Die Auswahl Trumps und das zukünftige Personaltableau für seine Regierungsmannschaft enthält schon seltsame Figuren. Allem Anschein nach dienen sie als ein Kabinett, dass folgsam sein soll und zur Konzentration der gesamten Macht nur in seiner Hand dienen soll.
Position des Egomanen Elon Musk als Co-Leiter der „Behörde für Regierungseffizienz“ wird in diesem Sinne agieren und dafür sorgen, dass die Regierungsmannschaft nicht zu selbstbewusst und einer fachlichen Notwendigkeit folgend agieren wird. Das Prinzip der Überwachung (und Bestrafung?) mag der Figur Musk besonders an dieser „Behörde“ gefallen. Wie weit diese Behörde ein Teil der Agenda, die Demokratie und ihre Gewaltenteilung demontieren soll, wird sich zeigen! Der Beginn der Demontage der Gewaltenteilung hat schon begonnen: der Richter am Gericht, das Trump in allen Punkten für schuldig erklärt hat, traut sich schon nicht mehr, ihn ins Gefängnis zu überstellen!
Trumps Allmachtgelüste können nun fröhliche Ursprünge frönen. Das „Weiße Haus“ als Gulag-Quelle der Überwachung und Unterdrückung ist denkbar. Alles zum Wohle der Vermögensvermehrung und zu Lasten der Bevölkerung – vor allem jener Teile, die ihn ohne Sinn und Verstand gewählt haben.
Versuch des Wahlbetrugs durch Manipulation und Aufruf zum Sturm auf das Kapitol wird ebenso eingestellt wie
das Strafverfahren wegen unerlaubten Dokumentenbesitzes nach der Abwahl und dem Auszug aus dem Weißen Haus!
22. November 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Halb- oder Vollmond – als Symbol hat er keinerlei Wirkung auf das Denken und Handeln von Menschen
„Das ist die wahre Symbolik, wo das Besondere, das Allgemeinere repräsentiert, nicht als Traum und Schatten, sondern als lebendig-augenblickliche Offenbarung des Unerforschlichen.“ – Johann Wolfgang von Goethe
„Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, daß die Idee im Bild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt und, selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe.“ – J.W. von Goethe
„Alle Kunst ist zugleich Oberfläche und Symbol. Wer unter die Oberfläche dringt, tut es auf eigene Gefahr. Wer dem Symbol nachgeht, tut es auf eigene Gefahr. In Wahrheit spiegelt die Kunst den Betrachter und nicht das Leben.“ – Oscar Wilde
„Geben Sie ruhig zu, dass Worte immer noch mehr Unheil auf diesem Globus anrichten als Pest, Corona und Erdbeben. Den Nächsten respektieren, wertschätzen und ihn aufklären, wenn man kann, ihn bedauern, wenn er im Irrtum befangen ist; alles das, was fraglich ist, auf sich beruhen lassen – das könnte Besonnenheit ausmachen, die mehr wert ist als alle Systeme und Symbole.“ – JWB in Memoriam Voltaire
21. November 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Von Macht, Freiheitsvorstellung, KI/AI und Missbrauch – Skrupellosigkeit statt Menschenrechte und Wertschätzung
Zerstörung durch Umbau der US-Demokratie in ein autokratisches Macht- und Unrechts-Regime (Quelle: Bildzitate 3SAT-Kulturzeit)
„Wer von Freiheit redet, ohne die Freiheit der Mitmenschen mitzudenken und handelnd zu berücksichtigen, meint nur die eigene Freiheit, zu tun, was man will!“ – JWB
Sie sprechen von Freiheit, meinen aber nur das eigene Handeln, zu tun und zu lassen, was sie wollen. Wer an die „Trainingsdaten“ der sogenannten KI (Künstliche Intelligenz)–Hersteller und Programmierungen denkt, der kann nachvollziehen, dass diese Daten ungefragt geraubt werden. Es wird gesammelt und sich bedient in und an Datenbanken ohne Grenzen und ohne Gegenleistung. Selbst wo Grenzen bestehen, werden sie illegal umgangen und überschritten. Es ist ein Raubzug ohne Ende. Dabei werden alle Methoden der Zielerreichung eingesetzt – von Lobbyismus und Einfluss auf die gesetzgebende Gewalt bis zur hin Ausnutzung von Gesetzeslücken, auch wenn erkenntlich ist, dass diese Ausnutzung gegen den Geist des betroffenen Gesetzes verstoßen. Mit der so entstehenden Machtausweitung wird vor allem ein weiterer Zweck angestrebt, die Zivilgesellschaft (also den größten Teil der Menschheit) unter Kontrolle zu bringen.
So wird zu diesem Programmpunkt im TV-Sender 3SAT in der Sendung „Kulturzeit“ (vom 20.11.2024) geschrieben!
„Money Money Money“ sangen einst die Vier von ABBA – nicht ahnend, dass einmal Künstliche Intelligenz sich dieses Songs und so vieler anderer annehmen und sie täuschend ähnlich reproduzieren könnte. KI erobert die Welt, verändert schon jetzt unsere Kultur und geht auf Kosten der Kreativen, an deren Werken KI-Konzerne wie „OpenAI“ ihre Software trainieren – ohne dafür zu bezahlen. Gegen die unlizenzierte Verwendung künstlerischer Werke zum Anlernen der KI, also den systematischen Diebstahl an den Urhebern protestieren in einem offenen Brief an „OpenAI“ jetzt Tausende Künstler, darunter das ABBA-Mastermind Björn Ulvaeus. Es geht um viel Geld – und um ethische Fragen: Was macht Künstliche Intelligenz mit von Menschen geschaffenen Werken? Und: Was verlieren wir, wenn wir uns an die von Algorithmen geschaffenen Surrogate gewöhnen und an die digitalen Avatare der Stars, die im wirklichen Leben längst aufgehört haben zu leuchten?“ Zitatende
Die neoliberale Form des Raubtierkapitalismus schert sich einen Dreck um diese notwendige Kategorie des Umgangs der Menschen untereinander. Weder Respekt vor dem geistigen Eigentum ist zu erkennen, noch wird die Würde des Menschen beachtet. Dieses Denken und Handeln hat sich immer mehr verfestigt, so dass Egomanen sie utilitaristisch für die eigenen Zwecke zuspitzen. Ein exemplarisches Beispiel für die unselige und destruktive Entwicklung sind Trump und Musk und ihre Helfer.
In der geschichtlichen Rückschau kann festgestellt werden, dass jede neue Technologie missbraucht wurde. Auch deshalb, weil das Potenzial der neuen Technologie auf Machtzuwachs und Gewinn abgeklopft wird. Und vorne dabei sind jeweils Militär und skrupellose Institutionen und Gruppierungen.
„Alle Parteikämpfe sind nicht nur Diskurse um sachliche Ziele, sondern vor allem auch: Ämtergerangel.“ – JWB
Der bloße „Machtpolitiker“, wie ihn ein auch bei uns eifrig betriebener Kult zu verklären sucht, mag stark wirken, aber er wirkt in der Tat ins Leere und Sinnlose. – Max Weber
Als parteiloser Bürger kann der SPD nur ein Rat erteilt werden: lasst Olaf Scholz sein „Werk“ zu Ende bringen. Das ewige Gehacke innerhalb der eigenen Partei ist genauso widerlich, wie die Märchenerzählungen der Lautsprecher aus der Verräter-Partei FDP und das lügenbegleitende Fingerzeigen der FDP-Pfründe-Verteidiger auf den bisherigen Koalitionspartner.
Zurück zu Olaf Scholz: Zurzeit erfährt der Noch-Kanzler, dass derjenige, der Parteifreunde hat, keine anderen Feinde braucht! Die Brüder und Schwestern im Geiste der eigenen Karrieresicherung agieren allerdings in allen Parteien so!
Das macht ja gerade den „großen Respekt“ aus, den die Berufspolitiker vom Volk erhalten. Ganz nach dem Motto: „Politik ist ein suhliges Geschäft“!
Zurück zum Rat an die SPD und Olaf Scholz: Es wird keinen Besseren und Geeigneteren geben, den es treffen wird. Diese Partei sollte die Inhalte eines Programms für alle Menschen in den Vordergrund stellen, welche auch im Falle einer Juniorpartnerschaft in der Koalition mit der CDU/CSU als inhaltliche Positionen in die Verhandlungen eingebracht werden können. Im Falle einer möglichen Zweier-Koalition sollte alle Kraft darauf angewendet werden, 18-20 Prozent der Wähler zu überzeugen. Denn eine solche Zielmarke dürfte für eine Regierungsmehrheit mit der CDU/CSU reichen. Eine weitere Dreier-Koalition wird wiederum nur eine stabilisierende Politik erschweren.
Und ein letztes Mal zurück zu Olaf Scholz als Galionsfigur für den Wahlkampf. In einer schwarz-roten Koalition dürfte die Erwartung gehegt werden, dass Scholz der Selbstachtung wegen nicht mehr in die Koalitions-Verhandlungen führend eintreten sollte! Der Platz wäre frei für den Stellvertreter Boris Pistorius. Der Aufbau dieser Personalie für die nächste Wahl in hoffentlich dann vier Jahren wäre mit einer anderen möglichen und positiven Bilanz ausgestattet, als die Abnutzung und Beschädigung als Kanzlerkandidat Pistorius für den kommenden Wahlkampf 2025. (* Ergänzung)
Dieser Kommentar ist nur ein Gedankenexperiment und ohne Gewähr für die Richtigkeit. Jedoch wäre dieser Fahrplan eine Garantie für das Ende des weiteren kindischen innerparteilichen Gezänks in der SPD. Der Respekt dafür seitens der Menschen draußen im Land wäre allerdings gewisser als beim Weiter-so mit dem Parteigekeife aus der hintersten Ecke.
Einen ganz trivialen, allzu menschlichen Feind hat der Politiker täglich und stündlich in sich zu überwinden: die ganz gemeine Eitelkeit, die Todfeindin aller sachlichen Hingabe und aller Distanz, in diesem Fall: der Distanz sich selbst gegenüber. – Max Weber
(*) Ergänzung
Vielleicht ist in vier Jahren bei der übernächsten Bundestagswahl ja auch schon alles anders – und ein Boris Pistorius ist längst überholt und keine Identitätsfigur mehr. Ein Kevin Kühnert wäre dann der Traum-Kandidat für eine SPD anderen Formats. Doch alles bleibt – nur manchmal ein wenig anders.
Denn Wittgenstein soll schon darauf hingewiesen haben, dass die Bedeutung von Worten sein Gebrauch in der Sprache sei. Vielleicht meinte er damit, dass die Aussagen: „Du Arschl…“ eine andere Bedeutung habe als: „Sie Arschl…“! Analog dazu wirkt die Aussage: „Ich liebe Sie“ reichlich anachronistischer als: „Ich liebe dich!“
So darf man auch dem Menschen Olaf Scholz nach der Bundestagswahl wünschen: „Wir hoffen, Sie werden 100 Jahre und drei Monate alt!“ Warum die drei Monate, wird wohl jeder Leser neugierig fragen. Antwort: „Olaf Scholz sollte doch nicht Knall auf Fall sterben.“
18. November 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Lebenslügen – und die Komplexität des Lebens
Die autokratischen Egomanen, aus verblendeter Naivität der Wähler an die Spitze von Staaten wie die USA gespült, nennen es Schutz der Meinungsfreiheit. Es ist aber die Unterdrückung der Meinung der Andersdenkenden. Sie nennen es Freiheit, es ist aber Unfreiheit und Willkür, sowie Faschismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Sie, die Autokraten, nennen es Behütung, es ist aber totale Kontrolle und Überwachung. Sie nennen es Patriotismus, es ist aber Ausgrenzung.
Und die Wähler der Egomanen, Autokraten und Gesinnungslumpen überlassen die Macht jenen, die sie nicht mehr hergeben werden. Sie öffnen mit ihrer Stimmabgabe die Büchse der Pandora, weil sie sich der Komplexität des Lebens nicht mehr gewachsen fühlten. Sie wollen geführt werden, keine Verantwortung für das eigene wie das fremde Leben haben zu müssen, und geben die Macht in die Hände von Figuren, ohne die moralische Integrität der Gewählten geprüft zu haben.
Das Leben wird immer komplexer. Die Erkenntnisfähigkeit der Menschen kommt in komplexen Systemen, die eine schnelle Entscheidung verlangen, oft an ihre Grenzen. Politische wie wirtschaftliche Systeme versuchen eine Strukturierung vorzunehmen, um Handlungsfähigkeiten zu erhalten. Das Handeln der Politiker reicht in der Bandbreite von echtem Bemühen, dem Amtseid als Abgeordneter (zum Wohle des Volkes) zu entsprechen, bis zur Arroganz der Ichbezogenen aus der Welt der Neoliberalisten á la Lindner. Im besten Sinne wäre noch zu unterstellen: „Der Wille war da, aber das Können und die Moral haben nicht gewollt!“
Eine Theorie der Komplexität zur erstellen, dazu finden sich Ansätze im naturwissenschaftlichen, soziologischen und philosophischen Umfeld, in dem Systemeigenschaften beschrieben werden. Sei es als wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten, als moralische Normen (Zehn Gebote, Kants kategorischer Imperativ) oder ethische Grundsätze (Tugendethik, Pflichtethik, Gesinnungsethik oder Verantwortungsethik).
Welche Auswirkungen die sich weltweit ausbreitenden autokratischen und diktatorischen Gesellschaften und ihre Machtkonzentration auf wenige Menschen haben, lässt sich insbesondere für die Demokratien nur erahnen. Die Zusammenstellung der Regierungsmannschaft durch Trump hat aufgrund der ausgewählten zukünftigen Funktionsinhaber nur eine Erkenntnis: Ja-Sager-Kriterium hat keine Qualifikationsgarantie. Trumps „Emergenz Ansatz“ unterliegt aufgrund seiner Naivität oder seiner gesinnungsgeistigen Beschränkung dem Irrtum, in dem er glaubt, dass aus den einzelnen Figuren auf seiner Besetzungsliste das von ihm gewünschte Verhalten abgeleitet werden kann.
Was die „Schwarmintelligenz“ als Struktur des Verhaltens der Tierschwärme betrifft, das wurde in wissenschaftlichen Untersuchungen herausausgefunden und beschrieben. Gemeinsam ist ihnen meist eine dezentrale, nicht-hierarchisch organisierte Entscheidungsstruktur. Trumps Personaltableau der Ja-Sager aber ist genau das Gegenteil! Eine Hoffnung auf das Scheitern Trumps und seiner Kohorte ist damit aber unbegründet.
Es entwickelt sich eine seltsame Naivität und Verantwortungslosigkeit hinsichtlich des Gemeinwohls, die allem Anschein nach der Ungleichzeitigkeit bei den historischen Erkenntnissen zu verdanken ist.
Dass negative Schwarmbildung (Lemming-Verhalten) bei Menschen durchaus Tradition hat, zeigen die geschichtlichen Irrungen und Wirrungen der letzten 125 Jahre. Literarisch in vielen Werken verarbeitet – von Heinrich Mann (Der Untertan) über Alfred Döblin (Berlin Alexanderplatz), Bertolt Brecht (Dreigroschen Oper), Kurt Tucholsky (Hitler und Goethe- ein Schulaufsatz), Erich Kästner (Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen?), bis zu Hans Fallada (Kleiner Mann, was nun?), und vor allem Klaus Mann (Mephisto-Roman einer Karriere), wo verantwortungslos der Typus des Mitläufers im Roman sich mit dem NS-Unrechtsstaat einlässt. Ein Handeln, das sich in der Forderung der Startups junger Unternehmer wiederholt, die AfD als Koalitionspartner für die Wirtschaftskonservativen des Neoliberalismus CDU/CSU zu akzeptieren.
Klaus Mann beschreibt in seinem Werk „Der Wendepunkt“ eine Verdichtung der Atmosphäre und gewalttätigen Ausgrenzung der jüdischen Bürger und ihrer Kultur.
„Wir sprachen gegen Krieg und Faschismus… Nicht, als ob damals, im Herbst 1936, der Aufenthalt in Europa für Menschen unserer Art völlig unmöglich gewesen wäre. Aber man bewegte sich auf vulkanisch unsicherem Boden. Je mehr Macht und Prestige das Dritte Reich gewann, desto prekärer wurden die Positionen der deutschen Antifaschisten im Land und draußen, im Exil. Überall ließ man uns spüren, dass wir nur geduldet waren.Wie lange noch? (Es war das Jahr 1936 mit den olympischen Spielen! Da wurden die Gewalt-Maßnahmen zurückgefahren. Die Steigerungen bis zum Reichkristallnacht-Pogrom standen noch bevor!) Morgen wäre es zu spät. Lieber unternahmen Erika und ich rechtzeitig die Erkundungsfahrt nach dem Erdteil (USA), wo die Demokratie noch stark war und Vertrauen zu sich selber hatte.“
Aktuell nach 75 Jahren Demokratie stellt sich wieder die Frage für die deutschen Juden in Deutschland: Sind wir noch sicher? Der rechte Mob und die durch rechtskonservativ neoliberale Gesinnung realisierte Salonfähigkeit der Rechtsextremen haben für die jüdischen deutschen Mitbürger zu neuer Lebensgefährdung geführt. Diesmal verstärkt und in enger Verbindung mit dem hasserfüllten Islamismus durch Hamas- und Hisbollah-Terroristen und den muslemischen Migranten in Deutschland!
In seinem Buch „Deutsche Lebenslügen – Der Antisemitismus, wieder und immer noch“ beschreibt der Autor Phillip Peymann Engel:
„Der muslimische Antisemitismus ist bis heute weitgehend (in Deutschland)tabuisiert.“
»Etwas Fundamentales hat sich in Deutschland geändert. Bislang galt in der Bundesrepublik das Selbstverständnis, dass jüdisches Leben sicher sein muss. Dieses Versprechen wird von der Politik bei jedem Gedenktag Mantra artig wiederholt.
Heute aber kann von Sicherheit keine Rede mehr sein. Sprechen wir es in aller Deutlichkeit aus: Die muslimische Gemeinschaft hat ein massives Problem mit dem Judenhass in den eigenen Reihen. Waren es jahrzehntelang vornehmlich Neonazis, die eine Gefahr für Juden darstellten, sind es nun auch arabisch- und türkischstämmige Migranten. Für die Mehrheitsgesellschaft mögen diese judenfeindlichen Exzesse von Muslimen überraschend sein. Für uns Juden gehören sie seit langer Zeit zum Alltag.
»Es ist leider für Juden in vielen Städten Deutschlands selbstverständlich geworden, in der Öffentlichkeit keine Kippa mehr zu tragen. Es ist für Juden selbstverständlich geworden, in Berlin von Neukölln über Kreuzberg bis Wedding nicht mehr Hebräisch zu sprechen. Es ist ganz normal geworden, dass arabischstämmige Fußballer meinen Mitspielern und mir bei Spielen unseres jüdischen Fußballvereins Makkabi »Ich stech’ euch Scheißjuden ab!« entgegenschleudern. Es ist ganz normal geworden, dass jüdische Schüler so lange von muslimischen Mitschülern gemobbt werden, bis sie auf eine Privatschule gehen.
Wir haben uns daran gewöhnt, dass palästinensische Jugendliche mit Molotowcocktails Brandanschläge auf eine Synagoge verüben. Wir sind nicht überrascht, wenn ein Hebräisch sprechender Mann in der U-Bahn von Arabern verprügelt wird. Wir wissen, dass mitten in Berlin auf dem Ku’damm Horden arabisch- und türkischstämmiger Deutscher »Juden ins Gas!« und »Jude, Jude, feiges Schwein. Komm heraus und kämpf allein« brüllen – und die Polizei tatenlos daneben steht. Das alles ist nicht neu!«
»Die postkoloniale Linke ist jung, gut ausgebildet, professionell, polyglott und vor allem: über Social Media international vernetzt. Sie ist aber auch arrogant, einflussreich, laut, über griffig und ultraaggressiv. Sie stellen zum Teil ebenso einfache wie richtige Forderungen auf. Man soll Menschen, die einen Migrationshintergrund haben, nicht fragen: Wo kommst du her? Schließlich wollen die Gefragten nicht als fremd wahrgenommen werden.
Die Bewegung ist geprägt vom Kampf gegen den Rassismus. Ob »Black Lives Matter«, »Fridays for Future« – sie kämpft global und einigt sich auf postkolonial linke Werte. Im Grunde sprechen sich die Anhänger dieser Massenbewegung explizit gegen jede Form von Antisemitismus aus. Das gehört eindeutig zum Awareness-Kanon dazu.
Und dann stellen dieselben jungen Leute uns deutschen Juden die Frage. Ja, aber was passiert in Israel? Sie tun das Gegenteil dessen, was sie predigen: Vielleicht wollen manche von uns auch nur ganz normale Deutsche sein? Und nicht mit den Problemen und Geschehnissen in Israel gleichgesetzt und darauf reduziert werden? Wo ist der Unterschied zur Frage: Wo kommst du her?
Sie setzen sich vors Auswärtige Amt, brüllen »Viva Palästina« und suchen den Schulterschluss zur propalästinensischen Straßenwalze in Neukölln, die eindeutig von Juden hassenden Organisationen wie Samidoun, von der Hamas und von radikalen Islamisten geprägt ist.«
Nach Peyman Engel gehört zu den deutschen Lebenslügen: Antisemitismus gäbe es nach 1945 nur von rechts. Antisemitismus von links? Fehlanzeige. Und hinsichtlich der skandalösen Documenta 15 im Jahr 2022 und dem sichtbaren Antisemitismus bei von Rassismus betroffenen Milieus wie indonesisch-muslimischen Künstlern sei nach Claudia Roth, der Kulturstaatsministerin, die Einstellung: Nicht doch! Noch zu Beginn der Documenta 15 sei die viel beschworene »Perspektive des Globalen Südens« auf höchster Ebene gefeiert und verteidigt worden. Claudia Roth habe „ruangrupa“ vor Vorwürfen des Antisemitismus in Schutz genommen, formuliert Peymann Engel in seinem Buch.
Das Fazit zum aktuellen Zustand der Demokratie in der Republik: Die Bereitschaft, autoritäre Staatsführungen und antidemokratische Tendenzen (politisch in Form autokratischer Strukturen und wirtschaftlich in Form neoliberaler Autokratie mit Einschränkungen der Gemeinwohlaufgaben und Beschränkungen der Daseinsfürsorge zugunsten der Unternehmenswelt) zu akzeptieren, verschieben die Machtverhältnisse in rechtsextremistische und neoliberalistische Wert- und Weltvorstellungen.
Die Lebenssituationen des Großteils der Menschen haben sich weiter verschlechtert. In der Lyrik von Nelly Sachs, Nobelpreisträgerin 1966, spiegelt sich mal wieder das Leid der Menschen wider und bei Sachs wohl auch der resignierte Rückzug:
„Welt, frage nicht…
Welt, die Falte ihres Lächelns hat ihnen ein starkes Eisen ausgebrannt;