Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Bild – Abbild – Weltbild

Carlos und die Schwanenfrauen – Katalysator für …

Ein Bild ist ein Bild? – ist Abbildung? – ist Einbildung und Weltbild? Ist Botschaft, ist Manipulation und Lenkung? 

Der Titel für ein Foto oder Bild als sprachliche Ergänzung enthält potenziell schon die Manipulation des Denkens durch die Wort-Sprache. Der Titel lenkt die Interpretation und begrenzt – ohne den Mut des selbstständigen Denken – die Freiheit der persönlichen Erkenntnis-Bandbreite.

Selbstständiges Denken ist die Fähigkeit, Verhalten und Taten zu verknüpfen – aufgrund gesammelter Vorgänge, Ereignisse, Aussagen und Texte – um Erkenntnisse logisch und evident zu gewinnen. Beurteilungen sind so nicht auf Glauben beschränkt, sondern ermöglichen Propaganda und Manipulation von Tatsachen  und Lügen von Fakten zu unterscheiden. 

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ – Kant

Im 18. Jahrhundert hätten die Redakteure ihren Lesern Fragen gestellt zu Themenkomplexe, für die Lösungen noch nicht formuliert worden seien, schreibt der französische Philosoph Michel Foucault 1978 ( Was ist Kritik?und 1983 Was ist Aufklärung?“) einleitend zu seinen Vorlesungen, die sich mit Kants Abhandlung „Was ist Aufklärung?“ auseinandersetzten. Ein Vorgehen der Presse, die sich zum heutigen Selbstverständnis der Mainstream-Medien deutlich anders darstellt, welche allenfalls durch Umfragen (in denen die Fragen nur einen verengten Blick auf den Themenkomplex  zulassen und einen wirklichen Diskurs nicht ermöglichen) ein Meinungsbild abfragen, welches stark kanalisiert und dem Weltbild der abfragenden Auftraggeber dienlich sein soll.

Zudem darf nicht außeracht gelassen werden, dass heute die Flut der Informationen durch die „sozialen Medien“ so die Behandlung der Themen verkürzt und an der Oberfläche bleibt und zudem manipulierbar geworden ist, dass ein realer Dialog nicht zustande kommen kann. Inwieweit die vor über 200 Jahren angewandte „Technik“, im Dialog mit den Lesern deren Meinung wirklich relevante Ergebnisse erbrachte, sei dahingestellt, wenn bedacht wird, dass damals nur eine relativ kleine gesellschaftliche Gruppe Zeitungen lasen und deren Feedback in den Erkenntnisgewinn und als mögliche Problemlösungen bedacht wurden.

Wenn heute noch in Ansätzen die Beteiligung der Leserschaft zur Recherche zu politischen und gesellschaftlichen Themen bewusst und konzeptionell einbezogen wird, wäre da nur Nischen-Journalismus wie beim werbefreien „Krautreporter“- Verlag zu benennen. Allerdings hinterlassen dann die Befragung und der Einbezug der Leserschaft durch (den technischen wie ökonomischen Zwang) relativ starre multiple Choice-Kataloge mittels automatischer Auswertung einen ambivalenten schalen Geschmack eines nur scheinbaren Dialogs, denn stattdessen dürfte lediglich der „rote Faden“ der Redakteurs-Recherche die wahre Dominante sein!

Wenn also gesamtgesellschaftliche Themen (Macht, Verteilung, Kriege, Wirtschaftssystem, Armut, Gesundheit, Bildung, Politik / Politiker) und die feststellbaren Auswirkungen auf die Frage: „Wie wollen wir leben?“ im Dialog bearbeitet und Beschlüsse in realer Beteiligung aller Menschen getroffen werden sollen, dann gelten sowohl Kants Abhandlung „Was ist Aufklärung?“ (und die Beantwortung, warum sie notwendig ist) wie auch Foucaults Ergänzungen als unabdingbare Fähigkeit zur Erkenntnis und als Voraussetzung zum Diskurs und der Beschlussbeteiligung!

Insbesondere sind Aufklärung und Vernunft – zwei Seiten einer Medaille – das Mittel, Figuren wie Trump, Erdogan, Putin, Orban, Xi Jinping, Kim Jong-un und die rechtsextreme Höcke AfD zu durchschauen und vor allem zu verhindern, dass sie Macht
erhalten und missbrauchen können zum eigenen Vorteil. 

So formulierte Foucault: „Kant weist gleich zu Beginn darauf hin, dass der „Ausweg“, der die Aufklärung kennzeichnet, ein Prozess ist, der uns aus dem Zustand der „Unmündigkeit“ befreit. Und mit „Unmündigkeit“ meint er einen bestimmten Zustand unseres Willens, der uns dazu bringt, die Autorität eines anderen zu akzeptieren, um uns in Bereichen zu führen, in denen der Gebrauch der Vernunft gefragt ist.“

Wer also Trump (oder Höckes AfD) trotz der nachvollziehbaren Vergehen und strafbewehrten Straftaten (insbesondere aus Trumps
egoistischen Absichten – aktuell, um mit der Macht eines erneut als Präsident sich dem Gesetz entziehen zu wollen) ihn wählt, verspielt seine und der anderen Menschen Freiheit in der Demokratie!

Foucault beschreibt dies mit: „In jedem Fall wird die Aufklärung durch eine Modifizierung der bereits bestehenden Beziehung zwischen Wille, Autorität und dem Gebrauch der Vernunft definiert.“ Die Umdeutung und der Missbrauch von Sprache – hier der Bedeutung, was Aufklärung und Vernunft geleitetes Handeln real ist – wird am Sturm auf das Kapitol nachvollziehbar. Die Modifizierung ist in solchen Fällen erkennbar an: Manipulation, Abgabe des eigenen Denkens, Hass geleitetes Handeln als Ausdruck von Unmündigkeit und daraus resultierende Mitverantwortung für Unfreiheit, Unterdrückung, Zerstörung der Demokratie und Aufbau eines Unrechts- und Terrorsystems.

Wer nicht selber denkt, lässt zu, dass er nur noch gehorcht! Das Gehorchen ist Bestandteil und Merkmal des Militärs, der fundamentalistischen Religionen, der diktatorischen Staaten und des politischen Machtmissbrauchs.

Kants Abhandlung enthält eine Aufforderung, die sich – nach Foucault – so verstehen lässt:
„Aude sapere: „Wage es zu wissen“, „habe den Mut, die Kühnheit, zu wissen“. Die Aufklärung muss also sowohl als ein Prozess betrachtet werden, an dem die Menschen kollektiv teilnehmen, als auch als ein Akt des Mutes, der persönlich vollzogen werden muss. Die Menschen sind zugleich Elemente und Akteure eines einzigen Prozesses. Sie können in dem Maße Akteure des Prozesses sein, in dem sie an ihm teilnehmen; und der Prozess findet in dem Maße statt, in dem die Menschen sich entscheiden, seine freiwilligen Akteure zu sein“

Foucault weiter: Kant benennt zwei wesentliche Bedingungen, unter denen der Mensch aus seiner Unmündigkeit entkommen kann.
Und diese beiden Bedingungen sind zugleich
geistige und institutionelle, ethische und politische.
Die erste dieser Bedingungen besteht darin, dass der Bereich des Gehorsams und der Bereich des Vernunftgebrauchs klar unterschieden werden müssen. Um den Zustand der Unmündigkeit zu charakterisieren, zitiert Kant den bekannten Ausdruck: „Nicht denken, nur gehorchen“; dies sei die Form, in der militärische Disziplin, politische Macht und religiöse Autorität üblicherweise ausgeübt werden. Die Menschheit wird
ihre Reife erreichen, wenn sie nicht mehr gehorchen muss, sondern wenn den Menschen gesagt wird: „Gehorche, und du wirst so viel denken können, wie du willst.“ Wir müssen beachten, dass das deutsche Wort, das hier verwendet wird, räsonieren heißt; dieses Wort, das auch in den Kritiken verwendet wird, bezieht sich nicht auf irgendeinen Gebrauch der Vernunft, sondern auf einen Gebrauch der Vernunft, bei dem die Vernunft keinen anderen Zweck als sich selbst hat: räsonieren heißt um der Vernunft willen vernünftig sein.“
Foucault weiter: „Wenn man hingegen nur denkt, um seine Vernunft zu gebrauchen, wenn man als vernünftiges Wesen (und nicht als Rädchen in einer Maschine) denkt, wenn man als Mitglied einer vernünftigen Menschheit denkt, dann muss der Gebrauch der Vernunft frei und öffentlich sein. Aufklärung ist also nicht nur der Prozess, durch den der Einzelne seine persönliche Freiheit des Denkens gewährleistet sieht. Aufklärung ist dann gegeben, wenn der universelle, der freie und der öffentliche Gebrauch der Vernunft einander überlagern.“

Kant und Foucault, wenn auch nicht immer explizit betonend, aber aus dem Kontext ableitend, was Ausklärung ist und an Handlung voraussetzt, ist der Einbezug der Geschichte und der Analyse zum Beispiel der Unrechtsstaaten: von Mussolinis Faschismus und Terrorsystem, von Hitlers 12 Jahre herrschende „tausendjährige Dritte Reich“ und dem Holocaust, von Stalins Genozid und Mordsystem an der eigenen Bevölkerung und Partei, über die vielen Unrechtssysteme mit ihren Unterdrückungen der Menschenrechte und Straftaten gegen die Menschheit (DDR, Nordkorea, Türkei u.v.a.)! 

Und der Verlust der aufklärenden Vernunft beginnt oft schleichend, zum Beispiel, dass aus reinem Machtgewinn oder Machterhalt, das eigene Weltbild (zur Erinnerung: Aiwangers Flugblatt und seine Grundhaltung) und die Haltung einer privilegierten Gesellschaftsgruppe als einzige Konstante zugelassen werden. 

Da muss nur an Friedrich Merz (CDU), an Christian Lindner (FDP), an Alice Weidel und viele andere AfD-Politiker gedacht werden, die aus reinen Machtgewinn-Absichten den „starken Mann/die taffe Frau“ erkennen lassen wollen, welche zur Anerkennung dieser Rolle durch Wähler erhofft belohnt zu werden. 

Das extremste Beispiel für egoistischen Machtgewinn allerdings bleiben aktuell Donald Trump und (schon erfolgreich gewesen) Björn Höcke. Wer diese Figur unterstützt und wählt, hat längst das eigene Denken, die Analyse der Geschichte und die Fähigkeit zur durch  Vernunft geleitete  Handlungen ins Nirwana geschickt.

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