Sterben und Tod – als sei´s nur Schein Nach dem Tod das andere Sein Das Unvermeidliche in einem Gedicht Die bisherige Ordnung – Ein Riss, der temporär alles zerbricht. (JWB)
Wenn ein treuer und verlässlicher Freund stirbt, mit dem so oft die Gedanken getauscht und um Erkenntnis gemeinsam gerungen wurde, wie die Dinge zu verorten sind, die tagtäglich uns Menschen zugemutet werden, dann kommt die Frage auf, wie den Personen entgegen getreten werden kann, die unsere Bemühungen und Anstrengungen, ein gelingendes Leben zu gestalten, mit ihrer Macht und Rücksichtslosigkeit alle Zeiten hindurch torpedieren. Wenn dann die Nachricht vom Tod verstanden und gefühlt wird, dass der Freund nicht mehr ist und sein wird, dann ist die Trauer groß und treibt die Tränen nach außen, lässt das Herz und die Kehle krampfen. Und zugleich bleibt die Luft weg und nur der Verstand fordert auf, weiter zu atmen.
Nein, diese Freundschaft war niemals nur eine „ein Herz und eine Seele“-Verbindung. Sie war anders und zugleich mehr, weil immer eine respektvolle, vertrauensvolle und verlässliche Beziehung bestand, auch bei gegensätzlicher Sichtweise auf das Weltgeschehen! Eine Freundschaft, in der Kritik am Gegenüber beiderseitig ernstgenommen wurde, weil die Gewissheit bestand, dass Halt und Stütze für den Freund beiderseits nicht verweigert wurden. Es war immer eine lohnende Anstrengung, den jeweiligen Blickwinkel des anderen zu verstehen und ggfs. die eigene Einschätzung zu hinterfragen und zu korrigieren.
Die gegenseitige Anerkennung, auch das gegenseitige Anvertrauen, die Akzeptanz der Unterschiedlichkeit in den Persönlichkeiten sind weder durch Neid, noch durch größere Zeitabstände zwischen den Kontakten abhandengekommen. Eine Sicherheit, die sich in der Gewissheit bestätigte, dass das Wiedersehen – auch nach langer Zeit – kein Gefühl von Bruch oder Befremdung aufkommen ließ.
Der Freund ist gestorben, sein Herz war zu schwach geworden. Zu wissen, dass er das Leben geliebt und mit seinen Interessen an Kunst, Kultur und an den Menschen gefüllt hat, und er die Menschen um ihn herum geliebt hat, und sein Leben im Beisein seiner Familie beenden konnte und die Geborgenheit dieses Augenblicks ihm das Loslassen leichter gemacht hat, ist tröstend. Ich werde an ihn, wie an meine Großeltern, meinen Vater, meine Mutter, meine Schwester – alle schon vor Jahrzehnten gestorben – immer mit Freude zurückdenken. Diese Wertschätzung hat unser Freund Heinz verdient!
Nun ist er gegangen – unser Freund Heinz!
Ich suche nach keiner anderen Wissenschaft als der,
welche von der Kenntnis meiner selbst handelt,
welche mich lehrt,
anständig zu leben
und in Frieden zu sterben. (JWB)
Version vom 01.09.2025 / 11:45 Uhr
29. August 2025
von JvHS Kommentare deaktiviert für Vom Wissensstand und vom kreativen Potenzial der kommunalen Kandidaten und Mandatsträger – subjektive Eindrücke!
Sie, die Kandidaten für die Kommunalwahlen hängen jetzt nicht nur wieder als Plakat, sondern stehen auch wieder auf den öffentlichen Plätzen an ihren Wahlständen und verteilen ihre Wahlmaterialien. Sinnvoller Weise dann, wenn der Markttag auf dem zentralen Platz auf mehr Interessenten hoffen lässt, die mit mehr oder weniger nützlichen Werbematerialien beglückt werden.
Wie tickt der Kandidat und zukünftige Mandatsträger?
Im Prinzip ein Ort und die Gelegenheit für Wähler mit den Kandidaten ins Gespräch zu kommen. Für den Wähler einer der wenigen Gelegenheiten, diese Kandidaten etwas intensiver kennen zu lernen. Zu erfahren, wie sie ticken! Der Autor hatte heute Morgen dazu Gelegenheit! Die Ergebnisse waren ernüchternd, wenn auch nicht exemplarisch, weil Einzelfall basiert und mit subjektiven Blickwinkel festgehalten.
Interessant wird es, wenn die Kandidaten ein wenig tiefergehend befragt werden. Dann ergeben sich beim Wähler über einzelne Kandidaten Einsichten, die oft nachstehende Fragen beantworten:
Welche Motivation treibt sie an, sich zur Wahl zu stellen? Welche Konfliktstabilität und Konfliktlösungsfähigkeiten besitzen sie/er, wenn der Diskurs Zweifel an der Wirksamkeit der versprochenen Ziele und Inhalte ausräumen soll? Wie geht der Kandidat mit den Steigreif-Fragen um? Wie werden innerparteiliche Dispute und Debatten in der Hierarchie der Parteien geführt? Wie geht der gesprächsteilnehmende Kandidat mit kritischen Nachfragen um? Wie werden Beschlüsse und Abstimmungen innerparteilich/innerfraktionell gefasst, wenn es unterschiedliche Positionen innerhalb der Fraktion gibt? Wem steht der Kandidat und zukünftige Mandatsträger näher? Dem Bürgeranliegen oder der Fraktionsvorgabe und der Fraktionsführung?
Welche Möglichkeiten wird er/sie als Mandatsträger ausschöpfen, um Kenntnisse zu erhalten, was die Menschen beschäftigt? Wie wird die Umsetzung vorgenommen, das Versprechen einzulösen, stellvertretend „Auge, Ohr und Stimme“ für die Bevölkerung zu sein?
Protokoll einer Erfahrung – Gespräche am Informationsstand einer Partei
Der Gesprächsfaden wurde aufgenommen, weil der Autor an die am Stand befindlichen Kandidaten die Frage stellte, warum für die Bürgermeisterwahl in der Stadt nur der aktuelle Amtsinhaber der aktuellen Mehrheitspartei kandidiere? Sei dies nicht für die anderen Parteien und erst recht für die Demokratie ein Armutszeichen?
Antwort: Weil dieser Bürgermeister aus der amtierenden Mehrheitsfraktion sowieso die Wahl haushochgewinnen werde, wie schon seit Jahrzehnten! Niemand wollte sich aus der eigenen Partei dies antun!
Kommentar und Nachfrage des Autors: Das sei aber ein seltsames Demokratieverständnis. Warum habe man dann nicht seitens der Oppositionsparteien einen gemeinsamen unabhängigen Kandidaten gesucht und dem aktuellen Inhaber als Kandidaten entgegengestellt?
Antwort: Das habe die eigene Partei versucht zu tun, aber die anderen wollten nicht! Außerdem wären die Kosten viel zu hoch. Ergänzend formulierte die Parteikollegin, dass sie sich bei der Wahl zum Landrat im Kreis als Kandidatin habe aufstellen lassen. Das alles mache sie freiwillig in ihrer Freizeit und müsse sich dafür auch noch in den sozialen Medien beschimpfen lassen. Sie müsse bestätigen, dass auch für die Landrats-Wahl ein gemeinsamer Kandidat nicht zustande gekommen sei, weil jeder der anderen Parteien einen eigenen Kandidaten aufstellen wollte. Zudem habe man sich auch nicht auf eine gemeinsame politische Linie verständigen können.
Kommentar: Letzteres Argument, keine konzertierte Aktion durch überparteiliche Zusammenarbeit auf die Beine stellen zu können, scheint ein strukturelles Problem der politischen Alltagsarbeit auf allen Ebenen zu sein. Ursächlich dafür scheint zu sein, dass die eingefahrenen Modalitäten nur ungern verändert werden. Kreative neue Wege und Methoden werden dadurch zugleich geblockt. Das gilt für die innerparteiliche Kritik wie auch für die spärlichen Versuche zu überparteilichen Projekten und Zusammenarbeiten. Auffallend war auch die Tendenz – wenn gescheitert wurde – immer auf den politischen Wettbewerber zu zeigen, fast wie in einer automatischen Schuldzuweisung!
Selbst die Koalition-Vereinbarungen werden zwischen den regierenden Koalitionen oft gegenseitig blockiert, wie die letzte Rot-Grün-Gelbe-Koalition zeigte! Und auch die aktuelle Schwarz-Rote-Koalition scheint diesem Muster bisher zu folgen.
So lautete die emotional-impulsive Antwort des ersten Gesprächsteilnehmers denn auch im Kontext der Frage, welche neue Wege denn möglich seien? „Sagen Sie es mir!“
Auf den Kommentar, er sei der Kandidat und der zukünftige Mandatsträger und müsse den Wählern erörtern, welche Alternativen er denn bei der Durchsetzung von Projekten aus der Position einer Oppositionsarbeit sich denken könne, kam nur die Wiederholung: „Sagen Sie es mir!“
Die Nachfrage an ihn lautete, warum er die Menschen draußen dann nicht mitnehmen würde, zum Beispiel, indem die Organisationkraft seiner Partei geeignet sei, ein erweitertes Mitspracherecht der Bürger zu realisieren, indem Bürgerinitiativen und Bürgerräte-Arbeit initiiert würden?
Die Antwort darauf war äußerst irritierend und wenig konstruktiv:
„Eine Räte-Republik wolle er nicht!“ Das seien außerdem obskure Vorschläge. Denn es gäbe keine Bürgerräte auf der kommunalen Ebene. Oder ob der Autor ihm dafür Beispiele nennen könne? Im Übrigen brauche und wolle er die Wahl-Stimme des Autors nicht! (Unabhängig davon, obliegt er dem Irrtum, denn die Einrichtung eines Bürgerrates heutiger Provenienz hat nichts mit einer „Räte-Republik“ der Weimarer Republik zu tun! Dieser Vergleich war ungeeignet und falsch! Denn Meinungen sind keine Tatsachen!)
Ein vorläufiges Fazit ist aus solchen Begegnungen zu ziehen:
Es war ein Einzelfall! Die Sachkenntnisse sind im Rahmen alternativer Veränderungsmöglichkeiten in seinem Fall allem Anschein nicht vorhanden. (Denkbar ist jedoch, dass gleiche Handlungsstrukturen auch bei anderen Parteien vorfindbar sind.) Faktenscheck: Auch auf kommunaler Ebene sind Mitspracheformen á la Bürgerrat für den Bürger möglich! Info: bpb-Information
Zitat: In Deutschland haben Bürgerräte bereits auf allen politischen Ebenen getagt, und auch in der breiten Bevölkerung wird ihr Einsatz befürwortet. Zitatende
Zudem wurde in dem geschilderten Fall sachliche Kritik ungeeignet abgewehrt, der offene Diskurs allem Anschein nach nicht besonders beherrscht und wenig souverän reagiert. Die Eingangs – und an anderer Stelle im Blog – angesprochenen Vorschläge, welche die üblichen Verhaltensweisen der Parteien hinterfragen, werden anscheinend nur ungern durchdacht und beantwortet. So wird das beklagte politische Desinteresse beim Wähler nicht durchbrochen. Das „Weiter-so-wie-bisher“ ändert allerdings nichts!
Der Autor versteht, dass Veränderung immer ein schwieriger Prozess ist, aber erst Veränderung ermöglicht neue Wege hin zu direkterer Mitwirkung durch die Bevölkerung als Stärkung der Demokratie. Durch die Wahl der AfD wird dies nicht erreicht und würde ein noch größerer Rückschritt bedeuten. Die repräsentative Demokratie ist zu oft schon an unschöne Grenzen gestoßen – auch die Parlamentarier selbst! Das Prinzip der Gewaltenteilung würde durch Formen der direkten Demokratie wie Bürgerräte nicht abgeschafft, sondern wohl eher dem Einfluss der Parteien-Demokratie mit ihren hierarchischen Strukturen entzogen! Und in der Tat wird dann die Transparenz des Tuns der Mandatsträger größer!
Denn schon Karl Popper formulierte:
“Denn es gibt keine Freiheit, wenn sie nicht vom Staat geschützt wird; und umgekehrt: nur ein Staat, der von freien Bürgern überwacht wird, kann diesen überhaupt ein vernünftiges Ausmaß an Sicherheit gewähren.” – Karl Raimund Popper
Blogbeitrag vom 8. September 2020 zum Thema: Meinungsfreiheit – mancher politische Funktions- und Mandatsträger wünscht sich die Bedeutung „…frei von Kritik und unbehelligt von Analysen zu agieren! (regieren)“
Im Miteinander der politischen Beteiligten (Mandatsträger/Mandatskandidaten und Bevölkerung), wäre es für die Zukunft sinnvoll, wenn ein paar der Kommunikationsregeln (nach Popper) praktiziert würden:
Man soll niemanden beim Wort nehmen, wohl aber das ernst nehmen, was er gemeint hat.
Es soll nie um Worte gestritten werden, sondern um die Probleme, die dahinterstehen.
Kritik muss immer konkret sein.
Niemand ist ernst zu nehmen, der sich gegen Kritik immunisiert hat.
Man soll einen Unterschied machen zwischen Polemik, die das Gesagte umdeutet,und Kritik, die den anderen zu verstehen sucht.
Weitere Blog-Beiträge aus dem Archiv (ungeschminkt und aus zeitgeistiger Erkenntnis formuliert!):
Version vom 31.08.2025 / 09:00 Uhr (Korrektur-Ergänzung der Schreibfehler)
29. August 2025
von JvHS Kommentare deaktiviert für Kindergartenverhalten statt Diskursfähigkeit in den politisch-gesellschaftlichen Diskussionen – Meinungsmache statt Tatsachen
Meinungen sind keine Tatsachen und Propaganda ersetzt keine Fakten
Meinungen sind keine Tatsachen. Meinungsfreiheit ist dagegen ein Grundrecht in Deutschland. Mit dem Grundrecht ist zugleich aber auch die Verantwortung verbunden, seine Meinung daraufhin zu prüfen, inwieweit diese in ihrer Wirkung die Mitmenschen respektiert oder schädigen wird.
Meinungen sind subjektiv! Sie sind durch die nachfolgende Bandbreite gekennzeichnet: von selberdenkender und seriöser Hinterfragung der – mit bewusster Absicht geäußerten und weiterverbreiteten – Meinungsäußerung bis zur ungeprüften und fremdgesteuerten Übernahme einer durch Dritte vorgegebenen Meinung, also einer „Trittbrett-Meinung“!
Meinungen beeinflussen das Denken und Handeln nicht nur subjektiv, sondern wirken auch gesamtgesellschaftlich! Meinungen definieren und verschieben politisch-gesellschaftliche Schwerpunkte (z.B. indem im schleichenden Veränderungs-Prozess ein immer größer werdender Teil der Gesellschaft und Wählerschaft die demokratiegefährdenden Inhalte und Ziele der AfD als zutreffend und „normal“ einschätzen, obwohl die historischen Fakten über die menschenverachtenden Grausamkeiten der Kriegsverbrecher in der Hitler-Diktatur und ihre vergleichbaren Methoden, Ziele und Absichten bekannt sind!).
Disruption der Verortung „gesellschaftliche Mitte“
Und es steht zu befürchten, dass durch das unsägliche zeitgeistige Aufkochen der anachronistisch rechtsextremistischen und ultrakonservativen Gesinnung á la AfD diese anti-demokratische Partei weiteren Wählerzuspruch erhält! Dass auch die lange Jahrzehnte überdauernde, verborgene „Zuneigung“ zur „Adolf H.-Zeit des Dritten Reichs“ in den Familien durch rechtskonservative Kreise der Unions-Parteien salonfähig gemacht wurde, ist eine Ursache für den Zuspruch zur AfD. Zudem ist es ihr gelungen, diese Gesinnung als „Normalität, die dem gesunden Menschenverstand entspringe“ zu verkaufen und über die sozialen Medien in die Öffentlichkeit zu tragen. Insgesamt ein Katalysator für das Erstarkung der rechtsextremistischen AfD.
Die steigende Zustimmung zur Programmatik der AfD und der rechtskonservativen Kreise bayrischer Provenienz (z.B. durch die Netzwerke der rechtskonservativen Burschenschaften) erfolgt nicht nur aus diesem Umfeld! Es ist der AfD gelungen, die unbedarfte Naivität und die nicht vorhandenen Geschichtskenntnisse -(oder deren Ignorierung)- zum Themenfeld des Nationalismus, Rassismus und Anti-Semitismus in der Generation der 16-30 Jährigen über alle gesellschaftliche Gruppen hinweg zu nutzen und die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit des deutschen Faschismus als „Normalität“ zu verkaufen. Kritik an einer solchen Entwicklung wird gerne auch von der erzkonservativen und rechtsextremen Presse als „Cancel Culture“ bewertet. Obwohl statistisch nachvollziehbar ist (z.B. durch die erzielten Wahlergebnisse der AfD), dass die „Mitte“ der Gesellschaft nach rechts abgedriftet ist, wird diese Tatsache umgedreht mit der Behauptung der jungen Journalistin Julia Ruhs, die zur Rechts-Ikone stilisiert wurde (oder sich eventuell selber dazu gemacht hat?):
Zitat „Julia Ruhs erklärt, auch indem sie auf Bernhard Schlink verweist, dass ein sehr eng geführter gesellschaftlicher und politischer Mainstream zu einer Verschiebung der Mitte in den links-grünen Bereich geführt hat. „… die Mitte hat sich kräftig verschoben. Linke haben sie für sich vereinnahmt. Und plötzlich stehe ich mit denselben Ansichten von früher rechts. Für manche sogar weit rechts. Oder, wie es manche nennen, im ‚Niemandsland‘. Total absurd. Doch genau darin liegt die Gefahr: Wenn alles rechts ist, was einmal Mitte war, dann gibt es keine echte Mitte mehr. Und ohne sie verliert die Gesellschaft in meinen Augen wirklich ihr Gleichgewicht.“ Zitatende (Quelle hier!)
Da passt es dem klammheimlichen Haltungs-Netzwerk der rechtskonservativen bis rechtsradikalen Kreisen ins Konzept, eine „Leuchtfigur á la Julia Ruhs“ zu fördern. Als Figur des Gegenentwurfs zum „grün linken Wokeness“ (gemeint ist damit die Verunglimpfung des soziales Bewusstsein und der Gerechtigkeits-Verteidigung) wird der freischaffenden jungen Journalistin und Populär-Schriftstellerin (Buch: „Links-grüne Meinungsmacht“ – J.Ruhs) – für ihr „normales Reden“ über jenes, was man mal wieder sagen dürfen muss – Raum für mediales Auftreten auch vom Bayrischen Rundfunk zur Verfügung gestellt.
Wahlen – das „beredte Schweigen“
Die nächsten Wahlen stehen vor der Tür – die Kommunalwahlen! Hier werden Menschen in Positionen gehievt, die direkt sich auswirkende Entscheidungen mitbestimmen können. Menschen, die in der gleichen Kommune als Nachbarn, Mitarbeiter, Vorgesetzte, Vereinsmitglieder und Dienstleister bekannt sind.
Heißt „bekannt zu sein“ aber auch, die Kandidaten wirklich zu kennen? Zu wissen, wie sie ticken? Zu wissen, welche Motivation sie angetrieben haben, sich zur Wahl zu stellen? Welche Konfliktstabilität und Konfliktlösungsfähigkeiten sie besitzen? Werden Beschlüsse und Abstimmungen zukünftig von ihnen nur abgenickt, weil die Fraktionsführung sie vorgegeben hat? Warum stehen sie als Kandidaten zur Wahl? Weil die eigentliche Motivation, sich zur Wahl zu stellen, nur ein erhoffter Prestigegewinn beinhaltet? Oder weil die neue Ratsposition im Kreistag, im Stadtrat oder Gemeinderat als „Auge, Ohr und Stimme“ für die Bewohner stellvertretend zur Geltung gebracht werden soll?
Stammen die realpolitischen Miss-Stände (Investitionsstau in den maroden Schulen, für die die Kommunen zuständig sind?) nicht aus den politisch-geistigen „Todsünden“ und ihren daraus folgenden Konsequenzen? Auch weil oft – nicht immer, denn es gibt Ausnahmen – nicht einmal mehr eine „minimale Moral“ bei den gewählten Ratsmitgliedern als politische Kraft und den Verwaltungen vor Ort erkennbar wird? „Minimale Moral“ bewirkt somit oft den politische Stillstand, denen Politik und Verwaltungen teilweise aufgeliefert sind und als „Sachzwang“ verteidigt wird, unter dem gerade noch so viel Aktivität wahrzunehmen ist, um die „Macht“ zu erhalten. Der Einbezug der Bevölkerung in mitwirkende und mitbestimmende Kooperationen (wie Bürgerräte und direkte demokratische Abstimmungen durch die Bewohner!) erfolgt in der Regel nicht! Das Potenzial der Menschen zur gemeinsamen Bewältigung der Probleme, bleibt durch Abhängigkeit der kommunalen Institutionen (Politik und Verwaltung) von den übergeordneten Ebenen (Land und Bund) deshalb ungenutzt.
Das oft erlebte „Schweigen“ einerseits der kommunalen, politischen Verantwortlichen gegenüber den Mitbürgern, aber auch andererseits gegenüber den übergeordneten Ebenen in Form von ausbleibender Kritik an Bezirk, Land oder Bund ist mehr als beredt!
Das „beredte Schweigen“ hat schon eine lange Tradition! Und ist seit den Griechen und auch bei den Römern bekannt. Die Römer – so Paul Sailer-Wlasits in seiner Streitschrift „Minimale Moral“ – seien garnicht zimperlich mit jenen umgegangen, die nicht Stellung bezogen hätten, und damit nur als Mitläufer versucht hätten, sich aus der Verantwortung zu stehlen. So habe Cicero in seiner Gerichtsrede für den Politiker Publius Sestius formuliert: „… durch Schweigen schienen sie zu sprechen, durch ihr Nicht-Leugnen zu gestehen“.
Das dürfte vor allem an das „kollektive Schweigen“ der Mehrheit der Bevölkerung in den zwölf Jahren verbrecherischer Menschenrechtsverletzungen bis zur organisierten Vernichtung der Juden durch den Holocaust erinnern! Dieser Genozid an den europäischen Juden scheint allem Anschein nach in eine umfassende, neue Verdrängungsphase geraten zu sein, wer an die Wahlergebnisse und das Denken und Handeln der AfD-Wähler denkt.
Zurzeit besteht der Eindruck, dass die konservative Gesinnung nicht nur wieder installiert werden soll, sondern dass die gespaltene Gesellschaft (jung gegen alt, arm gegen reich, tolerant gegen intolerant) wieder in Zeiten von vorurteiliger und intoleranter Gesinnung aufgrund anachronistischer Werte-Kehrwendung zurück gezwungen werden soll.
26. August 2025
von JvHS Kommentare deaktiviert für Von Aktivisten, Einzelgängern und Zynikern – Philosophenvorbilder und die Suche nach dem Sinn des Lebens
Den Sinn des menschlichen Lebens zum Thema zu machen, umfasst auch die Fragen und Beantwortung von: „Wer bin ich?“ und „Wie wirke ich auf die Mitmenschen?“! Mögliche Ergebnisse und Antworten scheinen schwerpunktartig auf nachfolgende Profile hinzuweisen, wenn sich der Mensch in folgendem Typus wiedererkennt:
Aktivist (Sinn findet sich in der Lebensgestaltung nach dem Motto: „Vita activa“ von Hannah Arendt),
Einzelgänger (die Bandbreite reicht vom einsamen Wolf bis zum egomanischen Philosophen-Typ, der sich an Heidegger und der „Eigentlichkeit“ mit der „Sorge ums Dasein“ orientiert im Stile einer „Philosophie der Philosophie wegen“: „Das Nichts nichtet!“ )
Zyniker (Verweigert die Denkspirale als Lebenssinn, wird sich keine Sorge ums Dasein machen, misanthropische Verweigerung der Suche nach Sinn; Abwehr des Dialogs als Schutzwall vor Enttäuschungen!)
Bei allen Typen wird die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns in Bezug zur Umwelt und zur Sozialisation gesetzt. Das Vertrauen ist dabei ein wesentlicher Baustein für eine konstruktive Gestaltung des Lebens. Wer das Vertrauen nicht in der eigenen Person und der Sicherheit im Familien- und Freundeskreis verorten kann, findet alternativ Gott-Vertrauen in den Religionen. Das Gefühl, nicht alleine gelassen zu sein, um leidvolle Erfahrungen verarbeiten zu können und sich nicht aufzugeben, leitet ihn.
Des Weiteren wabert die Antwort auf die Sinnfrage zwischen „bescheidener Zufriedenheit“ und der „ewigen Suche nach dem Glück“ umher – bis hin zur Selbsttäuschung! Notwendig bleibt jedoch die Fähigkeit zu erkennen, sich nicht zu sehr auf die kommerziellen oder esoterischen Versprechungen zu verlassen, das Glück zu finden und was darunter zu verstehen sei, sowie sich nicht auf den Irrweg zu machen, dass das Glück immer da ist, wo man gerade nicht ist! Diese Erkenntnisfähigkeit ist in der Tat eher das „wahre Glück“!
Der „Sinnfindung“ in Form von Sicherheit und Struktur im eigenen Leben zu schaffen, dem steht der – oft unerwartete – Verlust von Beziehungen, Verlust des Arbeitsplatzes oder der geliebten Menschen durch Krankheit und Tod entgegen. Aus dem Dilemma dieser Schicksalsschläge herauszufinden und sich nicht zu verlieren, dem könnte als Lösung geboten werden: mit der Unsicherheit leben zu lernen, die Zukunftssorge nicht dominieren zu lassen und die Einsicht zu haben, dass nicht alles kontrollierbar ist. Es wäre ein gangbarer Weg. Letztlich bedeutet dies, die Ängste als Barriere abzubauen und in den Veränderungen eine Chance zu sehen, Neues zu wagen. Letzteres findet allerdings seine Grenzen, wenn die unmittelbare Existenz durch Verdursten, Verhungern und Töten durch Kriege gefährdet ist.
Wie schnell die Suche nach und die Versuche zur Sinn-Gestaltung in fragwürdige Ziele und Anstrengungen sich verlieren können, dafür stehen besonders Zielsetzungen wie: der Beste, der Stärkste, der oder die Schönste sein und gewinnen zu wollen. Das geschieht durchaus oft auf Kosten der eigenen Person, indem der Weg der Selbstoptimierung (Muskelaufbau, „Schönheits-OPs“) gegangen wird nach dem Motto: „der Zweck heiligt die Mittel!“
Der genetische Auftrag, die Art zu erhalten durch Fortpflanzung, also Kinder zu bekommen, ist die älteste Form der Sinngebung fürs eigene Leben! Denn mit der Zeugung und der Geburt wird die Suche zunächst einmal obsolet! Unabdingbar aber ist zudem das Zurückstellen der eigenen Ansprüche und Wünsche, weil das „Sich-Kümmern“ zur absoluten Notwendigkeit des Elternseins gehört und wie ein roter Faden das Leben der nächsten zwei Jahrzehnte bestimmt!
25. August 2025
von JvHS Kommentare deaktiviert für Von offenen und geschlossenen Gesellschaften – Gesinnung oder Verantwortung als Haltung und Sinn des Lebens
Für viele Menschen ist es leichter, in geschlossenen Gesellschaften den „Sinn“ ihres Lebens zu finden. Es ist bequemer für den Einzelnen, wenn Regeln und Normen vorgegeben sind und für richtig erklärt werden, auch wenn sie immanent das destruktiv und menschenverachtende Böse beinhalten! (Daraus zog auch die Diktatur Hitlers ihre Macht und machte die Kriegsverbrechen und den Holocaust seiner Institutionen von SS, SD, NSDAP von so vielen mitwirkenden Tätern zwölf Jahre möglich!)
Setzt die Frage: „Worin liegt der Sinn meines Lebens und was macht ihn für mich aus?“ die Suche nach den Kriterien und Bedingungen eines sinnhaften Lebens für die Beantwortung voraus? Durch wen oder was werden diese Kriterien definiert? Oder muss die Frage eher lauten: „Wann erleben Menschen ihr Denken und Handeln als sinnhaft?“
Der erste Ansatz für die Annäherung an die Beantwortungen besteht in der Erkenntnis, dass Aussagen aus den wissenschaftlichen Fachbereichen der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie hinzugezogen werden sollten, was denn „Sinn“ ist!
Die Professorin für existenzielle Psychologie an der MF Specialized University in Oslo, Tatjana Schnell, hat mit ihrem Buch „ Sinn finden“ (zusammen mit dem Co-Autor Kilian Trotier) ihre Forschungsergebnisse dazu veröffentlicht.
Tatjana Schnell formuliert: „Sinn“ werde einer Sache, Handlungen und Ereignissen zugeschrieben.
Das können z.B. Manipulations- oder Sozialisationserfahrungen sein! Ableitbar wird demnach beispielsweise, dass einem Partei-Programm, der Zugehörigkeit zu einer Fangruppe oder dem Ziel „reich zu werden“ etc. Sinn zugeschrieben wird.
Sinn zuzuschreiben, das geschieht bei jedem Individuum, und zwar subjektiv und voll verantwortlich durch seine eigene Entscheidung! Zum Beispiel, sich einer rechtsextremistischen Partei á la AfD anzuschließen, zu den gewaltbereiten Fußballfans zu gehören oder Mitglied einer kriminellen Bande zu werden und dies als „Sinn“ des eigenen Lebens zu verstehen.
Nach Schnell haben die Tests als Ergebnis vier Elemente herauskristallisiert, die Menschen glauben lassen, dass sie Sachen, Handlungen und Ereignisse als sinnhaft erleben. Das seien:
Kohärenz = im Einklang mit den Werten und Erfahrungen stehen, die gemacht wurden. (Das Problem besteht darin, dass sich Wertekataloge gegenüber stehen! Wenn zum Alltag Respektlosigkeit, Hass, Ausgrenzung, Egoismus, Unterdrückung, Gewalt, Erpressung, Despotie und Kriegsverbrechen gehören und die „Erfahrungen“ ausmachen, dann stehen diese „Werte“ denen gegenüber, die Freiheit, Gleichheit, Mitmenschlichkeit, friedliches Zusammenleben, Empathie, Solidarität und Verantwortung für die Menschenrechte betreffen und wertgeschätzt werden!) Die Frage muss jeweils gestellt werden, wie ein Mensch im Einklang mit dem Töten im Holocaust, als Ku-Klux-Klan-Mitglied, als Bandenmitglied bei den Motorrad-Gangs, als Wagner-Söldner bei den Kriegsverbrechen oder als Kinderschänder und Mörder mit seinen Taten stehen kann?
Bedeutsamkeit = dass das eigene Handeln relevant, einflussreich oder als ausschlaggebend empfunden wird. (Hier gilt ebenso zu fragen, warum Töten, Unterdrückung, Ausgrenzung, Hass als wichtig für die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens sein sollten! Denn Konsequenzen tragen zu müssen und verantwortlich für das eigene Handeln zu sein, ist die eigentliche Bedeutung!)
Orientierung = Sicht auf die Welt; Gesinnung oder destruktive Haltung anstelle von Verantwortung zu tragen, das ist die Frage!
Zugehörigkeit = Der Mensch ist grundsätzlich ein „zoon politikon“, ein dem Zusammenleben vorgegebenes Wesen und kein „einsamer Wolf“. Insofern ist im Menschsein schon angelegt, ein Teil von etwas anderem zu sein!
Das Hinterfragen können nach dem, was mich zu einem Handeln bringt, dass dem Mitmenschen nur schadet, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, um nach dem „Sinn in einem solchen Lebensumfeld“ zu fragen! Menschen haben schon immer die Wahl gehabt, sich ethisch und moralisch richtig oder falsch zu entscheiden. Das betrifft auch besonders die Frage nach der Haltung (der Gesinnung einer Partei, den „Verhaltensregeln“ innerhalb einer Gang, den unausgesprochenen „Gesetzen“ des Zulassens von Verbrechen durch Despoten, Diktatoren und Egomanen), die meine Gruppe, meine Freundesgruppe, mein Verein, meine Gang, meine Partei vertritt und denen ich mich anschließe!
„Was wir als sinnvoll erleben, hat also auch viel mit gesellschaftlichen Normen und Werten zu tun“. (Quelle: Dossier – Was ist der Sinn meines Lebens? – Philomag Nr.5/2025)
Genau aus diesem Grund ist es notwendig, dass die Befähigung zur Bewertung und Einschätzung geschult und in der Familie und den Bildungseinrichtungen vermittelt wird, um erkennen zu können, welche Normen und Werte real wirksam sind und wodurch sie beeinflusst werden! Denn durch politische und institutionelle Einflussnehmer werden oft Verschiebungen der Werte und Normen schleichend entwickelt (z.B. dadurch, dass der Rechtsextremismus mit seiner Ausgrenzung und Diskriminierung und der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit durch die AfD und Teile der rechtskonservativen Parteien wieder salonfähig gemacht wurde!).
Einen Kompass als Bewertung von Haltungen, das findet der Mensch in dem kategorischen Imperativ von Immanuel Kant:
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (Immanuel Kant)
Hans Jonas legte den Schwerpunkt seiner Philosophie (Das Prinzip Verantwortung ) auf die Übernahme der Verantwortung für das eigene Handeln. Jonas erweiterte Kants kategorischen Imperativ mit dem Einbezug der Ökonomie/Wirtschaft und einer Ethik, die sich aus den neuen Herausforderungen für die menschliche Zivilisation und die modernen Technologien ergab:
„Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ – Das Prinzip Verantwortung (Hans Jonas)