27. Juni 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Supreme Court (Oberster Gerichtshof der USA – 6 Republikaner-Richter verantworten Urteil ) hebt Anti-Korruptionsgesetz auf
„Daß die Freiheit des Volkes in der parlamentarischen Regierungsform gewährleistet sei, glaubt man schon lange nicht mehr. Dieses Jahrhundert hat gezeigt, daß die Mißwirtschaft, Willkür, Kliquenherrschaft, und Korruption der Parlamente noch schlimmer sein kann als die einer bureaukratischen Verwaltung, und daß sie, einmal eingerissen, noch weit schwerer auszurotten ist.“ – Moritz Hartmann (1821 – 1872)
Zitat
WASHINGTON — „The Supreme Court on Wednesday struck down part of a federal anti-corruption law that makes it a crime for state and local officials to take gifts valued at more than $5,000 from a donor who had previously been awarded lucrative contracts or other government benefits thanks to the efforts of the official.
By a 6-3 vote, the justices overturned the conviction of a former Indiana mayor who asked for and took a $13,000 payment from the owners of a local truck dealership after he helped them win $1.1 million in city contracts for the purchase of garbage trucks.“
WASHINGTON – Der Oberste Gerichtshof hat am Mittwoch einen Teil eines Bundesgesetzes zur Korruptionsbekämpfung für ungültig erklärt, wonach es für Staats- und Kommunalbeamte strafbar ist, Geschenke im Wert von mehr als 5.000 Dollar von einem Spender anzunehmen, der zuvor dank der Bemühungen des Beamten lukrative Verträge oder andere staatliche Leistungen erhalten hat.
Mit 6:3 Stimmen hoben die Richter die Verurteilung eines ehemaligen Bürgermeisters aus Indiana auf, der von den Eigentümern eines örtlichen LKW-Händlers eine Zahlung von 13.000 Dollar erbeten und angenommen hatte, nachdem er ihnen geholfen hatte, städtische Verträge über den Kauf von Müllfahrzeugen im Wert von 1,1 Millionen Dollar zu gewinnen.
Dass Korruption auch bisher schon erlaubt war, macht es nicht besser! Allem Anschein nach war die Grenze zur Strafbarkeit den korrupten Beamten mit 5000 $ zu niedrig geworden. Zur Steigerung dieser Einnahmequelle (Korruption) wurde geklagt beim Supreme Court. Dank Trumps Besetzungspolitik in seiner Amtszeit als Präsident (2017-2021) stimmten die 6 Republikaner unter den Richtern für die Rücknahme des Anti-Korruptionsgesetzes.
Die Gesinnung dieses Personals der Republikaner wird an diesem Beispiel exemplarisch sichtbar: Gier und Amtshilfe für korruptes Verhalten zum Schaden der Demokratie muss sich wieder lohnen. Sie sind schließlich die „tragenden Säulen der Gesellschaft“ und das dazu gehörende Motto: „Leistung muss sich wieder lohnen!“ (Assoziationen an eine deutsche neoliberale Partei sind nicht zu vermeiden.)
Trumps Agieren zeigt Wirkung. Die Analyse Noam Chomskys trifft in immer höheren Maße zu! Die US-Demokratie ist durch Trump und die Partei der Republikaner erheblich beschädigt.
„Korruption ist nur ein Synonym für den Niedergang eines Staates und seines Volkes.“ – in Memoriam Friedrich Nietzsche
Chomsky formuliert in seinem Interview: „Der Oberste Gerichtshof ist traditionell eine reaktionäre Institution. Das ist vor allem der Hinterhältigkeit und dem betrügerischen Vorgehen der führenden antidemokratischen Person bei den Republikanern zu verdanken!“ (Quelle: Telepolis – Illegitime Herrschaft in den USA)
„All das spielt sich vor unseren Augen ab, ganz offen. Die Republikaner, die GOP, im Kongress gehorchen Gewehr bei Fuß den Befehlen McConnells [… und heute den Anweisungen Trumps!] GOP = Grand Old Party (GOP)
„In der Zwischenzeit hat die GOP-Führung ihre roten Linien festgelegt: (1) die Steuerbehörde IRS zu streichen, damit sie sich nicht in den massiven Steuerbetrug der wichtigsten GOP-Wählerschaft, der sehr Reichen, einmischen kann; (2) die einzige gesetzgeberische Errungenschaft der Trump-Jahre nicht anzutasten, das, was Joseph Stiglitz als „Gesetz zur Entlastung der Parteispender von 2017“ bezeichnet hat, ein großformatiges Geschenk an die sehr Reichen und den Unternehmenssektor, das allen anderen in den Rücken fällt.“
„Dieses Reichengeschenk schadet auch den eigenen Wählern der Rechten, die die GOP seit Nixon mühsam bei der Stange hält, indem sie die Aufmerksamkeit von ihren eigentlichen Programmen auf „kulturelle Themen“ lenkt, die christliche Nationalisten, weiße Rassisten, Evangelikale, begeisterte Waffenliebhaber und Teile der Arbeiterklasse ansprechen, die [als Betroffene] von neoliberalen Programmen verwüstet und von den Demokraten lange im Stich gelassen wurden.“ (Quelle: JvHS)
26. Juni 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Noam Chomsky – Kritiker der neoliberalen Ökonomie + Analyst der ungelösten Krisen: Kriege, Klima + Demokratie
Noam Chomsky, ein weltweit beachteter Linguist und Sprachwissenschaftler, ist einer der bedeutendsten Kritiker der US-Außenpolitik, der politischen Weltordnung und der Macht der Massenmedien.
Um zu verstehen, warum seit Jahrzehnten dieselben Krisen – der wachsenden Gefahr eines Atomkrieges, der immer deutlicher sich auswirkenden Umweltkatastrophe sowie der Verfall der Demokratien weltweit – bestehen, sind die Analysen Chomskys hilfreich für die aktuellen Diskurse.
Noam Chomsky beschreibt schon 2023 den Zustand der Welt als den gefährlichsten Punkt, an dem die Menschheit sich seit jeher befinde. Nationalismus, Rassismus und Extremismus würden sich heute überall auf der Welt wieder erheben. In einem Interview mit dem Politikwissenschaftler C.J. Polychroniou erläutert er seine Sichtweise.
Im Ersten Teil seines Interviews beschreibt Chomsky die Gefahrenquellen für Demokratie und Freiheit durch einzelne Menschen, die sich Macht verschaffen und weltweit die sozialen Systeme und Ordnung attackieren. (Von Putin, Orban über Erdogan, Kalifate bis zu Trump – von Russland, Ungarn, Türkei, Irak, Iran, Nordkorea, China bis zu den Republikanern in den USA)
Im zweiten Teil skizziert Chomsky zudem den Verfall der Republikaner (unter Donald Trumps Einfluss) von einer konservativen Partei unter Dwight Eisenhower hin zur rechtspopulistisch-antidemokratischen Partei mit tyrannischem unterdrückendem Charakter.
Trump – trotz gerichtlicher Verurteilung – macht er Wahlkampf in den USA für seine Wiederwahl, die seine Aggressivität und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit deutlich machen. In seiner ersten Amtszeit als Präsident (2017-2021) machte Trump den Supreme Court (US Oberster Gerichtshof) mit seiner Besetzung der 6 von 9 lebenslang wirkenden Richter zu einer reaktionären Institution. (Ergänzung vom 27.06.2024: Das neueste Urteil ist ein Skandal! Ein Gesetz gegen Korruption wurde vom Supreme Court rückgängig gemacht. Korruption ist demnach nicht mehr strafbar! Unfassbar! Das Trump-Agieren zeigt Wirkung: die Demokratie in den USA ist in vielen Teilen extrem beschädigt.)
Chomsky formuliert in seinem Interview: „Der Oberste Gerichtshof ist traditionell eine reaktionäre Institution. Das ist vor allem der Hinterhältigkeit und dem betrügerischen Vorgehen der führenden antidemokratischen Person bei den Republikanern zu verdanken!“ (Quelle: Telepolis – Illegitime Herrschaft in den USA)
„Tatsächlich wurden diese erst kürzlich in der Rechtswissenschaft durch die wichtige Arbeit von Paul Finkelman aufgedeckt, der die erste systematische Studie über Marshalls Entscheidungen zu einem zentralen Element der amerikanischen Geschichte durchgeführt hat: die Sklaverei, die wahrscheinlich aus den Geschichtslehrplänen gestrichen werden wird, wenn die Republikaner wieder an die Macht kommen und ihre totalitären Initiativen umsetzen können, um zu bestimmen, was in den Schulen nicht gelehrt werden darf“.
Chomsky zitierte Eisenhower, den nach seiner Meinung letzten Konservativen, der gesagte habe:
„…sollte irgendeine politische Partei versuchen, die Sozialversicherung und die Arbeitslosenversicherung abzuschaffen und die Arbeitsgesetze und Landwirtschaftsprogramme zu streichen, würde man von dieser Partei in unserer politischen Geschichte nichts mehr hören. Natürlich gibt es eine winzige Splittergruppe, die glaubt, dass man diese Dinge tun kann. . . . [Aber] ihre Zahl ist verschwindend gering und sie sind dumm.“
„Eisenhowers Vorhersage war falsch. Die „Splittergruppe“ – die leider weit davon entfernt war eine Splittergruppe zu sein – wartete nicht nur in den Startlöchern. Sie nagte an den Maßnahmen, die der Bevölkerung dienten, und das oft mit Erfolg.“
„Eisenhowers Haltung veranschaulicht, wie weit seine Partei [die Republikaner] in den letzten Jahren gesunken ist und inzwischen den Begriff „Konservatismus“ diffamiert.
Ein aktuelles Beispiel für das Abdriften der Partei nach rechts ist ihre Liebesaffäre mit der rassistischen „illiberalen Demokratie“ von Viktor Orbáns Ungarn. Diese Liebesaffäre beschränkt sich nicht nur auf Tucker Carlson und Co., sondern geht weit darüber hinaus. So trifft sich beispielsweise die American Conservative Union im Juni in Budapest, um einen europäischen Führer zu feiern, der beschuldigt wird, die Demokratie und die Rechte des Einzelnen zu untergraben. Die Anschuldigung trifft zu, aber Orbán betrachtet es als Lob, nicht als Beschuldigung, und die „Konservativen“ scheinen dem zuzustimmen.“
Chomsky bewertet die Republikaner unter Trump als Zerstörer der Demokratie! Er verortet die Gesinnung der Republikaner auch als: „… neoliberaler Angriff auf die Arbeiter und Mittelschicht!“
„Reagan öffnete die Türen für diejenigen, die Eisenhower bitterlich verurteilt hatte, und leitete damit den neoliberalen Angriff auf die breite Bevölkerung der letzten 40 Jahre ein, der immer noch in vollem Gange ist.“
Was Reagan für die USA, war Thatcher für die Großbritannien und Kohl (später auch Merkel) mit seiner „geistig-moralischen Wende“. Dass Parteien wie die SPD (unter Gerhard Schröder und die Agenda 2010) keine wirkliche Unterbrechung der Schwächung des Sozialstaates war, darf mittlerweile als bekannt vorausgesetzt werden. Das ist genauso zutreffend, wie die neoliberale Verbohrtheit der Lindner-FDP in der heutigen Ampelkoalition, die nichts anderes darstellt, als die Fortführung der Umverteilung von den sozial benachteiligten Gesellschaftsteilen und dem hochbelasteten Mittelstand hin zu den reichsten oberen 10 Prozent. Die FDP-Blockade der notwendigen staatlichen Investitionen für die Infrastruktur, die FDP-Blockade des Abbaus der Privatisierungswellen mit ihrem System von „Gewinne privatisieren – Verluste sozialisieren“ , aber stattdessen Einsparungen bei der sozialen Daseinsfürsorge zu fordern, macht die Rolle der FDP-Kleinstpartei besonders deutlich.
Dass auch der BlackRock-Adept als Neoliberalist und CDU-Vorsitzender, Friedrich Merz, ins gleiche Horn pustet, müsste jedem der potenziellen CDU-Wähler und Zustimmenden (aktuell 31 Prozent!) mehr als zu denken geben.
Die aktuellen Entwicklungen in Deutschland und der EU werden verständlicher, wenn Chomskys Analyse der US-Gesellschaft mit der beobachtbaren gesellschaftlichen Spaltung als Merkmale zur Verortung der eigenen und EU-Gesellschaft angewandt werden.
„Die Studie der Rand Corporation, zeigt, dass diese Programme in 40 Jahren fast 50 Billionen Dollar von den Mittelschichten und der Arbeiterklasse zu den Superreichen „transferiert“ haben – eine ziemlich beeindruckende Leistung politischen Diebstahls.“
„All das spielt sich vor unseren Augen ab, ganz offen. Die Republikaner, die GOP, im Kongress gehorchen Gewehr bei Fuß den Befehlen McConnells [… und heute den Anweisungen Trumps!] GOP = Grand Old Party (GOP)
„In der Zwischenzeit hat die GOP-Führung ihre roten Linien festgelegt: (1) die Steuerbehörde IRS zu streichen, damit sie sich nicht in den massiven Steuerbetrug der wichtigsten GOP-Wählerschaft, der sehr Reichen, einmischen kann; (2) die einzige gesetzgeberische Errungenschaft der Trump-Jahre nicht anzutasten, das, was Joseph Stiglitz als „Gesetz zur Entlastung der Parteispender von 2017“ bezeichnet hat, ein großformatiges Geschenk an die sehr Reichen und den Unternehmenssektor, das allen anderen in den Rücken fällt.“
„Dieses Reichengeschenk schadet auch den eigenen Wählern der Rechten, die die GOP seit Nixon mühsam bei der Stange hält, indem sie die Aufmerksamkeit von ihren eigentlichen Programmen auf „kulturelle Themen“ lenkt, die christliche Nationalisten, weiße Rassisten, Evangelikale, begeisterte Waffenliebhaber und Teile der Arbeiterklasse ansprechen, die [als Betroffene] von neoliberalen Programmen verwüstet und von den Demokraten lange im Stich gelassen wurden.“
Chomsky geht in einem weiteren Teil seiner Analyse auf die Entstehung der heute allumfassenden und bestimmenden Gesinnung des Neoliberalismus ein. Dass auch die Gesinnung des Neoliberalismus zur Akzeptanz des Faschismus und der rechtsextremistischen Parteien weltweit auch heute geführt hat, kann im Hinweis auf historisch belegbarer Entwicklungen in den 20ger bis 40ger Jahre des 20.Jahrhunderts mit den leidvollen Erfahrungen von Holocaust und des 2.Weltkriegs (WWII) belegt werden ! Gelernt haben allem Anschein nach die Gesellschaften in den letzten 80 Jahren nichts. Vor allem aber ist es den Superreichen völlig egal, was mit dem Rest der Bevölkerung geschieht angesichts der drängenden Probleme von Klimakatastrophe, Kriegen und unheilvollen Allianzen der diktatorischen Terrorsysteme. Dass in Deutschland-Ost gerade die Gesellschaftsteile, die sich vor rund 35 Jahren von einem Unterdrückungssystem mit Überwachungs- und Willkürformen befreit hat, heute wieder Parteien wählen mit gleichen Zielsetzungen, das wirkt wie ein Treppenwitz der Geschichte.
Chomsky beschreibt anhand von US-Beispielen, wie die Akteure und Profiteure des Neoliberalismus die Gewaltenteilung (Legislative, Exekutive und Judikative) mit Hilfe der politischen Parteien und Lobbyisten demontierte und die Macht auf die Unternehmensleitungen der Konzerne und ihre Netzwerke umleitete.
Das erste Ziel der neoliberalen Agenda war: „… die Businesswelt aufzufordern, ihre Macht zu nutzen, um das abzuwehren, was sie als einen großen Angriff auf die Wirtschaft ansah – was darin gesehen wurde, dass der Unternehmenssektor nicht mehr fast alles frei kontrollieren konnte, sondern dass es einige zarte Bemühungen gab, seine Macht einzuschränken!“
Den Neoliberalismus in seiner „Probephase“ entwickelten die sogenannten Chicago Boys auf der Grundlage der Chicagoer Schule und Friedrich August von Hayeks Ökonomiemodell und Milton Friedmans Ansatz ökonomischen Agierens durch den „freien Markt“ und die Ablehnung „staatlicher Eingriffe“ in die Wirtschaft.
Milton Friedman gilt als wichtigster Vordenker des Neoliberalismus („Kapitalismus und Freiheit“), den Noam Chomsky („Profit over People – Neoliberalism and Global Order“) widersprach mit seiner Kritik: … „weil der Neoliberalismus zur Privilegierung weniger Reicher auf Kosten der großen Mehrheit geführt habe. Große Konzerne und Kartelle beherrschten das politische Geschehen in den USA. Der freie Markt bringe somit nicht im Geringsten eine Wettbewerbsordnung hervor. Durch den politischen Einfluss großer Unternehmen auf die US-amerikanischen Parteien werde dauerhaft die Demokratie untergraben“.
Im Rahmen der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre entstanden Bewegungen, welche in Westdeutschland von Willy Brandts „Mehr Demokratie wagen-Idee“ getragen wurde und Mitbestimmungsformen realisieren wollte, sowie den Einfluss auf heutige Forderungen einbrachten, direkte Demokratie zu installieren. Dass gerade auch die Gewerkschaften ein gewichtiger Partner darstellte, war so ganz und garnicht im Sinne der neoliberalen Gesinnungsgruppen.
„Alle möglichen Gruppen forderten mehr Rechte: die Jungen, die Alten, die Frauen, die Arbeiter, die Landwirte, manchmal auch „Sonderinteressen“ genannt. Eine besondere Sorge galt dem Versagen der Institutionen, die „für die Indoktrination der Jugend“ verantwortlich waren: Schulen und Universitäten.
Das Bildungswesen mit Universitäten und Schulenwurde für die dem Kapitalismus nicht konforme Entwicklung von ökonomischen Modellen verantwortlich gemacht, die den Fortschritt behindere.
„Deshalb sähe man so viele junge Leute, die mit ihren Aktivitäten die Gesellschaft störten. Solche Bestrebungen des Volkes wurden als untragbare Belastung für den Staat angesehen, der auf diese Sonderinteressen nicht reagieren konnte. Also hatten wir eine Krise der Demokratie.
Die Lösung lag auf der Hand: „mehr Mäßigung der Demokratie“. Mit anderen Worten, eine Rückkehr zu Passivität und Gehorsam, damit kurioserweise die Demokratie gedeihen kann“.
In der Ideologie des Neoliberalismus habe der Staat durch die Politiker die Aufgabe – auch mittels der Medien vermittelt und gestützt – dass nachstehendes Modell der Machtverteilung installiert werde.
„Die Bürger des Landes haben in einer gut funktionierenden Demokratie die Aufgabe, alle paar Jahre einen Hebel zu betätigen, um jemanden zu wählen, der ihnen von den „verantwortlichen Männern“ angeboten wird. Sie sollen „Zuschauer, nicht Teilnehmer“ sein und mit „notwendigen Illusionen“ und „gefühlsstarken Vereinfachungen“ bei der Stange gehalten werden, was Lippmann die „Herstellung von Zustimmung“ nannte, eine Hauptaufgabe jeder Demokratie..“
Dass sowohl in Deutschland, in der EU und mit Trump auch in den USA ein Erstarken der autoritären und demokratiefeindlichen Entwicklungen zu verzeichnen sind, belegt die Mitverantwortung des Neoliberalismus durch die unsoziale, ungerechte und armutsausweitenden Bevorzugungen der Unternehmen (von Freihandelsverträge – die die Mitbestimmung und Mindestlohnpolitik ausklammern und vermeiden – bis hin zur Steuerbefreiung und Vermeidung von gerechter Verteilung der Belastungen für die ökonomisch Begünstigten der Gesellschaften). So sind Parteien á la Lindner-FDP, CSU und Teile der CDU besonders alimentierte Handlanger der großen Player in der Ökonomie, die dafür sorgen, dass Vermögensvermehrungen stärker geschützt werden (fehlende Vermögenssteuern, keine Transaktionssteuern für Börsenaktivitäten) als die Sorge und Pflicht der Regierungen, die Gemeinwohlaufgaben durch gerechte Belastungsverteilung finanzierbar zu machen.
23. Juni 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Alltagsschnipsel – Regenbogen
Regenbogen – zwei Seiten einer Realität: während auf der einen Seite die Sonne scheint, malt sie auf der gegenüberliegenden Regenseite faszinierende Farben.
21. Juni 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Alltagsschnipsel – ist der Mensch noch ein zoon politikon mit Augenmerk auf Gerechtigkeit in einem Europa der Gemeinschaften?
Das Abendmahl, Giampietrino (ca. 1520), Royal Academy of Arts, London / gemeinfrei
Gemeinschaft, Kommunikation und Teilhabe sind als Werte und System in diesem Bild zu erkennen. Die Grundbedürfnisse Essen und Kommunizieren sind abgebildet. Sich verständigen und das Handeln abzustimmen, sind ebenfalls nachvollziehbar. Hier sind die Kerngedanken menschlichen Lebens in der Gesellschaft wiedergegeben.
Beim Betrachten dieses Abbildes und der erkennbaren Symbolik käme niemand auf den Gedanken, dass die Menschen in dieser dargestellten Community ausgrenzende Parolen schreien werden wie „Wir sind das Volk“ oder „Ausländer raus“ und sonstige Hetzparolen rassistischer und menschenfeindlicher Natur.
Europa ist geprägt durch den Einflussbereich der griechisch- und römisch-antiken und christlichen Kulturen. Und schon Aristoteles hat in seiner „Nikomachischen Ethik“ den Aspekt des politischen und gesellschaftlichen Wesens beim Menschen herausgestellt. Der Mensch als zoon politikon reduziert sich nicht auf tumbes Gegröle. Demokratie als Volksherrschaft, in der das Gemeinwohl im Mittelpunkt steht, bedeutet auch, dass keine Gruppe sich anmaßt, ihren Einfluss zum Vorteil ihrer Eigeninteressen zu nutzen. Es sind Verhaltensweisen, welche das Kommunitaristische als Kerngedanke der Gesellschaft fördern.
Wenn jedoch in Form einer kleinen Gruppe – die Besitzende ungeheuren Reichtums sind – deren Eigeninteressen im bestehenden Staatsgefüge alleine oder überwiegend verfolgt werden, dann werden in dieser oligarchischen Umgebung schnell tyrannische Strukturen sich etablieren. Das geht dann immer auch einher mit physischer und psychischer Gewalt – der Mob lässt sich dafür schnell einspannen von den Menschenbeeinflussenden und den propagandistischen Brandstiftern.
Wie wir leben wollen, das war und ist Gegenstand von Vereinbarungen. Was für alle ein gutes Leben bedeutet, ist vor allem in eine Gesellschaftsform zu gießen, an deren Gestaltung alle Teilnehmer beteiligt sind. Wer ein Europa gestaltet, in dem die Entscheidungen wenigen, nicht von der Allgemeinheit gewählten und kontrollierten Institutionen der Bürokratie und der verknüpften exekutiven und legislativen Ebenen ( EU-Ministerrat, EU-Kommission, EU-Parlament) überlassen bleibt, der verrät den Europa-Gedanken der friedlichen Koexistenz und der damit verbundenen Gemeinschaft und des verantwortlichen Miteinanders!
Ein Europa der nationalstaatlichen Eigensucht und Kurzsichtigkeit wird erpressbar und öffnet der Unsicherheit und der gewalttätigen Auseinandersetzung sowie der Zerstörung von Demokratie und Frieden wieder Tür und Tor.
Gedankenmodelle, die nicht der gemeinschaftlichen Lösung von wirtschaftlichen Problemen, sich nicht der gemeinschaftlichen Lösung der Problemlage der Asylsuchenden und nicht der Abwehr der Privatisierungen der Gemeinwohl-Infrastrukturen sich widmen, diese Gedankenmodelle öffnen die Büchse der Pandora des rassistischen und faschistischen Agierens.
Austerität im Falle der finanzkrisengeschüttelten Ländern, autoritäre und freiheitsabbauende Strukturen und Zerstörung rechtsstaatlicher Einrichtungen in EU-Staaten und die Einführung überwachender Infrastrukturen sind Auswüchse, die Europa gefährden und in den Demokratieabbau führen.
Die Kulturlosigkeit, die vergessene Ausrichtung an einer Ethik der gemeinschaftlichen Gestaltung, in dem jeder mitgenommen wird und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt der Politik gestellt wird, führt in die Unregierbarkeit. Parallel dazu steigt die Gefahr der Diktatur und des Chaos.
Es bildet sich in Europa das Gegenteil dessen, was in dem Bild von Giampietrino symbolisch zu erkennen ist. Der „Verlust der Tugenden“ (Alasdaire MacIntyre) als ethisch-moralische Krise der Gegenwart wird im Zustand des jetzigen Europas ebenso sichtbar, wie der Verlust der Gerechtigkeit als Grundlage für eine gemeinsam gewollte Gesellschaftsform.
20. Juni 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Macht der Medien und Meinungsmacht – Propagandamodell Chomskys und soziale Medien als Gesinnungsverbreitung
Staatspropaganda an Stelle von faktenbezogenen Nachrichten durch unabhängige Medien. Alternativen werden ausgeschaltet.
Einfluss von Interessensgruppen auf Medien und Medienvertreter
Medienvertrauen – Buch von Uwe Krüger
Verlagerung von Medien-Macht zur Meinungsmacht/ Von den Mainstreammedien hin zu Videoportalen á la TikTok (*) und Messenger-Dienst á la WhatsApp oder „X“ (Twitter)
Die Verlagerung der Medienmacht von den Mainstreammedien auf Videoportale wie TikTok und Messenger-Dienste á la WhatsApp wirkt wie ein Knüppel gegen die Demokratie. Den „virtuellen Knüppel“ nutzen mittlerweile die Feinde der demokratischen Gesellschaft erfolgreich, in dem sie Gesinnung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit verbreiten und manipulativ Meinungsmacht durch soziale Medien gewinnen.
Jedes Mainstream-Medium, ob TV, Radio, Print- oder Internet-Medium steht für die Verbreitung eines jeweiligen Weltbildes. Die Methoden dazu sind dem wirtschaftlichen Erfolg verpflichtet und den Interessen der dahinterstehenden Eigentümern. Weniger dagegen einer moralisch-ethischen Verpflichtung wie dem Kant´schen kategorischen Imperativ oder der Habermas´schen Ausrichtung zum kommunikativen Handeln. Vielmehr ist die Verbreitung und Durchsetzung einer neoliberalen Gesinnung, die Verbreitung rechtsextremer Inhalte und die Zerstörung der Demokratie und des Rechtstaates oder die Errichtung pseudoreligiöser Unterdrückungsformen (Kalifat) das Ziel des Agierens der Feinde der freiheitlichen Gesellschaft.
Dass und wie aus der Medienmacht auch eine Meinungsmacht entsteht, hat der Autor Dr. Uwe Krüger in seinem Buch “Meinungsmacht – Der Einfluss von Eliten und Leitmedien auf Alpha-Journalisten” deutlich gemacht. Dass Vertrauen verloren geht, ist leider eine Folge des immer geringer werdenden journalistischen Arbeitsethos zu verdanken.
Am Beispiel eines gestellten Fotos der Regierenden nach dem Anschlag auf die Satirezeitung Charly Hebdo, in der suggeriert werden sollte, dass hier die Solidarität bis in die Oberhäupter der Regierungen reiche, da war die westliche Presse und Medienwelt sich nicht zu schade zur Manipulation zu greifen. Dass mit diesem Vorgehen nur in die Hände der Pegidas und Co. gespielt wurde, die fortan das Propagandawort “Lügenpresse” der Rechtsradikalen in die Welt schleuderten, ist der Verantwortung der Leitmedien zuzuordnen. Kurz gesagt, man machte sich gemein mit einer dubiosen Vorgehensweise zur Meinungsmache. Der Dokumentation der Realität diente das Fake-Foto auf jeden Fall nicht.
Wer jedoch auf diese Diskrepanz hinweist, muss mit dem Vorwurf der “Nestbeschmutzung” rechnen, auch um das eigene Fehlverhalten zu verbergen. Statt dem Codex von sauberer, sachlichen Recherche sich verpflichtet zu fühlen, wird Bashing und Niedermachen zur Beschädigung eines der Aufklärung verpflichteten Grundrechte betrieben. In der technologischen Form der sozialen Medien dient der „Shitstorm“ dem gleichen Ziel.
Noam Chomskys Propagandamodell
Noam Chomsky – ein Wissenschaftler des MIT (Massachusetts Institute of Technology) und emeritierter Professor für Linguistik ist ein bekannter kritischer Geist, der die US-amerikanische Politik zum Gegenstand seiner Untersuchungen machte.
Die Wirkweisen der Medien und ihren Einfluss untersuchte er wissenschaftlich und entwickelte das sogenannte Propaganda-Modell der Massenmedien mit seinen folgenreichen Einfluss.
Mit seinem Co-Autor Edward S. Herman beschreibt er in dem gemeinsamen Werk „Manufacturing Consent: the Political Economy of the Mass Media“:
„… wie die Medien ein dezentralisiertes und nicht-verschwörerisch handelndes Propagandasystem bilden können, das fähig ist, einen Konsens im Interesse der gesellschaftlichen Oberschicht herzustellen und die Öffentlichkeit manipulativ in diese Perspektiven der Oberschicht einzubinden – während gleichzeitig der Anschein des demokratischen Prozesses und Konsenses gewahrt bleibt.“
Das Propagandamodell versucht somit, eine als gegeben angenommene tendenziöse Berichterstattung in den Massenmedien als Produkt ökonomischer Zwänge zu erklären. Die zugrundeliegende These, dass die Berichterstattung großer US-Medien zu bestimmten Themen tatsächlich tendenziös bzw. interessengeleitet ist, weisen die Autoren dabei anhand einer Anzahl von detailliert dokumentierten Fallbeispielen nach.“ (Quelle: / abgerufen am 22.12.14)
Nach Chomsky funktioniert sein Modell „der Schere im Bleisatz“ der Medien nach einem fünfstufigen Filtersystem:
Die „Filter“:
1.1 Der Besitzer
1.2 Die Einnahmequellen
1.3 Die Quellen
1.4 „Flak“
1.5 Antikommunismus oder Antiideologie
Zu 1.1 Nur vermögende Interessenten können nach Chomsky heute noch die Kosten aufbringen für den Aufbau einer Medienanstalt. Im Print und TV-Medienbereich scheint das noch heute zu stimmen. Aber durch die Entwicklung des Internets sind kostengünstig viele Tausende Blogs unterwegs. Eine einflussreiche Reichweite mit seinem Blog zu erreichen, ist aber auch heute wieder mit hohen Kosten verbunden.
Zu 1.2 Die Werbe finanzierten Medien, auch die des Internets, sind immer schwieriger zu gestalten. So gilt auch heute noch, dass Werbefinanzierung des jeweiligen Pressemediums sogleich auch eine Abhängigkeit bedeutet. Diese Kunden gebundene Finanzierung ermöglicht die Kontextgestaltung der Inhalte durch den Werbung zahlenden Kunden. Die Vermischung von Werbung und redaktioneller Inhalte ist eine der großen Ursachen für den Qualitätsverlust sowie des Vertrauensverlustes der Leserschaft in die Printmedien.
Zu 1.3 Die Schnelligkeit und die Fülle der Informationen sowie die damit verbundene geringere Chancen auf eine seriöse Recherche führt zum Ankauf der Ströme an Informationen durch die Presseagenturen. Die liefern an alle Medien die gleichen Infos, so dass eine Vorauswahl der inhaltlichen Bewertungen sich potenziert, weil alle auf die gleichen Quellen bauen, ohne Hinterfragung.
Zu 4 bis 5: Die Filter Flak und Antiideologie sind keine direkten ökonomischen Filter, sondern werden in ihrer Wertung und Bewertung der Nachrichten, der Aufbereitung und des Zungenschlags durch die Personen in den Machtpositionen dieser Medien bestimmt. So wie die Werthaltungen durch den Besitzer sich bei der Auswahl der Führungspositionen niederschlagen, so werden diese wiederum ihren Einfluss auf die weiteren Mitarbeiter wahrnehmen.
Die Ideologie des Antikommunismus in den Zeiten des Kalten Krieges, sowie die des Neoliberalismus seit Mitte der 70er Jahren in Europa sich ausbreiteten und inhaltlich unhinterfragt von allen Medien breitgetragen wurde, unterstützt von Instituten wie die des INSM und ihrer Adepten, zeigten ihre Wirkung in der Bevölkerung. Dies war der Boden für den „medialen Gehorsam“ und des unkritischen Medienkonsums. Die Bereitschaft, sich selbst in dem herrschenden Machtgefüge als Teil zu verstehen, der sich bis zum Ausbrennen ausbeuten ließ, war medial gut vorbereitet und über große Teile der Bevölkerung wirksam.
Chomsky: „Macht wird wirksam und wir merken es nicht, sondern wir fügen uns gehorsam ein in das System der Ausbeutung.“ (Dieser Satz hat heute noch Gültigkeit!)
Die essentiellen Strukturen, die von Chomsky beschrieben wurden, lassen sich durchaus auf die aktuellen Formen und Kanäle der sogenannten sozialen Medien (an denen in der negativen Form nur wenig bis keine Inhalte „sozial“ verortet werden können!) übertragen.
Macht als Gegenstand philosophischer Untersuchungen
Zum Thema Macht erschien in der Ausgabe Hohe Luft (mittlerweile eingestellt) Nr. 16/2014 ein ausführlicher Artikel!
Zitat und Auszug:
„Perfektionierte Macht legt nicht nur die Regeln fest, sie steuert auch den Willen des anderen. Erweitern wir die Definition der Macht ein zweites Mal: A hat Macht über P, wenn A die Wünsche und den Willen von P mitgestalten kann. Das ist die stille, die unauffällige, die wirkungsvollste Form der Macht. Wir können also drei Entwicklungsstufen der Macht unterscheiden: Plumpe Macht setzt Willen gegen Willen durch. Raffiniertere Macht setzt dem Willen des anderen den Rahmen und die Regeln. Macht in höchster Raffinesse greift nach dem Willen des anderen selbst.
Der späte Foucault verstand unter Macht schlicht die Gesamtheit der »Strategien«, mit denen freie Individuen andere zu lenken und zu bestimmen versuchen, von Institutionen über gesellschaftliche Normen und Konventionen bis hin zu Rollenzuschreibungen; diese komplexe Form der Macht nennt er »Gouvernementalität«. Dazu gehören auch »Techniken des Selbst«, also Praktiken, mit denen Individuen ihre eigene Identität ausbilden, etwa durch Formen des Selbstmanagements oder die Wahl einer Lebensform.
Foucault unterscheidet schließlich zwischen drei Ebenen der Macht. Die erste bilden die »strategischen Spiele«, in denen Menschen das Handeln anderer zu lenken versuchen; solche Machtbeziehungen sind instabil, sie können sich verändern. Die zweite Ebene sind die »Zustände der Herrschaft«, in denen sich Machtbeziehungen bereits verfestigt haben. Die dritte sind »Regierungstechnologien«, mit deren Hilfe Herrschaftszustände errichtet oder aufrechterhalten werden. Dazu gehören für Foucault etwa Erziehungsmethoden oder Führungstechniken.
An die »Utopie« einer herrschaftsfreien Kommunikation, wie Jürgen Habermas sie postuliert hat, glaubte Foucault nicht. Die Abschaffung der Macht schien ihm weder möglich noch wünschenswert. Gegen Ende seines Lebens setzte er vielmehr auf rechtliche Regeln und das Ethos der »Sorge um sich«, die es gestatten, »innerhalb der Machtspiele mit einem Minimum an Herrschaft zu spielen«. Doch damit trifft er auf Widerspruch.
Der Berliner Philosoph Byung-Chul Han argumentiert in seinem Buch »Psychopolitik«, Foucault habe übersehen, dass das neoliberale Herrschaftssystem genau diese »Sorge um sich« für sich vereinnahmt. An die Stelle von Foucaults »Biomacht« setzt Byung-Chul Han die »Psychomacht«:
Von äußeren Zwängen haben wir uns befreit, so die These, heute unterwerfen wir uns inneren Leistungs- und Optimierungszwängen, die wir fälschlicherweise als Freiheit interpretieren. Ob wir uns im Netz freiwillig entblößen oder per Smartphone unseren Körper überwachen: Wir glauben, nur unserem Willen zu folgen, tun aber freiwillig das, was das »neoliberale Regime« von uns will. Das wäre Macht in letzter Perfektion. “