21. August 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Informationen und Aufklärung über Parteien á la AfD – Hilfen zur Vermeidung der Wahl von Anti-Demokraten
„Denn es gibt keine Freiheit, wenn sie nicht vom Staat geschützt wird; und umgekehrt: nur ein Staat, der von freien Bürgern überwacht wird, kann diesen überhaupt ein vernünftiges Ausmaß an Sicherheit gewähren.“ ( Karl Raimund Popper)
Das Jahr 2024 ist nicht nur ein Jahr der Landtagswahlen in drei östlichen Bundesländern (Thüringen, Sachsen, Brandenburg) und die Präsidentenwahl in den USA. In jeder der Wahlen muss um die Existenz der Demokratie jeder Wähler besorgt sein! Es ist zudem das Jahr, in dem der Geburtstag Immanuel Kants sich zum 300sten Mal jährt. An Kant zu erinnern, ist mehr als berechtigt, wer die Gefahr für die freien Gesellschaften durch egomanische Autokraten (Trump, Höcke (*), Orban, Erdogan, Le Pen) und Tyrannen (Putin u.a.) und rechtsextreme Parteien und religionsfanatische Gruppen (AfD, Trumps-Republikaner, Hamas, Hisbollah, IS) bedenkt.
Einen demokratischen Staat zu erhalten oder Autokratien abzulösen und Demokratien zu errichten, ist mit den genannten Figuren und Gruppen nicht möglich!
Kant ist der Autor von Schriften wie „Was ist Aufklärung?“ und „Zum ewigen Frieden“, die zum Basiswissen und Verständnis der Menschen gehören, um in freier Gesellschaft ein gelingendes Leben in Sicherheit führen zu können.
Denn ein freies Lebensmodell ist unter den genannten Autokraten und Tyrannen niemals möglich. Sie nutzen Kriege, Verbrechen, virtuelle und reale Gewalt mit Lug und Trug, um ihre Macht zu sichern.
Kriege und Verbrechen sind niemals als akzeptables Mittel zum Erreichen von Zielen zuzulassen – Selbstverteidigung ausgeschlossen.
Freiheit ist niemals erreichbar, ohne die Freiheit der Mitmenschen mitzudenken.
Frieden ist das höchste Ziel von Menschlichkeit, realisierbar durch die Praktizierung der Menschenrechte.
Macht als Konzentration in einer Hand (Diktatur, Tyrannei, Autokratie) ist niemals zuzulassen und nur in Form rechtsstaatlicher Gewaltenteilung und zeitlicher Begrenzung sinnvoll.
Freiheit und Sicherheit sind nur in rechtsstaatlicher Gewaltenteilung realisierbar, in der direkte Demokratie (außerhalb faschistisch-völkischer Formen á la AfD) als Teil der Gewaltenteilung wirksam installiert ist.
Orientierungshilfe ermöglichen unter anderen nachfolgende Wissenschaftler mit ihren Werken:
Die Otto-Brenner-Stiftung unterstützt die Leipziger Autoritarismus-Untersuchung – diese erhebt mit ihren Untersuchungen alle zwei Jahre repräsentativ die Verbreitung autoritärer, rechtsextremer und antidemokratischer Einstellungen in Deutschland. 2022 wurde die letzte Studie veröffentlicht! Die Zusammenfassung ist hier zu finden! Die komplette Studie hier!
20. August 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Verharmlosender Meinungsbrei konservativer Medien über die Gefahr durch rechtsextreme AfD und ihre Wähler
Deutschland – immer wieder ein politisches Wintermärchen
CAPUT I – Heinrich Heine
Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.
Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen
Welche Sicht auf die politische Realität erkennbar wird – unter der Voraussetzung, dass faktenbezogene Sachlichkeit Basis der Urteilskraft für eine Einschätzung ist – das zeigt sich, wenn ein Herunterspielen der Gefährlichkeit und eine Vernebelung praktiziert werden im Umgang mit Anti-Demokraten! Eine Argumentationsweise, die teils im konservativen Milieu, teils in nostalgisch verblendeten oder auf ausschließlich der eigenen Erfahrung verbundenen Werteskalen zu finden ist. Wer glaubt, dass der nette Herr Nachbar Björn Höcke, der so freundlich grüßt – auch wenn er rechtsradikale Sprachmuster und Insignien der Nazis und Faschisten nutzt und seine Gesinnung hinausposaunt – doch kein Nazi und Anti-Demokrat mit gruppenbezogenen, menschenfeindlichen Absichten sei, der ist entweder naiv oder im gleichen Denkmuster verfangen.
Lügner muss man Lügner nennen und Anti-Demokraten muss man Anti-Demokraten nennen, sowie Faschisten und Nazis eben auch Faschisten und Nazis. Denn Gauner und Diebe nennt man ebenso Gauner und Diebe, weil der Mensch weiß und wissen kann, dass es Gauner und Diebe sind.
Wie wenig die Wähler der AfD und der Höckes die Gründe für ihr Zustimmung zur rechtsextremen Höcke-AfD hinterfragen, kann an den Antworten der AfD-Wähler abgelesen werden auf die Frage: „Warum wählen Sie AfD?“ – Antwort: „Die kümmern sich um die Menschen!“ – Es folgen dann aber keine Antworten mehr, wenn Nachfragen kommen wie: „Woran machen Sie das fest? Wie sieht das Kümmern im Einzelnen aus?“!
Es hat den Anschein, dass nicht die Sachargumente zählen, sondern es reicht das Bauchgefühl, das mit manipulierten Parolen auf den rechten Kanälen der sozialen Medien (X/Twitter und TikTok) die Menschen fluten. Selber mal prüfen, ob diese Meinungsmache der Rechtsextremisten á la Höcke & Co auf Tatsachen beruhen, das scheint entweder ungeübt zu sein, oder das ist das Weltbild, das generationsübergreifend in der Gesellschaft verankert ist und dem entspricht, was Umberto Eco als „Der ewige Faschismus und Rechtsextremismus“ beschrieb.
Es bedarf schon ein wenig mehr Engagement, als der AfD-Propaganda einfach zu folgen und für bare Münze zu halten, die AfD kümmere sich um die Menschen! Aber wer sich informieren will, kann das in unserer Parlamentarischen Demokratie ohne Einschränkung. Wer Fakten über die rechtsextremistische und anti-demokratische AfD erfahren will anstelle von Propaganda mit Täuschungsabsichten, der findet zum Beispiel bei der Otto-Brenner-Stiftung die Leipziger Autoritarismus-Untersuchung – diese erhebt mit ihren Untersuchungen alle zwei Jahre repräsentativ die Verbreitung autoritärer, rechtsextremer und antidemokratischer Einstellungen in Deutschland. 2022 wurde die letzte Studie veröffentlicht! Die Zusammenfassung ist hier zu finden! Die komplette Studie hier!
Verharmlosender Meinungsbrei der NZZ
Zitat: Die Botschaft, der sich die politische Konkurrenz der AfD gerne anschliesst, lautet: Sollten in Thüringen oder Sachsen falsche Parteien obsiegen, bricht in Deutschland die Barbarei aus. Ähnlich schrill agieren jene Unternehmer, die sich abermals zur Kampagne «Made in Germany, made by Vielfalt» zusammengeschlossen haben. Der Initiator sagt mit Blick auf die Landtagswahlen, es sei «hochgefährlich, was da gerade passiert, zum einen für unsere Demokratie und zum anderen für unseren Wirtschaftsstandort». Zitatende (Quelle: NZZ)
Wer solche Formulierungen in einem reichweiten Medium veröffentlicht, agiert zynisch und zugleich mittels Umkehrung der Übertreibung – es werde Panik verbreitet – verharmlosend mit der Meinung, weil Höcke und Konsorten nicht gefährlich seien und politisch eingehegt werden könnten. Es reicht dafür nicht aus, eine beliebige Meinung als Meinung zu kennzeichnen, um damit Behauptungen möglichst lautstark herauszurülpsen und diese echogleich zu wiederholen.
Verharmlosung der Gefahr durch Texte dieser Provenienz zeigt sich an folgendem naiven Argument, weil „der Grundsatz gälte, dass Verträge alle Partner binden. Die AfD müsste Kompromisse … eingehen.“ Was von Koalitionsverträgen zu halten ist, zeigt vor allem die FDP Lindners, die blockiert, wo es nur geht, mit den verlogenen Pseudoargumenten, die „Schuldengrenze“ sei einzuhalten und deshalb müssten Einsparungen vor allem im Bereich der sozialstaatlichen Verpflichtungen vorgenommen werden. Dass die FDP aus existenziellen Gründen des politischen Überlebens gleichzeitig nicht über die Erhöhung der Einnahmen – und zwar in Form von Vermögenssteuern, Transaktionssteuern im Börsen-Zockerbereich und bei der Neugestaltung des Erbschaftsrechts – nachdenken will, ist Beleg für die Haltung: Verträge kann man ignorieren oder brechen.
Was der FDP billig ist, wäre der AfD rechtens und besonders genehm. „Was tun, immer das was opportun!“ wäre eine Schnittmenge der AfD und der Kemmerich-FDP. Ein anderes Beispiel für die Fehleinschätzung des Meinungsmacher in der NZZ ist die Causa Christian Lüth, Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Jan Wenzel Schmidt: … Christian Lüth, der auf gut 20 Jahre Erfahrung im Bundestag zurück blickt, erst für die FDP, dann für die AfD. Den Posten als Sprecher der AfD verlor Lüth, weil er laut FAZ menschenverachtende und menschenfeindliche Aussagen gemacht habe … im Gespräch mit einer rechten Aktivistin vor laufender Kamera habe Lüth gesagt, dass man Migranten nach Deutschland lassen solle, damit es dem Land schlecht gehe, denn das sei gut für die AfD. Sowie: „Wir können die nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!“ ((Quelle: FAZ vom 16.08.2024!)
Dabei verkennt eine solche Meinung á la NZZ-Meinungsautor, dass auch die Nazis bis 1933 noch keine KZs eingerichtet, Gewerkschaften und Opposition verboten und politische Gegner eingesperrt und gefoltert hatten, obwohl dieses Handeln in deren Köpfen schon längst verankert war. Das aber änderte sich schlagartig mit der „Machtübernahme und Wahl Hitlers zum Kanzler!“ und der Zusammenarbeit der damaligen Konservativen, die sich aus Parteikalkül nicht zu schade waren, eine Koalition mit Hitler-Nazis einzugehen.
Welche Ideen in den Köpfen des rechten Flügels und der Höcke-AfD schon rumgeistern, dass lässt sich an den Äußerungen Höckes ablesen: alleine die Auflösung des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks und die Abschaffung der TV-und Rundfunkgebührenpflicht zeigt, wohin der Weg führen wird, wenn die AfD Regierungsführerschaft übernehmen würde oder Regierungsmitglied in einer Koalition würde: die Zerstörung der demokratischen Strukturen und das zum Schweigenbringen jeglicher Kritik und Opposition voranzutreiben, das würde zu erwarten sein. Orban lässt grüßen. Erdogan hat´s vorgemacht. Putin bis zum Exzess gesteigert.
Dass es auch koalitionäre Helferlein aus persönlichen Karrieregründen gibt, dass zeigten und zeigen wiederholend Personen wie der FDP-Spitzenkandidat der Landtagswahl in Thüringen, Thomas Kemmerich, FDP, der von sich sagt: „Es mache ihm nichts aus, dass die AfD hierbei mitgestimmt habe…“ meint damit, dass Gesetzesinitiativen, die ins jeweilige Bild von FDP und AfD passen, mittels gemeinsamer Abstimmung durchzuboxen. Quasi wie „unter Freunden“ agieren und „das eine Hand die andere wäscht!“ Das sich Gemein machen mit Anti-Demokraten á la Höcke ist vergleichbar mit den Aktionen der Wirtschaftskonservativen Anfang 1933! Das Motiv ist das gleiche: persönliche Vorteile erzielen und dafür Systeme der Autokratie und ihre Entwicklung zum Unrechtssystem zu unterstützen!
Ungeeignete Egomanen sollte man ungeeignete Egomanen nennen, weil sie persönliche Ziele und das eigene Wohl über die Verpflichtung der Abgeordneten stellen, zum Wohle der Bürger handeln zu müssen.
Die Brandmauer der anderen Parteien gegenüber der AfD, sie – weder heimlich, noch offen – nicht als Koalitionspartner zuzulassen, weicht durch Typen wie Kemmerich auf. Es ist eine Verharmlosung zu behaupten, mit der AfD in den kommunalen Gremien und Kreis-/Stadträten gemeinsam zu arbeiten, sei notwendig und habe keinen Einfluss auf die gesetzgebende Arbeit im Bundestag und den Landtagen. Das ist so irrenführend wie auch naiv und macht diese anti-demokratische Partei AFD salonfähig.
„Wehret den Anfängen“ muss weiterhin das Motto zum Schutz der Demokratie lauten!
19. August 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Von verstorbenen Künstlern wie Jeff Beck (Gitarrist), Karl Kraus (Schriftsteller) und der Ungleichzeitigkeit im Leben
„Der Ethiker muß immer von neuem zur Welt kommen. Der Künstler ein für allemal.“ – Karl Kraus
Zum Tod von Jeff Beck am 10. Januar 2023 erschien dieser Beitrag vom 12.01.2023, der neu eingestellt wird.
Yardbirds, die erste Band, in der Eric Clapton als Leadgitarrist spielte wie auch der jetzt verstorbene Jeff Beck, der Eric Clapton bei den Yardbirds folgte nach dessen Wechsel zu John Mayall. Zwei Gitarristen aus GB der 1960er Jahre, einem Jahrzehnt der vielen Facetten und experimentellen Weiterentwicklungen von Blues-, RnR-, Rock-, Pop-, Country und Folk-, Funk-Musik und der Integration von Jazz und Blues-Elementen. Ein Jahrzehnt, in dem der Anfang vieler Karrieren – von den Beatles, Rolling Stones, Led Zeppelin, Cream, Grateful Dead, Crosby-Stills and Nash und den besten Gitarristen wie Jimmy Hendrix, Eric Clapton, Jimmy Page, Keith Richards, B.B. King, Chuck Berry und eben auch Jeff Beck – zeitlich zu verorten sind.
Im Arte-Beitrag „Eric Clapton – Leben mit dem Blues“ (nicht mehr verfügbar!) werden die 1960er Jahre als eine Zeit gezeigt, in der die benannten Bands und Musiker sich und die von ihnen geprägte Musik erst finden mussten. Die Bilddokumente zeigen die Versuche der Profilfindung, bei der Jeff Beck unauslöslich – auch für die Mythenbildung dieser Zeit – mit dem Zerstören seiner Gitarren am Ende der Auftritte verbunden sein wird. Dass exzessiver Drogengebrauch (von Alkohol, über Kokain bis zu Heroin und LSD) dazu gehörte, lässt viele der Musiker abstürzen und nicht selten an einer Überdosis jung sterben. Jimmy Hendrix ist wohl das berühmteste Beispiel. Zur Mythenbildung des Jahrzehnts gehören auch die Musikfestivals von 1967 Monterey Pop Festival, 1969 beim Woodstock-Festival (*) und 1970 auf der Isle of Wight. Fußnote: (*) Teil I , Teil II
Karl Kraus – Herausgeber der Zeitschrift „Die Fackel“ und Autor des satirischen Dramas „Die letzten Tage der Menschheit“ – lebte in einer anderen Zeit mit einem anderen Blick auf die Gesellschaft (Kaiserreich Deutschland und Österreich, gescheiterte Demokratien Weimar und Wien, und die Entwicklung des Faschismus und Nationalsozialismus). Und dennoch sind seine Aphorismen zwar zeitlos, aber ebenso zutreffend auf die gesellschaftlichen Zustände der 1960er Jahre in vielen Teilen Deutschlands:
„Der Bürger duldet nichts Unverständliches im Haus.“ (Karl Kraus)
Und wer die Drogen-Exzesse als Musiker überlebte und bis ins erste Fünftel des neuen Jahrhunderts noch kreativ bleiben konnte (Eric Clapton, Keith Richards – auch der jetzt verstorbene Jeff Beck), auf den passt Karl Kraus Aussage: „Manche Talente bewahren ihre Frühreife bis ins späte Alter.“
Auch wenn die Festlegung zutrifft, dass ein kritisches Hinterfragen für alle gesellschaftlichen Bereiche bis heute eine angemessene Methode ist, hat Karl Kraus Festlegung weiterhin Bestand:
„Es besteht der Verdacht, daß die ganze moderne Kunst von Nebenwirkungen lebt. Die Schauspielerei von Mängeln, die Musik von Nebengeräuschen.“
18. August 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Fantasy – emotionaler Brei oder Kuchen?
Die Märchen der Gebrüder Grimm sind längst abgelöst worden durch Fantasy-Bücher, Hollywood-Filme und die Angebote der Game-Industrie. Der Umsatzanteil dieses Genres lag in der Warengruppe Buch in den Jahren 2009 – 2022 zwischen 8,1 und 5,7 Prozent. Dass die Anteile gesunken sind, wird der wachsender Game-Industrie und den immer realistischeren Darstellungen der dortigen Animationstechnik zu verdanken sein. Spiele mit interaktiven Elementen entsprechen mehr dem zeitgeistigen Vergnügen, als ein Buch zu lesen.
Der Reiz der Fantasy-Geschichten bleibt für bestimmte gesellschaftliche Gruppen weiterhin hoch. Was mit dem Buch „Die unendliche Geschichte“ begann, fand seine Fortsetzung mit der Verfilmung durch die Hollywood-Industrie. Egal ob Harry Potter, Alice im Wunderland, Herr der Ringe, die Nibelungensage oder King Arthurs Mythos, die Buchvorlage endete meistens als Verfilmung. Veränderungen am Muster des Verlaufs waren allenfalls dem Zeitgeist geschuldet. Sowohl bei den „Tributen von Panem“ als auch bei „Games of Thrones“ oder „Der dunkle Kristall“.
Im Mittelpunkt stand immer der Archetypus des jeweiligen zeitgeistigen Helden. Und meisten auch das Muster des Dualismus von „Gut“ gegen „Böse“. Ein weiteres Muster betrifft die Konfliktlösung durch körperlich Gewalt, wobei der „Gute“ diese ebenso einsetzen darf, wie technische oder magische Fertigkeiten und Fähigkeiten. Denn das Böse muss vernichtet werden.
Warum übt dieses Genre so viel Einfluss ein? Zu den möglichen Antworten dürften folgende zu nennen sein:
Den Alltag mit seinen Mühen vergessen;
Die Flucht aus der Realität,
Abenteuer und Horror als „Bereicherung“ des Lebens zu empfinden,
Innerhalb der Identitätssuche werden die Helden als Vorbild und Ersatz für die Realitätsbewältigung des eigenen Lebens genutzt. Der „Held“, der für „uns“ kämpft, das Leid übernimmt, und der Nutznießer dieser Möglichkeit und der als „Führer“ die Entscheidungen für den Einzelnen trifft und somit „führt“ – lässt die Helden für sich agieren – und wenn es bis ins Verderben führt.
Zuvor aber wird für das Nacheifern des „Heldenverhaltens“ eine Belohnung versprochen. Je nach Geschlechterrolle erlöst der Prinz die Frau, die sich dann als Prinzessin fühlen darf, der sie beide dann ins eigene Heim führt. So wie in vielen Märchen. Die Bandbreite der emotionalen Verhalten sind in den Sagen der Nibelungen oder von König Arthur weitaus größer. Das Happyend fehlt nicht selten und die Emotionen reichen von Rache, Vernichtung bis Selbstaufopferung. Sich zu opfern zum Wohle des Partners oder der Nation zeigt das Gebrauchsmuster für die politischen Nutznießer.
Der tapfere, mutige und sein Leben einsetzende Kriegerheld dient zu Blaupause für die Ausbildung der Soldaten US-Amerikanischer Provenienz. Die Feindbekämpfung und die Fähigkeit, Folter und Leid zu ertragen, sind Bestandteil der Ausbildung der Spezialkräfte in vielen Nationen. Dabei gibt es dann genug Gelegenheiten für die politischen Verantwortlichen und den Nutznießern der politischen und finanzökonomischen Macht, Helden zu generieren. Orden und ordentliche Begräbnisse sind oft genug der einzige Lohn und Dank. In der Realität sind nicht selten dann die Betroffenen und zu Helden gemachten Menschen schnell wieder vergessen und alleine gelassen. Traumata, die nicht behandelt werden; finanzielle Hilfen und Renten bleiben dann oft verwehrt. Der „Mohr“ hat seine Schuldigkeit getan.
Hollywood transformiert die Figur des Helden als Retter der Nation in die Realität und die Politik. Den Menschen in den USA wird oft genug der Präsident als „Held“ verkauft. Nicht selten erweisen sich diese dann als „Pseudo-Helden“ wie bei Nixon. Der schon zu lange dauernde Vietnam-Krieg bescherte den USA riesige Staatsschulden. Die Gewinne in Form von Ausdehnung des Einflussbereiches der USA weltweit als Kriegsgewinner des 2ten Weltkrieges und die geopolitische Ausdehnung des ökonomischen Machteinflusses der USA bis zum Watergate-Skandal Nixons verursachte für den bis dahin agierenden Kapitalismus Risse und Brüche.
Eine neue Strategie musste her. Das Modell dafür lieferten die „Chicago Boys“ mit dem Neoliberalismus. Neben Margret Thatcher in GB, die in GB das System durch die Privatisierung der sozialen Daseins- und Fürsorgesysteme installierte, nahm das zerstörende Moment des Neoliberalismus s- dem Code für die Machtübernahme der realen Industrie-Unternehmen als Basis des Systems durch die Finanzökonomie, die mit Investitionen in Anlagevermögen die Finanzierung der Produktions-Unternehmen ersetzten, seinen Verlauf. In den USA wurde mit Ronald Reagan als ehemaliger Hollywood- Schauspieler nicht nur nach dem Muster der Mythen das Modell des „Helden“ transformiert in die Politik, dem neuen „Führer“ wird als starker Mann auch die „Heldenkrone“ aufgesetzt. Trump gerierte sich 2016 als „Held“, der gegen das Establishment kämpft für seine Fans. Versprechungen á la „Make Amerika great again – MAGA“ blieben allerdings nur Marketing-Gewäsch. Hohle Nüsse hätten mehr Inhalte aufzuweisen gehabt, als Trumps Versprechungen.
Hollywood transformiert die Figur des „Helden“ Ronald Reagan in die reale Politik und Regierungswirklichkeit. Trump generierte sich 2016 bei seiner Wahl zum Präsidenten mit Hilfe der neuen Medien ebenfalls zum „Führer“ und Retter der Nation. Dass er dies bis damals wie heute mit Lug, Trug und Täuschung vollzieht, stört seine Anhänger allem Anschein nach nicht im Geringsten. Seine Fans bevorzugen dabei eine primitive Form des „Helden“, dem des körperlichen oder durch Waffengewalt überlegenen „Helden“ á la Conan – der Barbar. Der „tritt“ dem etablierten Establishment auch in den „Hintern“. Das gefällt vor allem den Rassisten, den Rechtsradikalen und den Fans der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit besonders.
Auch anderswo auf der Welt adaptieren die Rechtsradikalen und rechtsextremistischen Identitäten diese Conan-Muster für ihre Narrative.
Abhilfe gegen diese Entwicklung des Grauens wird nur erfolgen können, wenn das „Heldengedenken“ ersetzt wird durch das Denken und Hinterfragen der „Helden“ in Sachen Täuschung und Lüge der selbsternannten „Führer“ in den anti-demokratischen Parteien á la AfD. Hilfreich dürfte sein, die Berichte der Aussteiger ehemaliger AfD-Mitglieder zur Kenntnis zu nehmen. (*)
Die Realitäts-Flucht in die Fantasie-Welt der Heldenverehrung nutzt nur den Höckes, den Trumps und den Influencer in den sozialen Medien. Der Erhaltung der Demokratie als Garant für die Freiheit in keinem Fall.
(*) „Wir waren in der AfD“ – Aussteiger berichten!
“Kein Heroen-Verehrer verfügt über irgendwelche inneren Werte.” – Edgar Allan Poe
“Je mehr Bürger mit Zivilcourage ein Land hat, desto weniger Helden wird es einmal brauchen.”
“Ich mag keine Helden. Sie machen mir zu viel Lärm in der Welt.” – Voltaire
Helden sind Bestandteile von Märchen und Erzählungen und leben lediglich in Prosa oder Lyrik. Sie sind jedoch nichts, was für das reale Leben Vorbild sein könnte. Denn ein Menschenfreund zu sein, ist deutlich schwieriger zu realisieren.
Auch die sogenannten Erstürmer des Capitols, aufgestachelt von Donald Trump Jr. , dem Prototyp des Brandstifters, der mit der Aussage: „You can be a hero, or you can be a zero. And the choice is yours.“ den Brennstoff für die Manipulation einer Meute lieferte, die mit ihrem Weltbild noch im 19. Jahrhundert des mittleren Westens lebt.
Die Ungleichzeitigkeit der Erkenntnisse – und der Bezug auf rassistische und hasserfüllte Vorurteile als Werteorientierung – ist eine der Ursachen für die Spaltung der US-Gesellschaft durch den rückwärts orientierten Teil, einer radikalen und gewaltbereiten Schicht, die mit Waffengewalt ihr Weltbild durchsetzen will. Typen á la Donald Trump nutzen diese Menschen als aktiven Arm ihres Machtmissbrauchs. Mit ihrer Rückständigkeit sind sie die hässliche Seite der USDemokratie.
Sie haben die von Trump Sen. und Trump Jr. erhoffte “Wahl” getroffen, haben sich zusammengerottet und als mobilisierter Mob auf den Weg gemacht und sind somit in jeder Beziehung zu den Verlierern (Loser) geworden. Denn ihr von Trump Jr. beschworenes “Heldentum” besteht nur darin, in der Menge Sachschaden, Körperverletzung und Totschlag begangen zu haben. Inhaltlich waren keine zukunftsweisenden Deklarationen zu vernehmen, die auf eine konstruktive Veränderung hingewiesen hätten. Sich auf den Kongress-Sitzen und in den Abgeordneten Büros zu lümmeln und davon Selfies zu produzieren, war alles, was sie hinbekamen. Wenn überhaupt der Begriff des Heros, des Helden angebracht wäre, dann in der Form ihnen zuzurufen: “Eure Handlungen sind kein Anlass für Heldengedenken! Ihr Helden geht endlich denken!“
“Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.” – Bertolt Brecht / Das Leben des Galilei
Ergänzung vom 17.01.2021
Zum Thema des sich breitmachenden Zynismus (siehe auch Plattformen wie “Achgut”) bei den Anhängern des Bonapartismus, die sich selber zu den etablierten Individualisten zählen, die sich Regelverstöße gegen die Demokratie genehmigen und sich zum Establishment zählen, das Peter Sloterdijk in seinem Werk “Kritik der zynischen Vernunft” beschrieb und dort auf die nun
eingetroffene Verbindung des “Zynismus von oben und unten” eingegangen ist, zu diesem Thema nimmt ein Artikel in der TAZ
vom 17.01.2021 Stellung.
Zitat “Darum scharen sich gebildete Karriere-Interessierte, für die es anderswo nicht gereicht hat und die nun bei Trump, Orbán, PiS oder AfD etwas werden und sein können. Hauptagitationsgruppe sind Leute, die sozial und kulturell abgestiegen sind oder ihren Abstieg fürchten, weil die liberale Demokratie es aus ihrer Sicht nur für andere, aber nicht für sie bringt.” Zitatende (Quelle: TAZ-Online vom 17.01.2021)
Der Artikel endet mit dem Fazit, dass diesen Gruppen niemand mit “Aufklärung, Moral und Gemeinwohl” zu kommen brauche. Ein
Blickwinkel, der unbedingt in den öffentlichen Diskurs gebracht werden muss, welche Alternativen denn noch möglich sind, um eine Integration dieser Anhänger der Unvernunft bewirken zu können.
Eine der Möglichkeiten wäre, dass die Kritik am “Schweinesystem des Finanzkapitalismus (*)” (wie die “Zyniker von unten” das westliche Wirtschaftssystem nennen!) zur Veränderung der Ökonomie führen muss, um die Existenznöte der “Zyniker von unten” zu mindern und ihnen eine Alternative zum Wechsel zu den Rechtsradikalen und Rechtskonservativen zu bieten.
(*) Hierzu gehört vor allem die Drehtürsystematik – von Regierungspositionen in Positionen bei Hedgefonds, Finanzkapital- Unternehmen und Vermögensverwaltungsunternehmen á la BlackRock und wieder zurück zu wechseln – wie sie in den USA bei jeder der Regierungen, egal von welcher Partei gestellt, es üblich ist. Dass dieses System auch für Deutschland und seinen gesellschaftlichen Frieden eine Gefahr ist, kann nicht erst nur am Beispiel von Friedrich Merz nachvollzogen werden.