Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

Lebenslügen – und die Komplexität des Lebens

Fehlende Moral in Politik und Wirtschaft – Lobbyisten als Handlanger und Aktivisten der Machtgierigen

Die autokratischen Egomanen, aus verblendeter Naivität der Wähler an die Spitze von Staaten wie die USA gespült, nennen es Schutz der Meinungsfreiheit. Es ist aber die Unterdrückung der Meinung der Andersdenkenden. Sie nennen es Freiheit,  es ist aber Unfreiheit und Willkür, sowie Faschismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.  Sie, die Autokraten, nennen es Behütung, es ist aber totale Kontrolle und Überwachung. Sie nennen es Patriotismus, es ist aber Ausgrenzung. 

Und die Wähler der Egomanen, Autokraten und Gesinnungslumpen überlassen die Macht jenen, die sie nicht mehr hergeben werden. Sie öffnen mit ihrer Stimmabgabe die Büchse der Pandora, weil sie sich der Komplexität des Lebens nicht mehr gewachsen fühlten. Sie wollen geführt werden, keine Verantwortung für das eigene wie das fremde Leben haben zu müssen, und geben die Macht in die Hände von Figuren, ohne die moralische Integrität der Gewählten geprüft zu haben. 

Das Leben wird immer komplexer. Die Erkenntnisfähigkeit der Menschen kommt in komplexen Systemen, die eine schnelle Entscheidung verlangen, oft an ihre Grenzen. Politische wie wirtschaftliche Systeme versuchen eine Strukturierung vorzunehmen, um Handlungsfähigkeiten zu erhalten. Das Handeln der Politiker reicht in der Bandbreite von echtem Bemühen, dem Amtseid als Abgeordneter (zum Wohle des Volkes) zu entsprechen, bis zur Arroganz der Ichbezogenen aus der Welt der Neoliberalisten á la Lindner. Im besten Sinne wäre noch zu unterstellen: „Der Wille war da, aber das Können und die Moral haben nicht gewollt!“

Fehlende Moral in Zeiten der Krisen II – Die Macht der Oligarchen und Superreiche gefährden Freiheit und Frieden

Eine Theorie der Komplexität zur erstellen, dazu finden sich Ansätze im naturwissenschaftlichen, soziologischen und philosophischen Umfeld, in dem Systemeigenschaften beschrieben werden. Sei es als wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten, als moralische Normen (Zehn Gebote, Kants kategorischer Imperativ) oder ethische Grundsätze (Tugendethik, Pflichtethik, Gesinnungsethik oder Verantwortungsethik).

Fehlende Moral in Zeiten der Krisen?

Welche Auswirkungen die sich weltweit ausbreitenden autokratischen und diktatorischen Gesellschaften und ihre Machtkonzentration auf wenige Menschen haben, lässt sich insbesondere für die Demokratien nur erahnen. Die Zusammenstellung der Regierungsmannschaft durch Trump hat aufgrund der ausgewählten zukünftigen Funktionsinhaber nur eine Erkenntnis: Ja-Sager-Kriterium hat keine Qualifikationsgarantie. Trumps „Emergenz Ansatz“ unterliegt aufgrund seiner Naivität oder seiner gesinnungsgeistigen Beschränkung dem Irrtum, in dem er glaubt, dass aus den einzelnen Figuren auf seiner Besetzungsliste das von ihm gewünschte Verhalten abgeleitet werden kann.

Was die „Schwarmintelligenz“ als Struktur des Verhaltens der Tierschwärme betrifft, das wurde in wissenschaftlichen Untersuchungen herausausgefunden und beschrieben. Gemeinsam ist ihnen meist eine dezentrale, nicht-hierarchisch organisierte Entscheidungsstruktur. Trumps Personaltableau der Ja-Sager aber ist genau das Gegenteil! Eine Hoffnung auf das Scheitern Trumps und seiner Kohorte ist damit aber unbegründet.

Denn im Bewusstsein der neoliberalen Befürworter wirken längst fehlende Moral, negative Ethiken á la Gesinnungshandeln und die Aussicht auf Machtkonzentration in wenigen Händen wie Gift für die Demokratie. Ein Beispiel ist die Forderung der neuen Gründergeneration, die AfD für eine politische Mehrheit neoliberaler und reaktionär-konservativer Machtkonzentration in zukünftige Regierungen einzubinden. 

Kritik an den neoliberalen naiven Politikverständnissen wird zwar auch geübt. Sie ist aber noch viel zu still!

Es entwickelt sich eine seltsame Naivität und Verantwortungslosigkeit hinsichtlich des Gemeinwohls, die allem Anschein nach der Ungleichzeitigkeit bei den historischen Erkenntnissen zu verdanken ist.

Dass negative Schwarmbildung (Lemming-Verhalten) bei Menschen durchaus Tradition hat, zeigen die geschichtlichen Irrungen und Wirrungen der letzten 125 Jahre. Literarisch in vielen Werken verarbeitet – von Heinrich Mann (Der Untertan) über Alfred Döblin (Berlin Alexanderplatz), Bertolt Brecht (Dreigroschen Oper), Kurt Tucholsky (Hitler und Goethe- ein Schulaufsatz),  Erich Kästner (Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen?), bis zu Hans Fallada (Kleiner Mann, was nun?), und vor allem Klaus Mann (Mephisto-Roman einer Karriere), wo verantwortungslos der Typus des Mitläufers im Roman sich mit dem NS-Unrechtsstaat einlässt. Ein Handeln, das sich in der Forderung der Startups junger Unternehmer wiederholt, die AfD als Koalitionspartner für die Wirtschaftskonservativen des Neoliberalismus CDU/CSU zu akzeptieren.

Klaus Mann beschreibt in seinem Werk „Der Wendepunkt“ eine Verdichtung der Atmosphäre und gewalttätigen Ausgrenzung der jüdischen Bürger und ihrer Kultur.

„Wir sprachen gegen Krieg und Faschismus… Nicht, als ob damals, im Herbst 1936, der Aufenthalt in Europa für Menschen unserer Art völlig unmöglich gewesen wäre. Aber man bewegte sich auf vulkanisch unsicherem Boden. Je mehr Macht und Prestige das Dritte Reich gewann, desto prekärer wurden die Positionen der deutschen Antifaschisten im Land und draußen, im Exil. Überall ließ man uns spüren, dass wir nur geduldet waren. Wie lange noch? (Es war das Jahr 1936 mit den olympischen Spielen! Da wurden die Gewalt-Maßnahmen zurückgefahren. Die Steigerungen bis zum Reichkristallnacht-Pogrom standen noch bevor!) Morgen wäre es zu spät. Lieber unternahmen Erika und ich rechtzeitig die Erkundungsfahrt nach dem Erdteil (USA), wo die Demokratie noch stark war und Vertrauen zu sich selber hatte.“

Aktuell nach 75 Jahren Demokratie stellt sich wieder die Frage für die deutschen Juden in Deutschland: Sind wir noch sicher? Der rechte Mob und die durch rechtskonservativ neoliberale Gesinnung realisierte Salonfähigkeit der Rechtsextremen haben für die jüdischen deutschen Mitbürger zu neuer Lebensgefährdung geführt. Diesmal verstärkt und in enger Verbindung mit dem hasserfüllten Islamismus durch Hamas- und  Hisbollah-Terroristen und den muslemischen Migranten in Deutschland!

In seinem Buch Deutsche Lebenslügen  – Der Antisemitismus, wieder und immer noch beschreibt der Autor Phillip Peymann Engel:

„Der muslimische Antisemitismus ist bis heute weitgehend (in Deutschland)tabuisiert.“

»Etwas Fundamentales hat sich in Deutschland geändert. Bislang galt in der Bundesrepublik das Selbstverständnis, dass jüdisches Leben sicher sein muss. Dieses Versprechen wird von der Politik bei jedem Gedenktag Mantra artig wiederholt.
Heute aber kann von Sicherheit keine Rede mehr sein. Sprechen wir es in aller Deutlichkeit aus: Die muslimische Gemeinschaft hat ein massives Problem mit dem Judenhass in den eigenen Reihen. Waren es jahrzehntelang vornehmlich Neonazis, die eine Gefahr für Juden darstellten, sind es nun auch arabisch- und türkischstämmige Migranten. Für die Mehrheitsgesellschaft mögen diese judenfeindlichen Exzesse von Muslimen überraschend sein. Für uns Juden gehören sie seit langer Zeit zum Alltag.

»Es ist leider für Juden in vielen Städten Deutschlands selbstverständlich geworden, in der Öffentlichkeit keine Kippa mehr zu tragen. Es ist für Juden selbstverständlich geworden, in Berlin von Neukölln über Kreuzberg bis Wedding nicht mehr Hebräisch zu sprechen. Es ist ganz normal geworden, dass arabischstämmige Fußballer meinen Mitspielern und mir bei Spielen unseres jüdischen Fußballvereins Makkabi »Ich stech’ euch Scheißjuden ab!« entgegenschleudern. Es ist ganz normal geworden, dass jüdische Schüler so lange von muslimischen Mitschülern gemobbt werden, bis sie auf eine Privatschule gehen.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass palästinensische Jugendliche mit Molotowcocktails Brandanschläge auf eine Synagoge verüben. Wir sind nicht überrascht, wenn ein Hebräisch sprechender Mann in der U-Bahn von Arabern verprügelt wird. Wir wissen, dass mitten in Berlin auf dem Ku’damm Horden arabisch- und türkischstämmiger Deutscher »Juden ins Gas!« und »Jude, Jude, feiges Schwein. Komm heraus und kämpf allein« brüllen – und die Polizei tatenlos daneben steht. Das alles ist nicht neu!«

»Die postkoloniale Linke ist jung, gut ausgebildet, professionell, polyglott und vor allem: über Social Media international vernetzt. Sie ist aber auch arrogant, einflussreich, laut, über griffig und ultraaggressiv. Sie stellen zum Teil ebenso einfache wie richtige Forderungen auf. Man soll Menschen, die einen Migrationshintergrund haben, nicht fragen: Wo kommst du her? Schließlich wollen die Gefragten nicht als fremd wahrgenommen werden.

Die Bewegung ist geprägt vom Kampf gegen den Rassismus. Ob »Black Lives Matter«, »Fridays for Future« – sie kämpft global und einigt sich auf postkolonial linke Werte. Im Grunde sprechen sich die Anhänger dieser Massenbewegung explizit gegen jede Form von Antisemitismus aus. Das gehört eindeutig zum Awareness-Kanon dazu.

Und dann stellen dieselben jungen Leute uns deutschen Juden die Frage. Ja, aber was passiert in Israel? Sie tun das Gegenteil dessen, was sie predigen: Vielleicht wollen manche von uns auch nur ganz normale Deutsche sein? Und nicht mit den Problemen und Geschehnissen in Israel gleichgesetzt und darauf reduziert werden? Wo ist der Unterschied zur Frage: Wo kommst du her?

Sie setzen sich vors Auswärtige Amt, brüllen »Viva Palästina« und suchen den Schulterschluss zur propalästinensischen Straßenwalze in Neukölln, die eindeutig von Juden hassenden Organisationen wie Samidoun,  von der Hamas und von radikalen Islamisten geprägt ist.«

Nach Peyman Engel gehört zu den deutschen Lebenslügen: Antisemitismus gäbe es nach 1945 nur von rechts. Antisemitismus von links? Fehlanzeige. Und hinsichtlich der skandalösen Documenta 15 im Jahr 2022 und dem sichtbaren Antisemitismus bei von Rassismus betroffenen Milieus wie indonesisch-muslimischen Künstlern sei nach Claudia Roth, der Kulturstaatsministerin, die Einstellung:  Nicht doch! Noch zu Beginn der Documenta 15 sei die viel beschworene »Perspektive des Globalen Südens« auf höchster Ebene gefeiert und verteidigt worden. Claudia Roth habe „ruangrupa“ vor Vorwürfen des Antisemitismus in Schutz genommen, formuliert Peymann Engel in seinem Buch.

„People’s Justice“ – ein Banner ethisch und ästhetisch außer Rand und Bann? – documenta Machwerk von Taring Padi verhüllt!

Documenta 15 und das Banner des Anstoßes – Wann sind politische Bildinhalte auch Kunst?

Das Fazit zum aktuellen Zustand der Demokratie in der Republik: Die Bereitschaft, autoritäre Staatsführungen und antidemokratische Tendenzen (politisch in Form autokratischer Strukturen und  wirtschaftlich in Form  neoliberaler Autokratie mit Einschränkungen der Gemeinwohlaufgaben und Beschränkungen der Daseinsfürsorge zugunsten der Unternehmenswelt) zu akzeptieren, verschieben die Machtverhältnisse in rechtsextremistische und neoliberalistische Wert- und Weltvorstellungen.

Die Lebenssituationen des Großteils der Menschen haben sich weiter verschlechtert. In der Lyrik von Nelly Sachs, Nobelpreisträgerin 1966, spiegelt sich mal wieder das Leid der Menschen wider und bei Sachs wohl auch der resignierte Rückzug:

„Welt, frage nicht…

  • Welt, die Falte ihres Lächelns hat ihnen ein starkes Eisen ausgebrannt;
  • sie möchten so gerne zu dir kommen
  • um deiner Schönheit wegen,
  • aber wer heimatlos ist, dem welken alle Wege
  • wie Schnittblumen hin –

 

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