„Eine Landkarte ist nicht die Landschaft und populistische Propaganda beschreibt nicht die Wirklichkeit!“ – JWB
“Landschaft – begrenzt und offen zugleich – bearbeitet von dem, was Menschen fühlen und wollen” – JWB
„Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ ( Ernst Bloch – Prinzip Hoffnung)
7. April 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Aufarbeitung der Pandemie – Forderungen, die diametral entgegengesetzten Motiven folgen: Schuld ist immer zweifellos
“Der Mensch ist ein geldgieriges Tier, und diese Eigenschaft kommt allzu oft seiner Güte in die Quere.” – Herman Melville, Moby Dick
“Gierig ist, wer nicht genießen kann.” – Andreas Tenzer
Die Forderungen aus Wissenschaft und Teilen der Politik nach Aufarbeitung der Corona-Pandemie-Entscheidungen sind aus den verschiedensten Motivationen immer deutlicher vernehmbar. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates – Alena Buyx (Ärztin und Medizinethikerin) – hat sich im Deutschlandfunk zum Thema Aufarbeitung geäußert und die von der damaligen letzten Merkel-Regierung (CDU/CSU + SPD) erlassenen Regelungen (Gesundheitsminister Jens Spahn- CDU) unter Teilnahme von Markus Söder (CSU-Ministerpräsident) bewertet.
Die Aufarbeitung sollte aber nicht Parteien wie der AfD und ihrer Propaganda überlassen sein, die nicht im Sinne eines Lernvorgangs zur Vermeidung der Wiederholung der gemachten Fehlentscheidungen eine „Aufarbeitung“ verlangen, sondern im Gegenteil gesinnungsmäßige Stimmung auf der Grundlage der Verschwörungsankurbelung mit dem Ziel der Schwächung der Demokratie betreiben will.
Dass gerade in der CDU/CSU Fraktion Stimmen laut werden, die eine Enquete-Kommission des Bundestages fordern (Laschet, der als CDU-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender die Fehlentscheidungen des Jens Spahn mitgetragen hat), ist die typische Verhaltensweise der Politiker, die den Blick auf die heutige Regierungskoalition (ab-)lenken, um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Jens Spahn und Andreas Scheuer sind exemplarische Beispiel für das Versagen. Und das niemand bisher für den angerichteten Schaden haftbar gemacht wurde.
„Schuld ist immer zweifellos!“ – Franz Kafka
„Von Wachstum, Todsünden und dem Versagen der politischen Führungen“ lautete der Titel eines Beitrages hier auf dem vorhergehenden Blog vom 17. März 2021, der die systemische Schwäche der Parteiendemokratie über die Fehlentscheidungen zur Pandemiebewältigung in den Blick nahm. (siehe: *) Die Grundhaltung der politischen Parteien, nur die eigene Klientel zu bedienen und dem Egomanentum zu frönen, anstatt in der repräsentativen Demokratie die Interessen der Bevölkerung zu vertreten und gemeinsam über die Parteigrenzen hinweg an den Problemlösungen zu arbeiten, diese Grundhaltung hat sich bis heute nicht geändert! (So wie es unverständlich ist, dass gerade in den neuen Bundesländern, die sich 1989/1990 von einem Unrechtsstaat in friedlicher, unblutiger Weise befreiten, nun aber einer völkischen und in Teilen rechtsextremistischen AfD – die antidemokratische Ziele mittels eines neuen Unrechtssystems verfolgen – die Gunst erweisen und Macht übertragen wollen, so unverständlich sind auch die hohen Zustimmungszahlen zu einer national-konservativ und neoliberalen CDU/CSU unter dem „Möchte-gern-Kanzler“ Friedrich Merz, die in den insgesamt 32 Jahren Kanzlerschaft (Kohl: 1982-1998) und (Merkel: 2005-2021) die Verantwortung für die bis heute aufgehäuften Probleme hat!)
(*) Nicht nur dass die CDU/CSU in vielen politischen Verantwortungsbereichen versagt und die verantwortlichen Minister (Seehofer, Spahn, Laschet, Scheuer) bis hin zur Kanzlerin Merkel sich als Lobbyisten für Vermögende, Finanzkapital und Wirtschaftskonzerne herausstellen, das systemische Versagen der CDU/CSU geht bis tief in die Fraktion und Partei hinein. Kein Wunder, dass bei dieser Einseitigkeit der Interessensvertretung für ihre Klientel, jeder Versuch zur Transparenz (wirksames Lobbyregister, anstatt nur Pseudoaufklärung) abgeblockt wird, weil sonst die Tradition der „Politischen Landschaftspflege“ ins Stocken geraten würde.
Ein kabarettistisch betontes Aufklärungsstück in der gestrigen (16.03.2021) Ausgabe „Die Anstalt (ZDF)“ lässt tief blicken, warum das Netzwerk der CDU/CSU mit den Pharmakonzernen (und Banken wie Finanzunternehmen) mitverursachend für das politische Versagen in Sachen Corona-Impfstoffe oder Freihandelsverträge ist. Die Ausrichtung ihrer Ideologie zum „Wohle der Wirtschaft“ mit den Folgen der weltbedrohenden Agenda „Wachstum über alles zu ermöglichen“ (Gutachten auch als PDF-File!) ist ein Beleg für das Bütteltum der CDU/CSU und anderer Parteien (wie FDP), die eine ähnliche Agenda vertreten.
Das Augenmerk auf „Immer mehr“ als Ziel und als Rahmenbedingung für Handel und Wirtschaft zu legen, das ist historisch nicht erst seit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert zu erkennen. In der Geschichte der Menschheit ist seit jeher dieses Verhalten Teil der Negativentwicklung der Menschheit. Für Aristoteles im antiken Griechenland waren Laster das Ergebnis negativer Gewohnheiten. Thomas von Aquin bezeichnete im Mittelalter üble Gewohnheiten (Verbrechen) als Verstoß gegen Gottes Willen. Gerade die Parteien mit dem „C“ in ihrem Namen ignorier(t)en das Gebot, nicht sündigen zu sollen. Das in der Institution Kirche besonders verwerfliche Verhalten und charakterliche Versagen wurde als „Todsünde“ bezeichnet! Dass die Kirchen selbst bis in die Reihen ihrer höchsten Amtsträger im Vatikan tagtäglich dieses charakterliche Versagen demonstrierten, ist von besonderer Perfidie! Fehlender Aufklärungswille ist da nur eine der erwartbaren Folgen für das kirchliche Versagen in Sachen sexueller Vergehen, das bis heute betroffene Opfer belastet.
Seit der Renaissance hat sich bildende Kunst bis heute mit dem Thema „Die sieben Todsünden“ beschäftigt. Von Hieronymus Bosch über Pieter Bruegel dem Älteren bis Marc Chagall und Otto Dix im 20. Jahrhundert sind dazu überragende Kunstwerke entstanden.
Durchaus ein Denkansatz, der so manches Leid (durch Kriege) oder ideologische Verführung der Gutgläubigen durch Fundamentalisten (religiöser wie rechtsradikaler) als Ursache für die Spaltung der Gesellschaft erklärbar macht. Das Potenzial der Zerstörung von Gesellschaften und/oder Systeme wie der Demokratie und letztlich der einen Erde, die wir nur geliehen haben von den zukünftigen Generationen, zeigt sich in den Folgen, die Figuren wie Trump, Erdogan, Orban (in kleinerem Format auch bei Typen wie Scheuer und Konsorten) und vielen anderen Tyrannen und Oligarchen (CEOs der Vermögensverwalter) zu verantworten haben.
6. April 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Gefahr des Extremismus für eine tolerante und friedliche Gesellschaft – Strukturen und Bausteine
„Denn von den Extremen ist das eine mehr, das andere weniger fehlerhaft.“ – Aristoteles, Nikomachische Ethik
Ahmad Mansour, ein deutscher Psychologe, der als arabischer Jude aus dem gewalttätigen Konflikt zwischen Palästina und Israel kommend und in Deutschland zu Ende studierte, engagiert sich gegen Extremismus und Gewalt. In seinem Vortrag bei der Tele-Akademie vom 22. Mai 2022 thematisierte er die Notwendigkeit, wie es gelingen kann, Solidarität und Empathiefähigkeit in der Gesellschaft wieder stärker zu verankern – auch als Gegenkraft zur Ausbreitung des Extremismus in den meisten Gesellschaften auf der Welt.
Zur Beschreibung der Strukturen des Extremismus, der sich rechts wie links an der Rändern der Gesellschaft deckungsgleich verhält, gehören Bausteine, die religiös oder ideologisch verpackt, Wirkungen bei vielen Menschen zeigen, weil deren sozio-ökonomisches Umfeld ein gelingendes Leben erschwert.
Zur Entwicklung des Extremismus gehört (und baut darauf auf), dass Vorurteile gebildet und verfestigt werden. Extremismus nutzt Unmündigkeit und verhindert Empathiefähigkeit. Empathieunfähigkeit verhindert Solidarität mit den Bedürftigen, zeigt sich als gefühlskalt gegenüber den Benachteiligten. Extremismus lebt von der Vereinfachung und Einteilung in richtig – falsch, gut – schlecht, lebenswert – lebensunwert.
In der Soziologie wurde bereits Ende der 1950er Jahre der nicht unumstrittene Begriff eines Extremismus der Mitte eingeführt. Demzufolge neigen nicht nur die rechten und linken „Ränder“ eines Parteiensystems zur Diktatur, sondern auch die Parteien der Mitte. Seit Anfang der 1990er Jahre wird der Begriff verstärkt dazu benutzt, um auf intolerante Tendenzen innerhalb der politischen Mitte aufmerksam zu machen, die einen „Resonanzboden“ für die Ausbreitung extremistischer Weltanschauungen bilden könnten.
„Was ist der Unterschied zwischen „rechts“, „rechtspopulistisch“, „rechtsradikal“, „rechtsextrem“, „neurechts“ und all den anderen Begriffen? (Studie 2019: Mitte-Studien des FES)
„Die Konzepte sind im ständigen Wandel und deren Grenzen fließend. Es gibt sehr unterschiedliche wissenschaftliche Definitionen und darüber hinaus noch die vom Verfassungsschutz und die umgangssprachlichen. In den Mitte-Studien sprechen wir von „Rechtsaußen“ als Sammelbegriff, differenzieren darunter dann „rechtspopulistisch“ (antipluralistisch und rechtsradikal), „rechtsextrem“ (gewaltförmig, verfassungsfeindlich und antidemokratisch) und „neurechts“ (sich vom Nationalsozialismus/ Faschismus abgrenzend) als Beschreibungen von Einstellungsmustern und einzelnen Ausprägungen. In Abgrenzung dazu ist die „rechtsradikal“ zwar tendenziell nationalistisch, gewaltaffin und autoritär, aber nicht notwendigerweise antidemokratisch im Sinne des Ziels, die Demokratie abschaffen zu wollen. Wie sehr all diese Konzepte miteinander verschwimmen, kann man an den Korrelationen in der Studie sehen.“
Ergänzung
Die realen Bedingungen der Lebenswelt der meisten Menschen verschlimmern sich durch Kriege, Leid, Zerstörung und Vernichtung von Lebensumfelder. Die Verteilung der finanziellen Mittel für Gesundheit, Wohnen, Bildung und den Abbau von Armut wird schon durch die Ungerechtigkeit der Vermögensvermehrung und Vermögensübertragung (Erbschaften) im Neoliberalismus erschwert und durch die geopolitischen Kriege vertieft.
Umso mehr ist eine Politik notwendig, die in diesen Bereichen eine deutliche Korrektur vornehmen muss. Anstatt die politische Arbeit darauf zu konzentrieren, dass endlich Erbschaftssteuern und Vermögen und ihre leistungslosen Zuwächse besteuert werden (Vermögenssteuern, Erbschaftssteuern, Transaktionssteuern auf Börsengeschäfte), um die Kosten zu stemmen, wird dieser Diskurs an keiner Stelle geführt, weder in der Gesellschaft, noch im Parlament. Dieser Zustand der Tabuisierung dieser Thematik ist Ursache dafür, dass sowohl die Gruppe der Nichtwähler immer größer wird, sowie der Zulauf zu rechtskonservativen und rechtsnationalistischen Parteien sich erhöht.
Rechts-Extremismus ist die Folge der Unsolidarität der Reichen und ihrer politischen Helferlein in den neoliberalen Parteien von der FDP, über die Merz’sche CDU/CSU bis zur AfD.
„Wer über die Korrektur der Ökonomie und des Neoliberalismus nicht reden will, der sollte auch nicht über den Extremismus lamentieren! Ein Tabu der Erbschafts- und Vermögenssteuer zementiert die Spaltung der Gesellschaft und vertieft die soziale Ungerechtigkeit!“
Klaus Paier – Das Finale / Fotografie: Michael Tiedt – Eigenes Werk CC BY-SA 3.0 Graffiti des Aachener Künstlers Klaus Paier, Schinkelstraße in Aachen
Die Menschen, die aufmerksam hinschauen und hinhören was die unfriedlichen Zeiten betrifft, kennen die von Galgenhumor gekennzeichneten Sprüche á la „Stell dir vor, es ist Krieg – und keiner geht hin!“ Ein nur scheinbar tröstender Gedanke, jedoch vor allem wirklichkeitsfremd und somit wenig hilfreich.
Eine Friedensbewegung, die spürbar positive Auswirkungen auf die Stimmung im Land hätte, wird vermisst. Warum? Darüber wird es ebenso strittige Antworten geben, wie auch beredtes Schweigen. Eine kraftvolle Demonstration wie die zuvor einige Wochen anhaltenden Proteste gegen „Rechtsextremismus“ und gegen das Wiedererstarken völkisch-radikaler Vorurteile und Einflussmöglichkeiten (AfD und Junge Alternative mit ihrem rechten Flügel unter Höcke und Konsorten) fehlt für die Wiederherstellung des Friedens in den Kriegsregionen weiterhin, obwohl Angriffskriege, Kriegsverbrechen und Terror-Massaker seit Jahren Millionen Menschen in Leid und Elend stürzen.
Politische Parteien, die Egomanen und Diktatoren freie Bahn verschaffen und Demokratien durch Diktaturen ersetzen wollen, sind vor allem in den ehemals freiheitlichen Demokratien auf dem Weg, die Totengräber der Demokratien zu spielen. Figuren wie Donald Trump (Republikaner) stehen am Wegkreuz der Zerstörung der USA oder wie Wladimir Putin in Russland, der das Land schon unter seine Kontrolle gebracht hat. In Ländern wie Russland ist durch die Machtkonzentration in der Hand Putins und seiner Entourage der Zustand des „Mal wieder zu spät sein!“ erreicht.
Dass es in den USA, in der EU und im Nahen Osten nicht flächendeckend zu einem Zustand „Mal wieder zu spät sein!“ kommen darf, das ist nur zu vermeiden, wenn die Wahl der Republikaner um Donald Trump, die Wahl der AfD (Weidel, Höcke ua.) in Deutschland und die Wahl der rechtsradikalen und faschistischen Parteien in der EU unterbleiben. Die Wähler haben es in der Hand, diesen Parteien und Personen keine Machtbefugnisse zu erteilen. Nur dann und im Voraus aktiv sein, dann wird es gelingen, dass es kein „Mal wieder zu spät sein!“ geben wird!
Wolfgang Borchert, deutscher Schriftsteller der ersten Nachkriegsliteratur, starb 1947 schon zwei Jahre nach dem Ende des 2ten Weltkrieges. Die Traumata der Hitler-Diktatur und der Kriegserlebnisse bestimmten Prosa und Lyrik bei Borchert. Kurz vor seinem Tod schrieb er sein letztes Werk „Dann gibt es nur eins“. Wie ein Vermächtnis an die Deutschen und die nachfolgenden Generationen klang die Aufforderung, „Sag nein“ zur Teilnahme an weiteren Kriegen!
Dieses Ziel wird allerdings nur erreicht, wenn die Wähler bei der Wahl verhindern, dass die anti-demokratischen, extremistischen, faschistischen, rassistischen, völkisch-nationalistischen, menschenfeindlichen, ausgrenzenden, unterdrückungsbereiten, egomanischen und machtgierigen Kandidaten und Parteien gewählt werden!
„Sag nein“ wirkt nur, bevor die Machtpositionen erreicht werden. Danach ist es zu spät! Das zeigt das Beispiel Putins! Dann wird Krieg wieder als Mittel zum Zweck eingesetzt. Jeder Angriffskrieg führt zum Verteidigungskrieg. Jeder Terrorangriff wird nur mit Waffen abgewehrt können.
Klaus Paier – Photo: Rehgina a.k.a. Regina Weinkauf / Copyrighted free use
Wolfgang Borchert
Dann gibt es nur eins!
Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre. dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN! Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Haßlieder singen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du
sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keinen Weizen mehr fahren – sondern Kanonen und Panzer, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Truppentransport, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo – Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!
Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann: dann:
In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die großen Schiffe stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver wasserleichig träge gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken, algen-, tang- und muschelüberwest den früher so schimmernden dröhnenden Leib, friedhöflich fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben
– die Straßenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glasäugige Käfige blöde verbeult und abgeblättert neben den verwirrten Stahlskeletten der Drähte und Gleise liegen, hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen, in verlorenen kraterzerrissenen Straßen
– eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen, gefräßig, wachsend, wird anwachsen in den Schulen und Universitäten und Schauspielhäusern, auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und gierig, unaufhaltsam – der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen, der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken –
in den Instituten werden die genialen Erfindungen der großen Ärzte sauer werden, verrotten, pilzig verschimmeln
– in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und Kirschsaft verkommen – das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die qualmenden Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln — zerbröckeln — zerbröckeln —
– dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend – und seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört in der Steppe verrinnen, durch die geborstenen Ruinen wehen, versickern im Schutt der Kirchen, gegen Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter Tierschrei des letzten Tieres Mensch – all dieses wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht, vielleicht heute nacht schon, vielleicht heute nacht, wenn – wenn – wenn ihr nicht NEIN sagt.
“Die Warheit” leidet als Wahrheit in diesen Krisenzeiten auf allen Ebenen. Was dann noch im festgefahren Zustand dazwischen passt, ist allenfalls ein verkleinertes “h”, damit zumindest formal eine Korrektur erfolgen kann. Ansonsten verkommt die eine wie die andere Wahrheit zur Ware- und nicht selten zur Ramschware. Übrig bleiben Friedensmärsche, die bestenfalls gut gemeint, aber schlecht gedacht und gemacht sind.
“Das Leben ist voll von Widersprüchen, und von jeder Wahrheit ist auch das Gegenteil wahr.” – Ricarda Huch
Jede Gelegenheit wird von den Konzernen mit dem neoliberalen (urkapitalistischen) Weltbild genutzt, Kasse zu machen. Das gilt insbesondere in Krisen- und Kriegszeiten. Bei der letzten Pandemie ließ sich diese Ausrichtung besonders effektiv von den Pharmakonzernen umsetzen. Auch eine Wahrheit, die von dem in der Pandemie verantwortlichen Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn (CDU) zu tiefst verinnerlicht praktiziert wurde. Erst keine Hilfsmittel (wie Schutzmasken und Tests) bevorratet, dann später Millionen auf den Müll gekippt! Dazwischen dann privatisierte Gewinn-Abschöpfungen in Millionenhöhe durch Polit-Amigos.
Was den „Wahrheitsgehalt“ der Informationen während der Pandemie und ihren Umgang damit betraf und das Aufreiben zwischen Spinnern, Verschwörungstheoretikern, rechtsnationalen und kritischen Hinterfragungen durch undifferenzierte Kategorisierung seitens der Mainstream-Meinungen bewirkte, das gleicht aktuell den Ostermärschen und den Forderungen der Friedensbewegungen. Es sind die Fragen nach Vertrauensverlust und Meinungsfreiheit, nach der Umsetzung von Sicherheit und Freiheit und zu den feststellbaren Widersprüchen.
Ross und Reiter zu benennen, wer die Angriffskriege der letzten beiden Jahre begonnen hat (Putins Russland / Hamas Terror gegen israelische Zivilisten), aber auch wer den Krieg und den Terror beenden muss, damit Friedensverhandlungen möglich werden, und wer sich auch der Verantwortung stellen muss hinsichtlich der Kriegsverbrechen und des Terrors gegen die Menschlichkeit, das ist den heutigen Friedensbewegungen allem Anschein nach nicht klar! Zudem scheint diese Betonung und Protestakzentuierung nicht erfolgt zu sein! Bei den Berichterstattungen zu den Ostermärschen ist dies nicht sichtbar geworden.
Verbrechen müssen aber als Verbrechen benannt werden, ebenso wie Terror als Terror. Jedoch bringt diese klare Positionierung alleine keinen Frieden. Gegen den Terror und die Angriffskriege müssen sich die Menschen verteidigen können. Es ist der einzige Weg, eine Diktatur und Unterdrückung zu verhindern, wenn Figuren wie Putin in Russland und Trump in den USA nicht zur rechten Zeit an Machtübernahme gehindert wurden. Darin liegt die Mitverantwortung der jeweiligen Bevölkerung, wenn Freiheit verloren geht und ein weiterer Unrechtsstaat entstehen kann.
Putin ist auf einen Weg in den maximal „erweiterten Selbstmord“. Dass Putin und seiner Entourage jedes Mittel recht ist, dass zeigen die Zwangs-Rekrutierungen von Menschen, die an die Front gezwungen werden, um als „Kanonenfutter“ sich verheizen zu lassen. Dass dabei die eigenen gezwungenen Soldaten von den Vorgesetzten mit Terror und Folter überzogen werden, ist dabei keine Seltenheit. Diese Erbarmungslosigkeit und Menschenfeindlichkeit ist Teil des Systems. Und spiegelt sich in den Kriegsverbrechen und Massaker wie in „Butcha„ wider!
Die NZZ – in der Matrix der Medienverortung eine streng konservativ positionierte und Nato freundliche Zeitung – betonte während der Pandemiezeiten, dass eine Differenzierung der Kritik notwendig für eine kritische Betrachtung der Grundrechte-Einschränkung sein muss. Dabei wird feststellbar, dass das Verharren in der eigenen Weltanschauung (dem sich abschottenden Narrativ z.B. der Identitären und völkisch-rechtsextremen Gesinnung) zur Scheuklappenbetrachtung führen wird. (Was dann im schlimmsten Fall Diktaturen entstehen lässt!)
Ausgrenzung und Ablehnung des Diskurses gelten für jede Filterblase als Erkennungsmerkmal. Besonders nachvollziehbar für jene, die mit erkennbar undemokratischen Zielen und Absichten agieren. Und dazu gehören ohne „Wenn-und Aber“ rechtsnationalistische und rechtsradikal-völkische Kräfte ebenso wie die Leugner des Holocaust oder die Verächter des Rechtsstaates.