Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

10. Mai 2024
von JvHS
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Können Erzählungen, Gespräche und Literatur zu mehr Freiheit und Demokratie verhelfen?

Wer kennt von der Altersgruppe der 15-30 Jährigen noch die Nachkriegsliteratur zur Aufarbeitung der Nazi- und Kriegszeit? Da wäre aus dem umfangreichen Kanon exemplarisch zu benennen:

Siegfried Lenz „Deutschstunde“, ein Roman, der von dem Dilemma des bedingungslosen Gehorsams gegenüber dem Nazi-Staat und
seinen Schergen (SD, Gestapo, SS) handelt, in der Freundschaft hinter und unter die formalen Gesetzgebungen der Nazis gestellt wird, weil in dem Terrorstaat das Weltbild der Diktatur gnadenlos durchgesetzt wird, egal ob das Handeln Unterdrückung, Vernichtung oder Zerstörung bedeutet und die Menschen bis in die nachfolgende Generation daran zerbrechen. Hitlers Nazi-Reich steht nur exemplarisch, strukturell sind die DDR-Diktatur (Stasi und SED) oder Putins Russland vergleichbar. 

Heinrich Böll „Wanderer, kommst du nach Spa…“ und „Haus ohne Hüter“ sind Werke, die die Schrecken des 2ten Weltkrieges aufgreifen, die Sinnlosigkeit jeden Eroberungs- und Angriffskrieges nachvollziehbar machen und die Folgen für die Nachkriegszeit beschreiben. Auch wenn die 50er Jahre der Adenauer-Kanzlerschaft – gerade auch durch dessen Entscheidung, zur Funktionsfähigkeit des Staates die alten Funktionsträger aus der Nazi-Zeit wieder zu nutzen, egal welche Verbrechen sie begangen hatten und somit das Weltbild der Nazi-Zeit munter fortwirken konnte – gab es mit Böll, Lenz oder Hochhuth („Der Stellvertreter“) Autoren, die kritisch die bis heute nachwirkenden Versäumnisse der Aufarbeitung der Verbrechen aus den Untiefen der Nazi- Ideologie aufgriffen und vor allem aus der Gemengelage von alten Nazis in einflussreichen Positionen der Politik, Verwaltung, Justiz, Militärs und begünstigte Unternehmer aufgriffen und nachvollziehbar machten. 

In „Haus ohne Hüter“ wird von Böll das Schicksal – man könnte auch sagen, die logische Konsequenz des Todes der Soldaten – der Väter zweier Jugendlichen aufgegriffen, die im Krieg „gefallen“ sind. (Welche Verniedlichung der dafür gebrauchte propagandistische Begriff der Verantwortlichen Deutung platzieren will! Wie wirksam diese Verharmlosung jedoch bei den betroffenen Familien ist und bis heute bei den Menschen aus Russland noch keine Wende in ihrem vergifteten Denken bewirkte, dass dieses Verrecken ehrenvoll sei, das zeigen immer wieder auch die Bildberichte über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine!)

Böll zeigt aber auch auf, dass die „Unfähigkeit zu trauern“ (Mitscherlich) sich gerade darin zeigt, dass die Mütter der Jugendlichen in „Haus ohne Hüter“ gleichgültig bleiben in Sachen Aufarbeitung Nazizeit, selbst als eine der Mütter mit dem Offizier, der für den Tod ihres Mannes und Vaters ihres jugendlichen Sohnes verantwortlich war, eine Beziehung eingeht. Dieses moralische Versagen der Überlebenden, aber auch der alleinerziehenden Mütter wirkt ebenso nach, wie der „Muff“ der Verdrängung der Mitverantwortung für die 12 Jahre unsäglicher Verbrechen. Dass auch die Kirchen teilweise Mitverantwortung tragen und in der Nachkriegszeit keine zukunftsgerichtete Perspektiven entwickelten, das griff Rolf Hochhuth in seinem Werk „Der Stellvertreter“ auf und ist nicht zuletzt am Vertrauensverlust zu den Kirchen, insbesondere  ihren Skandalen um die Missbrauchsfälle sowie an den folgenden bis heute steigenden Austrittszahlen bei den Kirchen zu beobachten. 

Max Frisch betont die Fehlentwicklung der Identität, vor allem durch die Orientierung an den Handlungen, die des eigenen materiellen Vorteil willens zu agieren betrifft. In „Herr Biedermann und die Brandstifter“ steht die Verbrüderung mit falschen Freunden, die strafbewehrte Verbrechen begehen, im Mittelpunkt der menschlichen Fehlentscheidungen. Dass in den unsäglichen TV-Formaten – die das negative Handeln (Mobbing, jedes Mittel nutzend für eigene Vorteile, Hass schürend, Lügen verbreitend, nur auf Äußerlichkeiten achtend) zum zentralen Agieren machen – gerade das negative Vorbild zum Tragen kommt und jegliche  Solidarität und Empathie vermissen lässt, ist ein weiterer Grund dafür, was den feststellbaren und Leid provozierenden Umgang der Menschen betrifft.

Die Reihe der literarischen Werke, die für ein anderes Weltbild stehen, greifen auch Günter Grass mit „Blechtrommel“ (Oskar  Matzerath als symbolische Figur des Widerstands), Jurek Becker mit „Jakob der Lügner“ (als Erzählung über das Leben in einem KZ und der faschistischen Judenverfolgung und den Holocaust), Erich Loest mit „Jungen, die übrigblieben“ (Wie im Film „Die Brücke“ wird auch hier das Thema des Verheizens jugendlicher Soldaten aus ideologischer Verblendung behandelt) oder Alfred Andersch mit „Die Kirschen der Freiheit“ auf. Andersch schreibt über die Desertation als Ausdruck der Erkenntnis über die Sinnlosigkeit des Krieges und eine Form des Widerstands. Hier wird die Aktualität desertierender russischer Soldaten im Ukrainekrieg vorweggenommen. 

Ein Bildungskanon, der weder in den TV-Beiträgen mit den literarischen Verfilmungen angeboten wird, wie das in den 1980er Jahren üblich war, noch in die Lebenswirklichkeit der nachfolgenden Generationen und Jugend integriert wird als ethisch-moralisches Angebot und Alternative zu nationalistisch-faschistischen Weltbilder á la AfD. 

Sicherlich bleibt die Frage, die sich auch der Autor Peter Weiß stellte und zum Ausdruck brachte mit:

„Wer braucht meine (literarische) Arbeit, und kann mein Schreiben helfen, die Erde bewohnbarer zu machen?“ 

Trotz der in dieser Aussage liegenden Hinterfragung kreiste auch die Arbeit „Die Ermittlung“ von Peter Weiß um das Thema der Aufarbeitung der Mitverantwortung und Mittäterschaft der Deutschen im sogenannten „Dritten Reich“. Den viel zu späten Frankfurter Prozess (erst 1964!) gegen die Wachmannschaft des KZ Auschwitz verarbeitet er mit „Zeugenaussagen, Protokolle, Akten und Briefe“ und steht damit in einer Tradition mit Hannah Arendts „Bericht über den Eichmann-Prozess“ in Jerusalem. Weiß betont die Versäumnisse der Adenauer-Regierungszeiten, in der ermöglicht wurde, dass die Justiz der Nachkriegszeit durch die ehemaligen Nazi-Justizvertreter das Ziel, alles „unter den Teppich zu kehren“, erreichte und was die juristische Aufarbeitung der Nazi- Mittäterschaft über Jahre verhinderte. 

Für wenige Jahre (vom Ende der 1960er bis 1982) mag die Frage, ob Kultur (Literatur, Gesprächskreise, TV-Literatur-Verfilmungen) zur Stärkung der Demokratie und der Freiheit betragen können, bejaht werden. Mit der Privatisierung des TV-Bereichs sind Klamauk, Oberflächlichkeit und Pseudo-Wettbewerb körperbetonter Partnerversuche mit sexuellem Voyeurismus und Selbstausbeutung  an die Stelle des respektvollen Umgangs miteinander getreten. 

Realität war auch in den ersten beiden Jahrzehnten nach der Nazi-Terror-Zeit, dass in den Familien so gut wie nicht über diese Zeit gesprochen wurde. Das wiederholte sich ebenso im familiären wie im Freundes-Kreis nach dem Ende des DDR-Systems mit dem Unrechtssystem durch die Stasi und dem SED-Partei-System. 

Zudem erfolgt mehr als dreißig Jahre nach dem Ende der DDR eine nostalgische Verklärung des autoritären Unrechtssystems mit der Wirkung, dass wiederum Parteien und Personen, die für autoritäres, ausgrenzendes und menschenfeindliches Handeln stehen, als „Heilsbringer“ für die aktuellen Probleme eingestuft werden. Der unsägliche „scheinbare Wahlerfolg der AfD“ steht dafür als Beispiel. 

Das Bewusstsein als Fähigkeit zum unabhängigen und vorurteilsfreien Erkennen von Zusammenhängen geht anscheinend bei einem größeren Teil der Menschen in Deutschland verloren. Stattdessen wird einer demokratieablehnenden und manipulierenden Ideologie der rechtsradikalen und faschistischen Weltsicht gefolgt, und Gesinnung an die Stelle der verantwortlichen Vernunft gesetzt. 

Was bleibt zusammenfassend zu schreiben?

Neben den vorhandenen Definitionen und Beschreibungen, was seit jeher die rechtsextremen Parteien wie die AfD oder in den dreißiger Jahren die NSDAP praktizieren und welche Ziele sie haben – bleibt nicht vergessen zu betonen, dass die demokratischen Parteien ihrer Verantwortung aktuell zeitweise nicht gerecht werden. Ein unbestraftes Verhalten für ein strafbewehrtes Handeln á la Andreas Scheuer (CSU) wirkt extrem befeuernd auf den Verlust des Vertrauens der Bevölkerung in die Regierung.

 

10. Mai 2024
von JvHS
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CDU/CSU im Selbsttäuschungsmodus unterwegs – Versäumnisse bei den Beschlussfassungen auf dem Parteitag

Da plustern sich die ewig Gestrigen und Egomanen auf in ihrem Selbsttäuschungsmodus und übersehen in ihrer Verbohrtheit, den „Sozialismus“ zu bekämpfen, dass sie dabei die eigentliche reale und faktische Gefahr verkennen, in dem Rechtsextreme á la Höcke nicht verhindert werden! Die Parteitags-Beschlusslage von 2018 – „keine Zusammenarbeit und keine Wahl eines Politikers einer Partei, deren Vorgänger jahrzehntelang eine sozialistische Diktatur in Ostdeutschland betrieben„(FAZ!) –  wurde nicht korrigiert!

Ein Beitrag in der FAZ vom 10.05.2024 klärt darüber auf, wie sträflich leichtsinnig die CDU mit der realen Gefahr umgeht, dass das demokratische Gefüge durch einen rechtsextremen Ministerpräsidenten in Thüringen zerstört werden kann! Die AfD und Höcke werden den ersten Baustein zum Umbau des demokratischen Staates setzen können. Nach der Adenauer-Ära und dessen Positionierung der Nazis in Machtpositionen von Politik, Verwaltung, Bildung und Gerichtsbarkeit wäre ein AfD-Ministerpräsident die erneute Gefährdung der Demokratie in Deutschland. 

Dass die „heimliche Zuneigung“ eher zum Rechtspopulismus bei CDU/CSU tendiert, das ist ein offenes Geheimnis. Markus Söder (CSU) hat dies im eigenen Landtagswahlkampf im Herbst 2023 praktiziert und belegt dies aktuell mit dem Besuch bei der neofaschistischen italienischen Ministerpräsidentin Georgia Meloni und Chefin der ultrarechten Partei Fratelli d’Italia! 

Hier wiederholt sich durch eine Gesinnungspolitik das Starkmachen der anti-demokratischen Kräfte, die schon in den Endjahren der Weimarer Republik die erste Demokratie in Deutschland zerstörte! 

  

Verdammt noch mal … Die Grenzen der Zumutung sind erreicht!

Relative Realitäten – Direkte und indirekte Gefährdungen der menschlichen Existenz

9. Mai 2024
von JvHS
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Meinungspolarisation und Verhärtung der Fronten zwischen den Menschen durch Extremismus

Statement der FU-Berlin –  Leitung zur Besetzung durch propalästinische Aktivisten 

Die an Universitäten weltweit unversöhnlichen und gewaltbereiten Aktionen – zum Thema „Hamas-Terror und Missbrauch der Zivilbevölkerung als Schutzschild“ einerseits, sowie andererseits zu den militärische Aktionen Israels mit der Zerstörung der Lebensgrundlagen im Gaza-Gebiet –  mit Besetzung von Hörsälen und Plätzen des Campus,  weisen auf eine Entwicklung hin, die der freiheitlichen Gesellschaft Schaden zufügt.

Entfremdung von einem würdevollen Leben erfolgt nicht nur im ökonomischen Raum, Entfremdung ist ebenfalls nachvollziehbar im wissensfreien und erkenntnisschwachen Geschichtsraum narrativ-verwirrter studentischer und nicht studentischer Aktivisten. Adorno und die Wissenschaftler der Kritischen Theorie versuchten noch, Antisemitismus, Rassismus und Faschismus zu analysieren und damit auch sichtbar zu machen und zu bekämpfen, das aber ist nicht erkennbar bei heutigen Positionen und Formen von Kritik, weil sich die Erkenntnisbasis allem Anschein nach reduziert auf irrationale und oberflächliche Pseudotheorien! Diese jedoch haben keine kritische Distanz und keine Bereitschaft zur wissenschaftlichen Methodik (z.B. Karl Poppers), stattdessen  machen sie Antisemitismus, Rassismus, Faschismus und anti-demokratisches Denken und Handeln salonfähig!

Zum Thema passt jedoch gerade auch eine Studie der FU-Berlin in Zusammenarbeit mit der Uni Bielefeld zum Forschungsgegenstand  „Meinungspolarisation“. Die Zusammenfassung der Ergebnisse lauten: 

  • Gegensätzliche Meinungen werden signifikant häufiger geäußert, wenn ein Thema kürzlich besondere Beachtung in den Medien gefunden hat. 
  • „Harte“ politische Fragen weisen ein höheres Polarisierungspotenzial auf als Fragen mit einem sozio-kulturellen Hintergrund.
  • Betont eine politische Frage die zu erbringenden persönlichen Opfer, steigt die Zahl der stark ablehnenden beziehungsweise stark zustimmenden Antworten
  • Je weiter sich eine Frage von der Abstraktions- auf die Lösungsebene bewegt, desto konträrer fallen die Reaktionen aus.

Der Verlust an Diskussions- und Diskursfähigkeit, bedingt durch Methodenunkenntnis und/oder bewusster Regelverletzungen aufgrund der Umdeutung von Freiheitsrechten –  denn „Terror ist kein Widerstand gegen Unrecht“ – weist auf Ignoranz, fundamentalistischem Hass, anti-demokratischem Aktivismus sowie auf die Weigerung zur Berücksichtigung hin, dass „es keine Freiheit gibt, wenn die Freiheit des anderen Menschen nicht mitgedacht wird!“

So berichtet ein Beobachter und Blogbetreiber über die Vorgänge an der FU (Freien Universität – Berlin) und die Geschehnisse im Umfeld der Uni:

Bei den Protesten nahmen auch Externe, also Nicht-Studenten, und viele migrantische Araber teil, mit den üblichen Rufen. Eine seltsame Melange: teils aggressiv und mit Macho-Gebaren auftretende Araber, teils Studenten und insbesondere viele Studentinnen aus dem woken Milieu, die hysterisch herumkreischten, als hätte man sie einem Hamas-Hauptmann zugeführt oder daß man sie für Patienten einer psychiatrischen Klinik hätte halten können; teils auch Kopftuch-Frauen, die sich auffallend ruhig, aber präsent verhielten. Die ganze Aktion heute schien mir geplant und orchestriert. Einige der Demonstranten wurden hinterher dann mit Autos abgeholt und luden Transparente und Banner ein. Zelte und Vorräte wurden mitgebracht.

Besonders „Yallah, Yallah Intifada“ fand ich in diesem Kontext interessant und es zeigt, woher hier der Wind weht. Bei den „Free Palestine“-Rufen war kein einziger dabei, der diesem Slogan hinzufügte „from Hamas“. Die Hamas, der 7. Oktober und die israelischen Geiseln wurden von diesen entsetzlichen Leuten mit keinem Wort thematisiert. Daß die Angriffe auf Gaza eine Ursache haben, war überhaupt kein Thema, an keiner Stelle.“

Es hat den Anschein, dass weder die Aktivisten und Demonstrierenden, noch die berichterstattenden und kommentierenden Teilnehmer ihre Gesinnung verbergen können. Die erkennbare Unversöhnlichkeit und Einschränkung der Blickwinkel macht eine Annäherung mehr als schwierig. Wie die kriegerischen Konflikte weltweit überhaupt gewendet und beendet werden könnten, bleibt mit mehr als einem Fragenzeichen verbunden und haben möglicherweise den Kipp-Punkt zur friedlichen Lösung ebenso schon überschritten, wie die Bewältigung des Klimawandels durch die Nicht-Einhaltung der vereinbarten Ziele verpasst zu sein scheint.

9. Mai 2024
von JvHS
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Relative Realitäten – Direkte und indirekte Gefährdungen der menschlichen Existenz

Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ ( Ernst Bloch – Prinzip Hoffnung)

„Heimat, das ist der verlässliche Lebenspartner, und das ist die Sicherheit und Geborgenheit der Wohnung. Heimat, das ist Zufriedenheit mit der selbst geschaffenen, problemgelösten und freien Lebensgestaltung im respektvollen Umgang mit den Mitmenschen. Heimat, das ist Existenzsicherung ohne Entfremdung und Ausbeutung durch selbständige oder angestellte Arbeit in der Demokratie. Heimat, das ist Freude an der Kooperation mit Familie, Freunde und Kollegen zur Gestaltung friedlicher Lebensumstände in globaler Freiheit.“ 

„Heimat, das sind nicht die willkürlich konstruierten Nationen oder nationalistische Staatsformen in historisch veränderlichen Grenzen. Heimat, das sind keine Symbole und Flaggen, Heimat, das ist niemals menschenfeindlicher Patriotismus und Abgrenzung. Heimat, das kann niemals unter faschistischer  oder fundamentalistischer Ideologien oder Religionen entstehen. Heimat, entsteht niemals aufgrund gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit oder in Despotie und Diktatur.“ – JWB

Menschen brauchen Arbeit, bezahlte Arbeit. Die meisten der Menschen sichern damit ihre Existenz. Arbeit ist jedoch mehr. Und dieses Mehr umfasst mit der Arbeit den Sinn des menschlichen Lebens. Die Hoffnung der meisten Menschen liegt darin, dass die berufliche Arbeit auch die ist, mit der die Identifizierung und der Sinn des eigenen Lebens möglich ist. Denn wie Bloch formulierte, fände der schaffende Mensch darin eine Form seiner Lebensplanung und erwünschten Welt, in der die meisten Menschen nur selten waren: der Heimat!

Auch wird den Menschen diese Lebensplanung von vielen Seiten fast unmöglich gemacht. Auch wenn ihm bewusst ist, dass die Mitgestaltung der Welt eine Existenz ohne Entfremdung und Ausbeutung nur in einer echten Demokratie stattfinden kann, wird gerade dies durch den Missbrauch von Macht (ob als politische oder ökonomische Macht) mehr als erschwert. 

Wenn es keine der vielen Kriege (direkte Existenzgefährdung) durch Despoten und Diktatoren sind, dann sind es ökonomische Konzepte (Neoliberalismus, Finanzkapitalismus, Unternehmenspolitik als indirekte Gefährdung der Existenz) und Einflüsse, die den Menschen eine andere als die notwendige Realität überstülpen. Wer seine Erfüllung in der Erforschung chemischer Verbindungen sucht, findet sich oft genug in Chemie-Unternehmen wieder, deren Unternehmensziele gestützt sind durch die US-Amerikanische-Regelung, alles solange tun zu dürfen, bis Geschädigte den Nachweis erbringen, dass die Produkte und Herstellungsverfahren den Menschen oder der Umwelt Schaden zufügen.

Das gegenläufige Konzept ist der Grundbaustein europäischen Unternehmensverständnisses, nur das zu tun, wenn nachweislich (und dies durch das nachweispflichtige Unternehmen selber belegt) keine Gefährdung von Mensch und Umwelt besteht und gesetzlich erlaubt ist. 

Die ARD-Panorama-Sendung vom 29. September 2022 belegt jedoch eine andere Realität. Unter dem Titel „Das Jahrhundertgift“ beschäftigt sich die Sendung mit der Herstellung von PFAS! Diese chemischen Produkte stehen für Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen und bezeichnen eine Gruppe chemischer Stoffe, die in hunderten Alltagsprodukten stecken. Die Eigenschaft dieser chemischen Verbindung besteht darin, dass durch den Abperleffekt Materialien nicht mehr aneinanderkleben oder haften. Ideal für tausende Anwendungen bei Kleidung, Kochtöpfen und Pfannen, Verpackungskartons bis hin zur Zahnseide.

Als „Jahrhundertgift“ wird PFAS deshalb bezeichnet, weil es als krebserregend (Verdacht auf Hodenkrebs, Leberkrebs etc.) gilt und weil es so gut wie nicht in der Natur abgebaut werden kann. Und hier kommen dann die „Abwehrstrategien“ der Hersteller zum Tragen, in der Verbandsarbeit (konkret: FEC, der Verband der Kochgeschirr-Hersteller) werden durch Wissenschaftler „Gegengutachten“ erstellt, die sich auf Untersuchungen von Chemikern berufen, die Mitarbeiter der Herstellungsfirmen sind.

Und damit stehen die Menschen, die mit ihrer Arbeit ihre Existenz sichern, in einem Dilemma: Arbeit behalten und Lohn beziehen und die Loyalität (oder Vertragsverpflichtungen) über die Gefährdung der Umwelt und der Menschen stellen. Dieses Dilemma gilt für viele Berufe und Arbeitsplätze. Bei Heckler und Koch als Maschinenbau-Ingenieur oder Vertriebler arbeiten, wissend, dass die Produkte zu Verbrechen an und zum Töten von Menschen genutzt werden. Oder als Umwelttechniker bei einem städtischen Wasserbetrieb arbeiten, wissend, dass die Betriebsleitung durch den politischen Willen der Stadt ignoriert, dass durch Gülle-Tourismus und illegalem Eintrag das Grundwasser kontaminiert wird, jedoch der Sparzwang verhindert, dass Technologie eingesetzt werden müsste, welche nicht zur Verfügung stehen und belastetes Wasser an die Verbraucher geliefert wird, dass nur durch hohe Chlorgaben eine Verwendung ermöglicht.

Dazu hat Adorno mit seinem Werk „Minima Moralia“ eine Alternative ermöglicht. Ergänzt durch Paul Sailer-Wlasits` Streitschrift „Minimale Moral“, um das „beredte Schweigen in der Gesellschaft“ zu überwinden. Für eine reale Demokratie und eine Arbeit, die ohne Entäußerung und Entfremdung (Bloch) möglich ist, dafür muss jeder sich engagieren und jeder Einzelne hat dafür auch die Verantwortung.  

Der Rest ist Schweigen (Artem Zolotarov)

  • Ergebenheit in milden Zügen
    Verloren-Sein im Lebenstraum
    Die Tage streifen grell vorüber
    Die Klänge flüstern scharfe Klingen.

  • Vergebung, Nachsicht, Offenheit
    Rastlose Wärme – augenscheinlich
    Das Warten wundet freundlich kühl
    Der Schmerz wird wertvoll mit der Zeit.

  • So faszinierend diese Welt ist
    Sie scheint so uferlos entgleist
    Unsäglich fern in Beinahworten
    Und doch so nah, wenn sie nur schweigt

 

8. Mai 2024
von JvHS
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Verdammt noch mal … Die Grenzen der Zumutung sind erreicht!

Regierungsarbeit, Parlament und Mandat sowie Politik finden nicht im Märchenland der egomanischen Wunscherfüllungen statt!

„Verdammt noch mal – es reicht: Regierung und Abgeordnete ohne Sinn und Verstand oder der Vertrauensverlust“ – so lautete der Titel eines Blogbeitrages vom 18. August 2023 im alten Blog. Es hat sich seit dem Datum nichts geändert an dem Verweigerungs- und Blockierungsverhalten der FDP in der Ampel-Regierung. Es hat sich nichts geändert an der Ignoranz der Oppositionsführung und deren machtgieriges Führungspersonal. (Die Saat der neoliberalen nationalkonservativen Gesinnung geht auf! BlackRock schiebt einen Fuß in die Tür des Kanzleramts!) Es hat sich ebenso nichts geändert bei der AfD und ihrer „Armseligkeit für Deutschland“. 

Das einzige, was sich geändert hat, ist die graduelle Verschlechterung der beschriebenen Gesinnungshaltung o.g. Regierungs- und Oppositionsparteien und die wachsende Gewaltbereitschaft der anti-demokratischen Akteure sowie ihre menschenfeindliche Respektlosigkeit.

Und was im nachfolgenden Text vom 18. August 2023 inhaltlich kritisiert wurde, gilt heute weiterhin! Deshalb wird der Text hier nochmals eingestellt.

Die Nachbarskinder
Wer andern gar zu wenig traut,
Hat Angst an allen Ecken;
Wer gar zu viel auf andre baut,
Erwacht mit Schrecken.
Es trennt sie nur ein leichter Zaun,
Die beiden Sorgengründer;
Zu wenig und zu viel Vertraun
Sind Nachbarskinder.

Wilhelm Busch


Verdammt noch mal – es geht um die Bevölkerung in Deutschland, dem sind die Abgeordneten verpflichtet und dass die bestmöglichen Lösungen partei- und fraktionsübergreifend erarbeitet werden. Nicht um eure eigene Karriere willens, nicht um
irgendwelche ideologischen Ideen zur Macht zu verhelfen seid ihr mit dem Mandat beauftragt worden, sondern um die gerechte
Verteilung der Belastungen zu beachten, damit ein Leben in Freiheit mit gleichen Startbedingungen und das Recht auf Bildung, Arbeitsplatz und Daseinsfürsorge gewahrt bleibt. 

Verdammt noch mal – ihr seid weder die Marionetten der Parteiführungen, noch der verlängerte Arm irgendeiner Klientel, um deren gesellschaftsschädigenden Interessen zur Durchsetzung zu verhelfen! Ihr seid den Menschen in unserem Land und in Europa verpflichtet, auf Zeit zu dienen! Nicht das Land, nicht die Menschen  haben euch zu dienen! Und die damit verbundenen Privilegien sind nicht auszunutzen, um des Profits oder der Macht willens! 

Verdammt noch mal – ihr seid als Regierungs-, Verwaltungs-, Exekutiv- und Legislativ-Mitglieder den Menschen in Deutschland und in der EU verpflichtet, sie vor Schaden zu bewahren, in dem ihr euch nicht gegenseitig bekämpft, sondern die Probleme löst. Und zwar mittels einer interfraktionellen Zusammenarbeit unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Wissenschaft. 

Verdammt noch mal – nur durch echte Problemlösungen für die Menschen sind die Baustellen in allen gesellschaftlichen Bereichen zu beheben. Nicht durch den ständigen Zank zwischen den Koalitionspartnern, nicht durch eine unsägliche Opposition, die gekennzeichnet ist, gierigen Postenjäger eine Bühne zu bieten! Nicht durch demokratiegefährdende Propaganda und durch menschenfeindliche Weltbilder wird Vertrauen in der Bevölkerung hergestellt. 

Verdammt noch mal – die Empörung der Menschen in Deutschland gründet auf der Erkenntnis, dass weder die Ampel-Koalition, noch die Parteien der Opposition echte Alternativen darstellen. Dass die Partei AfD real die Spitze der „Armseligkeit für Deutschland“
darstellt, was ihre Zielsetzung 
betrifft (Abschaffung der Demokratie, Aufbau eines neuen Unrechtsstaats und einer neuer Despotie bedeutet Unterdrückung und Missachtung der Menschenrechte), kann jeder selbstdenkende Mensch erkennen.

Die Verantwortungslosigkeit ist unfassbar, die sich quer durch das Parlament, durch die Regierung und das System der Parteien-Demokratie zeigt. Das lässt die Menschen sich abwenden und macht sie zugleich ratlos. Der Vertrauensverlust in die Fähigkeit der jetzigen Abgeordneten und Regierungsmitglieder ist noch nie so umfassend gewesen.

In dieser Situation fällt dem neuen CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nichts anderes ein, als von einer neuen „Agenda 2030“ und einem „Ruck2.0“ propagandistisch und gedankenleer zu blabbern, indem er Begrifflichkeiten kopiert, die schon in ihrer Bedeutung negativ besetzt sind – armseliger geht es nicht mehr! Wieder eine Figur ohne Qualität für eine politische Einfluss-Position! Er präsentiert Pseudoinhalte, die einer Demokratie nicht würdig sind. 

Korrigiert und hinterfragt endlich einmal euer Selbstbildnis, rückt ab von der Selbsttäuschung, dass ihr die Elite seid. Nehmt Abstand von den alten Gewohnheiten und Netzwerken, die längst vergiftet sind für eine gelungene Gestaltung der demokratischen Gesellschaft und für die Realisierung eines gelingenden Lebens für die Menschen in unserem Land.

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