeden Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Faschismus als gerechtfertigt kritisieren und benennen und diese Kritik muss gerade auch gerade gegen Kollegen, Freunde und Partei- wie Vereinsmitglieder praktiziert werden.
Denn es gibt im Namen der Menschenrechte, der Menschenwürde und Verantwortlichkeit für die Mitmenschen einen Unterschied zum „Cancel Culture“ der Faschisten, Rassisten, Antisemitisten und Antidemokraten, die anderen weder ihre Würde noch Freiheit lassen!
Die Mittel dazu sind der Mut zum Widerstand, zum Widerspruch, zur Bereitschaft „Gauner auch Gauner“, „Korruption als Korruption“, „Antidemokraten auch Antidemokraten“, „Diktatoren auch Diktatoren“ und „menschenfeindliche Identitäten“ als solche zu nennen und in schwierigen Krisenzeiten dennoch den Diskurs zu wagen und die Demokratie zu verteidigen. Das gelingt nur, wenn das Private als Raum, das individuelle und zivile Element und die Arbeitsverhältnisse ebenso als politischer Raum verstanden werden, und die materiellen, existentiellen und lebenssichernden Bedingungen und menschenfreundlichen Entwicklungen eingebunden werden müssen. Hannah Arend hat dies vorgelebt. Der politische Raum durchdringt das Private ebenso, wie das Berufliche.
Denn eine demokratische Identität kann den Mantel des beruflichen Lebens nicht bei der Rückkehr ins eigene Heim einfach ablegen und in einen privaten Mantel wechseln oder umgekehrt. Hannah Arendt hat dies in ihrem Werk „Vita activa“ ebenso dargestellt wie in „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“!
Welche Unsicherheit bei der Mehrheit der Bevölkerung besteht, die deswegen auch ihre Fähigkeiten verloren haben zur Einschätzung, welche Ideologien und Parteien den Menschen wirklich zur Seite stehen, das lässt sich im Kabarett-Programm des Kabarettisten Florian Schroeder in unterhaltender Art und Weise nachvollziehen.
In seinem Programm wird den Zuschauern vor Augen geführt, dass Coaching zwar gefragt wird, aber nichts anderes als Manipulationen nach „Sektenart“ ist. Dabei lässt sich durchaus erkennen, dass das Coaching von Phrasen-Verkäufern nur deren Taschen füllt und das Elend der Hilfesuchenden noch vergrößert.
Und so kommt vor allen die „Glücksindustrie“ auch auf die Waage in Schroeders Programm. Dass der Hunger nach Dopamin-Ausschüttung eine kräftige Rolle mitspielt, dem jeder bei der perfiden Fremd- und Selbsttäuschungsflut erliegen kann, darf mit kritischem Blick auf das eigene Verhalten jeder schnell feststellen. Abhängigkeiten jeglicher Art von Fress- bis Hungerlust, von Drogenkonsum bis Selbstgeißelung und von Sozial-Media-Exzess-Nutzung bis zur Spielsucht erzeugen nicht selten Arschlochverhalten!
Version vom 10.11.2025 / 20.00 Uhr
