Das Volk wird in Haft genommen durch die Selbst-Fesselung an falsche Hoffnung
„Was das Leben so mühevoll und oft so hoffnungslos macht, das ist nicht einmal die Existenz des Unsinns und der Lüge in all ihren Formen und Graden; – das Schlimmere ist, daß wir immer wieder genötigt, ja manchmal sogar geneigt sind, uns mit dem Unsinn auseinanderzusetzen, als wenn ihm ein Sinn zu eigen [wäre] – um mit der Lüge zu paktieren, als wenn sie guten Glaubens oder gar die Wahrheit selber wäre.“ – Arthur Schnitzler
„Die verkommenste Existenz ist die eines Menschen, der nicht die Berechtigung hat, ein Schandfleck seiner Familie und ein Auswurf der Gesellschaft zu sein.“ – Karl Kraus
„Gottesbeweise sind seit jeher schon immer gescheitert! Jedoch beweist jeder gemeine Lump und Menschenfeind mit Leichtigkeit die Existenz des Bösen!“
Ob der Existenzialismus als Philosophie helfen kann, das Wahlverhalten der Trump-Wähler zu verstehen, bleibt offen.
Ein wenig humorvolle Entspannung ist nach der US-Wahl unbedingt angebracht:
Drei Freunde kommen bei einem Autounfall nach der US-Wahl ums Leben. Bei der Ankunft im Jenseits werden sie vom Organisations-Manager gefragt, was sie gerne von der Beerdigungsgesellschaft am offenen Grab hören möchten.
Antwort des ersten Mannes mit dem Namen Donald: „Ich weiß, dass die meisten Menschen sagen werden, ich sei zweimal der großartigste Präsident gewesen!“
Antwort des zweiten Mannes namens Elon: „Ich bin sicher, die Menschen werden mich als das fantastischste Genie sehen, der die Menschheit in die Zukunft geführt hat!“
Der dritte namenlose und zurückhaltende Mann äußert: „Ich würde gerne hören, dass einer aus meiner Familie sagen wird – Guckt mal, der bewegt sich ja noch!“
6. November 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Die Leiden der Freiheit in der gefährdeten Demokratie – Trump und die USA
Die Leiden der Freiheit in der gefährdeten Demokratie
„Was mich in Amerika am meisten abstößt, ist nicht die herrschende äußerste Freiheit, sondern der geringe Schutz gegen die Tyrannei“. – Alexis de Tocqueville, 1840 in „Über die Demokratie in Amerika“
Der mit der Präsidentenwahl zu Ende gegangene und durch Donald Trump so geführte US-Wahlkampf wird an Skrupellosigkeit, Rüpelhaftigkeit, Menschenfeindlichkeit, Verlogenheit, Verfassungsverächtlichkeit, Demokratiefeindlichkeit und gesellschaftsspaltender und brandstiftender Toxizität kaum noch zu überbieten sein. Und dennoch haben die Wähler diese Person allem Anschein nach zum neuen Präsidenten der USA gewählt. (Stand: 06.11.2024 10:25 Uhr MEZ)
„Dem Verschwinden der sittlich begründeten Autorität folgt der Verlust der ursprünglichen geistigen Freiheit!“ – Tocqueville
Alexis de Tocqueville zufolge vermögen die Menschen in demokratischen Gesellschaften, gerade weil sie unabhängig sind, nichts allein und mit hoher Sittlichkeit entscheiden zu können. Zugleich erliegen sie einem Negativvorbild á la Trump, der auf der primitiven Klaviatur niedrigster Gefühle jegliche Vernunft aus den Seelen und Hirnen seiner Anhänger und Wähler vertreibt. Zugleich zieht es egomanisch-skrupellose Wirtschaftsfaschisten á la Elon Musk an, die wie die Motten das Licht der Machtverwendbarkeit für die eigenen Zwecke Typen wie Trump umschwärmen.
Für die verblendeten und mit falschen Hoffnungen eingefangenen Wähler Trumps bleibt nur noch, dass sie zu spät erkennen werden, dass sie Lügnern und Lebensbetrügern auf den Leim gegangen sind. Mit ihrer Trump-Wahl haben sie ihre Machtlosigkeit noch vergrößert und verlängert!
»Wenn sie nicht lernen, sich freiwillig [und gegenseitig] zu helfen, dann fallen alle in die Machtlosigkeit.« – Tocqueville
Die Übertragung einer großen Macht auf einen verurteilten egomanischen Straftäter, in dem die Trump-Wähler diese Tatsache ignorieren, zeigt die vergiftete Gesinnung, die aus dem Geist des neoliberalen Vernichtungswillen im Wirtschaftsleben erwacht und alle Lebensbereiche der Menschen durchdrungen hat. Helfershelfer für diese Entwicklung sind alle Träumende vom „InfluencerInnen“-Erfolg bis zu den „Botschaftern“ des eigenen Glücks im neoliberalen Wirtschaftsmodell.
Die Konzentration der politischen Macht auf eine Un-Person á la Trump – der sowohl über die eigene Partei (Republikaner – und die einzelnen Senatoren und Kongress-Abgeordneten) und die legislative Gewalt bestimmen wird, wie durch die Wahl zum Präsidenten auch die exekutive Gewalt innehaben wird, sowie über die Ernennung der Richter für den Supreme Court auch indirekt die juristische Gewalt beeinflusst -, das wird den Verlust jeder Korrektur indirekter Tyrannei und Diktatur bedeuten!
„Ein Tyrann aber ist jeder, der Herrschaft allein in seinem eigenen Interesse ausübt, unter welchem Titel man ihn auch malt oder meißelt.“ – Erasmus von Rotterdam
Tocqueville beschreibt als erster die Sackgasse, in der sich auch die aktuelle Realität der demokratischen Gesellschaften wieder befindet. (Und dies weltweit! ) „Das Paradox liegt in der Tatsache, dass die von der modernen Idee ›der Gleichberechtigung‹ gebildete Gesellschaftsordnung einerseits Vereinigung notwendig macht, diese zugleich aber erschwert, weil es ernsthafter Anstrengungen und beachtlicher Opfer bedarf, um eine große Zahl von Menschen wieder zu einem gemeinsamen sittlichen und vernünftigen Handeln zu bewegen.“
Das Signal, welches durch die wahrscheinliche Trump-Wieder-Wahl zum Präsidenten ausgeht, ist eine zutiefst verheerende für alle noch bestehenden Demokratien, die unter dem neoliberalen Wirtschaftsfaschismus leiden! Die von Trump gezeigten Verhaltensweisen (Skrupellosigkeit, Rüpelhaftigkeit, Menschenfeindlichkeit, Verlogenheit, Verfassungsverächtlichkeit, Demokratiefeindlichkeit und Gewaltbereitschaft) scheinen Erfolg versprechend auch für Wiederholungen in anderen Demokratien zu sein! Die ersten Anzeichen für diese Vorgehensweise sind allem Anschein nach auch der Strategieschwerpunkt in der FDP und ihres Vorsitzenden und Finanzminister Lindner. Dass die AfD schon lange auf diesem Pfad wandelt, das haben nicht zuletzt die drei Landtagswahlen in Ostdeutschland gezeigt.
Die Vereinigung ist das einzige Mittel, das sie haben: Vereinigungen politischer Natur (um sich mit den Angelegenheiten der Allgemeinheit zu befassen) wie auch zivilen Charakter und Mut zum Widerspruch haben (um Wohlstand oder kulturelle, humanitäre oder ähnliche Zwecke zu erreichen) in Form von gleichberechtigten Bürgerräten.
„Denn es gibt keine Freiheit, wenn sie nicht vom Staat geschützt wird; und umgekehrt: nur ein Staat, der von freien Bürgern überwacht wird, kann diesen überhaupt ein vernünftiges Ausmaß an Sicherheit gewähren.“ – Karl Popper
Die allem Anschein nach erfolgreichen rechtskonservativen bis rechtsextremistischen Bewegungen – immer präsentiert und kondensiert in einer propagandistisch eingesetzten „Erlöserfigur“ (Le Pen, Trump etc.) – und ihre Wahlerfolge für das Ziel, die Demokratie durch ein autoritäres System zu ersetzen, kommt der Bequemlichkeit und durch Passivität gekennzeichnete Kommunikationsform der Wähler der Parteien á la AfD oder der Republikaner und „MAGA“-Gläubigen entgegen. Das Denken wird ihnen abgenommen, die negativen Gefühle werden verstärkt (Hass, Machtgier oder zumindest von der Macht zu profitieren) und das Gefühl dazu zu gehören, durch einfaches „Liken“ praktizieren zu können! Gleichzeitig vervielfältigen sie somit die Gesinnung der Egomanen und des völkischen Rechtsextremismus.
Halloween (All Hallows’ Eve(-ning) = Abend vor Allerheiligen) ist adaptiert und Indiz für die Übernahme und Ausbreitung „anderer“ Brauchtümer. Zunächst wurden bei der Christianisierung der Iren die Gewohnheiten und Bräuche der keltischen Religion eingebunden. Und nach der Hungerkatastrophe aufgrund der Kartoffelfäulnis Mitte des 19. Jahrhunderts, die zur Auswanderungswelle der Iren in die USA führte, dann auch als Erinnerungen an die alte Heimat durch die irische Gemeinschaft in den USA gefeiert. Mittlerweile nehmen seit rund 30 Jahren die konsumgesteigerten und expandierenden Formen der Feiern weltweit und auch außerhalb der USA überhand. Regionale Bräuche werden assimiliert und durch die karnevaleske Verkleidung mit der hauptsächlichen Motivation zum Partyfeiern ersetzt.
Nach dem Motto, je wilder, desto grenzenloser und respektloser werden auch Belästigungen und Nötigungen nicht gescheut. Dabei werden selbst von Kindern und Jugendlichen die Grenzen des Schabernacks und Streichespielens beim „Süßes oder Saures“-Spiel (trick or treat) nicht selten überschritten, indem Sachbeschädigung (Eier und Farbbeutel gegen Hauswände und Türen schmeißen) begangen wird und die Dauer der Versuche, doch zu einer „Einnahme“ zu gelangen, indem sie in überbordender Belästigung und Nötigung ausartet. Und dann sind aus dem Mund der die Kinder/Jugendlichen begleitenden Erwachsen Sätze wie: „Dich kriegen wir du Arschgesicht!“ zu hören!
Was spiegelt sich in solchen Verhalten wider? Denkbar ist, dass dem Bedürfnis gefrönt wird, dem Alltag zu entkommen. Ergänzend durch Verkleidung und Kostüme tragend, der Rolle des Verbotenen, der Lust sich und andere zum Gruseln zu bringen und der Fantasie freien Lauf zu lassen, bestimmen das Verhalten. Diese Freiheiten sich zu nehmen und die Alltagsgrenzen zu verlassen, sich auszuprobieren in Rollen, die außerhalb des Normalen liegen, sind weitere vorstellbare Motivationen, die den Gedankengebäuden des Multikulturellen entspringen und Toleranz einzuüben ermöglichen. Eine Toleranz, die zur Akzeptanz des Andersartigen führen kann.
Doch Toleranz und Akzeptanz sind keine Einbahnstraßen, sowie Freiheit ohne die Freiheit des anderen mitzudenken, machen die Freiheit sich anders zu entscheiden für das Gegenüber unmöglich.
Wer Halloween nicht mitmachen will, darf nicht dazu gezwungen und genötigt werden. Wer Freiheit ruft, die er in Anspruch nehmen will, seine Bedürfnisse zu feiern und Halloween ausleben zu wollen, kann den anderen Mitmenschen nicht seine Freiheit nehmen, dies nicht tun zu wollen. Hier sind Grenzen durch den Staat zu benennen und die Gesellschaft auf die gegenseitige Rücksichtnahme vorzubereiten.
Doch die staatlichen und politischen Repräsentanten, die sich als Koalitionspartner gegenseitig behindern, weil sie an das eigen politische Überleben denken, anstatt ihren Verpflichtungen allen Bürgern gegenüber nachzukommen – und nicht nur dem eigenen Klientel der neoliberalen Gesinnung zu entsprechen, indem sie Blockade und Destruktion praktiziert, wie es die FDP unter Lindner aktuell mit einem „Wirtschaftswende-Papier“ in der Ampelkoalition gegen alle Vernunft demonstriert, um sich politisch zu retten – sind überflüssige und schädigende Negativ-Vorbild-Haltungen. Und diese politische Halloween-Aktionsverlängerung ist eine finanzpolitische Bankrotterklärung.
Die fehlende Verantwortung der FDP für die gesamte Nation birgt strukturell in sich Formen des ausgrenzenden „Wirtschaftsfaschismus“ und des sozialen und ökonomischen Harakiris zu Lasten der von Armut betroffenen Gesellschaftsschichten. Lindners Nötigungspapier enthält an keiner Stelle eine notwendige Stärkung der Einnahmeseite im Haushalt – und zwar in Form von Steueraktivierung durch Vermögenssteuern, Transaktionssteuern bei Börsengeschäften und bei der Reform der Erbschaftssteuern!
Dagegen weist die Auflistung seiner Forderungen lediglich die Einsparungen von notwendigen Ausgaben im Bereich der Gemeinwohl- und Daseinsfürsorge-Verpflichtungen auf. Bürgergeldkürzungen und Ausweitungen der „Bestrafungsaktionen“ für Bürgergeldempfänger und Arbeitsannahmezwang sind Forderungen in seinem „Wirtschaftswende-Papier“ genannten Koalitions-Scheidungsantrag. Zudem soll die Arbeitnehmerseite bei den Tarifverhandlungen weiter geschwächt werden, in dem das Tarif-Treue-Gesetz gekippt werden soll! Weitere schon abgestimmte Gesetzesvorhaben sollen gestoppt werden. Alles anachronistische Maßnahmen der neoliberalen Weltsicht! Diese Weltsicht wird selbst von FDP-Ministern (Wissing) zurückgewiesen, die den selbst zerstörenden Weg des verblendeten und falsch beratenen Finanzministers nicht gehen wollen! Es ist zudem notwendig, die Fragen zu beantworten, wer die kostenträchtigen Berater sind, die Lindner den Rat gaben, nicht über diesen einseitigen und destruktiv-neoliberalistischen Tellerrand zu schauen, sowie zu welchen externen Kosten dieses „Papier“ konzeptionell entworfen wurde!
Eine Partei mit solchen Verhaltensweisen braucht in diesem Land kein Mensch mehr. Sie sind vielmehr eine indirekte Stärkung antidemokratischer Parteien á la AfD. Beide Gesinnungsweisen sind reine Pseudo-Alternativen!
28. Oktober 2024
von JvHS Kommentare deaktiviert für Fehlende Moral in Zeiten der Krisen II – Die Macht der Oligarchen und Superreiche gefährden Freiheit und Frieden
Die Privatisierung nach dem Zerfall der UdSSR ermöglicht einigen Russen die Einflussnahme auf die staatlichen Rohstoffkonzerne und damit großen Reichtum. Putins Weg zum Diktator Russlands erfolgte über die Unterwerfung der Oligarchen. Welche Mittel Putin dafür einsetzte, das zeigen die verschiedenen Beiträge auf ZDFinfo zum Thema: „Putin und die Oligarchen“.
Dass der Einfluss der Oligarchen und Superreiche nicht nur Russlands Entwicklung zur Putin-Diktatur beeinflussten, sondern auch die US-Demokratie ist mit dem Neoliberalismus und Finanz-Kapitalismus in die Hände der Egomanen geraten. Auch auf der anderen Seite der zentralistisch-totalitären Volksrepublik Chinas ist die Diktatur mit kapitalistischer Wirtschaftsform die bestimmende Staatsform. Dass die Freiheit und die Selbstbestimmung in Frieden das eigene Leben zu gestalten immer mehr eingeschränkt wird, das wird in der Beitragsreihe „Tycoons – Die Macht der Milliardäre“ sichtbar gemacht.
In den Beiträgen wird sichtbar, dass sowohl in den Demokratien wie auch in Ein-Mann-Diktaturen (Russland) oder totalitärer Ein-Partei-Diktatur (China) die Strukturen vergleichbar sind: der einzelne Mensch gehört zur Verfügungsmasse der Einflussnahme der Machtinhaber. Die Mitbestimmung – auch in den Demokratien – wird abgebaut, die Kontrolle über die Menschen wird ausgebaut, die Gewaltenteilung wird konzentriert auf eine einzelne Person (Russland) oder eine Partei (China). Die US-Demokratie ist gefährdet, durch Egomanen (Trump, Musk) unter die Räder zu kommen, deren einziges Ziel darin besteht, ihre persönlichen Ziele mit allen Mitteln umzusetzen.
Politik ist so, wie die Menschen sind, die sie machen!
Der aktuelle temporäre Erfolg der Egomanen und Antidemokraten á la Putin, Trump oder im Miniformat der Höckes und Krahs beruht darauf, dass sie in primitiver Weise und mit skrupellosen Formeln wie „MAGA“ und mit Gewalt die zu erklärten Feinden benannten Mitmenschen vernichten könnten. Trump spielt sich als Idol und Heilsbringer auf und bringt seine Wähler in eine Hörigkeitsabhängigkeit. Trump und auch die anderen Egomanen vermeiden Fakten, überhäufen die Fans mit Ersatzgefühlen von „Sicherheit in der Masse“, von „Macht und Kraft der Waffen“ mit denen – nach Trumps Motto – die „US-amerikanische Freiheit (andere zu unterdrücken, bestrafen und vernichten zu dürfen) verteidigt werden soll und deshalb Mauern und Zäune (von Strafzöllen bis Zäunen an der Grenze zu Mexico) zu errichten seien.
Der Verlust des Sicherheitsgefühls der Menschen weltweit wird angesichts der Kriegsbereitschaft bei vielen Terrorstaaten mehr als verständlich. Die Friedensbewegungen in den 1970-1989 sind nach dem Zerfall des Ostblocks völlig zum Erliegen gekommen. Dass sie im Bewusstsein einer Gesellschaft dennoch gewirkt hat, darf zwar erhofft werden, jedoch niemals zu einer Fehleinschätzung führen, zu verkennen, dass die heutigen Friedensforderungen von Aktivisten kommen, die sich unversöhnlich und parteiisch gegenüber stehen. Ablesbar einerseits an den Kriegen Israels gegen die Terror-Anschläge der Hamas und Hisbollahs. Sowie andererseits an dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und den ebenfalls gespaltenen und sich parteiisch verhaltenen Friedensforderungen der BSW und der AfD und ihrer Wählerschaft in Ostdeutschland, die Russlands Angriffs-Krieg unterstützen. Andererseits wird die „Friedensfordung“ der Gegner Russlands unter die Maxime gestellt, dass Frieden nur durch den unterstützten Widerstand der Ukraine erreicht werden kann, bis Russland erkennen muss, dass der Preis für die Unterdrückung der Ukraine zu hoch wird.
In der Zeit Ende der 1970er und Anfang der der 1980er Jahre war der Nato-Doppelbeschluss des SPD-Bundeskanzlers Helmut Schmidt, die Pershing-II-Atomraketen in Deutschland zu installieren, weil Russland Mittelstrecken-Raketen in der DDR und den damaligen Ostblockstaaten installierte, der Anlass für die großen Friedensdemonstrationen in Bonn 1982/1983 gegen diese Politik. Dass die Abschreckung des sich gegenseitig vernichten Könnens bewirkt habe, dass es nie zu einem Atom-Krieg in Deutschland und Mitteleuropa gekommen sei, ist bis heute strittig. So steht dieser Abschreckungsthese die Erkenntnis gegenüber, dass nicht das Totrüsten durch Reagan gegen die damalige Sowjetunion auch den Zerfall des Ostblocks bewirkt habe, sondern die moralisch-ethische Einsicht Gorbatschows und seines Programms „Glasnost und Perestroika“!
Darin unterscheidet sich die heutige Situation, weil Putin keine moralisch-ethischen Werte hat, die Frieden und Kriegsbeendigung und für die russische Gesellschaft „Glasnost und Perestroika“ vorsieht. „Politiker machen Politik, die so ist, wie sie selber denken und handeln, ohne den Blick über den Tellerrand zu wagen.“ BSW und AfD haben eine Friedensvorstellung, die den Tyrannen Putin und seine Psyche völlig fehleinschätzen. Gorbatschow war friedensbereit, Putin ist nur kriegsorientiert. Dass Putin in diesem Sinne durch Verbündete á la Nord-Korea allem Anschein nach direkt die Soldaten des Kim-Jong un-Diktators an der Front einsetzen lässt, zeigt seine Eskalationsbereitschaft zur Ausweitung des Krieges. Und beide Nationen sind Atom-Waffen-Nationen.
Andrei Dmitrijewitsch Sacharow appellierte nach dem Ende des „Kalten Krieges“ für die Abrüstung aller Atomwaffen mit seinem Satz:
„Wir können nicht Menschen bleiben, wenn wir die Atomwaffen behalten wollen!“
Wie Recht er hatte, beweisen die Anstrengungen von Unmenschen wie Kim Jong-un, den Ajatollahs und anderen Machtgierigen, über Atomwaffen verfügen zu können, damit sie wie Putin und seine Kumpanen mit dem Einsatz dieser Waffen drohen können und – wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen – sie einsetzen werden?!
Der im Jahr 2011 verstorbene Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychoanalytiker, Professor für Psychosomatik und Sozialphilosoph und „Vater der Friedensbewegung“ Horst-Eberhard Richter beschreibt in seinem Buch „Moral in Zeiten der Krise“ jene Mängel bei den Berufspolitikern, die auch in der Ampelkoalition zu finden sind und zu dem verheerenden Zustand der Ampelkoalition geführt haben können.
»Es gibt eine kreisförmige Wechselbeziehung zwischen (Macht und Vorteilsnahme), Machen und Erkennen. Wenn man nicht macht, was man als notwendig erkannt hat, wenn auch mit persönlichen Unannehmlichkeiten behaftet, dann kann man irgendwann auch nicht mehr erkennen, was zu machen ist.«
»Wer Anpassungszwängen taktisch nachgibt, wohl wissend, dass er ihnen mit vertretbarem Risiko widerstehen könnte und auch sollte, wird nach und nach die Unzumutbarkeit von Anpassungsforderungen gar nicht mehr wahrnehmen, d. h., die eigene Gefügigkeit auch nicht mehr als Fluchtreaktion durchschauen.«
Die Lehre Horst-Eberhard Richters aus seiner reichen therapeutischen Erfahrung (und seinen Begegnungen mit Willy Brandt, Gorbatschow, Sir Ustinov und vielen anderen) lautet schlicht:
»Kein anderer Weg kann uns aus den Krisen herausführen als das Erstarken eines neuen moralischen Verantwortungsbewusstseins.“ (Damit ist nicht die „geistig-moralische Wende“ hin zum reaktionären Neoliberalismus des verstorbenen Ex-Bundeskanzlers Helmut Kohl gemeint!)
Und dieses Verantwortungsbewusstsein ist zwingend notwendig auf Seiten der Zivilbevölkerung, der Politiker und der Konzerne des Finanzkapitalismus!
Leider ist dieses moralisch-ethisch basierte Verantwortungsgefühl für die eigentlichen Aufgaben weltweiter Problemlösungen aktuell weder in Deutschland bei der Ampel-Regierung noch bei den Oppositionsparteien zu finden. Aber eben sowenig ist dieses Verantwortungsgefühl bei der Zivilgesellschaft und bei Teilen der Wählerschaft zu finden, wenn die Wahlergebnisse für die rechtsextremistische AfD betrachtet werden. Noch ist sie bei Teilen der Wirtschaft, hier insbesondere nicht bei den Börsen notierten Unternehmen und der Finanzwirtschaft wahrzunehmen.
Die Welt scheint insgesamt aus den Fugen der Mitmenschlichkeit, der solidarischen Unterstützung beim Abbau der Armut, der Friedensbereitschaft und der Verhinderung von Egomanen und ihren Unterdrückungsmodellen geraten zu sein. Die aktuelle Präsidentschaftswahl in den USA ist dafür beredtes Beispiel! Und das in einer – noch so zu nennenden – Demokratie.
„Politik ist so, wie die Menschen sind, die sie machen!“