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Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

2. Juli 2025
von JvHS
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Verlust – eine Erfahrung von vielen Menschen und eine Herausforderungen für unsere Gesellschaft

Städtisches Lebensumfeld geplant als Ort zu wählen, wo Arbeit, Freizeit, Kultur und Gesundheitsversorgung in ausreichendem Angebot zu finden sind, dahin treibt es die meisten Menschen, sobald der Drang nach Selbständigkeit durch Ausbildung, eigenständige Verantwortlichkeit notwendig oder groß genug wurde.

Städtisches Lebensumfeld umfasst jedoch eine Reihe an Varianten, die sich in folgenden Kategorien beschreiben lassen.  Kleinstadt, Mittelstadt und Großstadt mit Stadtvierteln: sie bieten andere Schwerpunkte für die eigene Lebensgestaltung als auf dem Land zu leben.

Je nach Begebenheiten für den Einzelnen wechselt mit den Altersstufen auch die Wahl für eine bestimmte Stadtgröße. Zudem beeinflussen die Sozialisation (Armut oder „Goldener Löffel“ bei Geburt vorhanden respektive dass die Menschenwürde vorgelebt wurde oder im Gegenteil Gewalt als Mittel willkürlich eingesetzt wurde oder als Erziehungsstil  praktiziert wurde) und die gesellschaftliche Wirklichkeit die Ortswahl. Es bleibt das Ringen darum wie das Leben und Zusammenleben gestaltet wird.  Welche Ethik zur Geltung kommt, was und wie das Denken und Handeln beeinflusst werden, durch Verantwortungsethik oder Gesinnungsethik. Sprich, ob „das Sein  das Bewusstsein bestimmt“  oder „der Wille zur Macht das Leben bestimmt“! Und dann wäre noch die Frage zu stellen, ob der Zufall existiert und seine „Hände im Spiel des Lebens hat“ oder dieser Gedanke verneint werden muss!

Andreas Reckwitz, Soziologe und Kulturwissenschaftler, der aus sozial- und kulturtheoretischer Perspektive die Vereinzelung des Menschen (die Singularität der Gesellschaft) in den Blick nimmt, beschreibt in seinen Werken „Die Gesellschaft der Singularitäten“ und „Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“ die westliche neoliberale Industrie-, Informations- und Digitalisierungsgesellschaft, die unter zunehmenden Einfluss der KI (künstlichen Intelligenz) stehen. Die Veränderung der Gesellschaft in allen Bereichen (Arbeit, Wohnen, Kommunikationsformen, Lebenssinn und gelingendes Leben sowie Glück und Zufriedenheit) macht sich vor allem daran bemerkbar, dass die Vereinzelung und das damit verbundene Motto „Jeder ist sich selbst der Nächste“ die dominante Norm der Entwicklung der aktuellen Gesellschaft beschreibt. 

Zu seinen einleitenden Sätze in seinem Buch „Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“ gehören folgende:

„Meine Grundthese will ich allerdings schon hier nennen. Sie lautet, dass die Moderne ein fundamentales Problem mit Verlusterfahrungen haben muss, und zwar deswegen, weil diese dem für die Moderne konstitutiven Fortschrittsglauben widersprechen. In die Moderne ist ein grundlegender Widerspruch zwischen Fortschritt und Verlust, zwischen dem Glauben an den Fortschritt und der Realität von Verlusterfahrungen eingebaut. Dieser Widerspruch lässt den Status von Verlusten prekär werden!“

In einer Zeit, in der sowohl die Demokratien von Egomanen á la Trump, Orban, Erdogan, u.a. ohne wirksamen Widerstand „sich unter den Nagel gerissen“ werden, in dem einzelne, skrupellose Subjekte diese Staaten zu Autokratien oder Diktaturen umkrempeln  – wie dies in Nordkorea, China und Russland schon erfolgte – wiederholen sich die als „Moderne“ gekennzeichneten Umwerfungen in  der Ökonomie zum Neoliberalismus auch für die Staatsformen durch die Zerstörung der Solidarität!

Statt „Solidarität“ als Grundpfeiler für Staat und Wirtschaft mit verantwortungsvollem Respekt für die Gemeinschaft zu praktizieren, werden alle Bereiche des menschlichen Lebens der Vereinzelung ausgeliefert. Das Motto „jeder ist seines Lebens Schmied“ greift in verächtlicher Form des „Sozial-Darwinismus“ um sich. Gewerkschaften sind zerstört worden durch den Angriff des Neoliberalismus auf die Autonomie der arbeitstariflichen Hoheit von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertretung. Jeder einzelne Mensch, der am Arbeitsmarkt tätig werden muss, ist nun gezwungen, sein Einkommen durch Arbeit alleine vertraglich auszuhandeln. Die Gleichheit der Tarifpartner und das Aushandeln auf Augenhöhe finden nicht mehr statt. Parallel dazu agiert der Staat, aktuell durch die Mehrheitsfraktion CDU/CSU in der neuen Regierung mit ihren anachronistischen Wertekategorien, indem alles Potenzial staatlicher Hilfen für die Unternehmen reserviert wird (bei gleichzeitiger Steuererleichterung für die Vermögenden statt diese an den Kosten zu beteiligen) indem diese rechtskonservativen Lobbyisten in der Regierung genauso klientelorientiert agieren, wie die neoliberale FDP unter Lindner.

So wie das Trauma der Menschen nach dem WW2 (Weltkrieg 2) und die Mitverantwortung der gesamten Gesellschaft für die „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ in der Hitler-Diktatur nicht aufgearbeitet wurde (siehe Mitscherlichs Buch „Die Unfähigkeit zu trauern“), so un-aufgearbeitet ist das Trauma der Verluste. Die Tatsache belastete lange Jahre nach dem Weltkrieg 2 die deutsche Gesellschaft negativ. Andreas Reckwitz stellt mit seiner Analyse des aktuellen gesellschaftlichen Wandels den Kern neuer traumatischer Belastungen heraus und fasst diese mit dem Begriff: „Verlust“ zusammen, den die meisten Menschen in der ein oder anderen Form erleben.

Wer nicht gerade in einer Großstadt lebt, sondern in Mittelstädten und in gelebter Nachbarschaft miteinander verbunden ist, zu dem gehört das Miterleben des Verlustes eines Lebenspartners beim Nachbarn zum Alltag. Der Überlebende in seiner Trauer und das Mitfühlen betrifft alle in diesem Lebensumfeld.

Verlust aber geschieht nicht nur auf der privaten Lebenspartnerschafts-Ebene. Der Verlust des Arbeitsplatzes durch Krisen, sowie der Verlust der Freiheit und des Lebens durch Kriege, despotische Regierungen und Gewalt auf allen Ebenen sind Beispiele für das Erleben von Verlust der Lebensqualität. 

Zu den weiteren Feldern gehören zudem der Verlust von sozialer Sicherheit wie auch der Verlust der Gesundheit, sowie der Fähigkeit zur Einsicht, zur Konfliktlösung, zur Erkenntnis und zur Resilienz.

„Verlustängste“ sind Folgen des erlebten Verlustes. Verlustbewältigung ist wiederum in der aktuellen „XY-Post-Modernen-Gesellschaft“ zwar ein massenhaftes Ereignis, jedoch in der Wertordnung der neoliberalen Gesellschaft ein subjektives Problem, das dem Einzelnen aufgebürdet wird. 

„Friß oder stirb!“ ist die Devise des Neoliberalismus – ein verwandtes Motto des „Jeder ist seines Glückes Schmied!“ Der Angriff auf die Persönlichkeit des anderen Menschen in den „a-sozialen Medien“ ist Ausdruck der Ellenbogen-Gesellschaft und nur eine der vielen Erscheinungs-Formen der Vereinzelungs-Entwicklung.

Der Rückzug ins Private bietet jedoch keine Gewähr, davon verschont zu bleiben. Einsamkeit auf vielen Ebenen ist Ausdruck des Zeitgeistes. Genau in dieses Konglomerat der komplexen Veränderungen frisst sich die Verlustangst, das bisher erreichte (oft auf das Materielle beschränkt) zu verlieren. Der Mittelstand und ihre materiellen Investitionen in die Zukunft (oft vom Marketing als „Vorsorge fürs Alter“ verkauft) machen abhängig und sind zugleich gefährdet durch unverschuldete Krisen und Kriege – auch durch die kriminell fundierten systemischen Auslöser wie die „Bankenkrise“ 2008/2009 und die „CUM-EX“ und „CUM-CUM-EX“-Verbrechen!

Die Gesellschaften des Neoliberalen-Kosmos erodieren und werden durch Crashs des Systems Börse extrem gefährdet. Neues Gefährdungspotenzial erwächst aus den Krypto-Währungen! Die – wie Trumps Pseudo-Währung – die Gier als Motivation zum Kauf eines irrationalen Produktes bewirkt und neue leidvolle Verluste produziert. Dieser in Narrative verpackter „Pseudo-Fortschritt“ schafft Verluste, weil der versprochene Wohlstand ausbleibt, und diese Systematik nicht als systemimmanent begriffen wird, sondern als Schuld des einzelnen Versagers definiert wird.

In dieses Umfeld gehören dann auch die „Selbstoptimierung“ und die „Selbstausbeutung“ als Merkmal des radikalen Neoliberalismus. Eine „Un-Kultur“ der Selbstverwirklichung folgt den vorgegebenen Pfaden und pervertiert in den Formaten des Privat-Fernsehen á la Dating-Shows und Shopping-Serien wie „Zwischen Tüll und Tränen“.

Reckwitz` Werk über den Begriff und die Bedeutung von Verlust für den Zeitgeist verweist auf die neoliberalistische Gesinnung und ihre Ansätze, dass das Versagen das Problem des einzelnen Menschen sei, und dass  es bei den „Verluste(n) sich nicht mehr um Verluste der anderen, sondern um eigene Verluste“ handeln würde!

Diese Weltsicht passt ins Gesamtbild der verbohrten neoliberalen Lobbyisten, „die Belastungen des Systems durch das Bürgergeld“,  abzuschaffen, sei zum Wohle der gesamten Gesellschaft. Jedoch steckt die Absicht dahinter,  die Arbeitssuchenden in die Systeme der unterdrückenden Ausbeutung zu drängen, und einer anachronistischen Gesinnung nachzueifern,  dass „Arbeit sich wieder lohnen müsse“. Da fehlt allerdings die Ergänzung: „… unter dieser Bürgergeld-Diskreditierung lohnt sich dies nur für die Vermögenden und die Unternehmer!“

Diese Absicht zu verdecken und Narrative in die Welt zu setzen, wie dies Teile der CDU/CSU-Fraktion und Regierung praktizieren, die o.g. Absichten zu verschleiern und von den gebrochenen Versprechen der Merz-CDU/CSU abzulenken, ist mehr als entlarvend!

Die Friedrich Ebert Stiftung  hat den Autor Reckwitz für sein Werk „Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“ mit dem Preis „Das politische Buch 2025“ ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 21. Mai 2025 in Berlin statt. 

Reckwitz setzt seiner Analyse die folgenden Aphorismen voran:

»Die idealistische Fabel von der List der Vernunft, durch die das Grauen der Vergangenheit mittels des guten Endes beschönigt wird, plaudert die Wahrheit aus, daß an den Triumphen der Gesellschaft Blut und Elend haftet. Der Rest ist Ideologie.« Max Horkheimer
»Freedom
is just another word for nothing left to lose.« Janis Joplin
»Der
Mensch leidet, weil er Dinge zu besitzen und zu behalten begehrt, die ihrer Natur nach vergänglich sind.« Siddhartha Gautama
»Der
Weg der Realität ist mit verlorenen Objekten gesäumt.« Paul Ricœur
»Ever
tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.« Samuel Becket

Gesinnung versus Verantwortung in Regierungen, Politik und Demokratie – von Freiheit und Sicherheit

 

Lebenslügen – und die Komplexität des Lebens

Auflistung der Beiträge zur Verantwortungsethik auf diesem Blog.

 

29. Juni 2025
von JvHS
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Belgisches Veedel – Kölns Graffiti_Viertel?

Zwischen Hohenzollernring, Aachener Straße, Zeughausstraße und der Bahnlinie liegt das „Belgische Viertel“ in der Stadt Köln. Die meisten Straßennamen im Viertel weisen auf die geografische Herkunft und Belgien hin: Flandrische Straße, Lütticher Straße, Antwerpener Straße, Brüsseler Straße, Brüsseler Platz, Brabanter Straße und Genter Straße sind Argumente wie Belege für die Bezeichnung des „Veedels“. Ein Stadtviertel, das zum Iinksrheinischen Innenstadtbereich gehört.

Am Brüsseler Platz findet der Besucher des Stadtviertels die Kirche St. Michael. Ein deutlich sichtbares Orientierungsmerkmal. Auffallend sind die vielen Graffitis im „Veedel“.  Neben der gelungenen Fassadenrenovierung der Gründerzeit Hausreihen findet der Spaziergänger Graffitis von der kreativen Hausbemalung bis zur ästhetischen Gestaltung vieler Hauswände vor.  

Daneben allerdings sind der Wildwuchs der Aufkleber sowie  die chaotischen bis disharmonischen Graffitis auf  jeder freien und noch so kleinen Fläche nicht zu übersehen.

Das sorgt für gespaltene Einschätzung bei den Bewohnern im Viertel, weil der „Schmuddel-Effekt- Eindruck“  von „Graffiti-Schmierereien“ auch beim Besucher des Veedels an einigen Stellen nicht ausbleibt.

Insgesamt bleibt ein Gefühl des LÉGÈREN und der Lockerheit als Hauptmerkmale der Atmosphäre des Veedels für den Besucher bestehen. Große Hektik kommt eher nicht auf. So passt denn auch der fahrradbetriebene Amazon-Lieferant gut ins Gesamtbild. 

 

27. Juni 2025
von JvHS
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Lust auf Kunst? -Maler-Handwerk zwischen Ästhetik, Kunst und Kommerz – Werbung für den Besuch im Begas Haus

Wer die Entstehung des Werbe-Werks verfolgen konnte, wurde zunächst mit der Rasterung der zuvor farbgrundierten Fläche konfrontiert. In jedem der vielen Felder und Kacheln sprießten Zahl- und Buchstaben Codexes hervor. Weder Schachfelder noch Buchstaben-Rätselkästchen schienen zu passen. Näher dran an der versteckten Wahrheit war die Vermutung: das wird Malen nach Zahlen!

Nach und nach entstand innerhalb der nächsten Tage dann ein Bild. Die Flächen wohl aufgeteilt nach hell-dunklen Grautönen für das spanungsgeladene Gegensatz-Paar von Landschaft und Portrait, sowie die  goldfarbigen Buchstaben als farbiger Gegenpol zur Schwarz-Weiß-Palette des Portraits des abgebildeten Künstlers aus dem Hause Begas.   

Ein Bild, das auffällt als vielschichtiger Bedeutungsträger. Zunächst ist der Bildträger eine Hauswand. Hauswände werden nicht selten als Werbeflächen zur Verfügung gestellt, so wie hier auch. Nur prangen weder Sexmodels, noch Luxusgegenstände als Anreize des Habenwollens von der Wand. Sondern der Bezug zur Künstlerfamilie Begas in Heinsberg wird nachvollziehbar, die im 18. und 19. Jahrhundert mit Carl Joseph Begas d. Ä. und seinen Söhnen eine mehr als 100 Jahre dauernde Erfolgsgeschichte aufbauen konnte. Sie sind auch die Namensgeber des  Begas Haus, dem Museum für Kunst und Regionalgeschichte in Heinsberg. 

Vor-Bild im wahren Sinne des Wortes für das Bild an der Hauswand, dass in Stil und Mal-Motiv der Kunstepoche  „zwischen Aufklärung, Romantik und Biedermeier bis zum Denkmalskult der Wilhelminischen Kaiserzeit“ erinnert. (Zitat-Quelle: Sammlung Begas im Begas Haus)

Als Werbung für das Museum für Kunst und Regionalgeschichte ragt die Botschaft aus dem „Werbealltag“ der Konsum- und Shopping-Werbung wohltuend heraus.

Nicht an das schnelllebige Plakat aus Pappe –  das während der Vorwahl-Zeiten die politischen Wahlkandidaten von den Masten in monotoner Gleichheit herab grinsen lässt und beim ersten Regenguss die virtuellen Flügel hängen lässt, um dann irgendwann in der Gosse zu landen – wird der Betrachter erinnert. 

Noch hätten die wildwuchernden Billigmaterialien-Zettel und Aufhänger der unzähligen Tanz-, Volksfest- und Kirmesveranstaltungen,  die an jeder Ecke des städtischen Lebensumfelds auftauchen, den Hauch einer Chance mit dem machtvollen Hausfassaden Bild assoziiert zu werden.

Es hängt nun – wie für lange Zeit wirkend gedacht – in seiner inneren Würde durch die sparsame Bildsprache und Konzentration auf die kulturellen Inhalte , um überzeugend wirksam zu werden. Und das Bild ist ein exemplarisches Beispiel für eine gelungene Symbiose aus handwerklicher Fähigkeit, stilsicher gewähltem Motiv des Auftraggebers und vorbildlichem Werbe-Medium. Eine  überzeugende Form für den stillen Diskurs durch Werbung für die Lust auf Kunst und Kultur!

Ich schaue gerne hin und denke, dass diese Bildbotschaft eindringlich, ohne aufdringlich zu sein, zurecht sagt: Geht doch mal (wieder) ins Museum!

Die vielen Angebote von Workshops bis Führungen wahrzunehmen und  sich inter-aktiv und teilnehmend im Museum und Begas Haus in Heinsberg umzuschauen und mitzumachen, verspricht einen wohltuenden Mehrwert für das eigene, gelingenden Gefühl zu leben.  

Ergänzung

(Quelle aller Links zum Begas Haus sind hier zu finden!)

 

26. Juni 2025
von JvHS
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Aus der Nähe betrachtet

Friede der Kreatur

Spinnen waren mir sehr zuwider
All‘ meine jungen Jahre,
Ließen sich von der Decke nieder
In meine Scheitelhaare,
Saßen verdächtig in den Ecken
Oder rannten, mich zu schrecken,
Über Tisch und Wände,
Das Töten nahm kein Ende.

Erst als schon die Haare grauten,
Begann ich sie zu schonen,
Mit den ruhiger Angeschauten
Brüderlich zu wohnen;
Jetzt mit ihren kleinen Sorgen
Halten sie sich still geborgen,
Lässt sich eine sehen,
Lassen wir uns gehen.

Gottfried Keller (1819 – 1890)

 

 

25. Juni 2025
von JvHS
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Skandalträger und Maskenverteiler Jens Spahn segelt politisch weiter im Schatten der Gesinnungstreue

(v.l.) Unschuldslamm Jens Spahn (CDU) und sein Ziehvater Friedrich Merz (CDU)  – mephistophelisches Rollenspiel?

Goethe lässt Mephisto von sich selbst sagen: „Ich bin der Geist der stets verneint! / Und das mit Recht; denn alles was entsteht / Ist werth, daß es zu Grunde geht; / Drum besser wär’s, daß nichts entstünde. / So ist denn alles was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element.“ (V. 1338–1344)

CDU-Fraktionschef und Ex-Gesundheitsminister (im Kabinett Merkel IV) Jens Spahn segelt politisch weiter im Schatten der Gesinnungstreue, weil weder Merz als Kanzler,  noch Nina Warken als aktuelle Gesundheitsministerin verantwortungsethisch agieren wollen in Sachen „Gutachten zum Spahn-Masken-Skandal“. Ein Verhalten, welches Nähe und Affinität zur schlimmen Vokabel der „Nibelungentreue“ nicht verbergen lässt.

Während gestern in einem Beitrag auf diesem Blog auf die Tricksereien von Ministerien als Ausgangspunkt von Schäden für Deutschland verwiesen wurde (*), zeigt der Umgang mit dem Gutachten zum Masken-Skandal des Jens Spahn schon „Trumpsche Züge!“  Selbstherrlichkeit, Versuch der Vertuschung, Verhinderung der Aufklärung und Schwärzungs-Ekstase der CDU-Ministerin Nina Warken im Gutachten, Angriff auf die Gutachterin – und das vermeintliche Unschuldslamm Spahn grinst sich in den Schlaf des Selbstgerechten.

Da hilft dann auch kein satirischer Song, der Empörung angemessenen Ausdruck zu verleihen!

(*) Tricksereien aus dem „Dunstfeld“ der Ministerien als Mittel einzusetzen, um sich einen dubiosen Erfolg auf die Fahnen heften zu können, ist nicht nur bei Jens Spahn zuvor in Sachen „Corona-Masken“ schon ein Desaster gewesen. Der Schaden für unser demokratisches Land bleibt solange wiederholbar, wie Politiker (Minister und Staatssekretäre) in öffentlichen Ämtern nicht haftbar gemacht werden können!

(Ergänzung vom 24.06.2025 20:00 Uhr): Das nun geführte BMG von der CDU-Ministerin Nina Warken lässt den Bericht der Sonderermittlerin aus der letzten Regierung in vielen Teilen schwärzen! Das hat mehr als nur ein Geschmäckle, die Vorgänge um die Corona-Masken-Beschaffung des Jens Spahn (CDU) als damaliger verantwortlicher Bundesgesundheitsminister und heutigem CDU-Fraktionsvorsitzenden zu schützen und „freizukaufen“! Der kritische Bericht der ARD lässt bei diesem „Amigo-Verhalten“ der Ministerin den aufmerksamen Beobachter nur den Kopf schütteln! Schon mal darüber nachgedacht, werte Ministerin,  dass Ihre Argumente für die Schwärzungen zum Schutz von „Geschäftsgeheimnissen“ oder dem „Personenschutz“ nicht glaubwürdig erscheinen, und so  den Respekt für die Politiker weiter sinken lässt? Aufklärung geht anders. Verantwortungsethik auch! Und Verantwortung zu übernehmen für den materiellen Schaden, das wäre mal ein positives Zeichen! Aber so läppisch alles beiseite zu schieben, das lässt den Ruf nach Haftung durch den Verursacher im Amt des Ministers wieder deutlich lauter werden!)

Gesinnung statt Verantwortung ist weiterhin Trumpf im Alltag der Politik. 

Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.

Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,

Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag. – Goethe

  • Daß so die Menschen ein Behagen
  • Am Sklaventhum im Herzen tragen,
  • Es ist durchaus nicht zu verkennen,
  • Sie lernen leichter Sklavensitten,
  • Als daß sie Freiheit an sich litten,
  • Für die sie doch so leicht entbrennen.

Nikolaus Lenau

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