Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

17. Mai 2024
von JvHS
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Definition: …„geschlossenes rechtsextremes Weltbild“

„Die nationalsozialistische Bewegung hat eine geräuschvolle Gegenwart, aber gar keine Zukunft. Sie lebt von der Erregung plötzlich proletarisierter Schichten, die nicht wissen, welchen politischen und ökonomischen Kräften sie ihren Sturz aus bürgerlicher Geborgenheit in ein soziales Pariatum verdanken.“ – Carl von Ossietzky (Friedensnobelpreis 1935)

„Es ist unendlich viel leichter, im Gehorsam gegen einen menschlichen Befehl zu leiden als in der Freiheit eigenster verantwortlicher Tat.“ – Dietrich Bonhoeffer – Theologe und 1945 von den Nazis ermordet

Die Sinus-Studie (*)hat sechs Komponenten betrachtet, die zusammengenommen ein rechtsextremes Einstellungsmuster ergäben:

  • Autoritarismus, d. h. die Bereitschaft, sich freiwillig einem Stärkeren zu unterwerfen;
  • Nationalismus, d. h. die Überbetonung der eigenen Nation und die Abwertung anderer Nationen;
  • Fremdenfeindlichkeit, d. h. die Abwertung, Benachteiligung, Ausgrenzung anderer Ethnien;
  • Wohlstands-Chauvinismus, d. h. die Diskriminierung von Menschen aus sozioökonomischen Motiven;
  • Antisemitismus, d. h. Feindseligkeit gegenüber Jüdinnen und Juden;
  • Pro-Faschismus und -Nazismus, d. h. Verharmlosung oder Rechtfertigung des Nationalsozialismus:
  1. Seit den 1970er Jahren verwendet der deutsche Verfassungsschutz den Begriff „Rechtsextremismus“ für verfassungsfeindliche, gegen die Freiheitliche demokratische Grundordnung (FDGO) gerichtete Inhalte und Aktivitäten, den Begriff „Rechtsradikalismus“ dagegen für politische Ziele im demokratischen Spektrum, die als Ausdruck legitimer Radikalkritik an einer bestehenden Gesellschaftsordnung verstanden werden.
  2. Der Vorschlag einiger Autoren, „das Attribut extremistisch für die Beobachtungsgegenstände der Verfassungsschutzbehörden zu reservieren und die Bezeichnung Radikalismus für das wesentlich breitere sozialwissenschaftliche Betätigungsfeld zu verwenden“, konnte sich bislang nicht durchsetzen.
  3. Der Soziologe Wilhelm Heitmeyer schlug 2018 den Begriff des „autoritären Nationalradikalismus“ vor, da die korrespondierenden Phänomene Rechtspopulismus und Rechtsextremismus darauf abzielen, Institutionen zu destabilisieren, die wichtig für die Gesellschaft seien. (Quelle: Wikipedia) 

Charakteristisch ist ein autoritäres, auf hierarchische und zentralistische Strukturen unter Führung nationaler „Eliten“ ausgerichtetes Politikverständnis. Der liberale Rechtsstaat, der weniger auf Gefügsamkeit als auf die Einsicht zivilisierter Bürger setzt und daher tendenziell nicht autoritär, gemäßigt und geduldig auftritt, wird von Rechtsextremisten angesichts ihrer radikalen Zielsetzungen als verweichlicht, kraftlos und ineffektiv angesehen. Eine autoritäre Ordnung wird nicht als Bedrohung, sondern als Schutzraum herbeigesehnt; entscheidend sind hierfür oft vorpolitische, persönliche Prägungen (etwa autoritäre Eltern), charakterliche Ursachen oder eine Überforderung durch die vom liberalen Rechtsstaat vorausgesetzte bürgerliche Selbstkontrolle. 

Theodor W. Adorno nahm  in einem Vortrag am 6. April 1967 in Wien schon Stellung zum Wiedererstarken des völkisch-nationalen Gedankenguts. Er konstatierte: 

„Und die Menschen in Deutschland scheinen in einer immerwährenden Angst um ihre nationale Identität zu leben, eine Angst, die zu der Überwertigkeit des Nationalbewußtseins sicher das Ihrige beiträgt.“ 

Zitat Adorno:

„Die einzelne Nation ist in ihrer Bewegungsfreiheit durch die Integration in die großen Machtblöcke außerordentlich beschränkt. Man sollte nun daraus aber nicht etwa die primitive Folgerung ziehen, dass deswegen der Nationalismus, wegen dieser Überholtheit, keine entscheidende Rolle mehr spielt, sondern im Gegenteil, es ist ja sehr oft so, dass Überzeugungen und Ideologien gerade dann, wenn sie eigentlich durch die objektive Situation nicht mehr recht substantiell sind, ihr Dämonisches, ihr wahrhaft Zerstörerisches annehmen.“

Adorno weiter:

„Mit diesem Wort des Antizipierens des Schreckens glaube ich nun wirklich etwas sehr Zentrales berührt zu haben, das, soweit ich sehen kann, in den üblichen Ansichten über den Rechtsradikalismus viel zu wenig berücksichtigt wird, nämlich die sehr komplexe und schwierige Beziehung, die hier herrscht, zu dem Gefühl der sozialen Katastrophe. … Auf der einen Seite wird nach der rationalen Dimension hin gefragt: »Wie soll das weitergehen, wenn es etwa einmal eine große Krise gibt?« – und für diesen Fall empfehlen sich diese Bewegungen. Aber sie haben auf der andern Seite etwas gemeinsam mit jener Art von manipulierter Astrologie von heute, die ich für ein sozialpsychologisch außerordentlich wichtiges und charakteristisches Symptom halte, daß sie nämlich in gewisser Weise die Katastrophe wollen, daß sie von Weltuntergangsphantasien sich nähren, so wie sie übrigens, wie wir aus den Dokumenten wissen, auch der ehemaligen Führungsclique der NSDAP gar nicht fremd gewesen sind.“  Zitatende (Quelle: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus)

(*) „Sinus-Milieus“ – aus der Sinus-Studie 1981 hervorgegangene Untersuchung zum Rechtsextremismus als damaligen Schwerpunkt der Untersuchung! –  wird seit 2002 mit dem Ziel des Geschäftsmodells „Marketingforschung“ zu betreiben und anzubieten, der politische Schwerpunkt völlig außer Acht gelassen.

Zitat und Selbstbeschreibung:

„Anfang der 1980er Jahre entwickelt und seither kontinuierlich an die gesellschaftlichen Veränderungen angepasst, ist das Milieu-Modell für Deutschland der Klassiker der sozialwissenschaftlichen Gesellschaftsanalyse.“ 

„Die Sinus-Milieus verdeutlichen, was die verschiedenen Lebenswelten in unserer Gesellschaft bewegt (Werte, Lebensziele, Lifestyles) – und wie sie bewegt werden können (Mediennutzung, Kommunikationspräferenzen). Sie bieten deshalb dem Marketing mehr Informationen und bessere Entscheidungshilfen als herkömmliche Zielgruppenansätze.“

 

17. Mai 2024
von JvHS
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Das Grundgesetz als Gewähr für Freiheit in der Demokratie und Grundlage zur Abwehr der Feinde der Gesellschaft

“Denn es gibt keine Freiheit, wenn sie nicht vom Staat geschützt wird; und umgekehrt: nur ein Staat, der von freien Bürgern überwacht wird, kann diesen überhaupt ein vernünftiges Ausmaß an Sicherheit gewähren.” – Karl Raimund Popper 

Es ist schon ein seltsames sprachliches und gedankliches Gebilde: die Freiheit – auch und gerade in Form der Meinungsfreiheit. Im Austausch der Gedanken und der inhaltlichen und bedeutungsmäßigen Be- und Zuschreibungen erfolgen Definitionen, was denn Freiheit und Meinungsfreiheit ausmacht.

Am 23.05.2024  jährt sich das Grundgesetz (GG) zum 75sten Mal.  Das GG ist der demokratische Gesellschaftsvertrag für unser Land und die Grundlage der rechtsstaatlichen und parlamentarischen Demokratie. Das GG ist einer Verfassung gleichgestellt.

In den ersten Artikeln des GG sind neben der unantastbaren Menschenwürde, den unveräußerlichen Menschenrechten, der Gewaltenteilung (Legislative, Exekutive und der Rechtsprechung), der Gleichheit, der unverletzlichen Freiheit der Person (Art2), der Freiheit des Glaubens, des Gewissens und des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses (Art 4), der Meinungsfreiheit, auch die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung zu betonen. Die Freiheit der Kunst, Wissenschaft, Forschung und Lehre (Art 5) werden zudem  ausdrücklich genannt.

Doch schon in der Urfassung des GG wird die Einschränkung der Freiheit mit ge- und bedacht! Und dies immer dann, wenn der Missbrauch zu Lasten der Menschenwürde, der Menschenrechte und der Freiheitsrechte aktiv betrieben werden sollte, mit dem Motiv, Macht zu erlangen oder zu bewahren. Macht, Gewalt, Unterdrückung und damit die geplante und aktive Verletzung der Unantastbarkeit der Würde sowie der Unverletzbarkeit des einzelnen Menschen begründen die Einschränkung von Freiheit.

Im Diskurs um die Auslegung der genannten Freiheitsbezüge werden Aphorismen von Philosophen, Wissenschaftler und Verfassungsrechtler oft  formuliert:

„Freiheit ist immer auch die Freiheit des Anderen (des Mitmenschen) und seines Denkens. Es gibt keine Freiheit, wenn die Freiheit des Gegenüber nicht mitgedacht wird!“ –  Rosa Luxemburg 

Wer zudem sich als Gegner und Feind der demokratischen Gesellschaft zu erkennen gibt, wer aktiv die Abschaffung oder die Einschränkung der Grundrechte zum Ziel hat, verliert damit den Anspruch auf die Grundrechte. Parteien, die sich formal auf Artikel 2, 3 oder 5 berufen, um das Ziel der Zerstörung dieser Rechte damit zu rechtfertigen, denen muss der demokratische Rechtsstaat entgegentreten. 

Politiker wie Höcke, Bystron und Parteien wie die AfD sind programmatisch auf die Vernichtung der Freiheit und Demokratie ausgerichtet. Verurteilungen (als Rechtsextremist) bei Verdacht antidemokratischen Ziele sind notwendig in einer wehrhaften Demokratie. Gerichtsverhandlungen gegen Politiker wie Donald Trump gehören zur Abwehr der Gefahr für die freien Gesellschaften und die Demokratie.

„Die Freiheit des anderen mitdenken“ bedeutet, eine ethische Haltung einzunehmen mit der Bereitschaft zum verantwortlichen Handeln, zur Toleranz, sowie Kooperation zu praktizieren und Solidarität zu zeigen und Gerechtigkeit umzusetzen. 

„Die Freiheit des anderen zu bedenken“, und demokratisch zu sein, das geschieht seitens der AfD nur propagandistisch und „wahrlügend“ (Hannah Arendt). In der extremistisch infizierten AfD -Weltsicht kommt diese Haltung der Lüge und dem Betrug nahe. In der AfD zeigt sich eine Haltung, die auf Gesinnung fußt, und die mit Gewalt und List die Menschen manipulierend in eine völkisch- antidemokratische und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit hineinzieht. Mit autokratischer und egomanischer Systematik die Mitmenschen in Unfreiheit und Unterdrückung zu bringen, dafür stehen  exemplarisch Staaten wie Russland (Putin), China (Xi Jingpin) oder Terrorgruppen wie Hamas, Hisbollah, der IS mit seinen Kalifaten oder die Taliban in Afghanistan.  

13. Mai 2024
von JvHS
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Demokratie – ein besonders schützens- und verteidigungswerter Gesellschaftsvertrag für Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Frieden

„Was mich in Amerika am meisten abstößt, ist nicht die herrschende äußerste Freiheit, sondern der geringe Schutz gegen die Tyrannei“. – Alexis de Tocqueville, 1840 in „Über die Demokratie in Amerika“ 

Im Gegensatz zu despotischen Staatsformen – egal ob als politisch-ideologischer oder ökonomischer Diktatur oder als Dynastien vererbter und Reichtums orientierter Macht – ist die Demokratie auf Freiheit in Form des „Mitdenkens der Freiheit des Anderen“, auf Würde, auf Gleichheit, auf Akzeptanz der Menschenrechte und auf kooperativem Friedenswillen aufgebaut!

Oder wie Alexis de Tocqueville (*) formulierte:

„Stellen wir uns eine gesetzgebende Gewalt vor, die die Mehrheit repräsentiert, ohne notwendig der Sklave von den Leidenschaften zu sein: eine ausführende Gewalt, die eine angemessene Macht besitzt, und eine richterliche Gewalt, die von den anderen Gewalten unabhängig ist; auch dann haben wir eine Demokratie, aber für die Tyrannei wird es kaum noch Chancen geben.“

Mit Donald Trump und der abgedrifteten Republikaner-Partei aber ist diese Struktur der Demokratie immer weiter aufgeweicht und verzerrt worden. 

Demokratie – aufbauend auf dem Prinzip der Willensbildung durch die Menschen als eigentlicher Souverän, die für einen begrenzten Zeitraum Mandate an Parlamentarier vergeben zur Bildung einer parlamentarischen Demokratie mit dem Auftrag, im Sinne der oben beschriebenen Demokratieinhalte durch rechtsstaatliche Gesetzgebung für die Bewahrung und Umsetzung von Menschenwürde in Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit auf allen Feldern der Gemeinwohl orientierten Lebensgestaltung zu sorgen und Leben in Frieden zu organisieren. Demokratie in der vorstehenden Form kann und darf niemals eine  parteiendominierte Form  annehmen, in der wenige Personen einer Partei in einer hierarchieförmigen Umgebung die (oft egoistischen) Ziele bestimmen und die potentiellen Mandatsträger und Kandidaten bestimmen! Die mittlerweile in Deutschland degenerierte Form der Parteien-Demokratie gefährdet die Demokratie, weil beeinflusst durch einen Lobbyismus, der Gesinnung vor Verantwortung stellt. Zudem sind in der Parteien-Demokratie der Korruption und Manipulation Tür und Tor geöffnet und manifestiert durch diese Strukturschwäche den Feinden der demokratischen Gesellschaft einen essentiellen Machteinfluss.

Dass diese Gefährdung real ist, zeigen die Parteien in der aktuellen „Ampelregierung“, wobei Gesinnung und individuelle Interessen die Handlungen steuern. Besonders deutlich wird dies von der FDP und seinen Ministern (Lindner!) praktiziert: viele schon vereinbarten Gesetzgebungen blockieren, um die eigene Wählerklientel zu bevorzugen und so die politische Existenz der FDP sichern zu können. Die in der Opposition stehende CDU/CSU mit Friedrich Merz (CDU) und Markus Söder (CSU) an der Spitze handelnd brandstiftend zum Schaden der Demokratie, in dem sie Öl ins Feuer der FDP-Blockaden schüttet und notwendige Regelungen verhindert! Damit macht sie sich mitverantwortlich für die Gefährdung der Demokratie, in dem sie die als rechtsextremistisch eingestufte und vom Verfassungsschutz überwachte AfD in ihrer anti-demokratischen Propaganda stärkt und sie nicht an Machtzuwachs hindert, der zum Schaden der Demokratie führt.

Stattdessen stärken die Oppositionsparteien CDU/CSU durch ihre Gesinnung und die Praxis der „Tyrannei der Parteien“  die Gefahr „einer Tyrannei der rechtsextremistischen Mehrheit!“ Dadurch kommen über „hochgeputschte Emotionen“ die unreflektierten Handlungen zum Tragen. Im Rechtsruck von EU-Ländern (Italien, Niederlande, Slowakei, Ungarn u.a.) wird dieser Prozess sichtbar.

Auf diese Art und Weise wird das nichts mit einer „wehrhaften Demokratie!“

(*) Texte aus den letzten 180 Jahren zur Demokratie, Freiheit, Feinde der Gesellschaft und Faschismus:

Rechtsruckstudien:

  1. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23 
  2. POLITISCHE KULTUR IM FREISTAAT THÜRINGEN

Urteile zur Einstufung der AfD als rechtsextremistisch und vom Verfassungsschutz überwachter Verdachtsfall

  1. OVG – Oberverwaltungsgericht NRW in Münster

Alexis de Tocqueville 

Karl Popper

Hannah Arendt

Umberto Eco

Der ewige Faschismus

Jürgen Habermas
Kommunikation, Diskurs und Deliberation

 

12. Mai 2024
von JvHS
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Warum wählen Menschen anti-demokratische Parteien und sehenden Auges Feinde der Demokratie?

Auf diesem Blog findet der Leser Texte (eine Form der Kommunikation, die auch Zeit in Anspruch nimmt und das Sehen und Verstehen in Form des Durchdenkens in den Mittelpunkt stellt im Gegensatz zur TikTok-Methode, die zwar multikanalförmig = sehen, hören aber den Ablauf dieses Prozesses durch vorgegebene Geschwindigkeit und Menge beeinflussend ohne Rücksicht auf die individuellen und persönlichen Grundlagen!), die Bezug nehmen auf philosophisch-geprägte Gedanken und Erkenntnisse in Form von Aphorismen und Fragen dazu. Gleichzeitig sind die Beiträge hier ein Angebot, die bereitgestellten Informationen der Philosophen und Soziologen darauf hin zu verorten, ob auch heutige Generationen daraus für die eigene Lebensgestaltung lernen können und Lösungen für Konflikte und Probleme finden.

In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag eines großen Philosophen der Aufklärung zum 300sten Mal: Immanuel Kant! Aufklärung ist ein zeitgeschichtlicher Abschnitt, in dem die Fesseln des Absolutismus gedanklich und handelnd abgelegt (Gründung der USA / Französische Revolution) und diese Form der Machtausübung ins Wanken gebracht wurde. Die Grundidee der Menschenrechte (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit/Solidarität) als Motto der Revolution benötigte noch einen langen Zeitraum und einen beschwerlichen Weg, bis sie auch in Deutschland in eine verfassungsmäßige Form, das Grundgesetz, gegossen wurde und als parlamentarische Republik die Demokratie seit 75 Jahren garantiert.

Immanuel Kant vor 300 Jahren geboren – Erinnerung an einen Aufklärer mit Bedeutung für Philosophie und Gesellschaft

Die Demokratie als Staatform ist jedoch in ständiger Bedrängnis. Sei es, dass Parteien und Gruppierungen á la AfD die Demokratie abschaffen wollen; sei es, dass Konstruktionen á la EU mit ihrer Struktur (schwaches Parlament, unkontrollierte Kommission – die vom „Souverän, von dem alle Macht ausgehen soll in der Staatsform „Demokratie“ –  nicht direkt gewählt wird) echte Demokratie nicht gewährleisten oder durch Wirtschaftssysteme wie dem Neoliberalismus oder dem Staatskapitalismus nach chinesischer Provenienz eine globale parallele Macht installiert haben, die nichts mehr mit dem Grundgedanken der Menschenrechte und der Beachtung der Würde des Menschen zu tun haben.

Ein wesentliches Moment für die Verteidigung und den Erhalt der Demokratie, in der die Menschen dieser Gesellschaft der Souverän sein soll, besteht darin, für welche ethische Grundhaltung der einzelne Mensch sich entscheidet: Gesinnung oder Verantwortung?

Haben die Verteidiger der Menschenrechte gegen die Feinde der freien Gesellschaft gesicherte Rechte und die Mittel zur Abwehr, in diesem Prozess der Verteidigung die Rechte der anti-demokratischen Akteure (Faschisten, Neo-Nazis mit völkisch-unethischer Gesinnung, Despoten, Diktatoren, Egomanen und Terroristen á la Hamas, Hisbollah und Kalifat-Befürworter) einzuschränken? Wie kann der Rechtsstaat in einer Demokratie, in dem die Gewaltenteilung Missbrauch und Konzentration von Macht verhindern soll, die anti-demokratischen Kräfte abwehren?

Was sagen Verfassungsrichter zu diesem Dilemma, das immanentes Problem der Demokratie zu sein scheint? Und auf welchem Rechtsfundament und Rechtsverständnis stehen diese Menschen, wenn sie im NS-Unrechtssystem Einflussgeber waren (Hitlers-Ideologie und Antisemitismus rechtlich begründeten), und dennoch in der Anfangs-Zeit der BRD und der parlamentarischen Demokratie der Adenauer-Regierung wieder Einfluss hatten, wie Carl Schmitt als Völkerrechtler oder Hans Globke, der Mitverfasser der Nürnberger Rassegesetze war und den Adenauer dennoch zum Chef seines Kanzleramtes machte? 

Ein Problemkreis betrifft zudem den Generationenkonflikt, den vor allem Eltern und ihre heranwachsenden Kinder durchleben, wenn der Loslösungsprozess von den Eltern und deren Lebensentwürfen erfolgt.

Sich abwenden von den elterlichen respektive den gesellschaftlichen Werten  ist wohl ein menschliches Verhalten, das in der Phase des Erwachsenwerdens seit Generationen passiert. Der Loslösungsprozess enthält im Kern eine mögliche Weiterentwicklung. Wie aber kommt diese als Weiterentwicklung wirklich zur Entfaltung?

Mit der Loslösung von den elterlichen Lebensweisen und deren Sicht auf die Welt – die in der Kindheit haltgebende Struktur war – sind Irrwege keine Seltenheit und der Reinfall auf manipulierende Egomanen mit ihren giftigen und ausbeutenden Systemen ideologischer Natur dienen oft als Lückenfüller der Orientierungsleere, die nach der Abkehr von den elterlichen Lebensentwürfen entsteht. Welche Methodenkompetenz sollte durch Elternhaus und Schule vermittelt worden sein, wenn der Weg zum Erwachsenendasein beschritten wird?

Da ist einerseits grundlegend die Fähigkeit, dass Konflikte erkannt werden, sowie die Fähigkeit geübt wurde, nicht im Drama-Dreieck von „Täter-Opfer-Helfer“- Rollen stecken zu bleiben. Es setzt voraus, dass Impulskontrolle durch Vernunft als angemessenes Mittel gesteuert wird. Es ist grundlegend, dass Selbst- und Fremdtäuschung erkannt und korrigiert werden. Somit ein „Nein-Sagen“ können zum Handlungs-Repertoire des Erwachsenenverhaltens gehört, um sich von menschenfeindlichen Akteuren, religiösen oder ideologischen Terror-Systemen oder einfach von unterdrückenden Machtverhältnissen befreien zu können.

Wertevermittlung als Orientierungsrahmen ist notwendig. Aber Werte unterscheiden sich andererseits oft deutlich voneinander. Das Festhalten an ewig Gestriges (verklausuliert als „konservativ“) á la Herrenzimmer-Weltsicht, in der Intoleranz als ein Bestandteil des Erhalts von Privilegien und Machteinflüssen sich zeigt, ist ebenso störend für eine Gesellschaft, wie totalitäre Systeme, die despotisch jeglichen Diskurs und jede Opposition unterbinden. (*)

Wie Menschen entgegentreten – die sich über andere erheben, mit körperlicher Gewalt ihren Willen durchsetzen wollen (in den Peergroups oder Banden mäßig), andere unterdrücken, oder in politischen respektive religiösen Systemen mit der Umdeutung der Begriffe und mit der Besetzung von Positionen im Staat eine ganze Gesellschaft unterdrücken, so zum inneren Feind der eigenen Bürger werden – und welche Mittel sind geeignet, Freiheit bewahren und Sicherheit gewähren zu können? Das ist nicht ohne koordinierte und mutige Widersetzung gegen Unterdrückung zu beantworten. 

Einige Kernsätze von Wissenschaftler (Soziologie, Philosophie) beinhalten eine Antwort:

  1. „Freiheit ist nicht möglich, ohne die Freiheit des anderen mitzudenken!“ (Jede Gruppe, jede Religion, jede Gesellschaft inklusive ihrer Staatsform, die diesen Grundgedanken nicht akzeptiert, will nur die eigenen Interessen umsetzen und sollte somit am Machtgewinn von Anfang an gehindert werden!)
  2. „Denn es gibt keine Freiheit, wenn sie nicht vom Staat geschützt wird; und umgekehrt: nur ein Staat, der von freien Bürgern überwacht wird, kann diesen überhaupt ein vernünftiges Ausmaß an Sicherheit gewähren.“ ( Karl Raimund Popper) Jeder Angriffskrieg (z.B. Russland gegen Ukraine), jede Gesellschaftsform (Kalifat/Despotie/Diktatur), die mit Terror (Hamas) ihren Anspruch realisieren will, ist ein Feind der freien Gesellschaft und der Demokratie. Diese zu unterstützen oder zu wählen (AfD) bedeutet Mitverantwortung für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Missachtung der Grundrechte. Letzteres geschieht auch durch Wirtschaftssysteme wie dem Neoliberalismus oder dem Staatskapitalismus á la China.
  3. Technologien (IT / KI), die als Mittel zur Umsetzung der Pkt. 1 und 2 genutzt werden, sind als Gemeingut zu betrachten und der Privatisierung zu entziehen.“  (Machtgewinn á la Musk mit X(Twitter), X-Link (Satellitensystem)
     oder BlackRock (Vermögensverwaltung mit rd. 10 Bill. Dollar Finanzmacht) sind in ihrem Handlungsumfang den Grund – und Menschenrechten zu unterwerfen, in dem keine Handlung ohne die Berücksichtigung der elementaren Rechte gemacht werden darf.)
  4. Diskurs- und Dialogbereitschaft zur Gestaltung von Gesellschaft gehören zur Allgemeinbildung und zum Kanon der rationalen Fähigkeiten eines jeden Menschen.

Wenn die Gesellschaften die in 1-3 genannten  Zustände  schon überschritten haben, stellt sich die Frage, welche Form des Widerstandes legitim ist.

Einige Impulse sind unter nachfolgenden Links zu finden:

  1. Ist Protest an Dialogbereitschaft gebunden?
  2. Ist Stoizismus ein Weg, die gesellschaftlichen Veränderungen zu ertragen?
  3. Welche Folgen hat die Umdeutung der Begriffe und wie wirken negative Sprachbedeutungen? 

Das eine steht in unserer Macht, das andere nicht. In unserer Macht stehen: Annehmen und Auffassen, Handeln-Wollen, Begehren und Ablehnen – alles, was wir selbst in Gang setzen und zu verantworten haben. Nicht in unserer Macht stehen: unser Körper, unser Besitz, unser gesellschaftliches Ansehen, unsere Stellung – kurz: alles, was wir selbst nicht in Gang setzen und zu verantworten haben.“ – Epiktet

(*)

Mephistophelische und Machiavellistische Politik – die Bühne für Erpressung, Verrat, Korruption und Destruktion der Egomanen

11. Mai 2024
von JvHS
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Alltagsschnipsel IV – Samstag Morgen in der Kreis-Stadt

Augen in der (Groß)-Stadt

  • Wenn du zur Arbeit gehst
  • am frühen Morgen,
  • wenn du am Bahnhof stehst
  • mit deinen Sorgen:
  • da zeigt die Stadt
  • dir asphaltglatt
  • im Menschentrichter
  • Millionen Gesichter:
  • Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
  • die Braue, Pupillen, die Lider –
  • Was war das? vielleicht dein Lebensglück . . .
  • vorbei, verweht, nie wieder.
  •  
  • Du gehst dein Leben lang
  • auf tausend Straßen;
  • du siehst auf deinem Gang,
  • die dich vergaßen.
  • Ein Auge winkt,
  • die Seele klingt;
  • du hasts gefunden,
  • nur für Sekunden . . .
  • Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
  • die Braue, Pupillen, die Lider;
  • Was war das? kein Mensch dreht die Zeit zurück …
  • Vorbei, verweht, nie wieder.
  •  
  • Du mußt auf deinem Gang
  • durch Städte wandern;
  • siehst einen Pulsschlag lang
  • den fremden Andern.
  • Es kann ein Feind sein,
  • es kann ein Freund sein,
  • es kann im Kampfe dein
  • Genosse sein.
  • Es sieht hinüber
  • und zieht vorüber . . .
  • Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
  • die Braue, Pupillen, die Lider.
  • Was war das?
  • Von der großen Menschheit ein Stück!
  • Vorbei, verweht, nie wieder.

Kurt Tucholsky

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