Einerseits werden die Erinnerungen an Geschehnisse, Ereignisse und das Bewusstmachen für Geschichte als notwendig betrachtet, in dem vor Wiederholungen von negativen gesellschaftlichen Vorgängen (Krieg, Terror, Verbrechen gegen die Menschlichkeit etc.) gewarnt wird. Und andererseits praktizieren Menschen „Heldengedenken“ und verehren Personen, die unfassbar Grausames begangen haben, während andere diese Formen völlig ablehnen. Was läuft schief in Gesellschaften, wenn Gruppen Hitlers Geburtstag feiern, Personenkult betreiben und in der Masse ihre menschenfeindliche Taten begehen, während andere dies als inakzeptabel empfinden? Gibt es einen notwendigen Unterschied im Gedenken, der hinreichend begründbar ist? Und welcher Maßstab wird anzuwenden sein?
Um einen Maßstab für akzeptables Verhalten zu installieren, der ein Zusammenleben in Respekt, sozialem Frieden und konstruktiver Zusammenarbeit für das Gemeinwohl und die Daseinsgestaltung ermöglicht, bestehen in demokratischen Rechtsstaaten Gesetze, deren Entstehung und Einhaltung durch die Teilung der Gewalten (Macht wird geteilt und befindet sich nicht in einer Hand wie bei Diktaturen!) gesichert werden.
Der Maßstab, dass Hitlers Geburtstag zu feiern ebenso eine Straftat ist wie besondere Symbolik, gibt den Menschen in Deutschland somit einen Orientierungsleitfaden, der diese Form des Gedenkens als nicht akzeptabel definiert und sogar sanktioniert. Weil Hitlers Regime in den 12 Jahren der Nazi-Diktatur den Angriffskrieg zur Unterdrückung der Nachbarstaaten sowie den Holocaust der Juden zu verantworten hat, dabei von Millionen Deutsche in diesem Gesinnungsterror unterstützt wurde, entwickelte sich um die Person Hitler ein Personenkult. Den lassen unbelehrbare Alte und Junge wieder aufleben.
Der Personenkult ist exemplarisch für diktatorische und tyrannische Strukturen wie die Geschichte zeigt und bis heute nachvollziehbar ist. (Stalin in der UdSSR =Sowjet Union; Putin in Russland, Kim Jong-un in Nordkorea, Mussolini in Italien und in abgewandelter Form Erdogan in der Türkei, Hamas in Palästina, Hisbollah im Libanon und Ali Chamenei im Iran oder in abgeschwächter Form Trump in den USA sowie exemplarisch Typen wie Musk auf der Ebene der Unternehmen).
Die Menschen wissen seit Kleinkindzeiten, was gerecht, menschenfreundlich, empathisch und somit aufgrund ihres moralischen Kompasses, was richtiges oder falsches Leben ist. Daraus resultiert neben dem gesetzlichen auch ein moralisch-ethischer Maßstab, der die Inhalte des Gedenkens bewerten lässt.
Heute vor 80 Jahren wurde die Stadt Aachen von den Alliierten als erste Stadt befreit. Daran zu erinnern, ist eine notwendige Maßnahme, um eine Stabilisierung für das Leben in einer freien Gesellschaft zu sichern und die Abgrenzung von der Rechtsextremismus-Gesinnung zu praktizieren, aus der heraus der ehemalige und heutige Ehrenvorsitzende Alexander Gauland (AfD) in seiner Verblendung und Verharmlosung der Hitler-Diktatur formulierte, dass dieser Terror- und Unrechtsstaat „ja nur ein Vogelschiss der Geschichte“ gewesen sei!
Mit der Befreiung Aachens begann Stück für Stück ein Leben, dass in 12 Jahren Nazi-Terror „kein richtiges Leben im falschen“ (Adorno) war! Es ist rund acht Jahrzehnte lang für viele Menschen ein Leben in der BRD möglich gewesen, das mit der Demokratie die Gewähr für ein richtiges, weil menschenfreundliches Leben möglich gemacht hat. Daran zu denken, ist „richtiges Verhalten im richtigen Leben“.
Doch der Zustand dieser Demokratie ist äußerst instabil geworden. Die Zukunft für das „richtige Leben“ ist stark gefährdet. Die Feinde der „freien Gesellschaft“ (AfD, Neoliberalismus, Finanzmacht und der weltweite, geschichtsvergessene, politische Ruck in den Rechtsextremismus), bedingen mal wieder, dass immer mehr Staaten auf dem destruktiven Weg in neue Unrechtssysteme sind. Egomanen wie Musk, Trump, Putin und egoistisches Denken und Handeln auf allen Ebenen der Gesellschaften zu Lasten der „freien und offenen Gesellschaften“ machen sich breit. Der Wechsel von der parlamentarische zur hierarchischen Parteien-Demokratie nagt ebenso am demokratischen Rechtsstaat. Aufgeplusterte Selbstdarsteller werden Parteichefs und hieven ihre Eleven in politische Positionen. (CSU-Söder und die CSU-Verkehrsminister der letzten 15 Jahre mit ihren immensen Schäden für die Verkehrsinfrastruktur durch verfehlte und überhebliche respektive amateurhafte Sachkenntnisse und büttelhafte Politik zum Schaden Deutschlands!)
Was notwendiges Gedenken ist, geht in der Flut der Pseudo-Gedenken und Ersatz-Events à la XYZ-Awards und Preisverleihungen verloren! Lobbyismus, Propaganda, Marketing-Aktionen spielen ihren Einfluss aus und vernebeln den Blick für das Wesentliche.
Das Erinnern an die Befreiung Aachens vor 80 Jahren ist dagegen der notwendige Weg! Und auch die Erinnerung an den ersten Bürgermeister Franz Oppenhoff nach der Befreiung am 21.10.1944 ist eine Notwendigkeit, weil seine Ermordung durch die Nazis zeigt, welche Verblendung und Verbohrtheit ihr Denken und Handeln bis heute bestimmte. Sie macht aber auch sichtbar, welche Gesinnung Oppenhoff antrieb und dass die Feinde der freien und demokratischen Gesellschaft vielschichtig und aus vielen Einfluss-Sphären (wie der Aachener-Skandal um Oppenhoff belegt) wirksam werden können.
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