Johannes von Heinsberg – Bildsprache – Wortsprache

Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

8. August 2024
von JvHS
Kommentare deaktiviert für Rückwärts analysieren, vorwärts transformierend denken, jedoch selten danach handeln!

Rückwärts analysieren, vorwärts transformierend denken, jedoch selten danach handeln!

Sisyphos-Arbeit für den Abbau der Armut und zum Ausbau des Sozialstaates – doppelt belastet durch Kriege und einer wenig konstruktiven Arbeit der Ampel-Koalition. 

Die Friedensbewegung Ende  der 1970er und Anfang der 1980er Jahren war Ausdruck der gesellschaftspolitischen Entwicklung, die einerseits von der realen Bedrohung der Blöcke des „Kalten Krieges“ durch Mittelstreckenraketen mit Atomsprengköpfen und den beiden Teilen Deutschlands als Schlachtfeld für diesen apokalyptischen Krieg beeinflusst wurde.

Andererseits vom Weltbild einer Generation bestimmt wurde, die begonnen hatte, die Dominanz der rechtskonservativen und in Teilen noch immer heimlich die Gesinnung der unseligen Nazidiktatur nachhängenden  Weltkrieg II-Generation zu durchbrechen. Ein Zeitgeist, der intellektuell das Weltbild „unter den Talaren, den Muff von tausend Jahren“ ablösen wollte. Ein zeitgeistiges Weltbild, das bestimmt war von dem Bedürfnis nach einem Leben, das von einer befreienden, demokratischen und offenen Gesellschaft fasziniert war und diesem Lebensgefühl mittels fortschrittlicher Theoriebildung eine Basis vermittelte. Ein Lebensgefühl, das Philipp Felsch, Professor für Kulturgeschichte an der Humboldt-Uni in Berlin,  in seinem Buch „Der lange Sommer der Theorie“ grandios wiedergibt und in der das „Lesen“ von Texten wie „Theorie der Gerechtigkeit“ (John Rawls) oder „Minima Moralia“ (Th.W. Adorno) oder „Mikrophysik der Macht“ (Michel Foucault) u.v.a. die dahinter erkennbare „Theorie“ als Kategorie des Verständnisses von Geschichte begründet. Oder wie im Buch formuliert wird: in der die Beschäftigung mit philosophischen, literarischen und avantgardistischen Themen das selbständige „Denken“ ermöglicht, weil unberührt und noch frei von „Twitter/X“, „TikTok“- und „Facebook/WhatsApp“-Gängelung und Oberflächlichkeit.

Demonstrationen brillierten durch die schiere Menge der Demonstrierende, aber auch durch die seriöse Qualität und Wahrhaftigkeit der Redner. Hass und realisierte Gewalt wie sie in den extremistischen Aufläufen der „Ultras“ der Fußball-Szene, durch Rechtsextreme, Autonome der Linksextreme oder auch durch extremistische Muslime der Hamas, Hisbollah und IS-Fanatiker mittlerweile Gang und Gäbe sind, waren im Rahmen der Friedensbewegung nicht zu vermerken.

Rückwärts analysierend dürfte – nostalgische Aspekte ausklammernd – schlussfolgernd als Fazit übrigbleiben: es waren Illusionen, die Arroganz der Macht der regierenden Politik zu durchbrechen! So bleibt ein gefärbtes Bild zurück, das genügend Ansätze für Selbstkritik liefert!

Protest gegen die Nachrüstungspläne – eine Erinnerung

Nostalgisch die Fahne des „Ich war dabei“ vor sich hertragend und im Lehnstuhl zurückgelehnt in den romantisierenden Erinnerungen schwelgend – vielleicht noch etwas weinerlich das Gefühl der heroischen Tatkraft konservierend – an die Formen der eigenen „Friedensarbeit“ denkend und sich selbsttäuschend auf die Schulter zu klopfen und dann in Richtung der jüngeren Generationen vorwurfsvoll äußernd : „Wir haben wenigstens noch protestiert und sind auf die Straße gegangen für den Erhalt des Friedens!“, das wird bei der Generation „Z“ nichts bewegen und noch weniger bewirken! Erst recht nicht bei den politischen wie religiösen Fanatikern des Anti-Semitismus, der Terror-Anhänger von Hamas, Hisbollah und IS, oder der rassistischen, fremdenfeindlichen Gewaltanhänger der AfD/Junge Alternative und Reichsbürger-Verwirrten.
Es liegt auf der Hand, dass Historie sich so nicht vermitteln lässt. Und eine Grundlage für ein adäquates Vorgehen im Rahmen der aktuellen Friedensmöglichkeiten lässt sich daraus auch nicht ableiten.

Klar, vor 40 Jahren war der Autor einer der rund 300.000 Teilnehmer des Protestes gegen den Nachrüstungsplan von Helmut Schmidt (damaliger SPD-Bundeskanzler) in Bonn beim Hofgarten-Auftritt der Redner (unter anderem von Willy Brandt). Heroisch war diese Teilnahme keineswegs. Eher von grundsätzlichen Bedürfnissen begleitet wie: Wo ist die nächste Toilette? Verdammt, wer hat Wasser zum Trinken dabei? Drängle doch nicht so? Knall mir doch nicht dein blödes Fahnentuch ständig ins Gesicht! Wie kommen wir wieder rechtzeitig zum Bahnhof, um den Heimweg noch vor Mitternacht antreten zu können?

Rückwirkend analysiert, es war eher vergleichbar wie bei jeder Großveranstaltung: die Teilnehmer wurden wie die Lemminge vorwärts geschoben. Heroisch wäre eher die Herkulesaufgabe gewesen, sich seitwärts aus dem Strom der Menge heraus zu bewegen. Wenn es auch laut war wie bei allen Arten solcher Veranstaltungen, war es jedoch keineswegs vergleichbar mit dem grölenden Machogehabe der vielen Sportfans und „Ultras“ auf dem Weg in die Stadien.

Die Geschichte steuerte aber weiterhin an den Menschen vorbei, an jenen 300.000 in Bonn ebenso wie an den noch weniger politisch Interessierten. Denn was damals das politische Establishment in ihren Blasen plante und durchführte, war damals wie heute an den Interessen der meisten Menschen vorbei. Ronald Reagan, Margret Thatcher und die neoliberalistischen Strippenzieher trieben sowohl den Rüstungswettkampf im kalten Krieg voran, als auch die „Chicago Boys des Neoliberalismus“ (Chicago School of Economics / Milton Friedman-USA und Friedrich August von Hayek-Europa) die Maximierung der Vermögensvermehr , die u.a. neben dem Abbau des Sozialstaates auch den Umbau der Arbeitswelt zum Ziel hatte, in dem die Arbeitsnehmervertretung bis ins Mark geschwächt werden sollte.

Zurück zur Friedensbewegung. Heute ist dieser Inhalt kaum noch von Bedeutung bei der Partei „Die Grünen“, obwohl gerade in Sachen Atomkraftwerke und Friedensbewegung diese Partei aus den damals – die breiten Gesellschaftsschichten bewegenden –  Themen entstanden ist. „Die größten Kritiker der Elche, sind heute selber welche!“ formulierte F.W. Bernstein treffend, Was nichts anderes bedeutet, als dass das heutige Führungspersonal der Grünen vor 40 Jahren noch im Kindergartenalter war, aber die Philosophie der Bürgerbewegung mittlerweile ins Gegenteil verkehrt haben: aus Friedenskämpfern sind „kalte Krieger“ geworden.
Argumentativ verteidigt wird dieser Wertewandel dann mit dem Begriff: Modernisierung.

Neoliberalismus und seine Folgen

Bleiben wir beim analytischen Teil dessen, wohin die Personen aus dem Establishment unsere Geschichte beeinflussend hingesteuert haben. Was hat der Neoliberalismus verursacht? (*)

  1. Die (Menschen)-Rechte der Arbeitnehmer sind extrem eingeschränkt worden. Gewerkschaften sind von außen wie innen geschwächt worden und als Gegenpol der Arbeitgeber aktuell kaum noch wahrnehmbar.
  2. Gleichzeitig sind die „Freiheiten“ der Arbeitgeber extrem erweitert worden. Die Privatisierung der Arbeitsvermittlung und Arbeitsberatung führte zu einem
    System mit Ausbeutungspotenzial. (Hartz IV; Leiharbeit, Zeitarbeitsverträge, Niedriglohnsystematik).
  3. Globale Monopolisierung vieler Wirtschaftsbereiche und Freihandelsverträge vergrößerten die Macht der Konzerne, die einerseits sich der Politik und ihrer Regulierungsstruktur entzogen und gleichzeitig mit supranationalen Strukturen (EU) eine Plattform erhielten, ihren Einfluss durch die wachsende Finanzwirtschaftsmacht effektiv zu entfalten.
  4. Das Prinzip, die Kosten zu verallgemeinern und die Gewinne zu privatisieren, ließ sich immer besser installieren und durchsetzen.
  5. Neben der Entwicklung von Oligarchien in den Ökonomien entstanden gleichzeitig Autokratien und Diktaturen auf der Ebene der Staaten. Demokratien wurden zurückgedrängt und geschwächt.
  6. Geopolitisch haben wir einen Zustand, in dem eine skrupellose sozialdarwinistische Ökonomie zu Systemen geführt hat (Putin-Russland; Xi Jinping-China; Bolsonaros-Brasilien; Trumpismus in den USA, Erdogans antidemokratische Autokratie in der Türkei und Orbans-anti-demokratische und anti-EU-Autokratie in Ungarn viele andere weltweit), die für ihre Machtausdehnung oder den Machterhalt vor Kriegen nicht zurückschrecken. Eine neue negative Dimension ist zur Unberechenbarkeit gewachsen: dass solche Staaten und ihr Führungspersonal über den Besitz von Atomwaffen verfügen.

Fazit:

Wir haben einen gesellschaftlich-politischen und ökonomischem Zustand erreicht, in dem Systeme wie das von Putin temporär die Richtung vorbestimmen: Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung im Sinne der Menschenrechte sind ins Hintertreffen geraten. Auch weil es mal wieder „zu spät geworden ist“, für eine Abwahl oder Absetzung dieser Typen, in dem unter diesen Vorzeichen ein solidarisches „Miteinander“ noch gelebt werden könnte. Alle Wege führen wieder zur Aufrüstung und zur Kriegsbereitschaft, weil ein rechtzeitiges Handeln – gerade auch der jeweiligen Bevölkerung oben genannter Beispiele – nicht erfolgte. Die nun wirkenden Politikmodelle haben immer mehr die Kontrolle der Bevölkerung realisiert, sowie die Unterdrückung und Maßregelung bis hin zur Vernichtung der Opposition.

Die Kosten der damit verbundenen Infrastruktur (Waffensysteme zur Abwehr, Militärausgaben steigern) belasten die staatlichen Haushalte, die gleichzeitig auf notwendige Ausgaben für Bildung, Gesundheit, Renten, Klimaschutz u.a. verzichten muss, weil die Finanz-Ressourcen nicht ausreichen. Wenn zudem noch die Barrieren der neoliberalen Ideologie weiter ausgebaut werden (FDP und ihre Weigerung, Steuergerechtigkeit durch Steuererhöhungen bei Vermögen, bei Gewinne, bei Erbschaften und Transaktions-Steuern bei den Börsengeschäften herbei zu führen), dann steht es schlecht für den Abbau der Spaltung der Gesellschaft. 

( * Fußnote: Textteile verwendet von einem Beitrag aus 2022)

7. August 2024
von JvHS
Kommentare deaktiviert für Zukunftsgestaltung – vorwärts denken und rückwärts urteilend bedenken. Die Gesellschaft mitgestalten!

Zukunftsgestaltung – vorwärts denken und rückwärts urteilend bedenken. Die Gesellschaft mitgestalten!

Wo ist die Weisheit, die wir im Wissen verloren haben? Wo ist  das Wissen, das wir an Information verloren haben? “ – T.S. Eliot       (Original: »Where is the wisdom we lost in knowledge? Where is the knowledge we lost in information?« )  

„Sie lebten asynchron: In einer Zeit dachten, in einer anderen empfanden, in einer dritten handelten sie.“ – schrieb Roger Willemsen in seinem nie vollendeten letzten Werk „Wer wir waren“. Wer, wie und was waren wir in der Corona-Zeit? Welches Leben war zu beobachten? Wer, wie und was sind wir in Zeiten der grenzenlosen Gewalt und Hass-Entfaltung durch Angriffskriege, Kriegsverbrechen und Terror á la Hamas, IS, Hisbollah und den Vergeltungsschlägen?

Asynchron leben, das war nicht nur zu Corona-Zeiten die Beschreibung menschliches Verhalten. Es ist heute nicht anders, wenn Politik und Gesellschaft gleichermaßen gefordert sind, Rassismus, Anti-Semitismus, Rechtsextremismus und Regelverletzungen durch religiöse und ideologische Propaganda, sowie Neoliberalismus in die Schranken zu weisen und menschenfeindliches Denken und Handeln mit dem Ziel der Demokratiezerstörung nicht zuzulassen.

Menschen sind nicht mehr eins mit sich selber, mit der Natur und mit den Mitmenschen. Und oft genug geschieht in diesen wie in jenen Zeiten, dass nicht einmal mehr gedacht wird, das Empfinden für sich wie für die anderen Wesen unterdrückt und abgestorben ist und das Handeln robotergleich vollzogen wird. Entweder entbehrend jeglicher Vernunft oder im Rausch des „Scheiß-Egal-Seins!“ und reduziert auf eine gefühlsgesteuerte biologische Masse namens homo sapiens.

Und so finden sich die weiteren Sätze Willemsen in seinen Aufzeichnungen, als beschriebe er die Jahre 2020-2024:
„Ja, wir wussten viel und fühlten wenig. Wir durften es nicht fühlen und hörten doch T.S. Eliot fragen: »Where is the wisdom we lost in knowledge? Where is the knowledge we lost in information?« Hörten es und häuften noch mehr Informationen auf. Als brauchten wir zum Handeln einen neuen Klimabericht, einen neuen Schadensbericht über die Weltmeere, den Regenwald, die grassierende Armut. Aber aus all den Fakten ist keine Praxisentsprungen, die auf der Höhe der drohenden Zukunft wäre.“ (Wobei KI -Künstliche Intelligenz sich genauso trügerisch entwickelt, wie die versprochene Sicherheit der Daten in den Cloud-Systemen sich als trügerisch erwiesen hat! Anmerkung des Blog-Autors)

Und nun nehmen wir es hin, dass die Kaste der Politiker á la FDP und Koalitionäre ihre Dekrete blockierend verkünden, Verordnungen verteilen und das Leben der ihnen anvertrauten Menschen reglementieren, einschränken und begrenzen, weil Regierungen und Richtlinienkompetenz-Inhaber meinen, dies tun zu können, da die ihnen von den Bürgern temporär verliehene Macht sie dazu ermächtige. Sie gleichzeitig aber so weit entfernt von der Wirklichkeit und dem Leben der meisten Staatsbürger entfernt sind, dass sie keinerlei Wissen über die Nöte der normalen Menschen haben, noch dass sie Mitgefühl für sie empfinden.

Verfassungen und Grundgesetze werden dabei nicht selten ignoriert. Politik und Staat, sprich: die Menschen, die Funktionen übernommen haben – die in einem System (nennen wir es Demokratie) eingerichtet wurden zur Verwaltung, Steuerung und Ordnung des Zusammenlebens – sowohl ideologisch wie auch normativ handeln, und mit ihrem parteiorientierten Egoismus bei vielen Menschen für einen Vertrauensverlust in den Staat sorgten. Jene Menschen  – manipuliert von Antidemokraten á la AfD und Extremisten – dazu brachten und bringen, ihrer Verantwortung für die Freiheit und die Demokratie nicht nachzukommen. Sie ist ihnen längst genommen worden in vielen Staaten weltweit, weil sie zugelassen haben, dass autokratische Figuren ihre Macht autoritär verteidigen oder in destruktive Machteroberung umsetzen wollen. 

Zukunftsgestaltung haben sie Google und Big-Data-Sammlern mit ihren Datenbanken überlassen, ebenso wie sie jegliches Denken den Populisten überlassen haben. Nun – da die persönlichen Gewohnheiten von den Sachzwängen der Pandemie und den neoliberalen Ursachen für Rezession und den Kriegen geändert werden, der Ablauf des Lebens nicht mehr von Konsum, materieller Freizeitgestaltung und permanenten Feiern geprägt wird, weil ein Virus die Menschen auf sich selber zurückgeworfen hat, Lebensentwürfe durch Kriege und Bankrott zerstörten wurden – da wird klar, wir sind alle nicht mehr zukunftsgestaltend,  wenn wir beim gewohnten Egoismus bleiben. Wir sind in dieser neoliberalen Welt umgeben von menschenfeindlichen und freiheitsbeschränkenden Strukturen. Und dazu nicht mehr allzu weit entfernt von den Zuständen wie in den weltweiten Diktaturen. 

Es ist wieder eine Zeit des Wandels gekommen! Dabei darf nicht rückwärts gedacht werden, um das Rückständige, das Nationale, das Kriegstreiben und den Hass als Normalität installieren zu wollen. Zum Vorwärtsdenken gehört beim menschenförderlichen Wandel, dass Konzepte und Ideen, wie sie in der Sozialenzyklika „Fratelli Tutti“ des Papst Franziskus benannt sind, in den Mittelpunkt der notwendigen Veränderung gestellt werden müssen. Oder ergänzend wie im Ansatz von Amartya Sen/Martha Nussbaum “Capability Approach”-Modell eine Umsetzung erfolgen muss, begleitet von der Erkenntnis, dass gesellschaftlicher Wohlstand nicht alleine am Wirtschaftswachstum zu messen ist, wie der gierige finanz- und vermögensorientierte Neoliberalismus dies verkündet.

Amartya Sen betont mit seinem Modell, die Entwicklungsmöglichkeiten der Armen und Schwächsten einzubeziehen. Solidarität und Verhandlungsbereitschaft als essentielle Tugenden zur Erhaltung der Demokratie sind zu stärken. Zur Zielerreichung der globalen Gerechtigkeit sind nach seinem Verständnis der Abbau der sozialen Ungleichheit vor allem in Bezug auf Bildung und Gesundheit vorrangig in den Fokus zu nehmen und die Ressourcen dafür bereitzustellen.

Dem Mythos der zu verteidigenden Kulturen (westliche Wertegemeinschaft/ abzugrenzende und auszugrenzende Ethnien) durch Kriege setzt er entgegen, dass es keinen Krieg der Kulturen geben darf, weil die einzige Identität heißen kann, wir sind weltweit alle gleichberechtigte Menschen!

Die Baustellen-Inhalte an denen Regierungskoalitionen sich orientieren müssen,  lauten:

Freiheit vorleben, Einschränkungen der Grundrechte zurücknehmen, Klimawandel berücksichtigen und Energiewende realisieren, Frieden sichern – Kriege beenden, Steueroasen austrocknen, Gewinne sozialisieren und zur Kostendeckung des Sozialstaates und des Gemeinwohls einsetzen, Armut beseitigen, Algorithmen der Künstlichen Intelligenz der menschenrechtlichen Ethik unterwerfen.

Wir wollen überleben und mitbestimmen mit dem Ziel, unsere Lebensentwürfe so zu gestalten, dass ein lebenswertes Leben ermöglicht wird!

Das vorläufige Ende dieses Beitrages mag wiederum mit Zitaten von Roger Willemsen beschrieben werden, wenn die Aufgaben von allen Menschen angepackt werden, um unsere Baustellen des sozialen Lebens bewusst und selbstverantwortlich zu bewältigen unter Einbezug der nachstehenden Erkenntnisse und der dort beschriebenen Verwerfungen:
„Von den bewusstseinsbildenden Prozessen der Kultur kann nicht gesprochen werden, ohne zu fragen, unter welchen Bedingungen Bewusstsein heute überhaupt zustande kommt“.

Und weiter:

„Der Anspruch an die Disziplin auf allen Feldern bringt Querulanten, Hysteriker, Choleriker, Amokläufer hervor, der Anspruch an die Leistungsfähigkeit (im neoliberalen System) Versager, Ausgebrannte, Depressive, Menschen, die am Projekt der Selbstwerdung scheitern und sich zwischen den öffentlichen Parametern verlorengehen mit dem Refrain: Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr.“

Sowie:

„Die Souveränität ging von den Staaten auf Finanzsysteme und Konzerne über. Autonomie wurde in immer kleinere Zonen zurückgedrängt, radikal verstanden: undenkbar.
Zugleich aber blies sich das Individuum auf in nie dagewesener, nie möglich erschienener Datenfülle aus dem Einzelleben, das bald ein einziges großes, gleichgeordnetes Massenleben war, das sich in Massenchoreographien durch die Städte wälzte. Und während sich all dies vollzog, wurde das  eigene Ich erreicht von einer Müdigkeit, einem Welken, einem Überdruss an sich selbst, dem es die letzten Selfies ohnmächtig hinterherwarf.“

Und so muss die Arbeit an den Baustellen lauten, dass wir gerade jenes nicht wollen, was Willemsen gegen Ende seines Textes schrieb:

„Wir agierten auf der Schwelle – von der Macht des Einzelmenschen zur Macht der Verhältnisse. Von der Macht der Verhältnisse in die Entmündigung durch Dinge, denen wir Namen gaben wie »System«, »Ordnung«, »Marktsituation«, »Wettbewerbsfähigkeit«. Ihnen zu genügen, nannten wir »Realismus« oder »politische Vernunft«. Auf unserem Überleben bestanden wir nicht.“

Wer jedoch glaubt, dass Parteien á la AfD ein menschenwürdiges Leben garantiere, der macht sich mitverantwortlich für die Entwicklung zum erneuten Unrechtssystem. Die Menschen in den Bundesländern des Ostens würden nicht nur der Fremdtäuschung der Rechtsextremen aufsitzen, sondern jenes wieder ermöglichen, von dem sie sich 1989 so bravourös befreit hatten! 

Alltagsschnipsel – Lago am Morgen oder die politisch-gesellschaftliche Lage der USA am Abend

5. August 2024
von JvHS
Kommentare deaktiviert für Entscheidungsfindung für ein gelingendes Leben – zwischen Vernunft und Emotionen

Entscheidungsfindung für ein gelingendes Leben – zwischen Vernunft und Emotionen

 „Politik ist das perfide Gesinnungsverhalten, die Menschen so zu hintergehen, daß sie glauben, sie hätten sich das schon immer gewünscht.“ – unbekannter Autor

Olympia ist verkommen zur Bühne von Selbstdarstellern, einerseits hüpfenden á la Noah Lyles und Lifestyle – als gelingende Lebensweise – verbreitenden Dienstleistungs- und Marketing-Söldnern, der Verbände-Vorständen und Funktionären und andererseits der Gewinnmaximierungsmachern von Unternehmen in der Sport-Equipment-Herstellung zu Lasten der Allgemeinheit. Das Motto „Gewinne privatisieren – Verluste und Kosten sozialisieren“ funktioniert nirgends so perfekt, wie im Sportbereich und Umfeld der Veranstaltungen von Olympia, Welt- und Kontinentalmeisterschaften (EM, Afrika-Cup, Latein-Amerika, Asien etc.).

Basis und Realisierungsplattform dafür sind die Strukturen der autoritären Sport-Verbände und korruptionsaffinen Funktionären á la Säbel-Fecht-Verbandsvorsitzenden einerseits, TV-und Pressemedien andererseits und den Emotionen als allumfassende Hülle als einzige Wahrnehmungs- und Kommunikationsform.

Die überbordende Betonung der Empfindungen, Emotionen und Stimmungen als Grundlage der Entscheidungen im Alltagsleben des Privaten (Bauchgefühl oder Affekt-Reaktionen) anstelle der Vernunft, der Fakten und der Wissensberücksichtigung aufgrund analytischer Abwägungen (Konflikte lösen, in dem das Drama-Dreieck von „Täter-Opfer-Helfer-Rollen“ durchbrochen werden kann!), ist nicht zuletzt der völligen Durchdringung und Beeinflussung  der Kommunikationsform durch die einseitigen privaten TV-Formate  (und immer stärker auch der im Öffentlichen TV ) á la „Zwischen Tüll und Tränen“ und „Traumschiff“ oder Rosamunde Pilcher und Silvia-Roman-Erzählungen zu verdanken. Die Fan-Kultur und Marketing-Projekte der Sport-Bereiche tun ihr Übriges dazu, um auch die gesellschaftlichen Bereiche des Freizeit- und Berufslebens vom Vereinsleben bis zum Firmenausflug dem Empfindungs-, Emotions- und Stimmungsformen zu überlassen.

Die Fähigkeiten zur Differenzierung, Distanzierung und verantwortungsethisch gestalteten Entscheidung geht immer mehr verloren. Meinungsverschiedenheiten werden so den negativen Emotionen überlassen, Hass und Rache mittels Gewalt in eskalierender Gestalt (von der Körperverletzung bis zum Kriegsverbrechen) äußern sich als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (rassistisch, anti-semitisch, religiös-fanatisch, ideologisch-manipulativ oder politisch-machtgierig) mit dem Ziel, den Wettbewerber, den Gegner und zum Feind erklärten anderen Mitmenschen auszulöschen.

Grenzüberschreitend und mit gesinnungsgesteuerter Absicht erfolgen extremistische Aktionen auf der Straße, gegen Dinge, Personen, Institutionen und staatliche Macht. (von Ordnungskräfte, über Hilfskräfte von Feuerwehr, bis Rettungs-Ärzte und Sanitäter)

 „Der Kampf der Parteien ist eine Übungsschule aller geistigen Lebenskräfte. Er fördert das Ganze, indem er durch offenen Gegensatz der Meinungen Vorurteile beseitigt, sowie vor Einseitigkeiten und Irrwegen bewahrt; er fördert den Einzelnen, indem er ihn nötigt, in Wort und Tat eine wohlgeprüfte Meinung mutig zu vertreten.“ – Ernst Curtius

Grenzüberschreitend agieren jedoch auch Mitglieder der Regierung und Opposition, indem Debatten in den Parlamenten zu  straffälligen Vorgängen mutieren. Oder Ministerien, die innerhalb einer Koalition die vertraglichen Vereinbarungen blockiert, und die Rettung der eigenen Partei, die droht abgewählt zu werden, über das Wohl der Bürger stellt. Exemplarisch steht für diese Grenzüberschreitung und Pflichtverletzung im Amt die Lindner-FDP. (Kürzungen nur im Sozialbereich! Verschonung der Reichen!)

Studien zum Bereich Emotionen – Empfindungen und Stimmungen

  1. Modell der Gefühle
  2. Goethe-Uni-Frankfurt – Emotionen und KI

Verdammt noch mal … Die Grenzen der Zumutung sind erreicht!

4. August 2024
von JvHS
Kommentare deaktiviert für Schluss mit der negativen Weltsicht – Wege zu neuem Bewusstsein und Mitgestaltung der Gesellschaft

Schluss mit der negativen Weltsicht – Wege zu neuem Bewusstsein und Mitgestaltung der Gesellschaft

Freiheit und Selbstbestimmung

“Denn es gibt keine Freiheit, wenn sie nicht vom Staat geschützt wird; und umgekehrt: nur ein Staat, der von freien Bürgern überwacht wird, kann diesen überhaupt ein vernünftiges Ausmaß an Sicherheit gewähren.” – Karl Raimund Popper 

Der heutige Journalismus ist überwiegend von negativer Berichterstattung geprägt. Das, was uns täglich an Fehlverhalten, Misslungenem, Verbrecherischem und Menschenfeindlichkeit per Medien (TV, Presse, Internet) als Informationsflut überrollt und mitreißt, ist  überwiegend zutiefst negativ gefärbt und vermittelt uns, dass der Mensch und die Leute von Grund auf schlecht seien!
Und wer genau hinschaut, sieht weltweit zuhauf das Versagen der Politiker, zu oft den Egoismus des Einzelnen (im Privaten wie im Beruf) und erkennt tagtäglich die Auswirkungen des Neoliberalismus und seine Folgen für die meisten Menschen. So lässt sich nicht verleugnen, dass die Gier Einzelner nach Geld und Macht ursächlich für die Ausbeutung und Abhängigkeit der Menschen ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinander geht und das Mitgefühl und die Solidarität gegen null tendieren.

Konzerne wie Nestlé reißen sich die Wasserrechte in Afrika unter den Nagel (allem Anschein nach durch Bestechung korrupter Politiker) und verkaufen das Gemeingut und ein Grundrecht teuer an die eigentlichen Besitzer und natürlichen Anspruchsberechtigten. Vermögensverwalter wie BlackRock Inc. nutzen die Börse, um mit dem eingesammelten Geld und verwalteten Vermögen (rund zehn Billionen Dollar) sich zum mitbestimmenden Faktor bei den größten börsennotierten Aktiengesellschaften weltweit zu etablieren. So wird über den CEO (zurzeit Larry Fink) das Geschäftsgebaren auch der DAX-Konzerne regelmäßig von den Interessen BlackRocks geleitet.

So resultiert die feststellbare Erkenntnis darin: „Das Sein (des Finanzkapitals) bestimmt das Bewusstsein“. Heute ebenso zutreffend, wie es zu Marx´ Zeiten schon eine Wahrheit war. Die banale Erkenntnis spiegelt sich auch in den bekannten Sprichwörter und Aphorismen wider und geht dennoch darüber hinaus. („Nach jemandes Pfeife tanzen…“/ „Sich mit fremden Federn schmücken…“/  „Vor Neid platzen“ etc.)

Die Sozialisation des Menschen bestimmt zudem das Selbstbewusstsein und das Verhalten des einzelnen Menschen und in der Summe auch das der Gesellschaft. Die Weltsicht und die Eigenart, das Augenmerk auf das Negative in der Welt zu richten, ist durchaus genetisch verankert. In der Frühzeit der Menschen war diese selektive Sicht ein Schutz für den Menschen. Denn rechtzeitig Gefahren zu erkennen, die Sinne zu schärfen für alles, was negativ für das Leben der Menschen sein konnte, zu erkennen und sich damit auseinander zu setzen, bestimmte das Überleben. „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“. In diesem Umfeld war das Handeln der Vorfahren auf kurzfristige Entscheidung optimiert: Flüchten oder Kämpfen!

Wenn diese Entscheidungen heute auch mit anderen Mitteln und Methoden umgesetzt werden, bleibt die grundsätzliche Verhaltensweise auch heute noch zutreffend. Einen essenziellen Unterschied muss der Mensch heute zusätzlich bewältigen: die Menge der auf ihn einstürzenden negativen Reize ist um ein Vielfaches höher als in der Zeit der Jäger und Sammler. Mit dieser Reizüberflutung kommt die krankmachende Überforderung!

Die psychisch-mentalen und die physisch-körperlichen Reaktionen von Burnout, Depression und neurotischpsychotischen Zuständen sind die Folgen. Ob die verhaltensbasierten Strategien und Therapien in Form „Das Bewusstsein bestimmt das Sein“ wirksam sein können, ist zumindest zu bezweifeln. Die Absicht dahinter ist, den Einzelnen zu verändern anstatt die Welt des Neoliberalismus und deren Benachteiligungen zu beseitigen! Denn so und aus diesem Weltbild gedacht,   läge die Ursache für ein Scheitern und Versagen beim Einzelnen, anstatt  das Versagen des neoliberalen Systems als Ursache für die Spaltung  der Gesellschaft mit wachsender Armut einerseits und Konzentration von Superreichtum auf wenige Bürger, die Ausbeutung  der Ökonomie  und die Ausbreitung von Kriegen zu benennen.

Es ist der alte Diskurs darüber, ob die Veränderung des Verhaltens auch ein verändertes Bewusstsein bewirkt und darüber das Sein (wachsende Ausdehnung der Armut – Konzentration immer größeren Reichtums auf immer weniger Privilegierte ) zwar nicht verändert wird, sondern lediglich die Sicht auf Welt. So kann weiterhin staatliche Macht privatisiert werden und den Interessen von Leuten wie „Elon Musk“, „Donald Trump“ und Konsorten unterworfen werden.  Und das Narrativ vom „Der einzelne ist seines Glückes Schmied“ bedient werden.  Adepten des neoliberalen Weltbildes á la „Christian Lindner“ in den Positionen eines Finanzministers weiterhin mit seinen FDP-Ministern in den drei weiteren Ressorts „Justiz“, „Verkehr“ und „Bildung und Forschung“ die Blockade der sozialen Demokratie betreiben. Anstatt die Einnahmeseite zu stärken, soll der Sozialstaat gestutzt werden – Mütterrente gestrichen werden, Bürgergeld gekürzt werden, Bestrafung durch Willkür zur Zwangsarbeit  und Privatisierung der Arbeitsvermittlung durch Zeitarbeitsfirmen, statt Umsetzung des Grundgesetz-Auftrages, dass „Eigentum verpflichtet!“

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass mit der Überreizung der Wahrnehmung durch die Informationsflut und der dadurch bedingten Begrenzung der mentalen Verarbeitung  immer mehr Menschen sich hilflos und überfordert fühlen.  

Wer als Mensch kaum noch das Gefühl entwickeln kann, dass er Presseberichten und Aussagen von Regierungsverantwortlichen trauen kann, auch weil die Fähigkeiten fehlen, die Aussagen auf Objektivität und Wahrhaftigkeit zu prüfen, der gerät in eine Hilflosigkeit und Handlungsunfähigkeit. Diese führt dazu, sich den notwendigen Entscheidungen zu entziehen. Er hört auf, sich den Aufgaben zu stellen. Er flüchtet ins Nichtstun und überlässt gesellschaftliche Entscheidungen anderen. (Nicht zur Wahl zu gehen; sich der Meinung eines „Vordenkers“ anzuschließen und in einer Filterblase zu landen und damit manipulierbar zu werden).

Das Verhalten der Menschen im Biedermeier ist dafür typisch. Der Rückzug ins Private ist die Konsequenz. Das wird heutzutage sichtbar im Konsum von Formaten des Privatfernsehens mit der Folge, nicht mehr über die Politik und ihre Auswirkungen nachzudenken. Wer das Angebot der privaten TV-Unterhaltungsmedien und „Werbepresse“ sich anschaut, sieht, dass die Gartengestaltungsvorschläge in Hochglanzauflagen und die Kochrezept-Vorschläge schon inflationär bis in die Apothekenschau reichen.

Der Spruch: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ hat in dieser apodiktischen Form kaum noch Gültigkeit, wenn die Eigenverantwortung ins Spiel kommt.  Neurologische Forschungen belegen jedoch, dass bis ins hohe Alter hinein das Hirn veränderbar bleibt und neue synaptische Verknüpfungen entstehen.

Ein Motto wie „Das Reden über Probleme schafft Probleme – ein Reden über Lösungen schafft Lösungen“ ist notwendigerweise zu hinterfragen. Wer bestimmt die Lösung und mit welcher Absicht soll diesem Motto gefolgt werden? Dass es wirkt, scheint die Hirnforschung zu belegen, insbesondere, dass neue Erfahrungen machen und ein lebenslanges Lernen Hand in Hand gehen. Denn alles, was der Mensch tut, was er aktiv macht oder nicht macht, verändert ihn und ist in seinen Hirnveränderungen nachvollziehbar.

Um in der heutigen Zeit der Reiz- und Informationsüberflutung bestehen zu können, bedeutet, die Aufmerksamkeit zu erhalten, die der Mensch zu bekommen wünscht. Aufmerksamkeit ist eine der wichtigsten Ressourcen in der heutigen Zeit. Das wissen sowohl die Werbe- und Marketing-Söldner, wie auch der karrieregeile Politiker, ebenso wie der machtgierige Kollege und Vorgesetzte.

Beim Versagen oder bei Fehlentscheidungen wird alles getan, die Schuld zu vertuschen! (Andreas Scheuer; Jens Spahn u.a. in Untersuchungsausschüssen) Neben der „Schuldzuweisung“ wird auch das „Sündenbockprinzip“ genutzt. (Die Ausländer! Der
Kanake! Der Jude! Die Grün-Links-Versifften! Wie zu oft in derlei Aussagen die rassistischen Vorurteile und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in den sozialen Medien zu lesen sind, kennt fast jeder Mensch!
)

Komplexere Fragen und Probleme verlangen bessere Recherchen und das Bewusstsein, dass es keine Schwarz-Weiß-Wirklichkeit gibt, noch in der Regel die Entweder/Oder-Lösungen der richtige Weg sind.

In einer offenen Gesellschaft wie der Demokratie ist nicht nur nach dem Wer, Wo, Was und Warum zu fragen, sondern auch nach dem Wie geht es jetzt weiter nach der Pandemie, nach Rezession, nach Kriegsgefahr und dem Abbau sozialer Aufgaben des Staates und der Vernachlässigung der Gemeinwohlaufgaben des Staates? 

Gemeinsam Aufgaben bewältigen

Die wichtigste Eigenschaft ist deshalb, sich nachdenkend einzubringen. Das gelingt am besten, wenn der Mensch:

  • auch über den Tellerrand des eigenen Weltbildes hinausschauen kann,
  • nachsichtig mit sich und den anderen Menschen ist und zulässt,
  • dass Menschen Fehler machen können und daraus lernen,
  • eine andere Diskurskultur praktiziert und konstruktive Lösungen konzertiert und am Gemeinwohl ausgerichtet werden,
  • Demokratiesicherung aktiv betrieben und Feinde der Gesellschaft nicht gewählt werden,
  • neue Lern- und Arbeits-Umgebungen geschaffen werden müssen in der Gesellschaft,
  • in dem Raum zur Neugier, Forschung und Weiterentwicklung ermöglicht werden (neue Schulwirklichkeit durch Personal- und Sachressourcen-Sicherung, andere Arbeitswirklichkeit, Abschaffung der Hartz-IV/Bürgergeld-Gängelung und Verbot der Zeit- und Leiharbeit realisiert werden)

Und diese Forderungen auch an die Politik und Regierungsverantwortlichen gestellt werden, wenn sie wieder gewählt werden wollen! Jedoch nicht aus Protest Parteien wie die AfD wählen, die keinerlei konstruktive Programme einbringen werden, stattdessen nur die Demokratie vernichten wollen!

1. August 2024
von JvHS
Kommentare deaktiviert für Alltagsschnipsel III – Drama-Dreieck der Unfähigkeit, die Rollenpositionen von Täter-Opfer-Helfer zu verlassen

Alltagsschnipsel III – Drama-Dreieck der Unfähigkeit, die Rollenpositionen von Täter-Opfer-Helfer zu verlassen

Welche Faktoren bringen Menschen dazu, sich Gruppen anzuschließen, die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit praktizieren? Welchem Einfluss unterliegen Menschen, dass sie anderen Menschen Gewalt antun, Kriegsverbrechen verüben, vorurteilshaft alle Merkmale von Menschlichkeit beim Konkurrenten ignorieren, und die ethnische oder religiöse Identität des Anderen leugnen? Wieviel „Anschub“ braucht es, hasserfüllt zu denken und zu handeln? Welche Methoden nutzen Ideologen, um Menschen zu Terroristen zu machen, die durch Selbstmord-Attentate andere Menschen töten wollen? Warum folgen große Teile der Bürger einer Nation, Mitglieder einer (Pseudo)-Religion wie den Kalifaten den Diktatoren und Tyrannen (wie Hitler, Stalin, Putin und Konsorten) und befolgen bedingungslos den destruktiven Anweisungen um Zerstörung, Tod und Leid unter die Menschen zu bringen? Was treibt Menschen an, wissentlich Personen und Parteien (wie Trump, Orban, Putin, Höcke und Parteien wie die Republikaner, Fidez, AfD, Faschisten und Neo-Nazis) durch ihre Wahl zur Macht zu verhelfen?

Im TV-Beitrag „Warum wird man Terrorist?“ auf ZDFinfo werden Antworten gegeben. / Alternativ unter youtube!

Merkmale, die kennzeichnend sind für die SS in Nazideutschland (und nachahmende aktuelle rechtsextremistische Gruppen in Deutschland) wie auch für den IS,  oder für rechtsextreme oder religiöse Fanatiker wie faschistische („graue Wölfe“ in der Türkei) oder rassistische – (wie der Ku- Klux-Clan) – und antisemitische Gruppen – wie die Hamas und Hisbollah –  und für alle diese Gruppen gelten :

  1. Das ausgeprägte und indoktrinierte Gruppengefühl und das Aufgehen des „Ichs“ in der „Gruppen-Identität

Darüber hinaus wird die Fähigkeit zur Empathie missbraucht, sie einzig und allein der dominanten und alles bestimmende Gruppen-Identität (einer SS, dem IS oder der Hamas/Hisbollah) zu richten. Die Umdeutung der Empathiefähigkeit  durch die Manipulation  beginnt schon durch das Tragen gleicher Kleidung und Trikots, durch den unterstützten Gruppennamen und oder eine Fahne, wenn Regeln demokratischer Entscheidungen ausgeschlossen werden und durch Befehl und Gehorsam, Unterdrückung und Gewalt ersetzt werden.

Der soziale (Gruppen-Druck) als Ersatz für gemeinsame, konstruktive Regeln erfolgt dabei auf vielen Ebenen: im Kindergarten, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Verein, in der Partei! Sich dem Druck zu beugen findet somit hohe Akzeptanz, weil es zum Alltag der meisten Menschen gehört.

Fatal wird diese Unterwerfung dann, wenn die ethischen und moralischen Grenzen der Mitmenschlichkeit und Menschenrechte überschritten werden, sowie die Ablehnung von Gewaltanwendung aufgrund der Durchsetzung des Willens einzelner „Führer“ und die sektenartige Auslöschung des Selbstbewusstsein nicht als Stopp-Signal mehr funktioniert und ein klares „Nein“ zu solchen Entwicklungen erfolgen kann! 

  1. Dehumanisierung wird  gefördert und die Fähigkeit zur Empathie missbraucht. (Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!)

Professor Jay van Bavel (Universität New York) belegte in seinen Studien, wie dieser Ansatz der Empathie-Manipulation schon bei geringem Einfluss erfolgreich sein kann. Rivalität zu fördern, hatte messbare Auswirkungen, um den „Gegner“ unsympathischer zu finden, weniger intelligentes Bewusstsein zu unterstellen und Empathie den als Feind gekennzeichnete Menschen zu verweigern.

  1. Freundschaften– falsch verstanden und die Inhalte und Ziele der Freundesgruppe nicht hinterfragend hinsichtlich der Menschenrechte – sind der Nährboden für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und für Gewalt gegen das eigene und fremde Leben.

Nafees Hamid – Sozialwissenschaftler UCL – London – untersuchte die Strukturen von Netzwerk-Terrorzellen und ihren Einfluss auf potenzielle Terroristen und ihre Beziehungen untereinander.

  1. Die Einzelgänger und ihre Entwicklung zum Einzeltäter

Dr. Sophia Moskalenko – Uni Maryland, USA und Sozialpsychologin – untersuchte die Entwicklung zur Radikalisierung von Einzelgängern zum terroristischen Einzeltäter. Ein Weltbild, das von hoher Gefühlsausrichtung bestimmt wird, in dem „Ungerechtigkeit“ und damit verbundene Entscheidungen für ein Handeln nicht selten zum Terroranschlag mutieren.

Dr. Ari Kruglanski – Psychologe – verweist auf Texte mit bestimmten Wirkweisen („Ich“ und das Wort „mein“ anstelle von „wir“ und  „unser“), die ebenso Einfluss auf das Weltbild haben, wie die einseitige Informationsbeschaffung durch „a-soziale“ Medien á la TikTok, Twitter (X) und Co. Die Untersuchung zeigt, dass Gruppendruck und Gruppen-Ideologie enormen Einfluss auf Denken und Handeln haben, und die Bereitschaft steigern, das eigene Leben für eine Idee und Ideologie zu opfern. Diesen psychischen Mechanismus  machen sich Sekten, Fangruppen (Fussball), politische Jugendverbände ebenso zum Nutzen, wie Terrorgruppen.

  1. Gesinnung – schafft eingefrorene Meinung und verhindert Konfliktlösungen

Paradoxes Denken – die Argumente der Gegenseite gegen sie selbst anzuwenden – könnte eventuell die notwendige Irritation der verbohrten Positionen in den Handlungsmustern zwischen Hamas/Hisbollah und Israel, zwischen Putins-Angriffskrieg und die Verteidigung der Ukraine herbeiführen. Ob allerdings die Hamas-Mörder der feiernden Israelis eine „Bestätigung“ durch Israel, dass die Ermordung, Vergewaltigung und Verschleppung ihrer Bürger richtig gewesen sei,  zum Überdenken ihrer Gesinnung bewegen würde, muss bezweifelt werden. Dieser Ansatz mag vielleicht im Umfeld der Rivalität zwischen Sportvereins-Fans erfolgreich sein. Putins Angriffskrieg und Kriegsverbrechen würde sie nicht verhindern oder zum Aufgeben und zur Beendigung des Krieges führen.

Was im TV-Beitrag von 2018 noch ein allem Anschein nach eine richtige und erfolgversprechende Strategie war, wurde 2022 von Putins Angriffskrieg und den Kriegsverbrechen der Russen sowie 2023 durch das Morden der Hamas-Gesinnungsgruppen ad absurdum geführt.

Lösungsmöglichkeiten, aus dem Drama-Dreieck von Täter-Opfer-Helfer Positionen heraus zu treten, sind notwendig und verantwortungsorientiert. Erst sie ermöglichen konzertierte Aktionen, um Frieden, Freiheit, Sicherheit und Gerechtigkeit zu realisieren.

Gesinnungsorientierte Brandstiftung praktiziert dagegen CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, die rechte Hand von Friedrich Merz, in Sachen Aussagen zum Bürgergeld.

Wenn jemand grundsätzlich nicht bereit ist, Arbeit anzunehmen, muss der Staat davon ausgehen, dass derjenige nicht bedürftig ist. Leistungskürzungen um zehn, 20 oder 30 Prozent reichen da nicht. Dann muss die Grundsicherung komplett gestrichen werden.“  Carsten Linnemann, CDU (Zitat – Telepolis)

Das kann als eine Menschenfeindlichkeit der perfiden Art interpretiert werden,  mit dem Ziel, Propaganda als Lobbyist der Vermögenden unter Volk zu bringen und absichtsvoll die Spaltung in der Gesellschaft in Kauf zu nehmen. Zugleich zeugt diese Form der Botschaftsvermittlung von ökonomischer Unkenntnis hinsichtlich der notwendigen Gegensteuerung zum Niedergang Deutschlands als  Industriestandort.

Die Versäumnisse der politischen Führung unter CDU-Regierungsverantwortung werden hier versucht zu kaschieren, in dem Vorurteile und Armuts-Diskreditierung auf die Spitze getrieben werden, um die AfD in ihren Themen und Zuweisungen nach dem Prinzip des Sündenbocks zu übertrumpfen.   

So ist die Verhinderung der Wahl von gesinnungsorientierten Egomanen ein erster Schritt zur Überwindung des Drama-Dreiecks und das Durchbrechen des ständigen Wechsels zwischen Täter-Opfer-Helfer-Rollen ein weiterer Schritt, da ansonsten nur die Spirale von Gewalt und Kriegen fortgesetzt wird. 

Cookie Consent mit Real Cookie Banner