„Deutschland ist das einzige Land, wo Mangel an politischer Befähigung den Weg zu den höchsten Ehrenämtern sichert.“ – Carl von Ossietzky
„Jeder von uns wünscht, Glück zu erleben und Leid zu vermeiden. Mehr noch, jeder von uns hat dasselbe Recht, Glück zu erfahren und Leid abzuwenden. Wenn Sie akzeptieren, daß alle Wesen in dieser Hinsicht gleich sind, spüren Sie spontan Mitgefühl und Nähe zu ihnen. Aus dieser Einstellung wiederum entsteht eine aufrichtige Haltung der universellen Verantwortung.“ – 14. Dalai Lama
Der Kompass fürs ethisch-konstruktiv orientierte Miteinander und für das soziale einander Einstehen ist blockiert oder verloren gegangen. Das gesellschaftliche System respektive der Gesellschaftsvertrag der Demokratie sind im Umbau durch radikale Kräfte der Menschenfeindlichkeit begriffen.
Der Zustand der Politik ist erbärmlich, weil er von Egomanen dominiert wird, die in ihrer Machtkonzentration willkürlich, unzuverlässig, sprunghaft, opportunistisch, gewaltbereit und skrupellos agieren, und die nur um ihre einzige Konstante bemüht sind: ihre a-moralischen Ziele und die ihrer Gesinnungsverbündete durchzusetzen – Reichtum und Macht zu erweitern.
Die Destabilisierung der gesellschaftlichen Systeme findet auf allen Ebenen statt. Das effizienteste Mittel der Destabilisierung wird genutzt, indem in weltweit gesamtgesellschaftlich schwierigen Zeiten gezielt verschiedene Dimensionen durch Erpressung, Nötigung und Androhung in Konkurrenz oder in Unterwerfung getrieben werden.
Politik verdrängt jegliche Ethik und Moral, Ökonomie ignoriert die soziale Verpflichtung, Egoismus vernichtet den Altruismus. Überfluss an Macht geht zulasten der Unterlegenen und Ohnmächtigen. Die Konsequenzen der Verfehlungen und Versäumnisse in Politik, in Ökonomie und durch Egoismus erzeugen gesamtgesellschaftlich unbegrenzte Missstände. Dazu gehört die Erkenntnis, dass selbst minimale Beachtung von Ethik und Moral gegen Null tendiert.
Das zeigt sich in den Dimensionen der aktuellen Politik, die gekennzeichnet ist von der Diskrepanz zwischen „Wahrheit und Lüge“, dem Wechselspiel von „Selbst- und Fremdtäuschung“, der „politischen Sprache als Transportmittel der Manipulation“ und „Rhetorik als leere Hülle“ sowie der Methode des Populismus. Sie erzeugen Umdeutung der Inhalte mit dem Ergebnis, dass „Sprachgewalt des Diskurses“ umschlägt in „Gewalt durch Sprache“, und zwar in Form von Hass-Sprache. Die so erzeugte verbale Radikalisierung ideologischer oder religiöser fundamentalistischer Akteure bedingt, dass so entstandenes Denken und Sprechen zu Taten werden. Beispiele dafür sind unter vielen anderen: „From the River to the sea“ als Kodierung der Vernichtung des Staates Israel und seiner Bewohner durch Hamas, Hisbollah und ihre Terrororganisationen. Ein weiteres Beispiel wird sichtbar in der Aussage „Wir holen uns unser Land zurück“ als Kodierung des rechtskonservativen Radikalismus und Rechtsextremismus der AfD. Das aktuelle Motto „MAGA als Make Amerika great again“ ist ein weiteres Beispiel für kodierte A-Moral durch Ignoranz der US-Verfassung als Grundlage für die US-Demokratie durch Missachtung der rechtsstaatlichen Gewaltenteilung! Praktiziert und initiiert durch den US-Präsidenten Donald Trump und seiner ihm hörigen Partei der Republikaner.
Doch auch auf einer noch nicht soweit vorangetriebenen Ebene schreitet die „Abnahme des gesellschaftlichen Dialogs“ zum Umbau des gesellschaftlichen Seins voran anstelle der gemeinsam im Diskurs entstandenen Lösungen (Rentensicherung, Verteilung der Kosten zur Sicherung des Sozialstaates, Steuergerechtigkeit durch Vermögenssteuer etc.) und bildet Erosionen am Rechtsstaat und der Demokratie in Deutschland aus!
Dazu gehören die Aktionen der radikalen rechtskonservativen Gruppierungen von CDU/CSU-Fraktion in Sachen „Ernennung der Verfassungsrichter“ durch Diskriminierung und persönliche Angriffe durch Lügen ebenso, wie die gesinnungsgesteuerte konzertierte Aktion der Ablehnung von Vermögenssteuern durch Schutz der eigenen Klientel á la Markus Söder und CSU. Auf das Konto der CSU gehen ebenso die Ablehnung einer Haftung ihrer Politiker und Parteimitglieder durch Missbrauch und unredlichem Gebrauch ihrer Macht zu Lasten und zum Schaden Deutschlands. (Mautskandal Andreas Scheuer etc.). Auch die Ausweitung der Überwachung der Bürger durch Staatstrojaner (*) und Verstoß gegen die Persönlichkeitsrechte ist ein Respektverlust sowie Missachtung des Grundgesetzes. (Ergänzung vom 04.08.2025: In der ARD-Mediathek ist der Recherche-Film des Dokumentarfilmers Horst Stern: „Watching you – Die Welt von Palantir und Alex Karp“ schon abrufbar!)
Gegen derartige Auswüchse von selbsternannten „Führungskräften“ á la Markus Söder (CSU) und Gesinnungsschreihälsen á la Carsten Linnemann (CDU) ist aus den eigenen Reihen nur beredtes Schweigen zu vernehmen.
Der Ausweitung dieser Unart hat Paul Sailer-Wlasits – Autor der Streitschrift „Minimale Moral“ – entgegengesetzt: „Problematisch wird Schweigen als aktives Nicht-Sagen überall dort, wo es trotz der moralischen Verpflichtung Stellung zu beziehen, nicht erfolgt.“
Schweigen im Augenblick, in dem Reden und Gespräch notwendig und erforderlich sind, ist bereits ein Verhalten, dass seit der Antike von Menschen praktiziert wurde. Sie ist Ausdruck derjenigen, die sich – wenn Verantwortung für dieses Verhalten eingefordert wird – sich auf die Ausreden zurückziehen: „Habe ich nicht gewusst“, „habe nur dabeigestanden“, „habe nur die Anweisungen, den Befehlen gehorcht“.
Das ist in Deutschland nach 1945 schon einmal millionenfach praktiziert worden, um sich der Verantwortung zu entziehen. Man sei allenfalls nur Mitläufer gewesen, kein Täter!
Cicero, der in einer Rede vor Gericht sich auf den Politiker Publius Sestius bezieht, wird von Sailer-Wlasits wie folgt zitiert: „… durch ihr Schweigen schienen sie zu sprechen, durch ihr Nicht-Leugnen zu gestehen“.
Und wer an die Brandstifter in Hoyerswerda und die Zuschauer denkt, darf zu Recht fragen: sind sie nicht auch durch ihr „Nur-Dabeisein als Gaffer“ und zu schweigen, diejenigen, die sich in den Zustand der Mittäterschaft versetzt haben? War ihr Schweigen gegen den Furor der Molotov-Cocktails – Werfer aus der rechtsextremistischen Ecke- so beredt, dass es wie ein Zustimmen wirkt?
Auch hier zitiert Sailer-Wlasits mit der Aussage von Papst Bonifatius VIII. im Jahr 1298: „ Wer schweigt, scheint zuzustimmen, wo er sprechen hätte können und müssen“.
Was aber könnte die Lösung sein und das daraus resultierende Verhalten, welche den „Siegeszug“ der Egomanen aufhalten kann? Welche Lösung beendet das beredte Schweigen der Massen? Im Zuge der steigenden Komplexität der Ereignisse und Probleme in der Welt wird es keine allumfassenden Lösungen und Rezepte geben. Aber Haltung, basierend auf Menschenfreundlichkeit, Achtung der Würde eines jeden Menschen, Respekt einer lebensfördernden Moral und Ethik der Solidarität und der sozialen Verpflichtung zum Lebenserhalt, kann von jedem eingenommen werden.
Eine Haltung jedes Einzelnen, unabhängig von seiner Rolle und Funktion, die er wahrnimmt, egal ob als Politiker, als Mitarbeiter in Konzernen, der Verwaltung und Institutionen, kann als Haltung auf den oben genannten Kriterien basierend ausgerichtet sein und sprachlich weitergegeben werden. So entsteht eine Bewegung der Menschlichkeit anstelle der Unmenschlichkeit auch aufgrund des „Systems an Impulsen des antizipierenden Handelns für ein Miteinander“ anstelle des „reaktionären Denken und Handelns“ falscher Propheten des „Zurück in die fünfziger Jahre“-Mottos mit ihren destruktiven Überwachungs-, Zwangs- und Bestrafungsstrukturen des Neoliberalismus.
Capability Approach – Konzept der Befähigung des Einzelnen
Es muss wieder eine Zeit des Wandels und der Haltung zeigen kommen! Dabei darf nicht rückwärts gedacht werden, um das Rückständige, das Nationale, das Kriegstreiben und den Hass als Normalität installieren zu wollen. Zum Vorwärtsdenken gehört beim menschenförderlichen Wandel, dass Konzepte und Ideen, wie sie in der Sozialenzyklika „Fratelli Tutti“ des Papst Franziskus benannt sind, in den Mittelpunkt der notwendigen Veränderung gestellt werden müssen. Oder ergänzend – wie das im Ansatz von Amartya Sen/Martha Nussbaum benannte “Capability Approach”-Modell- eine Umsetzung erfolgen kann, begleitet von der Erkenntnis, dass gesellschaftlicher Wohlstand nicht alleine am Wirtschaftswachstum zu messen ist, wie der gierige finanz- und vermögensorientierte Neoliberalismus dies verkündet.
Amartya Sen betont mit seinem Modell, die Entwicklungsmöglichkeiten der Armen und Schwächsten einzubeziehen. Solidarität und Verhandlungsbereitschaft als essentielle Tugenden zur Erhaltung der Demokratie sind zu stärken. Zur Zielerreichung der globalen Gerechtigkeit sind nach seinem Verständnis der Abbau der sozialen Ungleichheit vor allem in Bezug auf Bildung und Gesundheit vorrangig in den Fokus zu nehmen und die Ressourcen dafür bereitzustellen.
Dem Mythos der zu verteidigenden Kulturen (westliche Wertegemeinschaft/ abzugrenzende und auszugrenzende Ethnien) durch Kriege setzt er entgegen, dass es keinen Krieg der Kulturen geben darf, weil die einzige Identität heißen kann, wir sind weltweit alle gleichberechtigte Menschen!
Ergänzung vom 04.08.2025
Relative Realitäten – Direkte und indirekte Gefährdungen der menschlichen Existenz






