Heute jährt sich der Todestag der politischen Denkerin zum 50sten Mal – Hannah Arendt wird unterschiedlich vereinnahmt durch die Presse, je nach Verortung der Medienhäuser.
Neuschnee und die Spuren in der Zeit – Interview-Inhalte 1964 Gaus und Arendt – 2025 Weidel und Musk
Bestimmte gesellschaftliche Gruppen sahen und sehen bis heute ihre Welt durch Hannah Arendts Schriften bedroht. Insbesondere jene, die die offene Gesellschaft und die Freiheit des Denkens ablehnen und stattdessen Autokratien und Diktaturen an die Stelle der Demokratie setzen. Denen galt Hannah Arendts Werk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft “, in der sie die Feinde der Demokratie analysierte und beschrieb. In den USA lehrte und schrieb sie seit ihrer Emigration und Flucht vor den Nazischergen und dem Holocaust, beobachtete die Funktionsweise von Lobbyismus, Parteidisziplin und politischer Konformität. Sie sah, dass Selbstschutz der Institutionen häufig Vorrang vor argumentativer Auseinandersetzung gewann– ein Phänomen, das sie in Deutschland wie in den USA als Bedrohung der Freiheit analysierte. Die McCarthy-Zeit des Antikommunismus war eine der extremistischen Aktionen Anfang der 1950er Jahre.
Hannah Arendt formulierte aus ihrer Erkenntnis über Politik, was das Ziel totaler Herrschaft sei: „… die Vernichtung menschlicher Individualität, der Spontanität (als Katalysator für Kreativität) und der Pluralität.“ (Arendt gab damit vorab schon eine Beschreibung, die zielgenau auf die AfD und ihre Gesinnung passt!)
Jene Auswirkungen, die Arendt für den Totalitarismus der Nazi- und Stalin-Diktatur beschrieb, aktuell aber in den geopolitischen Aktionen von Putin, Xi Jinping und anderer Diktatoren ebenso zu finden sind, wie in den ungebremsten Ego-Visionen eines Elon Musk, Jeff Bezos oder eines Larry Fink (CEO BlackRock) und den Investoren in KI.
Der ewige Faschismus und Rechtsextremismus + Merkmale des Ur-Faschismus – in Memoriam Umberto Eco
Heute wird „Cancel culture“ betrieben, von rechts wie links, von konservativ bis kreativ. Wer außerhalb eines temporär populären und propagandistisch gepuschten Konsens spricht, gilt nicht mehr als Gegenüber, sondern als Gefährder. Und an diesem Punkt angekommen, kann die bürgerlich-populistische „Gleichmachung“ von Links- und Rechtsextremismus nicht wirklich weiterhelfen.
Hier ist jeder Demokrat an den Punkt angekommen, zu differenzieren, dass Rechtsextremismus daran zu erkennen ist, weil er die Vernichtung der Demokratie auf seine Fahnen geschrieben hat! (Umberto Eco – Ur-Faschismus …) Ihn zu verhindern ist Aufgabe einer wehrhaften Demokratie. Leider zeigt sich, dass Reichtum und Rechtsextremismus oft genug Verbindungen eingehen. Diese Gesinnungsbündnisse transparent aufzuzeigen, das ist Bestandteil der Verteidigung der Demokratie. (Exemplarisch steht für diese Haltung der Lobbyverband „Die Familienunternehmer“.)
Denn Verantwortung zu übernehmen in Krisenzeiten, das entsteht dann, in dem reflektiert wird über das, was jeder tut und wie er plant zu handeln.
Arendt sah in der Verschiebung der Bedeutung und im Kapern der Begrifflichkeiten (INSM / Wirtschaftsrat der CDU) eine Gefährdung für die Menschen: Vom Streit über Positionen hin zur Kontrolle der Informationen selbst. Das ist Realität und wäre Anlass für Hannah Arendt gewesen, auf die Entwicklung einer totalitären Herrschaft – auf politischer wie ökonomischer Ebene – hinzuweisen und zu rufen: „Haltet an, besinnt euch, denkt nach!“
Wenn nicht mehr gestritten, sondern nur noch abgegrenzt wird, wenn Dissens nicht mehr als notwendiges Moment der pluralen Öffentlichkeit begriffen wird, sondern durch Manipulation und Meinungsverbot die ersten schnellen Schritte hin zum Extremismus (á la Trumps-MAGA oder Putins Angriffskrieg) bedeuten, dann verliert die Demokratie ihren innersten Kern. Sie verkommt zu dem, was Arendt eine „Verhinderung des Politischen“ nannte. Die roten Lampen sollten dann aufleuchten, wenn die politischen Parteien, die temporär die Regierungsmehrheit haben, von Alternativlosigkeit faseln.
Angstfreies Leben muss erstritten werden, indem Ausbeutung von Menschen durch autoritäre Politik und Ökonomie verhindert werden.
Antisemitismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit entwickeln sich in Gesellschaften dann, wenn mitmenschliches Verhalten und aufgeklärte Toleranz verdrängt werden.
Die reale Komplexität des Lebens lässt bei der Mehrheit der Menschen, die das eigene Denken verlernt haben, die Bereitschaft steigen, ihre Verantwortung für die Gesellschaft abzugeben und auf „Führerschaft“ zu verlagern. Die Abgabe der Verantwortung für das politische Denken und Handeln stärkt die extremistischen und fundamentalistischen Feinde der Demokratie. Das ist eine der Ursachen, warum die Zustimmung und Wählerzahlen für die rechtsextremistische AfD steigen.
Verantwortung für die eigene Existenzsicherung zu übernehmen, gestaltet sich angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Realität für jeden Einzelnen wesentlich schwieriger aufgrund der Hierarchien, der Versagen der Unternehmensführungen und der hohen Entlassungszahlen!
Hannah Arendt formulierte gerade in diesem Zusammenhang: „Wir leben (in jeder Generation) in einer Welt, wie sie sich gerade darstellt. Wir müssen lernen, damit umzugehen!
Die weltweite Abhängigkeit der meisten Menschen von ökonomischer und politischer Macht durch wenige Machtinhaber – [Putin, Trump, Erdogan, Orban u.a. stehen für die Politik, Zuckerberg (Meta, Facebook) , sowie Musk (Twitter, Tesla), Bezos (Amazon), Larry Fink (BlackRock Inc.), Sundar Pichai (Google), Tim Cook (Apple) u.a. stehen für die Wirtschaft] – ausgeübt, denen die Menschen nicht vertrauen können, ob diese der eigenen Verfassung und Demokratie folgen! Stattdessen erleben die Menschen jedoch den Umbau von Demokratien zu Autokratien und Diktaturen durch fundamentalistische Fanatiker und Egomanen á la Donald Trump oder Elon Musk.
Die Verhaltensweisen dieser Machtinhaber sind geprägt von Willkür und gewaltbejahender Sicht auf die Welt, in dem Denken und Handeln auf das Handlungsmuster „Dealen“ reduziert ist, und dies im schrecklisten Format des Zusammenlebens – der Unfreiheit und Unterdrückung – umgesetzt wird. Zudem von Gier angetrieben, und über „Leichen“ gehend, jegliche Mittel (von Krieg, Erpressung, Überwachung bis zur Einschüchterung) einsetzend. Eine Gesinnung, in der jeder soziale Ansatz verloren gegangen ist! Es wird gehandelt im Ungeist einer menschenverachtenden Haltung!
Zurzeit befinden wir uns – in vielen westlichen Ländern nach einer 80 Jahre kriegsfreien Zeit – in einer rasant veränderlichen Welt, die geprägt ist von einer Realität, in der die demokratischen Regeln (Gewaltenteilung) ignoriert werden. Die Freiheit des anderen Menschen nicht mehr mitzudenken, wenn von „Freiheit“ und „Förderung der Wirtschaft“ die Rede ist, wird ebenso erkennbar, wie der Verlust der Solidarität und des Respekts sich ausbreitet. Die Fähigkeit zu Konfliktlösungen geht auf allen Ebenen verloren.
Hannah Arendt vermittelt in ihren Werken, dass Politik, Ökonomie und Staatsform seit jeher von den drei „Ismen“ geprägt werden: Antisemitismus/Rassismus – Imperialismus – Totalitarismus!
Die USA waren einmal ein Staat, der aus Ureinwohner (die fast vollständig vernichtet wurden) und freien Bürgern bestand. Bürger heißen jene Menschen, die der Verfassung zustimmen und danach handeln. Das sei das Band, welche das Zusammenleben regelt und die Gesellschaft zusammenhält und nicht spaltet.
Denken funktioniert nach Arendt nur im Dialog und Austausch der Positionen, nicht jedoch in der Durchsetzung einer Gesinnung, in der keine Rücksichtnahme auf den Mitmenschen besteht. Freiheit bedeutet, die Freiheit der anderen mitberücksichtigen, die Gleichheit der Menschen zu akzeptieren und die Solidarität als Kit der Gesellschaft anzuerkennen. Die Realität in den USA ist jedoch weit entfernt von dieser Realisierung. Der Staat USA entwickelt sich unter Trump hin zum Totalitarismus. Korrumpierbarkeit ist Bestandteil der Ablehnung der Verantwortung für die Mitmenschen. Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist Bestandteil der heutigen Formen von Totalitarismus in den verschiedenen Regionen der Welt.
Hannah Arendt betonte, dass auch in einem solchen Staat jede Generation die Hoffnung haben kann. Der Gegenpol zum Totalitarismus sind weder Geheimbünde/Oligarchien oder Sektierertum, sondern Freundschaft, Menschenfreundlichkeit und Liebe.
Gesinnung versus Verantwortung in Regierungen, Politik und Demokratie – von Freiheit und Sicherheit

